Europa und Nordafrika Die Schlüsselfunktion kultureller Codes im Ringen um Macht und Einfluss zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Am 1. Juli 1816 schrieb Sir Thomas Maitland einen harschen Brief an Mr. Richard Oglander, den Konsul Großbritanniens in Tunis. Maitland, mit Sitz in Valletta (Malta), zeichnete für die Kommunikation und Durchsetzung britischer Interessen im ganzen Mittelmeerraum verantwortlich. Der scharfe Ton an die Adresse Oglanders galt dessen unangemessenem Benehmen gegenüber nordafrikanischen Würdenträgern. [...]

Europa und Nordafrika: Die Schlüsselfunktion kultureller Codes im Ringen um Macht und Einfluss zu Beginn des 19. Jahrhunderts[1]

Von Desanka Schwara

Am 1. Juli 1816 schrieb Sir Thomas Maitland einen harschen Brief an Mr. Richard Oglander, den Konsul Großbritanniens in Tunis. Maitland, mit Sitz in Valletta (Malta), zeichnete für die Kommunikation und Durchsetzung britischer Interessen im ganzen Mittelmeerraum verantwortlich. Der scharfe Ton an die Adresse Oglanders galt dessen unangemessenem Benehmen gegenüber nordafrikanischen Würdenträgern.

Der Bey von Tunis hatte im Divan (Rat) seinen Sohn als Nachfolger vorgestellt. Die ebenfalls anwesenden Konsuln verschiedener europäischer Staaten hätten dem jungen Mann als ein Zeichen des Respekts – und wohl auch als Anerkennung seines Rechtsanspruchs auf die Nachfolge – in einer Zeremonie die Hand küssen sollen. Oglander hatte den Handkuss allerdings explizit verweigert.

Maitland wies Oglander daraufhin zurecht. Ablehnungen dieser Art, wie die Verweigerung des Handkuss’, müssten – wenn überhaupt – in einer Form geschehen, die den Bey und seinen Sohn so wenig wie möglich beleidigte: mündlich, nur einmal und keinesfalls vor dem versammelten Divan und in Anwesenheit von Gästen. Es sei Aufgabe des Konsuls in Tunis, sich so zu benehmen, dass ihm – und somit der englischen Krone – die Zuneigung der herrschenden Macht gewiss sei. Einem entrüsteten Brief des Bey aber entnehme er, dass Oglander offenbar den Divan gezielt aufgesucht habe, um dort den Handkuss ausdrücklich zu verweigern. Maitland rügte Oglander für den politischen Schaden, den er angerichtet hatte und hob die Handlungsweise anderer Konsuln europäischer Mächte lobend hervor, namentlich jenem Frankreichs, der diese knappe Geste der Unterwerfung, die sich als eine reiner Höflichkeit und politischer Noblesse interpretieren ließe, ohne viel Aufhebens gemacht habe. Der britische Konsul habe dagegen Großbritannien, das mit Tunis befreundet war und beabsichtigte, diese Freundschaft zu vertiefen und politisch wie wirtschaftlich in Nordafrika Fuß zu fassen, in eine delikate Lage gebracht. Wenn der britische Konsul nun nachträglich, auf Maitlands ausdrückliche Anweisung hin, die Hand des Beys küssen würde, ließe sich diese symbolische Handlung in der Tat als eine Geste der Unterwerfung deuten.

Der Vorfall löste eine wahre Korrespondenzflut aus. Der französische Konsul hatte sich seinerseits vor der französischen Regierung rechtfertigen müssen, weshalb er die Hand des jungen Bey geküsst habe. Dieser argumentierte, dass alle Macht bereits in den Händen des Nachfolgers liege, während sein Vater den Staat lediglich repräsentiere. Erst im Oktober 1817 konnten die Differenzen freundschaftlich beigelegt werden, wie Maitlands höflichem Brief an den Bey zu entnehmen ist.

Die Briefe Maitlands an die Konsuln Großbritanniens stammen aus dem „Barbary States Correspondence Book (1813-1845)“, das Kopien von Briefen an den Bey von Algerien, den Bey von Tunesien, den Bashaw von Tripoli und an die britischen Konsuln in „the States of Barbary“ enthielten. Es geht um den Kauf von Vieh, Pferden und Nahrungsmitteln, um britische Politik in Nordafrika, um britische Untertanen, die im Mittelmeerraum in Not geraten waren und politischen oder praktischen Beistands bedurften, um Piraterie, um Kaperbriefe Ihrer Königlichen Majestät und um Sklaverei.

Bereits im Oktober 1815 hatte Maitland ein Zirkularschreiben mit genauesten Verhaltensregeln an die Konsuln in britischen Diensten verschickt. Es handelte sich in erster Linie um Verbote an die Konsuln, sich zu irgendetwas irgendwie zu äussern, bevor sie nicht von ihm genaueste Instruktionen erhalten hätten. Viele Briefe, mit denen Maitland Kontrolle über die ihm zugeordneten selbstherrlichen und widerspenstigen Konsuln zu erreichen versuchte, dokumentieren den Ungehorsam und das autonome Agieren der Konsuln, die sich an diese straffe Anbindung an einen politischen Souverän erst gewöhnen mussten.

Die Briefe Maitlands, aus denen hier Sequenzen für die Zeit 1815-1817 ausgewählt wurden, zeigen, wie sich die Briten in diesem Ringen verschiedener europäischer Staaten um Macht und Einfluss in Nordafrika bemühten, ihren Status zu festigen und dezidiert auszubauen. Bezeichnenderweise nennt Maitland den Namen des Bey von Tunis nie; wichtig sind ihm lediglich Amt und Nachfolge und die britischen Interessen im Mittelmeerraum und in Nordafrika. Offensichtlich handelte es sich um Mahmud Ibn Muhammad, der von 1814 bis zu seinem Tod im Jahre 1824 in Tunesien herrschte, wenn das Land auch immer noch in einem lockeren Abhängigkeitsverhältnis zum Osmanischen Reich stand. Zum Zeitpunkt der Handkussaffäre war er selbst erst seit zwei Jahren in Amt und Würden und sichtlich um die Stellung seines noch jungen Sohnes besorgt. Offensichtlich ist es ihm gelungen, dessen Position zu festigen, jedenfalls trat Al-Husayn II Ibn Mahmud 1824 die Nachfolge an und regierte bis zu seinem Tod im Jahre 1835.

In der besagten Affäre geht es offenkundig um einen Macht- und Generationenwechsel in Tunis, im Kern aber um Macht generell und eine implizierte Ehrerbietung bzw. eine angedeutete Unterwerfung; die Macht europäischer Staaten wird jener nordafrikanischer Herrscher entgegengesetzt, verschiedene europäische Konsuln messen sich aneinander, im gleichen Atemzug kämpfen sie mit ihren Vorgesetzten um die Größe ihrer Einflusssphäre. Geführt wird der Kampf um Macht – im Jahre 1816, ein Jahr nach dem Wiener Kongress, an dem Europa wie auch globale europäische Einflusssphären nach dem Ende der Napoleonischen Kriege neu organisiert und verteilt wurden – über ihre sichtbaren Embleme.

Dieser symbolische Code – der (verweigerte bzw. gewährte) Handkuss – ist ein Steinchen im komplexen Mosaik der politisch-wirtschaftlichen Entwicklungen im langen 19. Jahrhundert mit enormen sozial-kulturellen Folgen in Europa, Asien und Afrika und im gesamten die drei Kontinente verbindenden Mittelmeerraum. Vom 14. bis 17. Jahrhundert entfaltete sich das Osmanische Reich von Anatolien aus in alle Himmelsrichtungen zu seiner vollen Blüte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gewannen die Osmanen in den Gebieten des östlichen Südeuropas an Einfluss. Nach dem Sieg auf dem Amselfeld 1389 fielen Serbien und wenige Jahre später Bulgarien an das Osmanische Reich. Mohammed II. (1451–1481) vernichtete mit der Eroberung Konstantinopels 1453 das Oströmische Reich und machte die Stadt zum Zentrum seines Imperiums, das sich über drei Kontinente ausdehnen sollte: In Asien umfasste es Syrien, Mesopotamien, Arabien, die Kaukasusländer und Kleinasien, in Afrika Ägypten und in halber Abhängigkeit die Staaten der Nordküste bis Marokko, in Europa die Balkanhalbinsel und den größten Teil Ungarns. So wurden die Osmanen ein wichtiger Faktor in der europäischen Politik. Eine der entscheidenden Wendungen trat mit den „Türkenkriegen“ ein, mit der erfolglosen Belagerung Wiens 1683 und dem Gegenstoss Österreichs und Polens. Im Frieden von Karlowitz 1699 verzichteten die Osmanen endgültig auf Ungarn und Siebenbürgen. Im 18. Jahrhundert sahen sie sich zudem von Russland bedrängt, das die christlichen Untertanen der Osmanen unterstützte und ebenfalls einen Zugang zum Mittelmeer suchte. Im Friedensvertrag von Küçük Kaynarca 1774 wurde Russland die Krim zugesprochen und ein Schutzrecht über die Donaufürstentümer eingeräumt – ohne Zweifel eine wichtige Zäsur in der politischen Geschichte Europas und des Mittelmeerraums. Alte Bündnisse zerfielen und neue Kontakte mussten geknüpft und Verträge geschlossen werden. In Afrika machte sich Ägypten unter Mehmed Ali fast selbstständig, in Asien der größte Teil Arabiens. 1798 musste der souveräne Malteserorden den französischen Truppen unter Napoleon weichen. Die Briten besetzten Malta 1800 und führten die Inseln nach dem Sieg über Napoleon als Kolonialgebiet. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde dieser über viele Jahrhunderte wichtige strategische Stützpunkt inmitten des Mittelmeeres offiziell zu einem der Protektorate Großbritanniens erklärt. Erst 1964 entliess Großbritannien Malta in die Unabhängigkeit.

In Europa begann 1804 der Befreiungskampf der christlichen Balkanvölker Serbiens und Griechenlands mit der Unterstützung der Grossmächte. Andererseits traten im Krimkrieg 1853-1856 die Westmächte für die Osmanen ein, um das russische Vordringen im Mittelmeerraum zu behindern. Die Idee, Russland als wichtige politische Macht auch im Mittelmeerraum ernst zu nehmen, war nicht abwegig, zumal sich im 18. Jahrhundert bereits die (katholischen) Malteser Ritter an das große (christlich-orthodoxe) Imperium um Hilfe gewandt hatten. Das Ende des Russisch-Türkischen Krieges führte auf dem Berliner Kongress 1878 zu einer Regelung der „türkischen Fragen“. Die „Balkankriege“ 1912-1913 beschränkten den europäischen Teil des Osmanischen Reiches noch einmal entschieden. Erst mit dem Frieden von Lausanne 1923 wurden die aktuellen Grenzen der Türkei bestimmt.

Tunesien wurde Ende des 16. Jahrhunderts zu einer Provinz des Osmanischen Reiches. Der Bey zeichnete für die Verwaltung des Landes und die Steuereintreibung verantwortlich. Der ihm gleichgestellte Pascha hatte nur die Aufgabe, den osmanischen Sultan zu repräsentieren. Im Jahre 1612 gründete Murad Bey die Dynastie der Muraditen, am 15. Juli 1705 machte Husain I. Ibn Ali sich zum Bey von Tunis und gründete die Dynastie der Husainiden. Tunesien war wegen seiner strategischen Lage im Mittelmeerraum – wie Malta – von den Europäern zunächst umworben, wie die Korrespondenz Maitlands zeigt, und Ende des 19. Jahrhunderts umkämpft. 1869 sah sich der Bey Muhammad III as-Sadiq aufgrund der desolaten Wirtschaftslage gezwungen, einer internationalen Finanzkommission zuzustimmen, der Vertreter Englands, Frankreichs und Italiens angehörten, die die Geschicke seines Reichs verwalten sollte. Frankreich setzte auf eine neutrale Position Englands in der Tunesien-Frage, zumal es sich immer deutlicher abzeichnete, dass England dabei war, den östlichen Mittelmeerraum unter seine Kontrolle zu bringen, und beide Staaten an einer Zurückbindung anderer Grossmächte interessiert waren. 1881 drangen französische Truppen unter Jules Ferry in Tunesien ein und erklärten das Land im Vertrag von Bardo zum französischen Protektorat. Muhammad III as-Sadiq unterzeichnete, dankte ab und verstarb wenige Monate später.

Maitlands Briefe an seine Konsuln zeigen, dass Großbritannien zu Beginn des 19. Jahrhunderts intensiv auf Diplomatie setzte, um in Nordafrika und dem gesamten Mittelmeerraum auf Dauer Fuß fassen zu können. Das ungeschickte Verhalten von Konsul Oglander während der Zeremonie des Handkuss’ ist nur eines der vielen Beispiele, in denen Sir Thomas Maitland die Protagonisten britischer Diplomatie instruiert und massregelt.

Konsuln erfüllten im gesamten Mittelmeerraum als Interessensvertreter der nazione vor Ort über Jahrhunderte wichtige wirtschaftlich-administrative Funktionen. Eine nazione darf nicht als „Nation“ im modernen nationalstaatlichen Sinne verstanden werden, sondern als eine Institution, auch als universitas bezeichnet und in zweierlei Form verwendet. Einerseits ist eine nazione ein auf Handelsinteressen und gemeinsamer geographischer Herkunft basierender korporativer Zusammenschluss kaufmännischer Fremder zur Durchsetzung ihrer gemeinsamen Interessen und Privilegien fern der Heimat, zum anderen unterteilte man religiöse Gruppierungen in nazioni und behandelte sie administrativ als Kollektive. Die Konsuln wurden in der Regel vor Ort von der Versammlung einer Nation gewählt, erst seit dem 18. Jahrhundert beanspruchten viele europäische Staaten dieses Recht für sich, was zu zahlreichen Konflikten mit ihren nazioni vor Ort führte.

Zu den traditionellen Aufgaben eines Konsuls gehörte die Überwachung vertraglich vereinbarter Handels- und Abgabeprivilegien, Schutz von Handel und Seefahrt, interne Schlichtungen und die Abwicklung der Erbschaft Verstorbener. Sie kümmerten sich um alle administrativen Belange, damit die nazione oder nazioni (es war durchaus üblich, dass sich ein Konsul um mehrere nazioni gleichzeitig kümmerte) ihre Religion im privaten Raum frei ausüben konnten. Die Konsuln überprüften die Pässe der Angehörigen der entsprechenden nazioni, Sanitätspatente und Mannschaftslisten der eingetroffenen Schiffe und überwachten die Zollvisiten. Sie waren keine politischen Repräsentanten der Heimatregierungen, sondern Agenten, die die Kaufleute vor Ort in administrativen und wirtschaftlichen Belangen unterstützten und ihnen sprachlich zur Seite standen. Wie Maitlands Anweisungen zeigen, interpretierten sie ihre Position und Aufgabe auch im 19. Jahrhundert noch als multifunktional.

Die ersten Konsuln Großbritanniens im Mittelmeerraum waren eher Vertreter der Kapitäne, durch die Lotsenbehörde Trinity House beauftragt, und kümmerten sich um maritim-administrative Angelegenheiten. Bereits im 17. Jahrhundert zeichnete sich eine Interessenverlagerung von maritimen Aufgaben hin zu wirtschaftlichen – die Levant Company gewann an Macht – und eine Machtverlagerung von katholischen Briten zu Anglikanern ab. Eine Vereinigung, die sich für englische Interessen in diesem Raum einsetzte, war die British Factory, 1704 erstmals in einem Dokument erwähnt. Ihr gehörten Kaufleute von ungefähr zwanzig bis fünfzig englischen Handelshäusern an, die gemeinsame Ziele und Interessen verfolgten. Sie besassen eigene Kriegsschiffe, die ihre Transportschiffe eskortierten. Die Mitglieder der British Factory organisierten – ähnlich wie die Angehörigen jüdischer chevrot – in vielen Lebensbereichen gegenseitige Hilfe: Unterstützung für Hinterbliebene, Auslösung aus Gefangenschaft und juristischen oder medizinischen Beistand. Finanziert wurde die Gemeinschaftskasse durch Mitgliederbeiträge, Sammlungen oder die Besteuerung englischer Schiffe. Die Macht der englischen Kaufleute nahm seit dem Vertrag von Utrecht 1713 stetig zu.

Der britische Konsul in Tunis war keineswegs der einzige, der Anordnungen übersah und seine Funktion missdeutete. So rekurriert der Indexeintrag zu einem Schreiben Maitlands an seinen Konsul in Algier auf die offensichtlich verletzte Gehorsamserwartung: „Remonstrating against his inattention to the instructions of His Excellency, and want of proper obedience to the Naval Commander in Chief.“ Maitland hatte während seines Aufenthalts in Korfu, für das inzwischen ebenfalls Großbritannien verantwortlich zeichnete, von den selbstherrlichen Aktionen McDonells erfahren. Im Übrigen machte ihm wiederum Oglander Sorgen, diesmal weil aus seinem Brief – „(...) the contents of which I am extremely astonished at (...)“ – deutlich wurde, dass Oglander für mehrere Länder gleichzeitig arbeitete und Maitland nicht einmal mehr bzw. viel zu spät über diverse Angelegenheiten informierte.

Aus vielen Briefen Maitlands geht hervor, dass er seine Konsuln in Nordafrika für selbstherrlich und widerspenstig hielt. Er machte sie ausdrücklich darauf aufmerksam, dass sie britische Konsuln waren, und nicht „Consul of the Government“, dass sie in erster Linie für wirtschaftliche Angelegenheiten zuständig waren, nicht für politische; dass sie dem Admiral der britischen Mittelmeerflotte Gehorsam schuldeten, den Herrschern der „Barbary States“ höflichen Respekt. Ihm allein, Maitland, schuldeten sie beides. Insbesondere in Geldangelegenheiten schloss er die Autorität des Admirals explizit aus; im Übrigen sei er bezüglich aller „pecuniary transactions“ genauestens zu informieren.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galten aus britischer Perspektive Konsuln noch nicht als Vertreter der Regierung, sondern waren Agenten in Handelsangelegenheiten – ihren traditionellen Aufgaben über Jahrhunderte entsprechend – andererseits wurde aber ihr Wirkungsfeld stark eingegrenzt und staatlicher Autorität unterstellt.

Der Amtsantritt von Sir Thomas Maitland im Jahre 1813 gilt als entscheidende Wende in der Geschichte Maltas. Maitland ist ein kontrovers beurteilter Kolonialadministrator, der einerseits als Schöpfer der modernen britischen außenpolitischen Verwaltung gilt, die ihre politisch-militärischen Netze gekonnt um die Welt spannte (bevor Maitland seinen Dienst in Malta antrat, war er britischer Gouverneur in Ceylon), andererseits als Despot, von der maltesischen Bevölkerung mit dem Spitznamen „King Tom“ versehen, der mit seinem autoritären Führungsstil von Malta aus die Geschicke des gesamten Mittelmeerraums gestaltete und befehligte.

Die Korrespondenzen zeigen die Schwierigkeiten aber auch Möglichkeiten eines transnationalen Ansatzes für die Untersuchung sich überlagernder und überlappender gesellschaftlicher Verknüpfungen über staatlich-nationale Grenzen, die eine transnationale Historiographie explizit zu überschreiten beabsichtigt,[2] hinweg. Es stellt sich damit die schwierige Aufgabe, die Untersuchungsräume immer neu bestimmen und sich mit den Kriterien für eine plausible Eingrenzung befassen zu müssen.



[1] Essay zur Quelle: Briefe von Thomas Maitland an die Konsuln Großbritanniens aus dem „Barbary States Correspondence Book“ (1813-1845); [Auszüge].

[2] Werner, Michael, Bénédicte Zimmermann: Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der „Histoire croisée“ und die Herausforderung des Transnationalen, in: GG 28/4 (2002), S. 607-636.



Literaturhinweise:

  • Abbassi,Driss, Quand la Tunisie s'invente. Entre Orient et Occident, des imaginaires politiques, Paris 2009.
  • Barth, Boris, u.a. (Hgg.), Das Zeitalter des Kolonialismus, Darmstadt 2007.
  • Coleman Hurewitz, Jacob, The Middle East and North Africa in World Politics a Documentary Record. Band 1: European Expansion, 1535-1914, 2. Aufl. New Haven London 1975.
  • Ulbert, Jörg, u.a. (Hgg.), La fonction consulaire à l'époque moderne: L'affirmation d'une institution économique et politique (1500-1800), Rennes 2006.
  • W. Harding, Hugh, Maltese Legal History under British Rule, 1801-1836, Malta 1980.

Briefe von Thomas Maitland an die Konsuln Großbritanniens aus dem „Barbary States Correspondence Book“ (1813-1845); [Auszüge]

National Archives of Malta (NAM)
Chief Secretary to Government, 1813-1921 (CSG)

The Office of the Chief Secretary was the head administrative office of the Civil Government: through it were chanelled all departmental, consular, ecclesiastical and individual correspondence, and all naval and military correspondence concerning civil matters. Local Government policy emanated only from this office, through letters and orders to the various heads of department, ordinances and publications in the Government Gazette.

The office began to funcion on 5th October 1813 with the arrival of the first Governor, when its preceeding office of Publicd Secretary was abolished.

The Chief Secretary to Government was the highest civil authority, second only to the Governor.

CSG 08Barbary States Correspondence Book (1813-1845)

13 f.: Circular

To the consuls of the Barbary Powers

Malta 15. October 1815

(…) You will inform me of all transactions that occur under your Consulate, in which the British interests are in the smallest degree concerned. And, on this head, you will be extremely particular in regard to the transactions of the Consuls of other powers generally – in an especial manner with regard to the French and American. (…)

19: To Mr. Consul Oglander, Tunis (Kissing the hand of the young Bey)

Malta 1. July 1816

 Sir,

I have received your letter, relative to your having deemed it advisable to refuse complying with the request, made by the Bey of the Government, that at the late installation of the Bey’s Son, you should, as a mark of respect, kiss his hand: and I have, at the same time, received a very strong letter from the Bey upon this head. (…) It appears you actually went into the Divan, and, in the Divan itself, refused this mark of attention. But you say that you would have been satisfied to kiss his hand, if the minister had assured you in writing that it would not have been deemed establishing a precedent. To me it appears, that making any such reference was totally unnecessary; and that the obvious line of your conduct ought to have been, either to go through the ceremony prescribed, and stating to the minister that you protested against it, and that you had referred it home; or, that you should have staid away from the Divan altogether. But by going there, and refusing, in full Divan, to comply with a ceremony requested, certainly does not strike me as a conciliatory mode of conducting yourself; or as one, from the prejudices and irritable habits of the parties concerned, which must not have appeared to them as a marked indignity: more particularly, as the consuls of several of the great European powers had already complied with the request. You will, therefore, if any such occasion happens in future, be pleased to be guided by the suggestions I have above stated; and until you are further instructed upon this head, you will act accordingly. Maitl.

32: To Consul Mc Donell (Remonstrating against his inattention to the instructions of His Excellency, and want of proper obedience to the Naval Commander in Chief)Corfu 26. Dec. 1816Sir, it has become my duty, and a most unpleasant one it is, to demand that you will be pleased forthwith to inform me, upon what grounds the orders I have transmitted to you at different times, in consequence of the Instructions from His Majesty’s Secretary of State bearing date have in no one instance been complied with; nay more that have never even received one line from you upon any subject. Could this be owing to mere inattention or pressure of business, I am the last person who would wish to take notice of it; but as I find from the Admiral that you were pleased, lately, when Captain Spencer touched at Algiers, not to introduce him to the Bey, and to communicate to him that you thought the admiral had nothing to do with the affairs of Barbary, it becomes completely necessary that we should come forthwith to a fair understanding upon all this subject.

His Majesty’s Government, it is true, has placed you distinctly under my orders; these, however, you have been pleased hitherto to pay no attention of any kind; and having thus emancipated yourself from the observance of His Majesty’s orders, you have been further pleased to state, that the Admiral on these Seas has nothing to say to the Affairs of Barbary.

This being the case, I would be glad to know what British Authority in this part of the world has to do with the affairs of Barbary; or whether you imagine You are the person who has charge of the British Interests in that country? In short, I am completely at a loss to account for your conduct, for I presume that it is hardly possible that all the Instructions I have written to you in duplicate and triplicate must not have some of them reached you. Putting this however out of the question, I enclose you now a fresh copy of the most important of them; and I have distinctly to order and direct you to comply with them, and not to deviate from them in any one instance; sending up here, forthwith, a copy of our whole correspondence (if any has past) with the secretary of state, from the date of my original Letters upon that head: and you are hereby further instructed and directed, whenever the Admiral is good enough to let one of his Vessels touch at Algiers, that you forthwith introduce the captain of such vessel in the usual manner to the Bey, unless there may be circumstances at the moment which would render it impossible or inexpedient; which reasons you will be pleased to intimate to me in writing, by the captain himself who has not been so presented: and you will further, instead of supposing that the Admiral has nothing to do with the Barbary Powers, be pleased to consider any suggestion of his, except in the instance of pecuniary transactions, to be distinctly the same as an order coming from me.

I have (signed) T. Maitland

34: To Consul Oglander, Tunis

14th January 1817

(…) And I must request, once for all, that you omit no opportunity that may occur, of informing me regularly of every transaction that passes at Tunis, and every part to which your Consulate applies.I have (signed T. Maitland)

4: Oglander, Tunis

23rd May 1817

Sir, I understand, from undoubted authority, that you have been corresponding with the Neapolitan Government; and from the communication that has been made to me, through His Majesty’s Secretary of State, I have reason to believe that that correspondence has been of a nature, by no means tending to strengthen the bounds of unity between Tunis and the Neapolitan Court. I have, therefore, to request, first, that you do not correspond with any Government in the Mediterranean except through me; when I shall immediately forward such Letter, or not, as I deem it expedient; Secondly, you will perfectly understand, that it is the Determination of His Majesty’s Government that you should, under no circumstances, ever be permitted to act as Consul for the Government; and, thirdly, that instead of the course it appears you have hitherto followed, you do make use of every influence, to maintain and to cherish, in your situation as British Consul, a perfect good understanding between the Government of Naples and that of Tunis. Inform me immediately whether there be any other Nation for which you at present act as Consul; mentioning the grounds upon which you are so acting, and by what permission: and you will, therefore, consider it as the invariable rule of your conduct, that you are not to act for any foreign consul, without my previous sanction and approbation. 36: Consul Oglander, Tunis (Kissing the hand of the young Bey)

23rd May 1817

I had not finished my letter of this date, when I received yours of the 3rd of April; by which I perceive, that the question is once more agitated, relative to the line you pursue in not Kissing the hand of the young Bey, and agitated, too, from a very natural quarter. I was in hopes that in consequence of the letter I wrote to you upon that head, immediately before I went to England last year, that all similar occurrences might be prevented in future; and I therefore, did not press Lord Bathurst, when in England, to come to any decision on the question: of little importance had it been conducted at the time, in the manner I think it ought to have been. Nor does it appear to me, that it is a question necessary to be referred to England; though I shall mention it by next packet; and I have only to refer you once more to my dispatch under date 1st of July last, and which I request you will observe as the rule for your conduct. (…) Such protest must be verbal, and applied only once.

37: Macdonell 23rd May 1817

Sir, on my arrival here five days ago, I received your two letters of 20th and 21st of March; since when I have been so unwell, as not to attend to any business; and I, therefore, cannot enter into any length, in explanation of the subject. If you had any doubt about my original orders, it would have been well to have expressed them to me and asked explanations; which if you have done I certainly have never seen it: and, in fact, when I wrote my circular letter to the consuls I simply followed the orders of The Crown; an order by no means new, as the same care applied, I believe, to Lord William Bentwick; and most undoubtedly, the last thing I ever should have thought of, was to prohibit any consul from alluding to any thing that the Admiral of the Station said in respect to the commercial Interests, or to the dignity of the Navy in these Seas. But on points of general Policy, and on points particularly of Money expenditure, it is necessary, I apprehend, under His Majesty’s Instructions, that I should be consulted. In points of general Policy I have no difficulty in saying that it is impossible there can be the smallest difference between Sir Charles Penrose and me. In points of Money Expenditure the case is different; because, under the orders of the Crown, all accounts under your Consulate, except your individual pay, are to be transmitted here for general audit; and when audited are to be paid, by my warrant, in this Island. These orders were transmitted to you, in common with the other consuls, when I received them.

You inform me, however, they have never reached you: I have, therefore, directed a copy to be transmitted to you herewith; and recommended you to lose no time in sending up by the quickest means, the whole of them here, that you may receive the amount; which, by naming a Gentlemen, may be paid here, or transmitted to Gibraltar, or Algiers, as may be most convenient to yourself. In respect to what you say with regard to the necessity of supporting the dignity of consul, – of the ignorance which persons must be under who have not been at Algiers, – of your zeal for the service, – and the answer you make relative to Captain Spencer of His Majesty’s Ship Erne, – I beg have very shortly to observe, that I conceive I have a much more complete knowledge of the nature of the Government of Algiers, than most men who have been only there for 5 years; in as much, as though there may be some drifting local differences, I have spent fifteen years of my life exactly in similar Governments: and I well know that the conviction in my mind is, that it is absolutely necessary to support in the strongest manner whoever is employed; neither have I the smallest inclination, or ever had I a feeling, to doubt your Zeal: at the same time, however, it is impossible for me, when I have the strongest reason to believe (and which I certainly could not create) that the Captain of The Erne had not been attended to as he ought to be, not to state what I did; and I must still regret, that if you had any doubts about my Instructions, you should whisper these doubts to a Captain of a Man of War, and not communicate them to me directly, when the whole thing would have been settled at once. I shall write you much more fully, in answer to all the points that I think touch upon your Consulate, by an opportunity that will offer in a few days: and have only to request that you will believe, what I truly feel, that though nothing can be so painful to me as to make any observations to a person of your situation, of your merits, I must, on the other hand, take notice of every thing that militates (as I am informed at the moment) against the common rules and observations due to the Navy.

In the present instance, however, I feel perfectly disposed to credit the accuracy of your Statement; and on Captain Spencer’s arrival here, I will take care that he shall be apprized of my feelings on that head through the proper channel.

I have (signed) T. Maitland

P.S. You will be pleased to forward with each of your half-yearly accounts, a certified Statement of all Fees, duties, received by you during that period.

44: Oglander, Tunis (Kissing the hand of the young Bey)/p>

6th October 1817

(…) I received two letters which refer again to that unfortunate difference, which has occurred now several times, relative to a ceremony of observance, to which if I am rightly informed, all the other European Consuls have consented, but which you still seem to consider as being unsettled. I had flattered myself, from the tenor of my despatch under date 1st July 1816, that it was hardly possible this question would have been again agitated: and I must express my astonishment at your quoting to me one part of that dispatch and not the whole of it, relating as it did exclusively to this subject. Give me leave to say, that I once for all object to such a line of proceeding: a despatch must be taken in its whole, and the general sense of it must be adverted to in every particular point. In the quotation you give me you totally omit every thing I stated relative to the necessity, in consequence of the situation in which you stood with the Bey, of observing an amicable and conciliating line of your conduct: and, as a positive direction, you couple two parts of the Despatch, without having taken the smallest notice of the Basis on which the whole of it was founded which I in my conscience think could only be well settled by mutual good understanding between yourself, the Consuls to the other Great powers and the Bey. As however it is still hanging on, I shall give instructions to Colonel Hankey and the Honourable Captain Spencer to adjust it, till it can be finally settled by The Crown, after they have investigated the circumstances of the case. T. Maitland

7th October 1817

58: To the Bey of Tunis: Congratulatory letter on the amicable adjustment of the recent differences; and expressive of continued attention to His Highness wishes respecting the kissing of the young Bey’s hand. 



Für das Themenportal verfasst von

Desanka Schwara

( 2010 )
Zitation
Desanka Schwara, Europa und Nordafrika Die Schlüsselfunktion kultureller Codes im Ringen um Macht und Einfluss zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2010, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1523>.
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