"Rock around the clock". Überlegungen zu amerikanischer Populärkultur in der französischen und westdeutschen Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre

Kaum ein Lied markierte die erste Welle amerikanischer Rock 'n' Roll-Musik mehr als Rock around the clock von Bill Haley and the Comets. Im April 1954 eingespielt, eroberte das Stück im Jahr darauf die US-Charts, dann die Hitparaden in der Alten Welt. Parallel zum Übergang von der Mangel- in die Massenkonsumgesellschaft nahm nun der Sieges­zug des Rock 'n' Roll seinen Anfang. Ein Siegeszug, der zunächst noch auf zahlreiche Widerstände traf, allen voran in der Erwachsenenwelt, der langfristig aber beträchtlich beitragen sollte zum Selbstverständnis einer eigenweltlichen Jugend gegenüber etablier­ten Autoritäten und Hierarchien. Der Beitrag versucht einmal, die bislang beschrittenen nationalen Pfade der Amerikanisierungsforschung zu verlassen und nach Ähnlichem und Unterschiedlichem in den allgemeinen Rahmenbedingungen wie den konkreteren Aneig­nungsprozessen von Rock 'n' Roll in der französischen und westdeutschen Gesellschaft der späten 1950er und frühen 1960er Jahre zu fragen.[...]

„Rock around the clock”. Überlegungen zu amerikanischer Populär­kultur in der französischen und westdeutschen Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre

Dietmar Hüser

Kaum ein Lied markierte die erste Welle amerikanischer Rock 'n' Roll-Musik mehr als Rock around the clock von Bill Haley and the Comets. Im April 1954 eingespielt, eroberte das Stück im Jahr darauf die US-Charts, dann die Hitparaden in der Alten Welt. Parallel zum Übergang von der Mangel- in die Massenkonsumgesellschaft nahm nun der Sieges­zug des Rock 'n' Roll seinen Anfang. Ein Siegeszug, der zunächst noch auf zahlreiche Widerstände traf, allen voran in der Erwachsenenwelt, der langfristig aber beträchtlich beitragen sollte zum Selbstverständnis einer eigenweltlichen Jugend gegenüber etablier­ten Autoritäten und Hierarchien. Der Beitrag versucht einmal, die bislang beschrittenen nationalen Pfade der Amerikanisierungsforschung zu verlassen und nach Ähnlichem und Unterschiedlichem in den allgemeinen Rahmenbedingungen wie den konkreteren Aneig­nungsprozessen von Rock 'n' Roll in der französischen und westdeutschen Gesellschaft der späten 1950er und frühen 1960er Jahre zu fragen. Um den komplexen Charakter einer populärmusikalischen Verflechtungsgeschichte dieser Zeit zu veranschaulichen, folgen in einem zweiten Schritt einige kursorische Anmerkungen zu transatlantischen Austauschprozessen im Vergleich zum französisch-westdeutschen „Grenzverkehr" popu­lärer Musik. Grob abgesteckt wird ein Forschungsfeld, das einerseits Kulturvergleich und Kulturtransfer wechselseitig zu verkoppeln, andererseits Populärkulturelles wie Rock 'n' Roll als politikrelevante Akte und Chiffren der Zeit ernst zu nehmen weiß.

Peu de chansons ont marqué la première vague de musique Rock ‘n’ Roll américaine autant que celle de Bill Haley, Rock around the clock. Enregistrée en avril 1954, elle conquit l’année suivante les hit-parades aux Etats-Unis et ensuite ceux du Vieux Monde. Parallèlement à la transition de l’économie de manque à celle de la consommation de masse, commença alors la marche triomphale du Rock ‘n’ Roll. Rencontrant dans un premier temps de nombreuses résistances, surtout dans le monde des adultes, cette mar­che triomphale devait à long terme contribuer considérablement à former l’image de soi d’une jeunesse ayant son propre monde face aux autorités et hiérarchies établies. La présente contribution essaie de s’éloigner des chemins nationaux empruntés jusqu’à maintenant par la recherche sur l’américanisation pour rechercher les similitudes et les différences dans les conditions générales ainsi que dans les processus concrets de l’appropriation du Rock ‘n’ Roll au sein des sociétés française et allemande de la fin des années 1950 et du début des années 1960. Quelques remarques rapides sur les processus d’échanges transatlantiques comparés aux « échanges frontaliers » de musique populaire entre la France et l’Allemagne illustreront, dans un deuxième temps, le caractère com­plexe de l’histoire enchevêtrée de la musique populaire de cette époque.

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Kaum ein Lied markierte den ersten Höhepunkt amerikanischer Rock 'n' Roll-Musik mehr als Rock around the clock von Bill Haley and the Comets. Rund um den Erdball nahm der Siegeszug nun seinen Anfang. Im April 1954 eingespielt, eroberte das Stück im Jahr darauf die US-Charts, dann die Hitparaden in der Alten Welt. Dank Übertragung in zahlreiche Sprachen entstanden lokale Versionen eines globalen Hits, der mit über hundert produzierten Schallplattenaufnahmen und gut fünfzehn Millionen verkauften Tonträgern innerhalb weniger Jahre neue Maßstäbe setzte. Endgültig kaprizierten sich Musikindustrie, Massenmedien und Unterhaltungsbranche fortan auf einen spezifischen Kulturmarkt für kaufkräftige Jugendliche und schufen ein wechselseitiges Verweissystem mit entsprechenden Werbeeffekten für die neuen populären Waren und Helden.

Die Rock 'n' Roll-Welle, die sich im Übergang von den 1950er zu den 1960er Jahren Bahn brach, lässt sich für Frankreich wie für Westdeutschland als Sattel­zeit beschreiben. Immer mehr Menschen traten aus der Mangelgesellschaft der Nachkriegsjahre heraus und unternahmen erste Schritte in die Massenkonsumge­sellschaft. Unterschiede nach Zeit und Raum, nach Schicht und Einkommen, nach Alter und Geschlecht blieben offensichtlich. Dennoch, materiell ging es den meisten Franzosen und Bundesbürgern besser denn je. Und bei allen symboli­schen Kämpfen, die Altes und Neues noch miteinander austrugen: Längst deutete sich auch der tiefe soziokulturelle Umbruch an, der in den langen 1960er Jahren vollends zum Tragen kam. Unwiderruflich mündeten die kurzen 1950er Jahre in eine „zweite Französische Revolution“ bzw. in die Kernphase westdeutscher „Fundamentalliberalisierung“.[1] Eine Gesellschaftsformation trat hervor, deren normative Wertesysteme und kulturelle Praktiken sich erheblich unterschieden von den prägenden Orientierungs- und Verhaltensmustern der ersten Jahrhundert­hälfte.

Dass in diesen beiden Ländern wie auch in anderen Gegenden der westlichen Welt kulturelle, besonders populärmusikalische Ausdrucksformen maßgeblich zum Wandel beitrugen, darüber besteht mittlerweile ein breiter Konsens.[2] Auch darüber, dass häufig die wichtigsten Anstöße zunächst einmal aus den Vereinigten Staaten stammten und von dort aus über den Atlantik auf den europäischen Konti­nent schwappten. Zwar fehlt es mittlerweile weder für Frankreich noch für die Bundesrepublik an fundierten Studien und Synthesen zu Amerikanisierungsphä­nomenen.[3] Fast durchweg aber geht es um transatlantische Kulturtransfers in das eine oder in das andere Land, um Amerikanisierung unter jeweils nationalen Auspizien.[4] Weder spielen Vergleichsperspektiven zwischen den beiden „Aufnah­meländern“ eine Rolle noch das Verhältnis zwischen amerikanisch-westeuropäi­schen und innereuropäischen, konkret: französisch-westdeutschen Transfers populärer Musikgenres.

Dagegen wollen wir auf den folgenden Seiten am Beispiel des Rock 'n' Roll einige Überlegungen anstellen zum Kultur-Transfer-Vergleich, konkret zur Ame­rikanisierung[5] der französischen und westdeutschen Gesellschaft mittels Populär­kultur[6] in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren. Im Zentrum stehen Fragen nach Ähnlichkeiten und Unterschieden, zunächst – kurz – was die Rahmenbedin­gungen, dann – ausführlicher – was die konkreten Aneignungsprozesse anbelangt. Um den komplexen Verflechtungscharakter einer solchen Transfergeschichte zumindest anzudeuten, folgen in einem weiteren Schritt einige kursorische An­merkungen zu transatlantischen Austauschprozessen im Vergleich zum franzö­sisch-westdeutschen „Grenzverkehr“ populärer Musik der Zeit. Da der Beitrag ein Stück wissenschaftliches Neuland betritt, sind die hier dargebotenen Erklärungs­ansätze und Zusammenhangerkenntnisse letztlich erst durch einschlägige Detail­studien zu überprüfen, auszudifferenzieren und zu ergänzen. Grob abgesteckt werden soll ein Forschungsfeld, das einerseits Kulturvergleich und Kulturtransfer wechselseitig zu verkoppeln, andererseits Populärkulturelles wie Rock 'n' Roll als politikrelevante Akte und Chiffren der Zeit ernst zu nehmen weiß.

Grundstrukturen populärkultureller Amerikanisierung

Als Rock 'n' Roll in den 1950er Jahren seinen Siegeszug auf dem europäi­schen Kontinent anzutreten begann, stellten sich die Rahmenbedingungen für eine Aufnahme amerikanischer Populärkultur in Frankreich und Westdeutschland teilweise recht ähnlich dar, teilweise aber auch grundverschieden. Offensichtlich sind zunächst manche Grundtendenzen sozioökonomischen und soziokulturellen Wandels der Zeit, die bei allen Differenzen im kleinen doch als „tendances lourdes“ hier wie dort in die gleiche Richtung wiesen und einen Nährboden schu­fen für massenhaftes Aneignen populärkultureller Angebote aus den Vereinigten Staaten. Drei eng miteinander verwobene Entwicklungen sind in diesem Zusam­menhang besonders hervorzuheben.

Einmal der europäische Nachkriegsboom, eine Phase der Hochkonjunktur, die sich in den „trente glorieuses“ und dem „Wirtschaftswunder“ nationalspezifisch ausprägen, Frankreich und der Bundesrepublik in den 1950er und 1960er Jahren durchschnittliche Wachstumsraten von 5,2 bzw. 6,3 Prozent bescheren sollte.[7] Damit einher ging – nach langen Kriegs- und Nachkriegsjahren des Mangels – eine zweite Gemeinsamkeit: das breitenwirksame Eintreten in das Zeitalter des Mas­senkonsums. Stetig verbesserte sich die Ernährungszusammensetzung, die Arbeits­zeiten sanken, die Freizeitmöglichkeiten und Haushaltseinkommen stie­gen. Finanzielle Margen entstanden, zunächst für Möbel und Haushaltsgeräte wie Waschmaschine und Kühlschrank, dann auch für Zweitradios und Fernseher. Bald wurden aus automobilistischen Träumen handfeste Realitäten, die wiederum einem anschwellenden Tourismusstrom Vorschub leisteten. Längst mutierten – bei allen sozialen und regionalen Unterschieden – ehemalige Luxusgüter zu „Normal­gütern“ einer entstehenden Massenkonsumgesellschaft.[8]

Gemeinsam war schließlich beiden Ländern die beachtliche Zunahme und Verjüngung der Bevölkerungen. Damit trat nicht nur quantitativ, auch qualitativ eine andere Jugend auf den Plan. Geprägt war diese Jugend durch den tiefen generationellen Graben in gemachten Erfahrungen, aktueller Weltsicht und Visio­nen für die Zukunft, durch zunehmenden Wohlstand, verallgemeinertes Taschen­geld, den Berufseintritt der ersten Nachkriegskinder, kurz: durch die schlagartig erhöhte Kaufkraft. Auch durch eine aufstrebende Unterhaltungsindustrie, Medien­kultur und Modebranche, die davon profitierten, jungen Menschen zugleich als willkommene Verbündete gegen elterliche Restriktionen dienten. Umrisse eines fortan prägenden Sozialtypus eigenweltlicher Jugend zeichneten sich ab, in Wer­ten und Verhalten, in Sprache und Habitus, in Konsum und Freizeit, in Kleidung und Musik vergleichsweise autonom gegenüber herrschenden Elternnormen und Symbol für all das, was Wandel, Erneuerung und Aufbruch in eine neue Zeit ausmachte.[9]

Alles in allem richtungsweisende Konvergenzen als Grundlage für populär­kulturelle Amerikanisierungstrends in Frankreich und Westdeutschland, zugleich aber fortwährende, kaum übersehbare Divergenzen zwischen beiden Ländern. Vieles wäre erwähnenswert, schon was Grundkonstellationen der Gesellschaften bzw. die tragenden Wertvorstellungen anbelangt, aber auch tief verinnerlichte politisch-kulturelle Muster.[10] Als wesentlich für unseren Zusammenhang sollen darüber hinaus drei Aspekte besonders betont werden: die Unterschiede in traditi­onellen und zeitgenössischen Amerikadiskursen, im innen- und außenpolitischen Handlungsrahmen sowie in den Erfahrungen und Verarbeitungen mehr oder weni­ger stark belasteter jüngster Vergangenheiten.

Zunächst waren dominante Diskurse und Bilder über die Vereinigten Staaten im deutschen und französischen Fall alles andere als deckungsgleich, und dies seit langem.[11] Der massiven Übersee-Auswanderung, der Präsenz von über drei Millio­nen Deutschen bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs und den damit dauerhaft etablierten Netzwerken, die kulturelle Distanz abbauen halfen, stand französi­scherseits nichts Vergleichbares gegenüber. Hinzu kam die säkulare amerika­nisch-französische Konkurrenz. Eine Konkurrenz zwischen Pionieren der modernen politischen Demokratie, die ganz selbstverständlich in zivilisatorischer Mis­sion und mit universalem Anspruch auftraten. Zwei Länder aber auch, die sich bei allem Rekurs auf gemeinsame revolutionäre Ursprünge als Schwester-Repu­bliken stets fremd und des Grabens bewußt geblieben waren zwischen „american way of life“ und „civilisation française“.[12]

Solche Differenzen der „longue durée“ verbanden sich in der frühen Nach­kriegszeit mit konkreteren jüngeren Erfahrungen zu recht unterschiedlichen Ame­rikadiskursen, die intellektuelle Meinungsführer mehrheitlich im öffentlichen Raum pflegten. Während sich zahlreiche US-Emigranten nach der Rückkehr zu differenzierten Aussagen veranlasst sahen, um anti-westlichen Zivilisationskriti­kern den Boden zu entziehen, äußerten sich französische „Mandarine“, zunächst vielfach im Dunstkreis der kommunistischen Partei, ablehnender und plakativer gegenüber allem Amerikanischen.[13] Auch in der „Großen Politik“ gab es beider­seits des Rheins keine einheitliche Linie. Zwar blieben beträchtliche Vorbehalte auch in Westdeutschland spürbar: pro Westintegration meinte keineswegs pro Rock 'n' Roll. Viel weniger aber als Paris gerierte sich Bonn als Garant einheimi­scher Kulturprodukte gegenüber „Massenware“ und „Unkultur“ aus den Verei­nigten Staaten. Die breite Mehrheit der Franzosen wie Westdeutschen teilte die Bedrohungsängste herrschender Kreise ohnehin kaum mehr.[14] Es überwogen Sympathie und Neugier, auch eine gewisse, manchmal vorbehaltlose Bewunde­rung sowie die große Anziehungskraft, die „made in Americain den 1950er Jahren gerade auf viele jüngere Leute ausübte.

Deutlich wird einerseits, dass innerhalb beider Länder, wenn es um Diskurse und Bilder über Amerika ging, schichten-, generations-, geschlechter- und regio­nalspezifische sowie weltanschauliche Trennlinien zu berücksichtigen sind. Ande­rerseits gilt es in vergleichender Perspektive, die deutlich stärkere materielle Nachkriegspräsenz der Vereinigten Staaten in Westdeutschland zu beachten, die unmittelbareren Einflussmöglichkeiten und die potentiell größere soziokulturelle Eindringtiefe über Konsumartikel, Massenmedien, Amerikahäuser, usw. Mochten Stützpunkte amerikanischer Soldaten in Frankreich manchem jungen Franzosen als Traumwelten erscheinen[15], der nachhaltigen lebensweltlichen Wirkung, die Radiosender wie AFN im östlichen Nachbarland auf Dauer zeitigten, hatten die häufig abgelegenen Stationierungsorte im Hexagon wenig entgegenzusetzen. Und viel mehr als dort schielten dann auch die bundesdeutschen Macher populärer Musik auf amerikanische Verkaufshitparaden, auf neue Moden und Arrangements als den Maßstäben einheimischer Plattenproduktion.[16]

Neben diesen Unterschieden in dominanten Amerikadiskursen sind zweitens – und eng damit verknüpft – allgemeine innen- wie außenpolitische Faktoren als wichtige Erklärungsangebote zu beleuchten. Kaum überschätzen lassen sich etwa die gegensätzlichen Mehrheitseinschätzungen, was den Nachkriegskommunismus im eigenen Land anbetraf. In Frankreich profitierte die PCF und deren massen­mobilisierende Vorfeldorganisationen noch Jahre und Jahrzehnte vom Blutzoll des kommunistischen Widerstands gegen Vichy-Regime und deutsche Besatzer, ein Prestige, das weit über die engeren Parteigrenzen hinaus reichte. Anders Westdeutschland mit seinem „doppelten Basiskonsens“ gegen Nationalsozialis­mus und Kommunismus:[17] Rasch zementierten Ost-West-Konflikt, deutsche Teilung und Korea-Krieg, aber auch die Chance auf einen „abendländischen“ Brückenschlag von Stalingrad nach Bonn, den antikommunistischen Grundkon­sens in Politik und Gesellschaft. Kompromittiert war die KPD längst vor dem Verbot im August 1956.

Außenpolitisch gab es für die junge Bundesrepublik bei prioritärer Westbindung und konsequentem Hinarbeiten auf Souveränitätsfortschritte zu einem mög­lichst engen Schulterschluss mit den Vereinigten Staaten keine ernsthafte Alter­native, und dies in Wort und Tat. Mittelfristig setzte dies einer virulenten Ableh­nung kultureller Amerikanisierungstrends enge Grenzen und veranlasste etablierte Kreise, solche Ausdrucksformen zu tolerieren, zu entpolitisieren, zu integrieren und – im innerdeutschen Systemkonflikt – zu instrumentalisieren.[18] Auch Frank­reich stand nach dem Krieg resolut im westlichen Lager, und wie hätte es auch anders sein sollen, repräsentierte es doch nicht weniger als die angelsäch­sischen Siegerstaaten den Westen. Trotzdem stellten sich die Voraussetzungen für das bilaterale Verhältnis zu Washington ganz anders dar. Gerade im Zeichen struktu­reller Asymmetrie[19] galt es die Rolle eines schwierigen Partners einzuneh­men, der Maximum verlangte, um ein Minimum herauszuhandeln. Und der Be­darf an Unterstützung war gewaltig, einmal angesichts immenser Wiederaufbau- und Modernisierungszwänge im Land, dann wegen fortgesetzter Kriegsanstren­gungen über den 8. Mai 1945 hinaus: zunächst in Indochina, dann in Algerien: kostspie­lige Konflikte, die den französischen Weg in die Massenkonsumgesell­schaft gegenüber dem kriegsfreien bundesrepublikanischen verzögerten.

Schließlich lassen sich drittens Divergenzen aus den ganz andersartigen Er­fahrungen und Verarbeitungen der Weltkriegsjahre herauslesen sowie aus den unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von Altem und Neuem, die sich nach 1945 offenbarten. Dass hier die Einschnitte in etablierte Nationsmythen im west­deutschen Fall gravierender ausfielen als bei der nachbarlichen Sieger-, Besat­zungs- und Schutzmacht, dürfte kaum verwundern. Die französischen 1950er Jahre standen jedenfalls noch nicht im Zeichen des Vichy-Syndroms, eher im Zeichen einer wirkungsvollen Geschichtspolitik, die Vichy aus der Nationalge­schichte verbannte, Frankreich zu einem Land im Widerstand stilisierte und die „heilige Dreifaltigkeit“ aus Revolution, Republik und Résistance beschwor.[20] Die ganze Ideenwelt national-republikanischer Selbstverständlichkeiten und Gestal­tungsmöglichkeiten war noch intakt, der Grad der Unsicherheit, was die Zukunft des Landes und die globale Ausstrahlung der „civilisation française“ anging, vergleichsweise gering.

Für Deutschland lagen die Dinge anders. (Selbst-) Kritischer Umgang der Menschen mit dem Dritten Reich und den begangenen Verbrechen stand zwar gesamtgesellschaftlich auch dort noch kaum auf der Tagesordnung.[21] Wohl aber waren die unmittelbaren Konsequenzen von Krieg und Holocaust über politisch-territoriale und sozioökonomische Fragen hinaus bis in den Lebensalltag jedes Einzelnen hinein spürbar. Das Land als solches war Ausdruck der Diskontinuität deutscher Geschichte[22], von kratzerlosen Pfeilern nationaler Selbstverständlichkeit konnte keine Rede sein. Viel stärker als das befreite Frankreich war das besetzte Deutschland nicht nur innerem Wandel auf allen Ebenen ausgesetzt, sondern auch äußeren Einflüssen durch die Siegermächte. Und weitaus mehr als die französi­sche war seine Gesellschaft auf der Suche nach sich selbst und nach dabei hilfrei­chen Modellen: diachron im Rückgriff auf attraktives Eigenes im Gestern oder synchron mit Blick auf attraktives Anderes im Heute. Letztlich sind die Differen­zen, die sich aus den Kriegsjahren und Kriegsfolgen ergaben, doppelt zu verorten: einmal auf der Angebotsseite, wo Internationales und ganz besonders Amerikani­sches im westdeutschen Fall materiell deutlich präsenter war, dann auf der Nach­frageseite, wo manche Sozialgruppe mehr Bereitschaft und Interesse verspürte, sich tatsächlich darauf einzulassen.[23]

Aneignungen amerikanischer Populärkultur

Seit langem zählt der unmittelbare Zusammenhang zwischen populärer Musik und jugendkultureller Gruppenbildung zu den sozial- und kulturwissenschaftli­chen Binsenweisheiten.[24] In einem Prozess fortwährender Verflechtung erschafft und erneuert die Jugend die Musik wie umgekehrt die Musik die Jugend. Als Chance, die eigenen Lebensumstände widergespiegelt zu sehen, stiftet Musik ein emotionales Gemeinschaftsgefühl, eine symbolische Form des Zusammenlebens, das jugendlichem Auftreten, Träumen und Verklären entgegenkommt, gleichzei­tig Raum bietet, den Drang nach Eigenständigkeit gegenüber der Erwachsenen­welt, nach altersgemäßen Lebensweisen und Werthaltungen zu befriedigen. Offen­sichtlich haben die Wechselwirkungen seit den späten 1950er Jahren weiter zugenommen. Mehr und mehr begannen sich Jugendliche – ob in Frank­reich oder in Westdeutschland – als soziale Gruppe mit kultureller Handschrift, als „culture jeunebzw. als Jugendkultur wahrzunehmen. Hier wie dort wartete nun Jugend massenhaft mit ausgeprägt eigenen Verhaltensformen und Wertmustern auf, mit eigenen Filmstreifen, Radiosendungen und Zeitschriften, nicht zuletzt mit eigener Musik. Mit populärer Musik, die im Zeichen der neuen Medienkultur fast überall und individuell verfügbar war, die bald als das Leitmedium schlechthin im jugend­lichen Alltag fungierte und die mehr als jedes andere Phänomen für eine „transversalité sociale de masse“ stand: etwas generationell Abgrenzendes, aber massenhaft Verbindendes quer zu allen gesellschaftlichen Unterschieden.[25] Immer wieder brachten die Folgejahrzehnte neue Genres mit sich, die als Ferment zu­nehmend fragmentierter Jugendkulturen dienten, und immer wieder rauften sich besorgte Eltern ob der „audiovisuellen Extase“[26] der Kinder die Haare. Den An­fang machte 1955/56 Rock 'n' Roll, und ganz unzweideutig kam Rock 'n' Roll mit seinen Stars aus den Vereinigten Staaten nach Frankreich wie nach Westdeutsch­land, um dort im Original oder national adaptiert angeeignet zu werden.

Wieder lassen sich Ähnlichkeiten und Unterschiede aufzeigen. Jeweils drei springen besonders ins Auge und sollen im Folgenden mit aller Vorsicht skizziert werden. Bei den Ähnlichkeiten sind dies die Vektoren, die Rock 'n' Roll zu hoher Popularität verhalfen, dann die Widerstände, die sich unter Erwachsenen wie unter musikalisch anders orientierten Jugendlichen aus zumeist bürgerlichen Kreisen gegen den Musikstil und seine Anhänger breit machten, schließlich der mittelfristige Trend einer schichtenübergreifenden, zunächst kaum mehr sozial, bald auch kaum mehr generationell konnotierten Rezeption. Unterschiede deuten sich demgegenüber in den Zeitpunkten massenmedialer Verbreitung an, daneben in der Art und Weise, wie sich das transatlantische Importprodukt in die respekti­ven nationalen Populärkultur-Kontexte eingepasst und dort verwurzelt hat, schließlich in der Relevanz damit verbundener mentaler Veränderungen und deren Folgen für die Grundlegung liberal-demokratischer Verhältnisse.

Zentrale Vektoren für die erfolgreiche Verbreitung der neuen Rhythmen – erste Gemeinsamkeit – sind rasch bei der Hand und unterstreichen das Gewicht einer qualitativ neuen Medienkultur. Wie ein Räderwerk griffen nun Kinostreifen und Schallplatten, Photoromane und Comics, Radio- und Fernsehformate, Zeit­schriften und Werbeträger aller Art ineinander, verstärkten und bestärkten sich mit Blick auf die jugendliche Kundschaft, machten Stars zu Stars und Hits zu Hits. Trotz aller Detaildifferenzen: die unterhaltungsindustrielle Grundstruktur eines wechselseitigen Verweissystems unterschied sich kaum. Schönes Anschau­ungsmaterial dafür bieten die frischen Jugendmagazine, deren Formate sich über Jahrzehnte kaum mehr verändern sollten. Über eine Million Käufer – die Leser­zahlen lagen um ein Vielfaches höher – fanden in den frühen 1960er Jahren die westdeutsche Bravo wie auch das französische Salut les copains, das sich an eine gleichnamige, täglich ausgestrahlte Kult-Radiosendung auf Europe 1 ankoppelte.[27]

Eine zweite Gemeinsamkeit im Aneignen von Rock 'n' Roll bestand in seinem Ablehnen. Massiv geschah dies zunächst durch eine Erwachsenenwelt, die sich schwer tat mit dem Wandel tradierter Normen, Lebensstile und mit Neuem schlechthin, wie es Musik- und Jugendkultur signalisierten. „Marseillaise der Teenager-Revolution“[28] für die einen, war Rock around the clock für andere „banals­ter Kitsch, ja Schund“.[29] Zu (afro-)amerikanisch die Ursprünge, hieß es gerade in bürgerlichen Elternhäusern, zu wild und zu körperlich Musik und Tanz, zu erotisch bis vulgär die Anspielungen, zu proletarisch die Fangemeinden als solche und zu gewaltbereit die Auffälligsten, die „blousons noirs“ bzw. die „Halbstarken“, mit denen viele Zeitgenossen die Rock 'n' Roller umstandslos gleichsetzten. Betont lässig und provokant traten die „Halbstarken“ auf, trugen mit Vorliebe Röhrenjeans, enge T-Shirts und schwarze Lederjacken. Ihre Freizeit verbrachten die meist aus Arbeiterfamilien stammenden Jugendlichen vorzugs­weise indem sie möglichst sichtbar in Stadtparks oder auf öffentlichen Plätzen herumlungerten, auch indem sie auf knatternden Motorrädern die Gegend unsi­cher machten, am besten mit „Sozius-Miezen“ im Schlepptau.

Sich als Bürgerschreck zu gerieren, war ein Leichtes. Und Formen medialer Selbstinszenierung erlaubten es, am eigenen Mythos zu basteln.[30] Virulente Reaktio­nen auf das „Halbstarken-Problem“ in Öffentlichkeit, Politik und Wissen­schaft dürften dem Geltungsdrang der Betroffenen eher geschmeichelt als diesem Abbruch getan haben. Bei allen Ausschreitungen, Krawallen und Schlägereien, die es tatsächlich damals zu verzeichnen gab, besonders wochenends in Groß­städten, entsprach die Realität nicht dem Bild junger Asozialer, die tagsüber fau­lenzten, nachts den Bürgerfrieden gefährdeten und über kurz oder lang auf die schiefe Bahn geraten mussten. Doch dieses Bild war es, das in beiden Ländern eine kleine Gruppe männlicher Arbeiterjugendlicher zu einem Gesellschaftsphä­nomen und Bedrohungsszenario hochstilisierte und als medienvermittelte Aus­schnitte eines komplexeren Ganzen die Debatten über „Halbstarke“ und Rock 'n' Roll dominierte.[31]

Auf Widerstand traf Rock 'n' Roll freilich über die Erwachsenenwelt hinaus, die Abwehrfront reichte bis in die Generation der Kinder und Kindeskinder. Popu­läre Musik für Massen kaufkräftiger junger Zuhörer: das war ein kulturhistorisch einschneidendes Phänomen. Doch weder bedeutete dies, dass künftig alle aus­nahmslos und gleichermaßen jedes Genre schätzten, das auf den Markt kam, noch dass sich die breite Mehrheit unter den Jugendlichen nunmehr vollkommen und ausschließlich auf eine einzige Stilrichtung kaprizierte. Die meisten blieben „Alles­fresser“, die sich anders als die engeren, meist männlichen Kerngruppen einer Jugendkultur nicht festlegen wollten. Und Offerten gab es neben Rock 'n' Roll reichlich. Denn schon die späten 1950er und frühen 1960er Jahre glichen einem bunten Gemischtwarenladen aus dem junge Leute nach persönlichem Gut­dünken auswählen oder kombinieren konnten, was für den eigenen Lebensalltag am sinnvollsten erschien.

Das Angebot reichte von simpel gestrickten Schlagern aller Art bis hin zu an­spruchsvollen Chansons, die gleichwohl in beiden Ländern in verschiedenen Mischungsverhältnissen auf Resonanz stießen. Während im Westdeutschland der 1950er Jahre die Heimat- und Fernweh-Schlager, Italien- und Südsee-Schnulzen die Hitparaden beherrschten[32], gesellschaftskritische Stücke dagegen ein abseiti­ges Nischendasein fristeten, erlebte in Frankreich das für amerikanische Einflüsse undurchlässige nonkonformistisch-engagierte Chanson eine weitere Blüte: durch ehrgeizige Künstler, die als Autoren, Komponisten und Interpreten in Personal­union aus dem Saint-Germain-Milieu herauswuchsen und in bester französischer Tradition zugleich poetische, politische und populäre Stücke präsentierten.[33] An humanistischen Leitbildern orientiert, nahmen Künstler wie Georges Brassens, Léo Ferré und Jacques Brel, um die bekanntesten zu nennen, die herrschenden Verhältnisse und die dafür Verantwortlichen ins Visier, zogen gegen staatliche Bevormundung und bürgerlichen Konformismus zu Felde, gegen Scheinheiligkeit und Doppelmoral, gegen Spießertum und Ignoranz, gegen Klischeehaftes und Akademisches, gegen Etabliertes und Normiertes, auch gegen Musikkommerz und Showgeschäft.

Daneben war es vor allem Jazz, der in zahlreichen Varianten auch zu Zeiten früher Rock 'n' Roll-Euphorie zahllose Anhänger diesseits wie jenseits des Rheins behielt. Vornehmlich unter Mittel- und Oberschichten-Jugendlichen aus bildungs­privilegierten Elternhäusern, die cool und leger daherkamen, jegliche, auch tänze­rische Körperlichkeit hintanstellten, und die sich in Musik, Mode und Habitus von den Altersgenossen aus Arbeiterkreisen abzugrenzen gedachten. Gerade im Hexagon boomte in den 1950er Jahren eine mehr und mehr Eigenständigkeit beanspru­chende Jazz-Szene. Dicht davor, sich endgültig als schichten­über­grei­fen­des Massenphänomen zu etablieren, machten dann angelsächsische Rock-Musik und deren französische Ableger dem Jazz ein sicher geglaubtes jugendliches Pub­likum abspenstig.[34]

Gemeinsamkeiten in den anfänglichen Vorbehalten musikalisch anders orien­tierter junger Musikhörer, bald aber auch – drittens – in den Infizierungspotentia­len, durch die Rock 'n' Roll und nachfolgende Spielarten fast die gesamte Jugend, schließlich fast die ganze Gesellschaft in den Bann ziehen sollte.[35] Angeeignet zu Beginn im Milieu der städtischen Arbeiterjugend, entdeckten seit den frühen 1960er Jahren immer mehr Mittel- und Oberschichtenjugendliche rockmusikali­sche Sparten für sich, kopierten einschlägige Dress- und Sprachcodes. Nachah­mungseffekte von „unten“ nach „oben“: ein neues Phänomen und ein fundamental zukunftsweisender Vorgang. Nicht zuletzt durch Musik war Jugend nun Jugend quer zu den Sozialgruppen, bei abnehmenden Bindungen aller Art zusammen­gehalten durch musikvermittelte Einstellungs- und Verhaltensmuster, die im öffentlichen Raum mehr und mehr an Sichtbarkeit gewannen. Allerdings lebten „feine Unterschiede“ fort, einmal durch die unaufhaltsame Fragmentierung popu­lärer Genres, dann durch Distinktionsgewinne innerhalb einzelner Stile, mit denen sich eingeweihte Szene-Eliten von der dumpfen Masse an „Milieu-Mitläufern“ abzusetzen versuchten.[36]

Neben ähnlichen Entwicklungslinien offenbaren sich auch im Aneignen von Rock 'n' Roll mancherlei Unterschiede. Zunächst lassen sich gewisse Zeitver­schiebungen ausmachen, etwa was die Präsenz der skizzierten Vektoren in beiden Ländern angeht. Länger als beim östlichen Nachbarn bewahrte das französische Radio seine maßgebliche Rolle für die Verbreitung populärer Musik, während sich die Ausstattung der Privathaushalte mit Fernsehgeräten in der Bundesrepu­blik schon früher auf höherem Niveau bewegte: über zwei Millionen angemelde­ter Geräte standen 1958 knapp eine Million im Hexagon gegenüber.[37] Verspätet im Vergleich zur westdeutschen Bravo, die seit August 1956 wöchentlich auf den Markt kam, erschien das monatliche Pendant in Frankreich. Zwar glichen sich die Leserzahlen bald auf hohem Niveau an, doch verstrichen fast vier Jahre bis zur ersten Nummer von Salut les copains im Juli 1962, dem Monat des Waffenstill­stands im Algerienkrieg.

Nicht weniger zeitversetzt verlief der öffentliche Aufmerksamkeitsschub für die „Halbstarken“. Bundesdeutsche Massenmedien sprangen unmittelbar auf den Zug auf, nachdem es seit 1956 von Hamburg bis Stuttgart und von Essen bis Berlin zu Tumulten und Krawallen „halbstarker“ Randalierer gekommen war, meist im Umfeld großstädtischer Rock 'n' Roll-Konzerte oder einschlägiger Film­vorführungen. Dagegen tauchten in der französischen Presse weder die Pariser „Bandenkämpfe“ vom Frühsommer 1955 allzu prominent auf, noch die Aus­schreitungen bei Bill Haley-Konzerten im Jahr darauf. Auf breiter Front und mit ähnlich hysterischen Untertönen machten die „blousons noirsdort erst 1959 ihre Aufwartung, blieben aber bis weit in die 1960er Jahre hinein hochpräsent, in den Medien selbst wie auch in Wortschatz und Vorstellungswelt ganzer Bevölke­rungsgruppen.[38] Neuerlich dienten „Halbstarke“ und „Schwarzjacken“ als Chiffre für einen ungewollten soziokulturellen Wandel, dem die „trente glorieuses“ nun endgültig zum Durchbruch verhalfen. Inwieweit sich ein kausaler Zusammenhang aufzeigen läßt zwischen verspäteter Mediatisierung und den Psychosen der letz­ten, immer gewalttätigeren Algerienkriegsjahre in der Metropole, wäre weiter zu untersuchen.[39]

Eine zweite Divergenz im Aneignen von Rock 'n' Roll bezieht sich auf die jeweiligen nationalen Populärkultur-Kontexte. Ein flüchtiger, noch zu vertiefen­der Blick auf die frühen Rock 'n' Roll-Szenen in beiden Ländern legt jedenfalls für den französischen Fall größeres Gewicht, höhere Authentizität und dauerhaftere Präsenz einheimischer Künstler verglichen mit den transatlantischen Originalen nahe. Mehr noch als in Westdeutschland haben dort offenbar Jugendliche die amerikanischen Stars über französische Ableger wie Johnny Hallyday oder Eddy Mitchell seit den frühen 1960er Jahren kennen gelernt.[40] Rasch fanden sie sich definitiv „nationalisiert“ und über die „génération yé-yémit Interpreten wie Richard Anthony, Jacques Dutronc, France Gall, Françoise Hardy, Sheila oder Sylvie Vartan als autochthon französische Version der angelsächsischen „beat-generationvermarktet. Bis heute Mythos und Realität zugleich, sind sie weiter­hin mit Nostalgischem wie Aktuellem in den Medien präsent, füllen – wie Johnny Hallyday – zuweilen riesige Sportarenen, und dies nicht nur mit ergrauten Zuhö­rern, die schon vier Jahrzehnte zuvor dabei waren.

Auch in Westdeutschland gab es damals einheimische Rock 'n' Roll-Stars. Schon 1956 betrat Peter Kraus, bereits Jahre zuvor als Kinderstar aus medienver­trautem Elternhaus gefeiert, erstmals hüftschwingend die Bühne und ließ sich als deutsche Antwort auf Elvis Presley feiern. Sagenumwoben sind die inszenierten Grabenkämpfe zwischen Peter Kraus und Ted Herold, der sich doch selbst stets als einzig legitimen deutschen Rock 'n' Roller empfand. Und dennoch: beide hatten den gleichen Manager, standen bei der gleichen Plattenfirma unter Vertrag und gingen gemeinsam auf Tournee.[41] Eigenständig deutsche Künstler waren sie weniger als authentische Straßen-Rocker denn als schlagerhafte „Soft-Versionen“ amerikanischer Originale, die sich über herrschende Moralvorstellungen nur ausnahmsweise hinwegsetzten.[42] Eine größere Fangemeinde erreichten sie anders als die französischen Interpreten nur kurzzeitig. Über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt wurden weder sie noch nachfolgende Teenager-Idole der 1960er Jahre, während französische Pendants zuweilen auch beim östlichen Nachbarn gewisse Erfolge verzeichneten und in den Jugend-Medien auftauchten.[43]

Stärker noch als die westdeutsche war die französische Jugendkultur der spä­ten 1950er und der frühen 1960er Jahre national geprägt. Nicht grundlos prangte auf dem Cover der ersten Johnny Hallyday-Single ein Aufkleber, der unmissver­ständlich zu verstehen gab, wer sich hier die Ehre gab: ein „chanteur américain de culture françaisenämlich.[44] Auch eine Stilblüte wie der Western-Song, der sich auf andere Art und Weise mit der Neuen Welt auseinander setzte, war im Hexa­gon völlig inexistent. Etliche Themen – Liebe und Fernweh, Abenteuer und Roman­tik – mochten klassisches Schlagerrepertoire aufgreifen, auch an Wander- und Fahrtenlieder der Jugendbewegung erinnern. Zugleich aber besangen Wes­tern-Songs individuelle Stärke und Willenskraft, Eigensinn und Freiheit, sugge­rierten damit eine Zukunft für westliche Werte in der jungen Bundesrepublik, stereotypenhaft angelehnt an das, was als amerikanische Standards galt. Eine Art populärer Überidentifikation mit den Vereinigten Staaten, die in Frankreich weder marktfähig noch erfolgreich sein konnte.

Gewiss war auch die „Sozialkultur des Wiederaufbaus“ in der Bundesrepublik noch sehr deutsch.[45] Dennoch scheint die Eindringtiefe musikalischer Amerikanisie­rung über Rock 'n' Roll wie über andere Genres in Frankreich geringer als in Westdeutschland gewesen zu sein, der Wille dagegen umso größer, im Zuge der Aneignung daraus ein ureigenes Genre à la française, eine „synthèse locale“ zu basteln.[46] Dass dies französischer Tradition entsprach, mag angehen, dass sich die Tendenz, internationale Musik-Produkte national-republikanisch zu überformen, seit Mitte der 1970er Jahre verflüchtigt habe,[47] scheint aber fragwür­dig. Jüngere populärmusikalische Entwicklungen, alternative Punk- oder Rocksparten etwa, sprechen Bände. Und gerade zuletzt hat sich mit frankophoner Rap-Musik ein hochgradig autonomes Genre ausgebildet, das sich bewusst ein­ordnet in säkulare Traditionen des engagierten Chansons in Frankreich und das nichts mehr beschwört als die praktische Umsetzung republikanischer Werte und Prinzipien.[48]

Ein dritter Unterschied hat schließlich mit der gesellschaftlichen und politi­schen Dimension populärkultureller Artikulationen im besonderen Kontext der 1950er Jahre zu tun. Fraglos hat die Aneignung amerikanischer Populärkultur in Frankreich wie in Westdeutschland ganz beträchtlich dazu beigetragen, jugend­lichen Habitus und Lebensstil zu verändern, und dies mit Konsequenzen, die hier wie da dauerhaft gesamtgesellschaftlich spürbar bleiben sollten. Nur war dies politisch-kulturell und damit auf mittlere Sicht für die Grundlegung der jungen Bundesrepublik von weitaus größerer Bedeutung als für das Nachbarland. Eine junge Bundesrepublik, deren Klima noch „sehr viel 'deutschnationaler' als die praktische Politik“ war[49], die noch keine mehrheitlich demokratisch geläuterte Bürgerschaft kannte. Hohe Veränderungsdynamik und latente Zukunftsangst in den Nachkriegsjahren kompensierten die Menschen zunächst durch verstärkte Rückbesinnung auf tradierte Orientierungsmuster, die lebensweltliche Anker in prekären Zeiten versprachen. Bei allem institutionellen Neuanfang, die ideellen Komponenten und der Wandel des normativen Wertesystems hinkten deutlich hinterher. Die Frühphase der bundesrepublikanischen Geschichte war eine janus­köpfige, die Ausgangslage durchaus schwierig.[50]

Erst allmählich nahm auch die Wertschätzung für die westdeutsche Demokra­tie zu: Ergebnis politischer Effizienz, wirtschaftlicher Erfolge und materieller Besserstellung immer breiterer Schichten, die dies der neuen Ordnung zuschrie­ben.[51] Der Trend wies hin zur „langsamen Vollendung der Modernität“, hin zur Verinnerlichung demokratischer Werthaltungen im Zuge des anstehenden Gene­rationswechsels der langen 1960er Jahre.[52] Was sich bereits seit den späten 1950er Jahren auszubilden begann, das waren Verhaltensmuster moderner Massenkultur, die „dahin wirkten, die Massendemokratie als politisches und soziales System zu stabilisieren“.[53] Ohne Zweifel leistete Populärkultur Beiträge: für das Öffnen ungeahnter Horizonte, für zügig pluralisierte Lebenswelten und individualisierte Lebensstile, für rückläufige Pflicht- und steigende Selbstentfaltungswerte, für neue Formen öffentlicher Selbstinszenierung, für individuelles Aufbegehren gegen etablierte Autoritäten und Hierarchien, für modifizierte kulturelle Praktiken in vielen, lange mit moralischen Tabus bedachten Gesellschaftsfragen, auch für das endgültige Aufweichen eines bürgerlichen Negativdiskurses gegenüber populärkulturellen Ausdrucksformen. Ob und inwieweit allerdings moderne Jugend­kultur und globale Rockmusik letztlich „als ausschlaggebende Faktoren des Wan­dels“ zu gelten haben, „der sich politisch und sozial dann nur noch nieder­schlug“[54], das wird nur durch empirische Detailstudien näher zu klären sein.

Allemal festhalten lässt sich aber schon, dass populärkulturelle Phänomene einer „Amerikanisierung von unten“ hochrelevant waren für die Stabilisierung des noch jungen Staatswesens. Zumindest sollte deren Gewicht nicht zu gering veran­schlagt werden, selbst gegenüber klassischen Aspekten einer „Amerikanisierung von oben“, dem Prozess kontrollierter Verfassungsgebung im Sinne des Grundge­setzes etwa oder dem außenpolitischen Absichern der Adenauerschen Westinteg­rationspolitik. Dass die „culture jeunesoziokulturell für ähnliche Entwicklungen im Hexagon mitverantwortlich zeichnete, steht außer Frage. Politisch aber, als konsolidierender Faktor demokratischer Verhältnisse, ließ sich Jugend- und Popu­lärkultur dort vernachlässigen. Das Problem als solches stellte sich gar nicht angesichts zivilgesellschaftlicher Verwurzelung und fortwährender Wirkmächtig­keit des republikanischen Modells. Mithin sind aus dieser, Populärkultur und Politische Kultur verknüpfenden Warte Amerikanisierung im westlichen Nach­kriegsdeutschland und Amerikanisierung im Nachkriegsfrankreich dann doch zwei paar Schuhe.

Atlantische und europäische Populär-Kultur-Transfers

Stärker noch als bei interkulturellen Vergleichen zwischen beiden Ländern haben wir es beim Populär-Kultur-Transfer in den ersten Nachkriegsjahrzehnten häufiger mit Fragen als mit Antworten zu tun. Dass nach Eindimensionalität, Quantität und Intensität die populären Musikströme von den Vereinigten Staaten nach Westeuropa während der späten 1950er und frühen 1960er Jahre die innereu­ropäischen in den Schatten stellten, liegt zunächst auf der Hand. Doch nimmt dies der Frage damaliger französisch-bundesdeutscher Transfers populärer Musikgen­res nichts an Relevanz. Konkret waren wohl gerade populärmusikalische Trans­fers in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren eher Mangelware und auf Nischenkulturen beschränkt, dort aber mit hoher und dauerhafter lebensweltlicher Prägung verbun­den. Wie schon auf transatlantischer Ebene lassen sich neuerlich keine gleichmäßi­gen wechselseitigen Austauschprozesse in beide Richtungen konstatie­ren, sondern ganz überwiegend solche, die von West nach Ost verliefen. Offensicht­lich zeitigte das höhere Attraktionspotential manch populärer Musik­form samt jugendkulturellem Habitus aus dem Hexagon seine Wirkungen, „be­diente“ förmlich die größere Offenheit gegenüber Nicht-Einheimischem beim Nachbarn. Später dann, im Laufe der 1960er Jahre, zeigte sich, dass dort die Vermarktungschancen für Interpreten aus Frankreich, die deutsche Stücke mit französischem Flair und Akzent zum Besten gaben, deutlich besser waren als im umgekehrten Fall.

Erwähnenswert, obschon bisher kaum angemessen untersucht, sind die so ge­nannten Exis, musikalisch Cool Jazz- und Modern Jazz-Spielarten verpflichtet, vom Habitus her an der Existentialisten-Szene des Pariser Rive Gauche orientiert. Wie die meisten Jazz-Fans damals, stammte auch die vielfach schattierte Exi-Jugend aus bürgerlich-bildungsnahen Kreisen mit „Hochburgen“ im gymnasialen und studentischen Milieu. Kurze Haare im „Cäsarenschnitt“, dunkle Hosen und Rollkragenpullover galten als männliche Markenzeichen, auch die Mädchen trugen vorzugsweise schwarz, lange Haare mit Pferdeschwanz und Pony à la Juliette Gréco oder Kurzschnittfrisuren wie Jean Seberg in Godards „A bout de souffle“. Distanziert gegenüber dem „american way of life“, setzten sich die Exis bewusst von arbeiterjugendlichen Ausdrucks- und Verhaltensformen ab, wussten jedoch anti-proletarische Grundhaltungen mit konventionslos-antibürgerlichen Attitüden zu einer spezifischen Form jugendlicher Gegenkultur und Zivilisations­kritik zu verbinden. Nicht wildes Tanzen und ostentative Körperlichkeit standen im Vordergrund. Eher schon ergingen sich die Exis in kennerhaft-genießerischem Zuhören bei düsterem, den Kellern des Saint-Germain-Viertels nachempfunde­nem Ambiente, um anschließend über die Musik zu fachsimpeln oder Gespräche über Philosophie und Literatur zu führen.[55]

Ebenfalls Neuland beträte die zeithistorische Kulturtransferforschung mit dem Bearbeiten der beachtlichen, langfristig spürbaren Einflüsse, die von Frankreichs Chanson-Szene der 1950er und frühen 1960er Jahre als solcher sowie besonders von deren sozialkritischen Sparten ausgingen. Aus der Sicht einfacher Menschen und in Solidarität zu gesellschaftlich Benachteiligten boten damals Brassens, Ferré, Brel und manche andere ein stattliches Repertoire an nonkonformistischen und anarchistisch-libertären Liedern dar, die Politisches und Poetisches in Einklang brachten, zugleich hochpopulär waren und bei einem französischen Mas­senpublikum auf offene Ohren stießen. Viele derer, die sich – bei geringerer Reso­nanz freilich – seit den 1960er Jahren im deutschsprachigen Raum sozialkri­tisch-politischen Liedern verschrieben, fanden die maßgeblichsten Inspirations­quellen im Nachbarland. Besonders faszinierte Georges Brassens mit seinen literarischen Anspielungen und intertextuellen Spielereien, die klassisches Bil­dungsgut mit Straßenjargon verwoben. Noch heute bezeichnet ein Franz Josef Degenhardt, ein Hannes Wader oder ein Walter Mossmann die Auseinanderset­zung mit seinen Stücken als Initialzündung für den eigenen musikalischen Weg in die frühe west­deutsche Protestsänger- und Liedermacher-Szene.[56]

Ein Blick über die die frühen 1960er Jahre hinaus, als der Unterhaltungsbe­trieb vollends zur Entfaltung kam und englische Beat-Musik der ersten Rock-Welle den Wind aus den Segeln nahm[57], brächte schließlich einige französische bzw. frankophone Interpreten zum Vorschein, denen es zumeist mit deutschspra­chigen Liedern gelang, im Nachbarland populär und sogar von der Bravo „adop­tiert“ zu werden.[58] Darunter fanden sich ganz verschiedene musikalische Profile, klassische Chansonniers und „yé-yé“-Idole, etabliertere Künstler und Vertreter der ganz jungen Generation: Adamo, Antoine, Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Jacqueline Boyer, Pierre Brice, Joe Dassin, Sacha Distel, France Gall, Daniel Gérard, Françoise Hardy, Mireille Mathieu, Jean-Claude Pascal, Michel Polnareff, Henry Salvador, Sévérine, Sylvie Vartan oder Hervé Vilard.[59] Ob deren Wertschät­zung in breiteren Publikumskreisen tatsächlich in einem ursächlichen Zusammenhang stand mit deutsch-französischen Prozessen fortschreitender Ver­ständigung im Politischen und zunehmender Ähnlichkeit im Gesellschaftlichen, oder mit dem verstärkten Austausch im Rahmen des Deutsch-Französischen Jugendwerks[60], bliebe eingehender zu prüfen. Nicht weniger, inwiefern das Entste­hen eines „neuen europäischen Selbstverständnisses"[61] sowie massenmedi­ale und populärkulturelle Europäisierungstrends dazu beigetragen haben, etwa durch den Grand Prix d'Eurovision de la Chanson seit 1956.[62]

Fest steht aber auch, dass es sich um eine tendenziell einseitige Transferge­schichte handelte, und dass westdeutsche Künstler in Frankreich damals keinerlei vergleichbare Erfolge verbuchen konnten. Weder ein einzelner Millionenseller, wie der Sprechgesang-Hit „Monja“ 1968, noch die Anerkennung, die Reinhard „Frédérik“ Mey mit seinen sechs französischen Studio- und zwei Live-Alben erfuhr, stehen dazu im Widerspruch. Mey, Sohn einer Französischlehrerin, aus­gestattet mit dem Doppelabitur des Berliner Lycée francais und in erster Ehe mit einer Französin verheiratet, kann als prominenteste Ausnahme gelten, die letzten Endes aber die Regel der Nicht-Rezeption deutscher Lieder und Interpreten im Nachbarland bestätigt. Welche Rolle deutsch-französischen Grenzräumen für den Populär-Kultur-Transfer zukam, einmal auf der Ebene massenmedialer Vermitt­lungsinstanzen wie grenznaher Radiostationen, dann auf der Ebene potenzierter Rezeptionschancen für jeweils Anderssprachiges: auch dies wäre noch näher zu untersuchen. Möglicherweise waren die germanophonen Gebiete Ostfrankreichs die einzigen hexagonale Räume mit Hit-Chancen für deutsche Lieder. Und wer weiß schon, ob dort französische Jugendliche in den 1960er Jahren Johnny Hallyday oder Peter Kraus hörten, oder eben beides.

Wir stehen erst am Anfang populärkultureller Vergleichs-, Transfer- und Verflechtungsforschung. Die kursorischen Hinweise und Anregungen für eine Be­schäftigung mit systematischen Amerikanisierungsvergleichen zwischen europäi­schen „Aufnahmeländern“, wie sie dieser Beitrag vorstellen wollte, unterstreichen doch mit Nachdruck, dass sich Geschichte als Wissenschaft bislang kaum, oder besser: eher methodisch als empirisch solchen Themenstellungen gewidmet hat. Nicht weniger gilt dies für Fragen, die Transfers zwischen einzelnen Ländern der „Alten Welt“ betreffen bzw. das Verhältnis solcher innereuropäischen Austausch­prozesse zu den transatlantischen. Zwar brachte vermehrtes Forschen zum deutsch-französischen Kulturtransfer seit Mitte der 1980er Jahre zahlreiche kon­zeptionelle und methodische Steine ins Rollen. Es zeigte sich, wie wenig die Geschichte des einen Landes ohne die Geschichte des anderen Landes zu erfassen und wie unangemessen die Vorstellung war, Nationalkulturen bildeten abge­schottet und austauschresistente statische Einheiten.[63] Zugleich erfolgten die Anstrengungen im Rahmen zeitlicher und inhaltlicher Schwerpunkte, die weder Zeitgeschichtliches noch Populärkulturelles breit berücksichtigten. Für die Zeit nach 1945 wissen wir deshalb wenig über solche nachbarlichen Anleihen, über wechselseitiges Beeinflussen und Durch­dringen, über Wege der Vermittlung, Räume der Überlagerung und Formen der Aneignung. Kurzum: eine Erweiterung bisheriger Beziehungs-, Mittler- und Transferansätze um eine populärkulturelle Dimension, um Fragen nach Produkti­onsbedingungen, Transmissionsriemen und Rezeptionsmustern entsprechender Artikulationen anhand konkreter Fallstudien, steht weiterhin aus.

Die Ausführungen zielten darauf, erste grobe Pflöcke in ein weitgehend neues Forschungsfeld einzuschlagen. Ob diese schon fest verankert oder noch ziemlich wackelig sind, wird sich erst durch Fallstudien zu solchen populärkulturellen Themenbereichen feststellen lassen. Zumindest zweierlei sollte für künftige for­schungspraktische Anstrengungen mit auf den Weg gegeben werden. Einmal das Koppeln von Aspekten des Kulturtransfers und des Kulturvergleichs, die zwar methodisch unterschiedlichen Logiken gehorchen mögen, die sich realiter aber eher wechselseitig bedingen und ergänzen als ausschließen und die in der analyti­schen Praxis als reflektierte Verflechtungsgeschichte zuweilen fruchtbare Syner­gien erzeugen.[64] Dann das Verschränken politikgeschichtlicher mit modernen kulturgeschichtlichen Ansätzen, das heißt eine Politische Kulturforschung, die sich nicht allein vom Politischen, sondern gleichberechtigt auch vom Kulturellen her begreift, und die populärkulturelle Phänomene wie Rock 'n' Roll als politikre­levante Akte und Chiffren der Zeit anerkennt.[65] Denn sollte es stimmen, dass Musik historische Umbrüche hörbar macht und Joplin, Dylan oder Hendrix mehr über die Befreiungsutopien der 1960er Jahre aussagen als jede Theorie der Krise[66], dann werfen Bill Haley und Rock around the clock grelle Schlaglichter auf die Vorlaufphase dieser westlichen „Kulturrevolution“.


[1] Vgl. Mendras, Henri, La Seconde Révolution française 1965-1984, 2. Aufl., Paris 1994, S. 16f.; Herbert, Ulrich, Liberalisierung als Lernprozess. Die Bundesrepublik in der deutschen Geschichte – ein Skizze, in: Ders. (Hg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980, Göttingen 2002, S. 7-49.

[2] Über den französischen und westdeutschen Fall hinaus vgl. Hobsbawm, Eric, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1995, S. 251f., 406-419; Marwick, Arthur, The Sixties. Cultural revolution in Britain, France, Italy and the United States c.1958-c.1974, Oxford 1999, S. 16-20; Maase, Kaspar, Grenzenloses Vergnügen. Der Aufstieg der Massenkultur 1850-1970, Frankfurt am Main 1997, S. 235-239, 252-258.

[3] Für Frankreich klassisch Kuisel, Richard F., Seducing the French. The dilemma of americaniza­tion, Berkeley 1993; zuletzt z.B. Roger, Philippe, L'ennemi américain. Généalo­gie de l'antiaméricanisme français, Paris 2002. Für Westdeutschland klassisch Maase, Kaspar, Bravo Amerika. Erkundungen zur Jugendkultur der Bundesrepublik in den fünfziger Jahren, Hamburg 1992; pointiert Schildt, Axel, Sind die Westdeutschen amerikanisiert worden? Zur zeitgeschichtlichen Erforschung kulturellen Transfers und seiner gesellschaftlichen Folgen nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B50 (2000) S. 3-10.

[4] Als Ausnahme eines systematischen Vergleichs für das erste Jahrhundertdrittel vgl. nun Klautke, Egbert, Unbegrenzte Möglichkeiten. „Amerikanisierung“ in Deutschland und Frank­reich 1900-1933, Stuttgart 2003.

[5] Amerikanisierung im Folgenden verstanden als Transfer von Produkten, Normen, Werten, Symbolen und Praktiken, die aus den Vereinigten Staaten stammen, zumindest als amerika­nisch gelten, die individueller oder gruppenspezifischer, allemal jedenfalls selektiv-aktiver Rezeption unterliegen und ggf. auch abgelehnt werden können. Nicht gemeint sind Kultur­transfers zwischen Nationalkulturen im Sinne voneinander abgeschotteter, statischer und homo­gener Einheiten, sondern solche, die Kontakte und Einflüsse mit Drittländern ebenso berücksichtigen wie den teilweisen Rückfluss dessen, was in einem ersten Schritt angeeignet worden war. Stets handelt es sich um Aneignungsprozesse, um ein „Sich-Einfinden“ in Vor­gefundenes und sein zeitgleiches „Um-Bedeuten“ und „Zueigen-Machen“. Dazu de Certeau, Michel, L'invention du quotidien, Bd.1: Arts de faire, 2. Aufl., Paris 1990, S. XXXIXf.; konk­ret Kroes, Rob, If you've seen one you've seen them all. Europeans and american mass culture, Urbana 1996, S. XI.

[6] Populärkultur im Folgenden verstanden als die Gesamtheit kultureller Angebote und Aktivitä­ten, die unter industriegesellschaftlichen Bedingungen hergestellt (Produktion), zumeist über massenmediale Kanäle verbreitet (Diffusion) und durch viele Menschen individuell angeeig­net und als lebensweltlich bedeutsam empfunden werden (Rezeption). Dem entspricht im Französischen eher „culture de masse“ als „culture populaire“, die – anders als „popular culture“ im Englischen oder „Populärkultur“ im Deutschen – nach wie vor stark auf „folk culture“ und „Volkskultur“ verweist oder auf einen einseitig-vertikalen Prozess der Popularisierung „eigener“ hochkultureller Güter durch eine erziehungsbewusste kultivierte Elite. Pointiert dazu Gaillard, Françoise, La culture populaire à l'âge du loisir de masse, in: Australian Journal of French Studies 35 (1998), S. 5-19.

[7] Zuletzt Grabas, Margrit, Der Nachkriegsboom der 1950er und 1960er Jahre in Mittel- und Westeuropa – Modellcharakter für eine gesamteuropäische Prosperität im „postsocialist century“?, in: Berichte der Internationalen Wissenschaftlichen Vereinigung für Weltwirtschaft und Weltpolitik, November 2004, S. 8-27 (9ff., 16ff.).

[8] Für Frankreich klassisch Fourastié, Jean, Les trente glorieuses ou la révolution invisible de 1946 à 1975, 2. Aufl., Paris 1979; für Westdeutschland vgl. Andersen, Arne, Der Traum vom guten Leben. Alltags- und Konsumgeschichte vom Wirtschaftswunder bis heute, Frankfurt am Main 1997.

[9] Prägnant Sirinelli, Jean-Francois, Les jeunes, in: Ders.; Rioux, Jean-Pierre (Hg.), La France d'un siècle à l'autre 1914-2000, Bd. 2, 2. Aufl., Paris 2002, S. 21-33 sowie Faulstich, Werner, Die neue Jugendkultur, in: Ders. (Hg.), Die Kultur der 50er Jahre, München 2002, S. 277‑290.

[10] Vgl. Kaelble, Hartmut, Die sozialen und kulturellen Beziehungen Frankreichs und Deutsch­lands seit 1945, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B3/4 (2003) S. 40-46.

[11] Vgl. dazu auch den Beitrag von Thomas Raithel in diesem Band.

[12] Dazu Cogan, Charles G., Oldest allies, guarded friends. The United States and France since 1940, Westport 1994, S. 8-15, 199-208.

[13] Vgl. Söllner, Alfons, Normative Verwestlichung. Der Einfluss der Remigranten auf die politische Kultur der frühen Bundesrepublik, in: Greiner, Bernd (Hg.), Westbindungen. Ame­rika in der Bundesrepublik, Hamburg 1999, S. 72-92 (90f.); Winock, Michel, L'antiamérica­nisme francais, in: Ders., Nationalisme, antisémitisme et fascisme en France, Paris 1990, S. 50-76 (63ff.).

[14] Vgl. Goetschel, Pascale; Loyer, Emmanuelle, Histoire culturelle de la France de la Belle Epoque à nos jours, 2. Aufl., Paris 2002, S. 152; Kuisel, Seducing the French, S. 52-69.

[15] Vgl. nun Pottier, Olivier, Les bases américaines en France 1950-1967, Paris 2003.

[16] Dazu Kraushaar, Elmar, Rote Lippen. Die ganze Welt des deutschen Schlagers, Reinbek 1983, S. 33f.

[17] Vgl. Thränhardt, Dietrich, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main 1986, S. 26, 34.

[18] Vgl. Poiger, Uta G., Rock 'n' Roll, Kalter Krieg und deutsche Identität, in: Jarausch, Konrad; Siegrist, Hannes (Hg.), Amerikanisierung und Sowjetisierung in Deutschland 1945-1970, Frankfurt am Main 1997, S. 275-289 (286).

[19] Vgl. Hüser, Dietmar, Politik kalkulierter Provokation im Zeichen struktureller Asymmetrie – Frankreich und die Vereinigten Staaten, die deutsche Frage und der Kalte Krieg 1940-1950, in: Francia – Forschungen zur Westeuropäischen Geschichte 27/3 (2000) S. 63-87.

[20] Klassisch Rousso, Henry, Le syndrome de Vichy 1944-198..., Paris 1987; zuletzt Ders., Vichy. L'événement, la mémoire, l'histoire, Paris 2001.

[21] Differenziert Wolfrum, Edgar, Geschichte als Waffe. Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereini­gung, Göttingen 2002, S. 104-110.

[22] Vgl. Lepsius, M. Rainer, Die Bundesrepublik in der Kontinuität und Diskontinuität histori­scher Entwicklungen. Einige methodische Vorüberlegungen, in: Ders., Demokratie in Deutschland. Soziologisch-historische Konstellationsanalysen, Göttingen 1993, S. 135-144.

[23] Vgl. dazu auch den Beitrag von Reiner Marcowitz in diesem Band.

[24] Dazu Rösing, Helmut, Musikalische Lebenswelten, in: Bruhn, Herbert; Rösing, Helmut (Hg.), Musikwissenschaften. Ein Grundkurs, Reinbek 1998, S. 130-152 (137).

[25] Vgl. schon Yonnet, Paul, Jeux, modes et masses. La société française et le moderne 1945-1985, Paris 1985, S. 189.

[26] Vgl. Rioux, Jean-Pierre; Sirinelli, Jean-François, Histoire culturelle de la France, Bd. 4: Le temps des masses. Le XXe siècle, Paris 1998, S. 261-264, 321.

[27] Zur Bravo vgl. Maase, Kaspar, Bravo Amerika, S. 104-111; zu Salut les copains vgl. Sohn, Anne-Marie, Age tendre et tête de bois. Histoire des jeunes des années 1960, Paris 2001, S. 78-93 sowie Sirinelli, Jean-François, Les baby-boomers. Une génération 1945-1969, Paris 2003, S. 141-168.

[28] Vgl. Ewen, David, All the years of american popular music, Englewood Cliffs 1977, S. 554.

[29] Vgl. Die Zeit, 04.10.1956, S. 19, zit. nach Grotum, Thomas, Die Halbstarken. Zur Geschichte einer Jugendkultur der 50er Jahre, Frankfurt am Main 1994, S. 159.

[30] Zur Selbstinszenierung vgl. Zinnecker, Jürgen, Jugendkultur 1940-1985, Opladen 1987, S. 138.

[31] Vgl. Grotum, Die Halbstarken, S. 151f.; Sohn, Age tendre, S. 269ff. Zeitgenössisch Fröhner, Rolf (Hg.), Wie stark sind die Halbstarken? Beruf, Berufsnot, politische, kulturelle und seeli­sche Probleme der deutschen Jugend im Bundesgebiet und Westberlin, Bielefeld 1956, S. 17f.

[32] Vgl. die Zusammenschau bei Hügel, Hans-Otto; Zeisler, Gert (Hg.), Die süßesten Früchte. Schlager aus den Fünfzigern, Berlin 1992; Herrwerth, Thommi, Katzenklo & Caprifischer. Die deutschen Hits aus 50 Jahren, Berlin 1998, S. 7-37.

[33] Vgl. Garapon, Paul, Métamorphoses de la chanson française 1945-1999, in: Esprit n254 (1999), S. 89-118 (93).

[34] Vgl. Hobsbawm, Eric J., Uncommon people. Resistance, rebellion and jazz, London 1998, S. 281f.; Tournès, Ludovic, New Orleans sur Seine. Histoire du jazz en France, Paris 1999, S. 11f., 223-261, 336ff.

[35] Vgl. Maase, Grenzenloses Vergnügen, S. 236.

[36] Dazu Frith, Simon, Performing rites. On the value of popular music, Oxford 1996, S. 251ff.

[37] Vgl. Schildt, Axel, Moderne Zeiten. Freizeit, Massenmedien und „Zeitgeist“ in der Bundesrepu­blik der 50er Jahre, Hamburg 1995, S. 268 sowie den Anhang bei Lévy, Marie-Françoise (Hg.), La télévision dans la République. Les années 50, Brüssel 1999, S. 220-223.

[38] Dazu Sohn, Age tendre, S. 266f. Vgl. schon die Frankreich-Hinweise bei Kaiser, Günther, Randalierende Jugend. Eine soziologische und kriminologische Studie über die so genannten „Halbstarken“, Heidelberg 1959, S. 100.

[39] Andeutungsweise Rebérioux, Madelaine, La culture au pluriel, in: Burguière, André (Hg.), Histoire de la France, Bd. 3: Choix culturels et mémoire, Paris 2000, S. 233-291 (259f.).

[40] Vgl. Sirinelli, Jean-François, Le coup de jeune des sixties, in: Ders.; Rioux, Jean-Pierre (Hg.), La culture de masse en France de la Belle Epoque à aujourd'hui, Paris 2002, S. 116-154 (139f.).

[41] Vgl. Port le roi, André, Schlager lügen nicht. Deutsche Schlager und Politik ihrer Zeit, Essen 1998, S. 72f.

[42] Vgl. Tiedemann, Nicole, Musik regiert die Welt. Ein Rückblick auf die Schlager der Petticoat­zeit, in: Foitzik, Doris (Hg.), Vom Trümmerkind zum Teenager. Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit, Bremen 1992, S. 133-145 (142f.).

[43] Zu den deutschsprachigen Liedern vgl. schon Worbs, Hans Christoph, Der Schlager. Be­standsaufnahme – Analyse – Dokumentation, Bremen 1963, S. 43; Mezger, Werner, Schlager. Versuch einer Gesamtdarstellung unter besonderer Berücksichtigung des Musikmarktes der Bundesrepublik Deutschland, Tübingen 1975, S. 171.

[44] Vgl. Saka, Pierre; Plougastel, Yann (Hg.), La chanson française et francophone, Paris 1999, S. 266.

[45] Vgl. Schildt, Axel, Ankunft im Westen. Ein Essay zur Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik, Frankfurt am Main 1999, S. 82.

[46] Vgl. d'Angelo, Mario, Socio-économie de la musique en France. Diagnostic d'un système vulnérable, Paris 1997, S. 19.

[47] Vgl. Rioux, Jean-Pierre, Résistances, in: Ders.; Sirinelli (Hg.), La culture de masse, S. 259‑301 (273ff.).

[48] Vgl. Hüser, Dietmar, RAPublikanische Synthese. Eine französische Zeitgeschichte populärer Musik und politischer Kultur, Köln 2004.

[49] Vgl. Winkler, Heinrich-August, Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte, Bd. 2: Vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung, München 2000, S. 169.

[50] Vgl. z.B. die Umfragen des Instituts für Demoskopie in Allensbach zu Mentalität, Geschichts­bild sowie zum politischen System der Bundesrepublik, abgedruckt in: Noelle, Elisabeth; Neumann, Peter (Hg.), Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1947-1955, 2. Aufl., Allensbach 1956, S. 114-142, 157-181.

[51] Pointiert Schildt, Axel, Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der fünfziger Jahre, in: Faulstich (Hg.), Die Kultur der 50er Jahre, S. 12-21.

[52] Klassisch Dahrendorf, Ralf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, 5. Aufl., München 1977, S. 451; zuletzt dezidiert Herbert, Liberalisierung als Lernprozess, S. 7, 14, 40.

[53] Vgl. Doering-Manteuffel, Anselm, Dimensionen von Amerikanisierung in der deutschen Gesellschaft, in: Archiv für Sozialgeschichte 35 (1995) S. 1-34 (23); ähnlich Prowe, Diethelm, The „miracle“ of the political-cultural shift. Democratization between americani­zation and conservative reintegration, in: Schissler, Hanna (Hg.), The miracle years. A cultural history of West Germany 1949-1968, Princeton 2001, S. 451-458 (456f.).

[54] Vgl. Faulstich, Werner, in seiner Besprechung zu Frese, Matthias; Paulus, Julia; Teppe, Karl (Hg.), Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch. Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundesrepublik, Paderborn 2003, in: H-Soz-u-Kult, 11.03.2004.

[55] Vgl. Krüger, Heinz-Hermann, Viel Lärm ums Nichts? Jugendliche „Existentialisten“ in den 50er Jahren – Spurensuche, in: Bucher, Willi; Pohl, Klaus (Hg.), Schock und Schöpfung. Jugend­ästhetik im 20. Jahrhundert, Darmstadt 1986, S. 263-268; Maase, Kaspar, Von Rock 'n' Rollern, Jazzbanditen und „coolen“ Exis. Populärmusikimporte als Amerikanisierung?, in: Kreutziger-Herr, Annette; Strack, Manfred (Hg.), Aus der Neuen Welt. Streifzüge durch die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts, Hamburg 1997, S. 265-281.

[56] Zu Degenhardt vgl. Rupprecht, Siegfried P., Chanson-Lexikon. Zwischen Kunst, Revolution und Show, Berlin 1999, S. 101-103 (101); zu Wader vgl. Funk, Anne, „So eine Art Heino, der es nicht geschafft hat“, in: Saarbrücker Zeitung, 12.03.02; zu Mossmann vgl. Frey, Jürgen, Der Streitbare, in: Badische Zeitung, 03.07.04.

[57] Vgl. Brunhöber, Hannelore, Unterhaltungsmusik, in: Benz, Wolfgang (Hg.), Die Bundesrepu­blik Deutschland, Bd. 3: Kultur, Frankfurt am Main 1983, S. 397-419 (409).

[58] Vgl. z.B. Françoise Hardy, die seit Mitte der 1960er Jahre gleich mehrfach die Bravo zierte; vgl. Bravo 15 (1965), 43 (1965), 10 (1966), 23 (1967), 34 (1967), 7 (1968).

[59] Vgl. das alphabetische Register bei Helms, Sigmund (Hg.), Schlager in Deutschland. Beiträge zur Analyse der Popularmusik und des Musikmarktes, Wiesbaden 1972, S. 177-236 sowie Bardong, Matthias; Demmler, Hermann; Pfarr, Christian, Lexikon des deutschen Schlagers, Ludwigsburg 1992, S. 76, 86, 92, 105f., 108, 127, 155, 156, 174, 243, 303, 309f.

[60] Vgl. Herrwerth, Katzenklo & Caprifischer, S. 59f.

[61] Vgl. Kaelble, Hartmut, Europäer über Europa. Die Entstehung des europäischen Selbstverständ­nisses im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2001, S. 218.

[62] Anschaulich Feddersen, Jan, Mercy Jury! Die Geschichte des Grand Prix Eurovision de la Chanson. Zahlen, Daten, Stories, Wien 2000.

[63] Vgl. den Überblick von Espagne, Michel, Les transferts culturels franco-allemands, Paris 1999; nun auch Poirrier, Philippe, Les enjeux de l'histoire culturelle, Paris 2004, S. 355-363.

[64] Dazu auch François, Etienne, Les vertus du bilatéral, in: Vingtième Siècle 71 (2001), S. 91‑95; Kaelble, Hartmut, Die interdisziplinären Debatten über Vergleich und Transfer, in: Ders.; Schriewer, Jürgen (Hg.), Vergleich und Transfer. Komparatistik in den Sozial-, Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt am Main 2003, S. 469-493.

[65] Ausführlich am Beispiel von Rap-Musik: Hüser, RAPublikanische Synthese, S. 29-42.

[66] Vgl. Attali, Jacques, Bruits. Essai sur l'économie politique de la musique, Paris 1977, S. 8, 12.

Für das Themenportal verfasst von

Dietmar Hüser

( 2007 )
Zitation
Dietmar Hüser, "Rock around the clock". Überlegungen zu amerikanischer Populärkultur in der französischen und westdeutschen Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2007, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1400>.
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