Ferien in der Diktatur. Tourismus und Politik in Westeuropa, 1945–1975

Die westeuropäischen Demokratien hatten zu ihren Nachbarn Portugal, Spanien und Griechenland in den Jahrzehnten des Kalten Kriegs ein ambivalentes Verhältnis. Die seit den 1930er-Jahren etablierten Diktaturen von Francisco Franco in Spanien und von António de Oliveira Salazar in Portugal, geostrategisch wichtige und antikommunistische Partner, passten ebenso wenig in das Bild eines „freien Westens“ wie das siebenjährige Obristenregime in Griechenland. [...]

Ferien in der Diktatur. Tourismus und Politik in Westeuropa, 1945–1975[1]

Von Patricia Hertel

Die westeuropäischen Demokratien hatten zu ihren Nachbarn Portugal, Spanien und Griechenland in den Jahrzehnten des Kalten Kriegs ein ambivalentes Verhältnis. Die seit den 1930er-Jahren etablierten Diktaturen von Francisco Franco in Spanien und von António de Oliveira Salazar in Portugal, geostrategisch wichtige und antikommunistische Partner, passten ebenso wenig in das Bild eines „freien Westens“ wie das siebenjährige Obristenregime in Griechenland. Insbesondere in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren berichteten die Tageszeitungen über die Hinrichtungen politischer Gefangener in Spanien, die Kolonialkriege in Portugal und die Verfolgung von Gegnern der griechischen Militärjunta für Kritik unter Politikern, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten. Doch sorgten die drei Länder parallel dazu für andere Schlagzeilen, die sich in den Reiseseiten der Zeitungen fanden: Diese berichteten ausführlich über die attraktiven Ferienziele in ebendiesen Ländern, wo der Auslandstourismus bis dahin unerreichte Wachstumsraten erreichte. Spanien stand mit knapp 35 Millionen Touristen im Jahr 1973 an der Spitze.[2] Die westeuropäischen Diktaturen schienen zwei Gesichter zu haben: ein rückwärtsgewandtes, das an einem anachronistisch erscheinenden politischen System festhielt und ein freundlich in die Zukunft blickendes, das Millionen Touristen modernen Komfort und unbeschwerte Urlaubsfreuden anbot. Diese beiden Facetten der Länder existierten scheinbar zusammenhanglos nebeneinander.

Tourismus galt und gilt noch heute als unpolitisch oder privat. Doch Tourismus und Politik funktionieren nicht unabhängig voneinander, sondern stehen in einem oft komplexen und nicht sofort ersichtlichen Wechselverhältnis. Aufgrund seiner politischen Dimension – grenzüberschreitendes Reisen ist nicht ohne politisches Wirken möglich – ist Tourismus nicht nur relevant für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Vielmehr wirft eine Politik- und Kulturgeschichte des Tourismus auch ein neues Licht auf politische Beziehungen zwischen Demokratien und Diktaturen innerhalb Westeuropas. Die Ambivalenzen dieses Verhältnisses, das Schwanken zwischen wirtschaftlichen Kooperationen und politischen Konflikten, zwischen ideologischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Schatten des Kalten Kriegs, zwischen moralischen Idealen und pragmatischen Entscheidungen werden gerade am Tourismus besonders sichtbar, denn sowohl Herkunfts- als auch Zielländer waren an seinem Funktionieren interessiert. Tourismusexperten aus Staat und Privatwirtschaft, Publizistik und Presse etablierten die Diktaturen als beliebte Feriendestinationen. In ihren Praktiken und Diskursen diente Tourismus dazu, politische Konflikte mit den Diktaturen zu neutralisieren, die in der Sprache der Diplomatie befreundete Staaten der westeuropäischen Demokratien waren. So konnten positive Beziehungen aufgebaut werden, die beiden Seiten nützte.[3] Das Postulat der Tourismusexperten und vieler Politiker, Tourismus hätte nichts mit Politik zu tun, rief eine Gegenreaktion hervor: Kritiker der Regime attackierten gerade den Tourismus dorthin. Dieser Essay untersucht die Gründe für diese doppelte Funktion des Tourismus und legt dar, inwiefern und warum er sowohl zur Ausblendung von Politik als auch als Projektionsfläche für Politisches genutzt wurde. Beides lässt sich an ausländischer Reiseliteratur zu Spanien und Portugal und deren Sicht auf die Diktaturen ablesen.

In den 1950er-Jahren tendierten Autorinnen und Autoren von Reiseliteratur zur Vermeidung politischer Themen.[4] Dies hatte mehrere Gründe. Politik war damals und ist auch heute in der Regel kein zentrales Thema in Reiseführern. Doch in einem Jahrzehnt, in dem Europa noch unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs litt, war die Tendenz zur Vermeidung politischer Themen besonders stark ausgeprägt. Tourismus galt als Hoffnungsträger für den wirtschaftlichen Aufbau des Kontinents. Entsprechend sollten die Menschen zum Reisen animiert und nicht mit konfliktbeladenen Themen konfrontiert werden, wie es beispielsweise die Entstehung der iberischen Diktaturen in den 1930er-Jahren zeitgleich zu denen in Italien und Deutschland war. Entsprechend fehlten häufig Informationen zur jüngsten Vergangenheit und zur politischen Gegenwart Spaniens und Portugals. In eher Fakten, Sehenswürdigkeiten und Unterkünfte auflistenden Reiseführern mit wenigen Hintergrundinformationen konnte dies noch mit der Kürze der Darstellung erklärt werden. Andere Reiseführer stellten ausführlich die Geschichte des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Spanien und Portugals dar. Wichtige Sehenswürdigkeiten wie das Hieronymuskloster in Lissabon, die Alhambra in Granada oder der Prado in Madrid waren weder zur Zeit ihrer Entstehung noch in der Gegenwart „unpolitisch“, ebenso wenig wie ihre Beschreibung in Reiseführern. Doch konnte ihre Bedeutung aufgrund ihres Alters und ihrer Bekanntheit als zeit- und regimeübergreifend geschildert werden. Im Vergleich zu diesen früheren Jahrhunderten wurde die Gegenwart nur mit wenigen Daten erwähnt, etwa dem Beginn der Regierungen Salazars und Francos und den Eckdaten des Spanischen Bürgerkriegs. Dazu gehörten bekannte Reiseführer wie Fodor oder Baedeker.[5] Auch Begriffe wie „Diktatur“ und „autoritäre Regierungen“ wurden zugunsten der neutralen Ländernamen vermieden.

Für Portugal waren diese Strategien der Entpolitisierung relativ leicht anzuwenden, weil jenseits des Tourismus auch die außenpolitischen Rahmenbedingungen vorteilhaft für das Land waren. Den westeuropäischen Regierungen war klar, dass das NATO-Mitglied Portugal nicht den demokratischen Kriterien des Bündnisses entsprach,[6] doch genoss Regierungschef Salazar bei seinen Amtskollegen das Image eines „sanften Diktators“. Anders war es mit Spanien. Der blutige Bürgerkrieg, die Waffenhilfe Hitlers und Mussolinis, denen Franco den Sieg verdankte und weswegen Spanien zeitweise aus den Vereinten Nationen und von der Marshallplanhilfe ausgeschlossen wurde, erinnerten deutlich an die fatalen Auswirkungen von Faschismus und Zweitem Weltkrieg. Insbesondere in den frühen 1950er-Jahren war diese jüngste Geschichte sowohl den Autoren von Reiseführern und Länderportraits als auch den Lesern und Touristen bewusst: Wer sich in dieser Zeit, noch vor dem massentouristischen Boom der 1960er-Jahre, weite Auslandsreisen wie auf die Iberische Halbinsel leisten konnte, reiste in der Regel nicht (nur) zum Baden, sondern weil er sich für Landschaft, Kultur und Geschichte interessierte. Unter den Spanienexperten, die für dieses Zielpublikum schrieben, waren einige ehemalige Korrespondenten im Spanischen Bürgerkrieg. Gerade sie, denen die politische Brisanz der spanischen Geschichte und Gegenwart durch eigenes Erleben vertraut war, wiesen auf ihr bewusstes Auslassen von Politik hin. Der britische Journalist Cedric Salter hatte als Reporter für Zeitungen unterschiedlicher politischer Ausrichtungen über beide Seiten im Bürgerkrieg berichtet.[7] Anschließend veröffentlichte er über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg mehrere Reiseführer zu Spanien und Portugal. Er begründete das Auslassen von Politik damit, dass die politischen Systeme keine Auswirkungen auf die persönliche Freiheit des Reisenden hätten und daher für einen Reiseführer nicht relevant seien: „Es geht mir hier nur um Mittel und Wege, Ferien zu genießen, nicht um die Besserung der Menschheit.“[8] Salter, der zahlreiche Kontakte zu spanischen und portugiesischen Beamten und Politikern hatte und dessen Spanienbuch vom staatlichen spanischen Tourismusbüro in London beworben wurde, konnte man Nähe oder zumindest fehlende dezidierte Opposition zum Regime unterstellen. Doch auch ein Franco-Gegner wie John Langdon-Davies, ebenfalls ein ehemaliger Kriegsberichterstatter, verzichtete in einem Buch über Katalonien auf Politisches: Er beklagte, dass andere Länder nur noch bezüglich ihres Platzes im „Chaos der internationalen Machtpolitik“ betrachtet würden, was das Verständnis und die Sympathie für andere Völker verringert habe.[9] Eine andere Variante der Neutralisierung von politischem Konfliktpotential war die Betonung von Sicherheit und Komfort, die der spanische Staat dem ausländischen Touristen bot. Deutschen Autoreisenden wurde versichert, in Spanien gäbe es gute Straßen, disziplinierte Autofahrer und eine stets präsente Guardia Civil.[10] Diesbezügliche mögliche Befürchtungen der Reisenden, Spanien sei ein Polizeistaat, entkräftete ein anderes Buch mit dem Hinweis: „Nichts [am Beamten der Guardia Civil] ist geheimnisvoll oder totalitär, er geht den gleichen Pflichten nach wie der französische Gendarm.“[11]

Dass Spanien eine Diktatur war, die erst 1955 wieder in die Vereinten Nationen aufgenommen wurde, wirkte in der Regel nicht abschreckend auf die Reisenden der 1950er-Jahre. In gewisser Weise passte die spanische Diktatur gut in klischeehafte Vorstellungen: Seit der Aufklärung kursierten in Europa Stereotype des „Südens“, der sich einerseits durch ein warmes Klima, das sinnenfreudige Temperament seiner Bewohner und ein unbeschwertes Lebensgefühl, andererseits durch Armut, Rückständigkeit und Unkontrollierbarkeit auszeichnete.[12] Die Tourismuswerbung des 20. Jahrhunderts aktualisierte die positiven Aspekte dieser Klischees für die Bedürfnisse der modernen Konsumgesellschaft und bewarb mit Bildern von Sonne, idyllischen Landschaften und Lebensfreude Portugal, Spanien, Italien und Griechenland gleichermaßen. Eine langjährige Werbekampagne und zahlreiche Reiseführer propagierten, dass Spanien „anders“ sei. Dies bezog sich in erster Linie auf eine kulturelle Andersartigkeit, ikonografisch verkörpert durch Stierkampf und Flamencotänzerinnern, die gerade den touristischen Anreiz ausmachte. Doch konnte diese Andersartigkeit auch indirekt das autoritäre Regime in Spanien erklären, wo diese Frage virulenter war als im politisch unauffälligeren und international besser integrierten Portugal. Der erbitterte Bürgerkrieg passte zum Klischee südlicher Unbeherrschtheit und der niedrige Lebensstandard erschien so vereinbar mit Vorstellungen von südlicher Armut, dass der Bürgerkrieg und der Ausschluss Spaniens vom Marshallplan als politische Erklärung dafür nicht eigens nötig waren. Aufschlussreich war die Aussage in einem britischen Reisebuch, Franco sei „kein Diktator im europäischen Sinn“: Die in der Tourismuswerbung postulierte kulturelle „Andersartigkeit“ Spaniens trug dazu bei, dass auch das andere politischen Systems nicht unbedingt legitimiert wurde, aber zumindest weniger ungewöhnlich oder verständlicher schien. Doch gleichzeitig gaben viele Reiseführer ausländischen Touristen die Empfehlung, in Spanien Diskussionen über Religion und Politik zu vermeiden. Stattdessen könne man besser über scheinbar harmlose Themen wie Kunst sprechen.[13] Hier verbanden sich Überreste traditioneller Stereotypen über spanisches Temperament mit praktischen Verhaltensregeln für Ausländer in einer ihnen fremden Gesellschaft.

Die Tendenz zur Ausblendung des Politischen in Reiseführern setzte sich in den 1960er-Jahren fort, jedoch wurde das Spannungsverhältnis zwischen Politik, Diktatur und Tourismus nun auch in der Reiseliteratur mehr thematisiert. Dies stand in Zusammenhang mit der stärkeren Politisierung der westeuropäischen Gesellschaften und einem steigenden Bewusstsein für die Existenz von Diktaturen innerhalb des „freien Westens.“ Das von der staatlichen Tourismuswerbung Portugals im Ausland propagierte Bild des friedlichen, vom Zweiten Weltkrieg verschonten Landes voll reicher Geschichte und unberührter Natur begann Anfang der 1960er-Jahre zu bröckeln, als die Unabhängigkeitsbewegungen im Kolonialreich zu Aufständen und zum Krieg führten. Zeitgleich zu den ersten Unruhen in Angola 1961 erschien in London ein Reisebuch der Journalisten Peter Fryer und Patricia McGowan Pinheiro mit dem Titel Oldest Ally. A Portrait of Salazar’s Portugal, das sich an (potentielle) britische Touristen richtete, die ein vertieftes Interesse an Geschichte und Gegenwart Portugals hatten.[14] Aufgrund des Titels schien sich das Buch auf den ersten Blick in die traditionelle Freundschaftsrhetorik zwischen Großbritannien und seinem „ältesten Verbündeten“ einzureihen, die sich auf den Vertrag zwischen Edward III. von England und Fernando I. von Portugal im Jahr 1373 berief. Auch im 20. Jahrhundert war der Topos von der alten Allianz allgegenwärtig in diplomatischen Begegnungen und auch in nahezu jedem Buch über Portugal.[15]Oldest Ally beschwor jedoch nicht diese Harmonie. Vielmehr prangerten Fryer und McGowan die in der offiziellen Diplomatie gern beschwiegenen Missstände der Diktatur an. Sie kontrastieren die heile Tourismuswelt des mondänen Seebads Estoril und des pittoresken Ausflugsortes Sintra mit den Repressionen der Geheimpolizei PIDE, Armut, hoher Kindersterblichkeit und Analphabetismus. Eigene Reisebeobachtungen, Gespräche mit Oppositionellen und Statistiken dienten zur Untermauerung der Kritik. Diese richtete sich auch gegen touristische Aktivitäten des Regimes wie den Bau des Hotels Ritz in Lissabon[16], ermöglicht durch Salazar. Dem für seine Nüchternheit und Sparsamkeit bekannten Regierungschef konnte schwerlich eine persönliche Vorliebe für Luxushotels nachgesagt werden; nach Auffassung der Autoren diente sein Name zur Verschleierung der Profitgier reicher Investoren, während die Bezahlung der Bauarbeiter unter dem europäischen Durchschnitt lag.[17] Deutlich unterschieden Fryer und McGowan zwischen der Regierung einerseits und dem Land und seinen Menschen andererseits, Portugal und die Portugiesen wurden als sympathisch, attraktiv und besuchenswert dargestellt. Gleichzeitig beklagten sie die geistige Stagnation unter der Diktatur, sodass für Touristen der Eindruck entstehen müsse, Melancholie sei der dominante Charakterzug der Portugiesen.[18] Die Unabhängigkeitsbewegungen im Kolonialreich sahen die Autoren als Zeichen für einen bevorstehenden politischen Wandel.

Oldest Ally, das auch in französischer, spanischer und tschechischer Übersetzung erschien[19], steht exemplarisch für eine Welle vornehmlich linker Kritik an Portugal in dieser Zeit und ist ein Beispiel dafür, wie die Grenzen zwischen unpolitischer Reiseliteratur und politisch engagierter Publizistik zu fließen begannen. Auch wenn die Mainstreamliteratur zum Tourismus weitgehend unpolitisch blieb, entdeckten nun zunehmend linke Intellektuelle den Tourismus als Objekt, um grundsätzliche Kritik am Autoritarismus zu üben. Fryer, eine bekannte Figur innerhalb linker Kreise in Großbritannien, war lange Jahre Mitglied der britischen Kommunisten gewesen, bis seine Tätigkeit als Reporter im Ungarnaufstand 1956 und seine Solidarität mit den Aufständischen gegen die Sowjetunion zum Bruch mit der Partei führte. Die irisch-portugiesische Übersetzerin McGowan gehörte zur Opposition gegen Salazar im Ausland und engagierte sich gegen den Kolonialkrieg.[20] Beider Kritik richtete sich nicht nur gegen die Regierung des Estado Novo, sondern auch gegen „Salazars Freunde in Grossbritannien“, vor allem gegen die Anglo-Portuguese Society, ein Verein zur Förderung britisch-portugiesischer Freundschaft, in dem sich zahlreiche Angehörige der Eliten beider Länder aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft trafen. [21] Auch Reisen der Königsfamilie nach Portugal – der Staatsbesuch von Königin Elizabeth II und Prinz Philip 1957 sowie der Aufenthalt von Prinzessin Margaret 1959 – trugen in den Augen der Autoren zu einer politischen Perpetuierung der Diktatur bei. Besonders schwer wog für die Autoren die Tatsache, dass diese Diktatur durch die NATO-Partnerschaft mit den westlichen Demokratien verbunden war, obwohl sie eines der Systeme verkörperte, gegen die Großbritannien im Zweiten Weltkrieg so erbittert gekämpft hatte.[22] Dieses Bewusstsein für die politischen Ungleichheiten innerhalb Westeuropas sollte sich in den Folgejahren in politischen und öffentlichen Diskussionen noch deutlicher manifestieren. Nicht zufällig spielte gerade Portugal im vielfach kolportierten Gründungsmythos der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die zentrale Rolle: Ihr Gründer Peter Benenson nannte als Anstoß für sein Engagement einen Zeitungsartikel über zwei junge Portugiesen, die in einem Restaurant auf die Freiheit angestoßen hätten und deshalb verhaftet worden seien.[23] Die Unbeliebtheit Portugals in Großbritannien nahm im Lauf der 1960er-Jahre noch zu, der Besuch von Salazars Nachfolger Caetano 1973 anlässlich des Jubiläums der 600-jährigen Freundschaft wurde von heftigen Protesten und Demonstrationen begleitet, die die feierliche Fassade spürbar ins Wanken brachten.[24]

Der Zusammenhang von Politik und Tourismus, den Fryer und McGowan für Portugal diskutiert hatten, lag in Spanien besonders klar auf der Hand. Ab den 1960er-Jahren, insbesondere unter Tourismusminister Manuel Fraga Iribarne, setzte Spanien dezidiert auf die Förderung des Massentourismus, an dessen Erfolg ausländische Reiseveranstalter und Charterfluggesellschaften maßgeblichen Anteil hatten.[25] Gleichzeitig hatte Fraga in seiner Funktion als Informationsminister die schwierige Aufgabe, den Fragen der kritischen Weltpresse über Zensur, politische Gefangene und Hinrichtungen Rede und Antwort zu stehen. Innerhalb der Reiseliteratur blieben politische Aussagen eher Ausnahme als Regel. Doch konnten auch sie zunehmend Raum gewinnen, wie im 1963 erschienenen Spanienbuch des renommierten australischen Reiseschriftstellers und Bestsellerautors Colin Simpson. Simpson präsentierte sich in seinen Büchern als gebildet und weltgewandt; gleichzeitig war er geschäftsbewusst und verteidigte den „gewöhnlichen Touristen“ gegen die zahlreichen intellektuellen Kritiker des Massentourismus.[26] Sein Buch Take me to Spain[27] verstand sich im Sinn des Titels als praktischer Begleiter für das Reisegepäck; die darin geschilderten Eindrücke basierten auf Simpsons zweiwöchiger Pauschalreise mit dem britischen Veranstalter Thomas Cook. Simpson stellte Betrachtungen zu spanischer Geschichte und Politik an und reflektierte den Zwiespalt des Spanientourismus: Einerseits unterstützte jeder Tourist eine zentrale Einnahmequelle des Systems, gleichzeitig sicherte Tourismus die Existenz der „kleinen Leute“ und damit zumindest sozialen Frieden, wenngleich um den Preis der Freiheit.[28] Hatte der einzelne Tourist überhaut die Möglichkeit, sich ein unabhängiges Bild zu machen, und darüber mit den Menschen zu reden? In seinem Plädoyer zumindest für ein kritisches Bewusstsein nutzte Simpson als Metapher das emblematischste Bild des Spanientourismus: Ein politischer „Stierkampf“, größer und wichtiger als der in der Arena, prägte zutiefst die spanische Geschichte und Gegenwart und diesen galt es auch als Tourist zu verstehen. In einer Neuauflage des Buchs vier Jahre später änderte und erweiterte Simpson seinen Text mit Passagen über die Liberalisierungstendenzen im Franco-Regime, die für ihn jedoch nichts substantiell am autoritären System änderten.[29] Simpson war im Gegensatz zu anderen Reiseführerautoren kein spezieller Experte für Spanien und konnte die Landessprache nicht. Autoren, die dem Regime näher standen oder bei ihren Recherchen die Unterstützung der staatlichen Tourismusbehörden in Anspruch nahmen, gingen mit dem Thema Politik in der Regel behutsamer um.

Noch vehementer als in Simpsons Buch wurden Diskussionen über das Für und Wider von Tourismus in Diktaturen in Presse und Öffentlichkeit geführt. Die Hinrichtung des Kommunisten Julián Grimau im Erscheinungsjahr von Simpsons Buch rief europaweit Empörung und Proteste hervor. Verschiedene Gewerkschaften und vornehmlich linke Aktivisten appellierten an die Öffentlichkeit, nicht nach Spanien zu reisen. Die spanische Botschaft in London erhielt Hunderte Protestbriefe von Briten – keinesfalls nur linke Aktivisten –, die ihre geplanten Sommerferien in Spanien stornierten. Ein zentrales Ereignis für die Diskussionen um Tourismus und Politik war der Putsch der Obristen 1967 in Griechenland, der die Schwäche der Demokratie gerade in ihrer historischen Heimat vor Augen führte. Gegner der Junta riefen in ganz Europa zum Tourismusboykott Griechenlands auf. Besonders medienwirksam war eine Aktion zweier britischer Labour-Abgeordneter des Parlaments, die einen Panzer vor dem staatlichen Tourismusbüro Griechenlands in London platzierten und die Besucher des Tourismusbüros zum Boykott dieses Ferienziels aufforderten.[30] Im Gegenzug warnte die griechische Opposition, dass Touristen tendenziell als Unterstützer des Regimes angesehen würden und für ihre Sicherheit im Land nicht garantiert werden könne. Die nur siebenjährige Diktatur war zu kurz, um den iberischen Diktaturen vergleichbare Narrative zu schaffen. Doch in der Öffentlichkeit gab der Sturz der Demokratie in Griechenland den schon älteren Diskussionen über Spanien und Portugal neue Vehemenz und Aktualität. Im Gegensatz zur entpolitisierten Sprache der Reiseführer in den 1950er-Jahren galten in solchen Protesten Spanien, Portugal und Griechenland als „faschistische Diktaturen“, so wie „Faschismus“ zu einem universellen Kampfbegriff im Zug der 68er-Bewegung wurde. Befürworter eines Tourismusboykotts begründeten dies damit, dass man die Diktaturen in einer entscheidenden Devisenquelle schädigen müsse. Gegner eines Tourismusboykotts vertraten die Position, dass Tourismus in autoritären Regimen als demokratisierend und öffnend wirken konnte. Reiseveranstalter, aber auch Politiker in Demokratien und Diktaturen gleichermaßen argumentierten damit, dass Tourismus Privatsache sei, in die sich der Staat nicht einmischen dürfe. Auch die Rolle einiger europäischer Gewerkschaften war ambivalent: Während sie keine Gelegenheit zur Diktaturkritik insbesondere wegen des Fehlens freier Gewerkschaften ausließen, scheuten sie sich in vielen Fällen, Spanien oder Griechenland aus den Reiseangeboten für ihre Mitglieder zu streichen. Damit folgten sie jenseits politischer Sympathien und Antipathien der pragmatischen Logik von Angebot und Nachfrage anderer kommerzieller Reiseveranstalter, für die ihre Geschäftsinteressen zentral waren. Auch wenn Einzelpersonen ihre Reisen in die Diktaturen stornierten oder gar nicht erst dorthin fahren wollten, verringerten sich die Touristenzahlen aufgrund dieser Aufrufe nicht wahrnehmbar. Aktivisten, die nicht in der Tourismusbranche arbeiteten, oder Autoren, deren Bücher nicht Teil der Mainstreamreiseliteratur darstellten, waren letztlich nicht erfolgreich, Tourismus zu politisieren oder Boykottaufrufe als Waffe gegen die Diktaturen zu wenden. Stattdessen setzten sich die Strategien zur Entpolitisierung der Tourismusexperten durch – was freilich ebenso Politik war.

Diktatur und Ferienziel: Die zwei Gesichter Portugals, Griechenlands und Spaniens in den Jahrzehnten des Kalten Kriegs erscheinen weniger unvereinbar, wenn man die vielfältigen Mechanismen betrachtet, die diese Bilder formten, prägten und verbreiteten. Die Strategien der Entpolitisierung, wie sie hier am Beispiel der Reiseführer deutlich wurden, verringerten Konfliktpotential im Dienst eines funktionierenden Tourismus. Dieser schuf wirtschaftliche Interessen und Abhängigkeiten sowie positiv besetzte Themen in Politik und Gesellschaft. Die Gegner der Diktaturen nutzten Tourismus, um Aufmerksamkeit für ihren Protest gegen die Diktaturen zu schaffen. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, zu dem der Tourismus schon etabliert und daher kaum angreifbar war. Für die Diktaturen in Westeuropa, aber auch für heutige Diskussionen gilt, dass Rolle und Wirkung des Tourismus selten eindimensional und eindeutig sind – „neutral“ oder „unpolitisch“ ist er aber nie.



[1] Essay zur Quelle: Die iberischen Diktaturen in der ausländischen Reiseliteratur der 1960er-Jahre.

[2] Almeida García, Fernando, La política turística en España y Portugal, in: Cuadernos de Turismo 30 (2012), S. 9–34, hier S. 21; Almeida García, Fernando, A Comparative Study of the Evolution of Tourism Policy in Spain and Portugal, in: Tourism Management Perspectives 11 (2014), S. 34–50.

[3] Hertel, Patricia, Ein anderes Stück Europa? Der Mittelmeertourismus in Expertendiskursen der Nachkriegszeit, 1950–1980, in: Comparativ 25 (2015), H.3, S. 75–93.

[4] Fuentes Vega, Alícia, Aportaciones al estudio visual del turismo: la iconografía del boom de España, 1950–1970, Diss. Universidad Complutense de Madrid, Departamento de Historia del Arte III (contemporáneo) 2015, URL: <http://cisne.sim.ucm.es/search~S6*spi?/XAlicia+fuentes+vega&SORT=D/XAlicia+fuentes+vega&SORT=D&SUBKEY=Alicia+fuentes+vega/1%2C3%2C3%2CB/frameset&FF=XAlicia+fuentes+vega&SORT=D&1%2C1%2C"> (22.11.2016), S. 731–749; Hertel, Ein anderes Stück Europa?, S. 87–89.

[5] Z. B. Fodor, Eugene (Hg.), Spain and Portugal in 1952, London 1952; Spanien und Portugal. Mit Routen durch Frankreich nebst Balearen und Tanger, Stuttgart 1955 (Baedekers Autoführer); Rimli, Eugen Theodor; Barthell, Max, Spanien. Illustriertes Touristenhandbuch für Reisen und Ferien, Zürich 1957; Tiemann, Wilhelm Gustav, Balearen und die spanische Levante, München 1958.

[6] Schroers, Thomas, Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Die Entwicklung der Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur Portugiesischen Republik (1949–1976), Hamburg 1998, S. 32–35.

[7] Zu Salter vgl. Preston, Paul, We Saw Spain Die. Foreign Correspondents in the Spanish Civil War, London 2008.

[8] Salter, Cedric, Introducing Portugal, London 1956, S. 17.

[9] Langdon-Davies, John, Gatherings from Catalonia, London 1953, S. V. Allgemein zu Langdon-Davies siehe Buchanan, Tom, The Impact of the Spanish Civil War on Britain. War, Loss and Memory, Brighton 2007, S. 141–157, 161–171.

[10] Friedrich, Hans Eberhard, Spanien. Reisen mit Nutzen u. Genuss, Darmstadt 1955, S. 31–32.

[11] Polnay, Peter de, Peninsular Paradox, London 1958, S. 158.

[12] Baumeister, Martin, Diesseits von Afrika? Konzepte des europäischen Südens, in: Schenk, Frithjof Benjamin; Winkler, Martina (Hgg.), Der Süden. Neue Perspektiven auf eine europäische Geschichtsregion, Frankfurt am Main 2007, S. 23–47; Hertel, Patricia, Manifold Discourses: Mapping the South in Contemporary European History, in: Baumeister, Martin; Sala, Roberto (Hgg.), Southern Europe? Italy, Spain, Portugal, and Greece from the 1950s until the Present Day, Frankfurt am Main 2015, S. 201–217.

[13] Bransby, Leslie, A Fortnight in Spain, London 1953, S. 75–76; Fuentes Vega, Aportaciones al estudio visual del turismo: la iconografía del boom de España, S. 728.

[14] Vgl. die zu diesem Essay mit veröffentlichte Quelle 1 Fryer, Peter; McGowan Pinheiro, Patricia, Oldest Ally. A Portrait of Salazar's Portugal, London 1961.

[15] Oliveira, Pedro Aires, Os Despojos da Aliança. A Grã-Bretanha e a questão colonial portuguesa 1945–1975, Lissabon 2007.

[16] Das Hotel Ritz wurde im November 1959 eröffnet, vgl. Carita, Helder; Almeida, Lourenço de, Ritz- quatro décadas em Lisboa, Lissabon 2001.

[17] Fryer, McGowan Pinheiro, Oldest Ally, S. 109–110.

[18] Ebd., S. 251.

[19] Fryer, Peter; McGowan Pinheiro, Patricia, Salazarovo Portugalsko, Prag 1965; dies., El Portugal de Salazar, Paris 1962; dies., Le Portugal de Salazar, Paris 1963.

[20] Oliveira, Pedro Aires, Generous Albion? Portuguese anti-Salazarists in the United Kingdom, c.1960–1970, in: Portuguese Studies 27 (2011), H. 2, S. 175–207, hier S. 183 u. S. 187–188.

[21] Fryer, McGowan Pinheiro, Oldest Ally, S. 128–134.

[22] Ebd., S. 14.

[23] Buchanan, Tom, “The Truth Will Set You Free”: The Making of Amnesty International, in: Journal of Contemporary History 37 (2002), H. 4, S. 575–597; Oliveira, Generous Albion?, S. 189.

[24] MacQueen, Norrie; Oliveira, Pedro Aires, “Grocer Meets Butcher”: Marcelo Caetano's London Visit and the Last Days of Portugal's Estado Novo, in: Cold War History 10 (2010), H. 1, S. 29–50.

[25] Pack, Sasha D., Tourism and Dictatorship. Europe's Peaceful Invasion of Franco’s Spain, New York 2006; Moreno Garrido, Ana, Historia del turismo en España en el siglo XX, Madrid 2007, S. 225–266.

[26] White, Richard, Simpson, Edwin Colin (1908–1983), in: Australian Dictionary of Biography, National Centre of Biography, Australian National University. First published in hardcopy 2012 (Bd. 18), URL: <http://adb.anu.edu.au/biography/simpson-edwin-colin-15926/text27127> (17.11.2016).

[27] Vgl. die zu diesem Essay mit veröffentlichte Quelle 2 Simpson, Colin, Take me to Spain, London u.a. 1963.

[28] Ebd., S. 32–33.

[29] Simpson kritisierte auch die Diktaturen in Portugal und Griechenland, vgl. Simpson, Take me to Spain, 1963, S. 209; ders., Greece. The Unclouded Eye, London 1968, S. 46.

[30] Armoured Car in Piccadilly, in: The Observer, 25.02.1968; Regent Street Patrol in Armoured Car, in: Sunday Telegraph, 25.02.1968.



Literaturhinweise

    • Baumeister, Martin; Sala, Roberto (Hgg.), Southern Europe? Italy, Spain, Portugal, and Greece from the 1950s until the Present Day, Frankfurt am Main 2015, S. 201–217.
    • Buchanan, Tom, Spain Rediscovered: British Perceptions of Franco’s Spain and the Advent of Mass Tourism, in: ders., The Impact of the Spanish Civil War on Britain. War, Loss and Memory, Brighton 2007, S. 158–174.
    • Costa, Raphael, The “Great Façade of Nationality”. Some Considerations on Portuguese Tourism and the Multiple Meanings of Estado Novo Portugal in Travel Literature, in: Journal of Tourism History 5 (2013), H. 1, S. 50–72.
    • Hertel, Patricia, Ein anderes Stück Europa? Der Mittelmeertourismus in Expertendiskursen der Nachkriegszeit, 1950–1980, in: Comparativ 25 (2015), H. 3, S. 75–93.
    • Pack, Sasha D., Tourism and Dictatorship. Europe's Peaceful Invasion of Franco’s Spain, New York 2006.

Die iberischen Diktaturen in der ausländischen Reiseliteratur der 1960er-Jahre

Quelle 1

Peter Fryer und Patricia McGowan Pinheiro: Oldest Ally. A Portrait of Salazar’s Portugal (1961)[1]

This account of Portugal […] is not simply a travel book, though the trips we made and the things we saw are described. It tries also to answer some of the first questions of a British reader just starting to be interested in a little-known but colourful country that he might one day think of visiting: “Why is Portugal, the first modern empire-building nation, now so backward, so poor, so illiterate, so stagnant—and why has she submitted to a reactionary dictatorship for an entire generation?” The ordinary British tourist may sometimes wonder about this, but he is so delighted with the welcome he gets and the comfort he lives in that he soon dismisses it from his mind. He basks on the Coast of the Sun, visits the earthly paradise of Sintra, gives coppers to picturesque beggars here and there, chats with retired compatriots who have found that Portugal is a haven for the foreigner ending his days on a fixed income.

Yet whoever reads a little history; or learns the language well enough to be able to talk easily with ordinary people; or feels deeply about democracy and free expression; or hates the sight of poverty side by side with ostentatious wealth – whoever does any one of these cannot rest content with a tourist's-eye view of Portugal. Once he meets Portuguese who trust him, once he ventures off the beaten track, he soon discovers that Estoril and Sintra are far from typical of the land that Salazar has ruled for thirty-three years; and that the democratic traditions we take for granted in Britain not merely do not exist in Portugal, but are frankly condemned by the authorities. He will find people with the lowest standard of living in Europe. He will find people who are hungry, whose intake of calories is the lowest in Europe. He will find the only children in Europe who suffer from pellagra. He will find farm labourers who can get only two months’ work in the whole year. He will find an infant mortality rate of 84 per 1.000 live births, compared with over a hundred other countries where it is 50 or less. He will find that almost half the people are illiterate.

And he will find that no effective protest against these conditions is possible, since Portugal has a muzzled Press, only one legal political party (a fascist party) and the rest banned, elections so arranged that opposition elements have no chance of winning, and above all a secret political police modelled on the Gestapo, which arrests, tortures and murders dissenters, and which even has the right to extend their prison sentences indefinitely if it so desires.

When he gets this far in his inquiries he may well reflect that this regime is bound to Britain not merely by a 600-year-old alliance, but also by common membership of the North Atlantic Treaty Organization, which is supposed to be defending a Free World. And when he meets, as we did, Portuguese democrats who point out that by buttressing Salazar with friendly messages and royal visits Britain is helping to perpetuate the kind of regime we fought the war to get rid of, that Britain’s real friends in Portugal cannot understand why our country has any truck with Salazar – then he will be saddened and ashamed.

Quelle 2

Colin Simpson: Take me to Spain (1963)[2]

I realized that I was supporting the Franco régime in office just by being in Spain as a turista. Income from tourism had risen in 1960 above the value of all export manufactures. Spain was getting in 1962 the remarkable number of ten million tourists a year and the economy had been stimulated by the tourist boom. That meant that all the “little” people who cooked and served meals for you, made your beds and cleaned your rooms, sold you postcards and souvenirs, and drove the taxis you took–as well as the “big” people who owned the hotels and stores and restaurants–would not be inclined to do anything that would upset their livelihood, and any political upheaval assuredly would.

And yet, if you stayed out of Spain as a protest against its political Inquisition, the little people would feel the pinch more than the big people: they always did. If the little people were pinched hard enough there could, possibly, be another revolution, another civil war. You asked yourself if you really wanted that to happen, with the long chance of Liberalism’s ousting Fascism. No, you’d rather walk through a lane of jeering Communists, carrying your small optimist’s flag of belief in political evolution–though without prejudice to your belief that every pressure, every criticism, was not only justified but necessary, to hasten such evolution’s painful progress. But it was a chastening thought that here, as in many another part of today’s world, the freedom that is “more than a word” was still no more than what had to be traded as the price of the next meal or of a job that would still be a job tomorrow....

Still, you had not come to Spain to see politics or to talk politics. Who could you talk to, lacking the language, anyway? TG? You had already sounded TG on the subject, and found that he felt that Franco had done a great deal of good for the country: and TG would never forget the priests in Barcelona who had been “just taken out of their houses and shot down”.

And even if you spoke Spanish, there were thirty-five million Spaniards, and suppose you talked to twenty who would talk frankly to you, what kind of opinion survey was that? You knew how little you could expect to learn on this front. And it wasn’t what you had come for–which didn’t mean that you, or anyone of conscience, could afford not to think about it. You had come to look at the face of Spain, age-old and new, not to feel for the scars on its heart. And the kind of thing people would want to hear from you was what you thought about the bullfight.

Well, in its way, this was the bullfight–the big one. Whether you called the bull Freedom and the matador’s red cape Communism did not matter. But it was important to know what had gone on in the ring before you came in.


[1] Fryer, Peter; McGowan Pinheiro, Patricia, Oldest Ally. A Portrait of Salazar’s Portugal, London 1961, S. 13–14. Transkription durch Patricia Hertel.

[2] Simpson, Colin, Take me to Spain, London 1963, S. 32–33. Transkription durch Patricia Hertel.


Für das Themenportal verfasst von

Patricia Hertel

( 2017 )
Zitation
Patricia Hertel, Ferien in der Diktatur. Tourismus und Politik in Westeuropa, 1945–1975, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2017, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1700>.
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