Im Widerstand gegen den Wandel . Das agrarische Milieu in der Weimarer Republik

Die „Deutsche Tageszeitung“ war eine den Großagrariern und speziell dem „Reichs-Landbund“ nahe stehende Tageszeitung. Anders als zu erwarten, beschränkte sich die Zeitung allerdings nicht nur auf landwirtschaftliche Probleme, sondern erhob einen allgemeinen, gesellschaftlichen und politischen Anspruch und erörterte daher auch Fragen von grundsätzlicher Bedeutung.[...]

Im Widerstand gegen den Wandel. Das agrarische Milieu in der Weimarer Republik[1]

Von Jürgen Bergmann

Die „Deutsche Tageszeitung“ war eine den Großagrariern und speziell dem „Reichs-Landbund“ nahe stehende Tageszeitung. Anders als zu erwarten, beschränkte sich die Zeitung allerdings nicht nur auf landwirtschaftliche Probleme, sondern erhob einen allgemeinen, gesellschaftlichen und politischen Anspruch und erörterte daher auch Fragen von grundsätzlicher Bedeutung. In der „Deutschen Tageszeitung“ spiegelte sich vorrangig die Haltung und Einstellung der Großagrarier und insbesondere die der östlichen Rittergutsbesitzer wieder. Da aber der großagrarisch bestimmte „Bund der Landwirte“ sowie später dann auch der „Reichs-Landbund“ auf die gesellschaftlichen und politischen Einstellungen weiter Kreise der Bauernschaft einen prägenden Einfluss ausübte, sind die Ausführungen der „Deutschen Tageszeitung“ vielfach auch repräsentativ für große Teile des gesamten agrarischen Milieus in der Weimarer Republik. Insofern gibt die in der nachfolgend abgedruckten Quelle geäußerte Stellungnahme zum Gedenktag der Revolution von 1918 ein durchaus einflussreiches Stimmungsbild wieder.[2]Ebenso aufschlussreich sind aber auch einige weitere vergleichbare Ausschnitte, die im Folgenden erörtert werden sollen und die verdeutlichen, wie breit gefasst die Skepsis gegenüber der neuen Republik in diesem großen gesellschaftlichen Bereich war.

Das so genannte agrarische Milieu, das in den folgenden Ausführungen im Mittelpunkt steht, gehörte aufgrund eines ganzen Ursachenbündels gesellschaftlich und politisch überwiegend zum konservativen Lager in Deutschland. Grundlegend war einerseits die kritiklose Verklärung der Vergangenheit mit ihrer durch Monarchie, Obrigkeitsstaat und Militär geprägten Grundstruktur: Über die Empfindung, dass die Kriegsniederlage sowie der Zusammenbruch des Kaiserreiches als eine verhängnisvolle Katastrophe anzusehen sei, bestand hier uneingeschränkte Einigkeit. In den Kommentaren zum Reichsgründungstag von 1871 zeigte sich überaus deutlich jene fest gefügte gesellschaftliche und politische Wertordnung der Agrarier, die ihre Haltung zur Weimarer Republik grundlegend bestimmte. Aller Glanz ruhte unverbrüchlich auf dem Kaiserreich mit seiner monarchischen Ordnung. Dieser Blick zurück in die glorreiche Vergangenheit kontrastierte für sie ständig mit dem Elend der Gegenwart nach 1918. Kennzeichnend dafür war vor allem der Kult der „großen Männer“. Verglichen mit den großen heldenhaften Persönlichkeiten der Vergangenheit trat der Abstand zu ihren „armseligen Nachfolgern“ nach 1918 deutlich zutage. Bismarck habe das deutsche Reich gegründet, „nicht Herr Scheidemann“, so skandierte die „Deutsche Tageszeitung“ bereits im Januar 1921 und führte dann weiter an, dass sich der Sinn für das Große langsam wieder durchsetze, da die Erinnerung an deutsche Heldenkraft die Menschen für die Gegenwart stärke. Wenn der Dienst für das Vaterland wieder oberster Wert sei, werde die Vergangenheit zur Hoffnung auf die Zukunft.[3]

Dabei wurde schon ein weiterer Schwerpunkt der politischen Wertordnung der Agrarier deutlich: Das „Vaterland“, das „Reich“ standen über allem anderen, das heißt, der Nationalismus gehörte zu den grundlegenden Werten und Überzeugungen des agrarischen Milieus – wie es die „Deutsche Tageszeitung“ nach 1918 ausdrückte: „Auch dem Dummsten mußte klar werden, daß es etwas Höheres gibt als die kleinen Parteifragen der inneren Politik – das Vaterland“[4], und nur durch die Rückkehr zur selbstlosen Hingabe an das Ganze werde der erneute Aufstieg Deutschlands möglich sein.[5]Dabei war es außenpolitisch besonders der Aspekt der Weltgeltung Deutschlands, der für den Nationalismus der Agrarier eine zentrale Rolle spielte. In der Reichsgründung von 1871 verkörperte sich für sie die Erfüllung der deutschen Geschichte, womit sich vor allem auch weltgeschichtliche Aussichten von unbegrenzter Weite eröffneten, wie die „Deutsche Tageszeitung“ im Januar 1921 ausführte.[6]Die Niederlage Deutschlands und seine außenpolitische Schwäche nach 1918 mussten daher immer erneut die Ablehnung der glanzlosen Weimarer Republik bestärken und den Hass auf die vermeintlich daran Schuldigen anfachen.

Im Inneren wurden mit der Reichsgründung „die Voraussetzungen zu einem wirtschaftlichen, militärisch-politischen und geistig-sozialen Aufschwung ohnegleichen geschaffen.“ Dadurch wurden noch elementarere Werte zur vollen Entfaltung gebracht: „das stolze Gefühl des unverlierbaren Eigenwertes deutschen Wesens, deutscher Kraft und deutscher Gesinnung“ konnte jetzt voll zum Ausdruck kommen. Vor allem zählte der Glaube, „daß im deutschen Volkstum Kräfte liegen, die uns ein geistiges Fortleben sichern.“[7]

Besonders der völkische Gedanke, der dabei angesprochen wurde, besaß für die Agrarier seit dem späten 19. Jahrhundert eine zentrale Bedeutung. Immer wieder wurde betont, dass „nur eine völkische Erneuerung im Geist und in der Wahrheit uns die heldischen Kräfte des 18. Januar wiedergeben kann. Wenn wir wieder empor zur Macht wollen, brauchen wir die innere deutsche Volkgemeinschaft.“[8]Dieses so verstandene Reich oder die Nation als geschlossene harmonische Volksgemeinschaft wurden oft ins Heilige oder Religiöse überhöht und mit jener welthistorischen Sendung versehen, wie sie sich seit dem frühen 19. Jahrhundert herausgebildet hatte. Verglichen damit waren das Erscheinungsbild und das Selbstverständnis der Weimarer Republik so armselig und unwürdig, dass ihre dauerhafte Ablehnung auch von daher für die Agrarier selbstverständlich war. Noch 1924 hieß es, dass Deutschland ohne eine Erneuerung des alten preußischen Geistes nicht leben könne. Das sei nur möglich durch eine Abkehr von allem internationalen Denken und eine Erneuerung im völkischen Sinn, wodurch Deutschland wieder aufsteigen werde „in neuer Freiheit und Kraft“.[9]

Vor dem Hintergrund dieser Überzeugungen und Werte der Agrarier erhält die Rede von der Kluft, die sich infolge der Ereignisse von 1918 ihrer Meinung nach durch das deutsche Volk zog, ihren Sinn. Aus ihrer Sicht hatten die Revolution und die Träger der neuen Ordnung das unbesiegte deutsche Heer von hinten erdolcht und damit das ganze Elend Deutschlands verschuldet, und das zudem aus ganz persönlich-egoistischen Motiven und Interessen ihrer Führungsschichten und aufgrund niedrigster Instinkte ihrer Basis.[10]Die Sicht auf die Träger der Revolution und der neuen Ordnung besaß also von Anfang an den Charakter übelster Diffamierung und Kriminalisierung, sodass die „Deutsche Tageszeitung“ noch 1924 schrieb, der 9. November 1918 habe das gesunde Blut des deutschen Volkes vergiftet, und es gehe in der Auseinandersetzung damit nicht um eine Frage der Politik, sondern der Kriminalität.[11]Dieses Urteil wurde mit geringen Einschränkungen auch immer wieder auf die neue Ordnung der Weimarer Republik und ihre Träger, besonders die Sozialdemokratie, übertragen.[12]

Doch es gab auch andere Töne. Wie die unten abgedruckten Betrachtungen zum Jahrestag der Revolution aus dem Jahre 1928 zeigen, gab es durchaus auch einige deutliche Aufrufe zu stärkerer Besonnenheit und Mäßigung. Der Grund lag in der gesellschaftlichen und politischen Veränderung seit 1924. Die Weimarer Republik war in diesem Zeitraum wirtschaftlich und teilweise auch politisch in eine gewisse Konsolidierungsphase eingetreten. Ein zaghafter wirtschaftlicher Aufschwung gab etwas Hoffnung, die Umsturzversuche von rechts und links schienen zunächst erlahmt zu sein, und politisch hatte besonders die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten die Situation verändert: Ein System, das durch einen ehemaligen kaiserlichen General als Reichsoberhaupt repräsentiert wurde, ließ sich nicht mehr ohne weiteres absolut ablehnen, geschweige denn bekämpfen. Insofern führte die Wahl Hindenburgs das rechte Lager der Weimarer Republik einen deutlichen Schritt näher. Die Betrachtung der „Deutschen Tageszeitung“ zum Revolutionstag von 1928 schlägt sehr viel moderatere, von mehr Verständnis und Abgewogenheit getragene Töne an als jemals zuvor und gelangt damit auch zu Einsichten und historischen Interpretationsansätzen, die sie als Zeitdokument und als Deutungsangebot für komplexe historische Zusammenhänge aus vergleichbaren Quellen der Zeit hervortreten lässt. Deutlich wird, wie stark „der Riss“ durch die deutsche Gesellschaft, die Aufsplitterung in einander unversöhnlich gegenüberstehende Lager, von den Zeitgenossen unverändert empfunden wurde – die verschärfte gesellschaftliche und politische Lagerbildung nach 1918 beziehungsweise die Fragmentierung der politischen Kultur mit allen ihren verhängnisvollen Folgeerscheinungen ist ja auch in der Forschung immer wieder herausgestellt worden.[13]Aber eindeutig ist auch, dass in der Betrachtung aus den angeführten Gründen heraus mehr um Verständnis für die gegnerische Seite gerungen und dabei auch stärker versucht wurde, zu erklären als zu diffamieren. Hierbei galt zwar nach wie vor die Verratsthese, aber diese bezog sich nur noch auf einen kleinen Teil der Bevölkerung, sodass die vorher immer wieder vollzogene diffuse Identifizierung des gesamten Weimarer Systems und seiner Träger mit dem „Novemberverbrechen“ der Revolution aufgegeben wurde.

Umso aussagekräftiger ist die Betonung der unveränderten Fremdheit und Beziehungslosigkeit beider politischer Flügel, was darauf verweist, dass das konservative Lager eben doch nur begrenzt für die Weimarer Republik gewonnen worden war. Das bestätigt die Einsichten der historischen Forschung, dass es sich in dieser Hinsicht nach 1924 nur um eine Scheinkonsolidierung handelte. Um nur einige von vielen Ursachen anzuführen, die dafür genannt werden: Die konservativen Schichten in Deutschland hatten sich, über Jahrhunderte hinweg an Gehorsam, Obrigkeitsstaat und strenge autoritäre Führung von oben gewöhnt, nicht in dem kurzen Zeitraum seit 1918 an das parlamentarische System mit seinen Interessenauseinandersetzungen und stets als „faul“ empfundenen Kompromissen gewöhnen können. Die Parteien entsprachen diesen Bedürfnissen ihrer Anhänger und erwiesen sich für die Regelmechanismen des demokratisch-parlamentarischen Systems vielfach als zu unflexibel. Der Parlamentarismus funktionierte daher mehr schlecht als recht und verstärkte damit wieder die Unzufriedenheit mit dem neuen System. Dazu kam, dass der zunehmende Nationalismus in der glanzlosen Weimarer Republik nach wie vor keine Identifikationsmöglichkeit und keine Bestätigung fand. Das verhinderte nicht nur eine echte Konsolidierung, sondern führte auch noch zu einer schleichenden Erosion der ohnehin ungefestigten Weimarer Demokratie, die ihren Ausdruck in der anhaltenden Abwanderung des Wählerpotentials der bürgerlich-liberalen Parteien nach rechts in den Wahlen nach 1924 fand.

Seine entscheidende Verschärfung und Zuspitzung erfuhr dieser Prozess durch den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise seit 1929. Diese Krise mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Lage fast aller Bevölkerungsschichten in Deutschland führte zu einer dreifachen Bewegung auf verschiedenen Ebenen des Systems sowie schließlich zum Sturz der Weimarer Republik: Zu beachten ist einmal eine Mobilisierung und Radikalisierung an der Basis, die sich im Aufbegehren weiter Bevölkerungskreise, in Massenprotesten, Demonstrationen und Unruhen äußerte, ihren Hauptausdruck aber in dem Wählerzustrom zu den extremen Parteien von rechts und links fand, wie er in den „Schicksalswahlen“ vom September 1930 gipfelte. Hinzu kommt, zum Zweiten, eine gezielte politische Aktion auf der obersten politischen Ebene. Sie konzentrierte sich um den Beraterkreis des Reichspräsidenten, die Reichswehrführung und wurde von konservativen Eliten aus Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt, mit dem Ziel, die Weimarer Republik zu einem autoritären, rechts regierten politischen System zu verschieben. Dieses Ziel wurde mit der Errichtung der Präsidialkabinette seit 1930 im Grunde schon erreicht. Die dritte und gefährlichste Bewegung gegen die Weimarer Demokratie lag in der Wiederaufnahme der konzentrierten Angriffe der rechtsextremen Bewegungen, Organisationen und Parteien zum Sturz der Republik, in deren Zentrum zunehmend die NSDAP stand. Diese Bewegung, die sich später teilweise in der „Harzburger Front“ zusammenschloss, führte schließlich auch zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933.

Die so nur knapp skizzierte Radikalisierung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse spiegelte sich auch in den weiteren Ausführungen und Kommentaren der „Deutschen Tageszeitung“. Die in der Betrachtung von 1928 hervortretende, seit 1925 feststellbare relative Besonnenheit und Abgewogenheit verschwand wieder. Der Ton verschärfte sich erneut, und die Angriffe auf die politischen Gegner, im Grunde auf das gesamte andere politische Lager der Revolution und der Weimarer Demokratie, für das 1928 noch zumindest im Ansatz ein gewisses Verständnis aufgebracht worden war, bekamen wieder grundsätzlichen und überwiegend polemischen Charakter. Die Umkehr setzte im Grunde bereits im weiteren Verlauf des Jahres 1928 wieder ein, wenn etwa erneut die „Herrschaft der Sozialdemokratie und der Demokratie des Asphaltabfalls über das Wohl des Staates“ gegeißelt wurde.[14]Dabei trat in den Folgejahren bis 1933 im Rahmen des rechtsextremen Ansturms der „nationalen Revolution“ gegen die Weimarer Republik der Nationalismus der Agrarier wieder besonders hervor, ausgedrückt etwa in der Äußerung der „Deutschen Tageszeitung“ 1931: „Wir wollen leben – leben aus national-sittlicher Stärke, frei von dem Narrentum des Weltgewissens“.[15]In solchen und ähnlichen Passagen drückt sich unmissverständlich aus, dass die Nation über allem stehen sollte, sogar über dem Völkerrecht sowie auch über jeglicher Moral. Neben den erneut zunehmend schärfer werdenden Angriffen auf alle politischen Gegner, das heißt im Grunde auf alle Träger der Weimarer Republik, trat jetzt immer stärker die Auseinandersetzung um die künftige Ordnung eines neuen autoritären, völkischen und nationalistischen Deutschlands. Die relative Annäherung an die Weimarer Republik zwischen 1925 und 1928, die noch in der Betrachtung von 1928 zum Ausdruck kam, war vergessen, und die zaghaften Anzeichen von Verständnisbereitschaft und Abgewogenheit hatte wieder dem alten Radikalismus Platz gemacht, der erneut und endgültig den bedingungslosen Kampf gegen die Weimarer Republik zum Programm erhob.

Diese Haltung und Politik der Agrarier gegenüber der Weimarer Republik spielten eine folgenschwere Rolle nicht nur für die deutsche, sondern auch für die europäische Geschichte dieser Zeit, weit stärker als vom Gewicht und der Bedeutung des Agrarbereichs in der Weimarer Wirtschaft und Gesellschaft her zu erwarten war. Die Ursache dessen lag einmal in der zentralen Funktion der Agrarier und der von ihnen beeinflussten Bereiche der Landbevölkerung für das rechte Lager und für den von ihm ausgehenden Ansturm auf die Weimarer Republik nach 1930. Zum Zweiten, und vielleicht noch bedeutsamer, lag sie in dem ausschlaggebenden Einfluss der östlichen Rittergutsbesitzer auf den alten Reichspräsidenten von Hindenburg und auf seine politischen Beschlüsse gerade in der Endphase der Republik, womit das agrarische Milieu unmittelbar auf das zentrale Entscheidungszentrum der deutschen Politik in diesem Zeitraum einwirken konnte und wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte dieser Jahre gewann. Das agrarische Milieu trug auf diese Weise grundlegend zur Machtergreifung der Nationalsozialisten bei, und damit in der Folgezeit zu einem radikalen Umbruch in der europäischen Geschichte, der durch den Zweiten Weltkrieg und durch die Ausbreitung der NS-Terrorherrschaft über weite Teile Europas gekennzeichnet war.

 


[1] Essay zur Quelle Nr. 2.7, Artikel aus der Deutschen Tageszeitung zum zehnten Jahrestag der Revolution von 1918 (7.11.1928).

[2] Vgl. Quelle Nr. 2.7; Deutsche Tageszeitung, Nr. 527 vom 7.11.1928.

[3] Deutsche Tageszeitung, Nr. 26, 17.01.1921.

[4] Deutsche Tageszeitung, Nr. 30, 17.01.1918.

[5] Deutsche Tageszeitung, Nr. 29, 18.01.1924.

[6] Deutsche Tageszeitung, Nr. 27, 18.01.1921.

[7] Deutsche Tageszeitung, Nr. 27, 18.01.1926.

[8] Deutsche Tageszeitung, Nr. 29, 19.01.1921.

[9] Deutsche Tageszeitung, Nr. 29, 18.01.1924.

[10] Vgl. dazu Bergmann, Jürgen, „Das Land steht rechts!“ Das „agrarische Milieu“, in: Lehnert, Detlef; Megerle, Klaus (Hg.), Politische Identität und nationale Gedenktage. Zur politischen Kultur in der Weimarer Republik, Opladen 1989, S. 191.

[11] Deutsche Tageszeitung, Nr. 528, 8.11.1924.

[12] Vgl. Bergmann (wie Anm. 10), S. 194.

[13] Vgl. Lehnert, Detlef; Megerle, Klaus (Hg.), Pluralismus als Verfassungs- und Gesellschaftsmodell. Zur politischen Kultur in der Weimarer Republik, Opladen 1993.

[14] Deutsche Tageszeitung, Nr. 521, 8.11.1928.

[15] Deutsche Tageszeitung, Nr. 29, 17.01.1931.

 


Literaturhinweise:

  • Bergmann, Jürgen; Megerle, Klaus, Protest und Aufruhr der Landwirtschaft in der Weimarer Republik (1924-1933). Formen und Typen der politischen Agrarbewegung im regionalen Vergleich, in: Bergmann, Jürgen u.a. (Hg.), Regionen im historischen Vergleich. Studien zu Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, Opladen 1989, S. 200-287
  • Bergmann, Jürgen, „Das Land steht rechts!“ Das „agrarische Milieu“, in: Lehnert, Detlef; Megerle, Klaus (Hg.), Politische Identität und nationale Gedenktage. Zur politischen Kultur in der Weimarer Republik, Opladen 1989, S. 181-206
  • Puhle, Hans-Jürgen, Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften. Deutschland, USA und Frankreich im 20. Jahrhundert, Göttingen 1975
  • Sontheimer, Kurt, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, München 1962
  • Winkler, Heinrich August, Weimar. 1918-1933, München 1993

Artikel zum zehnten Jahrestag der Revolution von 1918 (Deutsche Tageszeitung, 7. November 1928) [1]

„Diese trüben Herbsttage, an denen sich der Zusammenbruch Deutschlands und der „Sieg“ der Novemberrevolte zum zehntenmal jährt, lassen noch einmal all die erschütternden Ereignisse dieser schicksalsschweren Zeit vor unseren Augen erstehen. Viel ist in diesen vergangenen zehn Jahren über Zusammenbruch und Revolution geschrieben und geredet worden. Anklage steht noch immer gegen Anklage. Wir wissen heute, daß der Riß, den dieses Kriegsende mitten durch das deutsche Volk, ja mitten durch das Bürgertum hindurch gebrochen hat, sich im Laufe der Jahre eher verbreitert als geschlossen hat. Schwarz-weiß-rot steht heute auf der einen, Schwarz-rot-gold auf der anderen Seite des Grabens, und wenige schwache Brücken führen hinüber. Auch wenn die politischen Parteien mit ihren Kompromißbildungen diesem Bild nicht ganz entsprechen, so trifft es für die Massenstimmungen doch durchaus zu. Nicht etwa im Sinne eines Zwei-Parteien-Systems, sondern als Zeichen der völligen Entfremdung, des völligen Nichtverstehens zwischen den beiden großen Lagern. Für das deutsche Volk, das schon an der konfessionellen Spaltung und an den ungelösten sozialen Gegensätzen schwer zu tragen hat, ist der neue Riß vom November 1918 ganz besonders verhängnisvoll. Die im Volke wurzelnden einigenden Symbole, die gerade unser zur Eigenbrötelei neigendes Volk besonders nötig hatte, sind damals gestürzt worden, ohne daß etwas anderes an ihre Stelle gesetzt werden konnte, das in gleicher Weise über die Parteien hinweg zusammenführend wirken und als nationale Kraftquelle dienen konnte. Am 9. November und selbst in den ersten Zeiten des neuen Regimes stand es noch keineswegs fest, daß es so kommen würde. Wir wissen heute, wie verhältnismäßig klein ursprünglich der Kreis der eigentlichen Revolutionäre war, der damals Volk und Regierung überrumpelte. Es kann heute als feststehend gelten, daß nur ein Bruchteil unseres Volkes mitten in unserem schwersten Verzweiflungskampf bewußt Verrat geübt hat und planmäßig auf den Zusammenbruch hingearbeitet hat. Das ist eine moralische Entlastung für unser Volk und doch kein Trost, wenn man an die Abwehrmöglichkeiten denkt, die damals unausgenutzt blieben.“



[1] Deutsche Tageszeitung, Nr. 527 vom 7.11.1928.

 


Die Druckversion des Essays findet sich in Hohls, Rüdiger; Schröder, Iris; Siegrist, Hannes (Hg.), Europa und die Europäer. Quellen und Essays zur modernen europäischen Geschichte, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2005.
Für das Themenportal verfasst von

Jürgen Bergmann

( 2006 )
Zitation
Jürgen Bergmann, Im Widerstand gegen den Wandel . Das agrarische Milieu in der Weimarer Republik, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2006, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1315>.
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