Feminismus, Internationalismus und der Kampf um die Moral.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderst erstarkte die Frauenbewegung in vielen Ländern. In Europa und Amerika bildeten sich zahlreiche internationale feministische Verbände, die neben einer Vielzahl politischer Ziele vor allem auch allgemeine gesellschaftliche Reformen propagierten und anstrebten.[...]

Feminismus, Internationalismus und der Kampf um die Moral[1]

Von Peter N. Stearns

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstarkte die Frauenbewegung in vielen Ländern. In Europa und Amerika bildeten sich zahlreiche internationale feministische Verbände, die neben einer Vielzahl politischer Ziele vor allem auch allgemeine gesellschaftliche Reformen propagierten und anstrebten. Über die Durchsetzung von Frauenrechten hinaus, eine Auseinandersetzung, die sich zunehmend auf das politische Wahlrecht konzentrieren sollte, gelangten auch Fragen der Sittlichkeit und der Sexualmoral auf die Tagesordnung dieser Organisationen. Davon handelt die vorliegende Quelle, nämlich ein Brief Josephine Butlers an die erste Konferenz des Internationalen Frauenbundes (International Council of Women), die im März 1888 in Washington D.C. stattfand.[2] Jose­phine Butler, eine führende britische Sozialreformerin und Vertreterin des Nationalen Frauenverbands, konnte selbst nicht an der Konferenz teilnehmen und übermittelte ihr Anliegen deshalb schriftlich.

Der Internationale Frauenbund war einer der neuen wichtigen Frauenverbände, dessen Arbeit im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert von einem weitgefächerten transatlantischen Reformerinnennetzwerk getragen werden sollte. Die Initiative ging zunächst von den amerikanischen Wahlrechtsreformerinnen Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony aus, die nach der Rückkehr von einer England-Reise im Jahr 1882 die Gründung eines internationalen Dachverbandes vorantrieben. Die Teilnehmerinnen der Washingtoner Tagung von 1888 kamen sowohl aus Europa wie aus den Vereinigten Staaten, wobei Europa nicht nur durch Britinnen, sondern auch von einer starken skandinavischen Delegation und Teilnehmerinnen aus Frankreich repräsentiert war. Einige europäische und amerikanische Missionarinnen ‚vertraten’ überdies Indien. Der Internationale Frauenbund hatte den Anspruch, sämtliche Fragen zu behandeln, die für Frauen von Belang waren. Fragen der so genannten Temperenz (Mäßigkeit und Abstinenz) und des so sogenannten Arbeiterinnenschutzes dominierten die Verbandsarbeit der ersten Jahre.[3]Darüber hinaus befasste sich der Frauenbund auch mit Fragen der Sexualmoral, wofür sich Josephine Butler besonders interessierte. Josephine Butler (1828-1906) war zuvor bereits oft in Frauenangelegenheiten aktiv gewesen, vor allem in Großbritannien. Seit 1860 war sie aber, was in ihrem Brief angedeutet wird, auch besonders an der Situation in den Kolonien interessiert. Das lange Leben Butlers, die in Northumberland geboren wurde und später einen zu Erziehungsproblemen schreibenden anglikanischen Kleriker heiratete, war immer von leidenschaftlichem politischen Engagement geprägt. Dementsprechend trug auch ihre im Jahr 1896 erschienene Autobiografie den viel sagenden Titel Personal Reminiscences of a Great Crusade – „Persönliche Erinnerungen an einen großen Kreuzzug“. Frauenrechte verteidigte Butler in vielerlei Hinsicht. Lange Zeit hatte sie ein starkes Interesse an Fragen der Hochschulbildung. Sie kämpfte für die Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten für Frauen zu Universitäten und Professionen – in einer Bewegung, die allerdings nur zögerlich in Schwung kam.[4]

Das größte Problem jedoch, das Butler ganz besonders am Herzen lag, war, was sie als sexuellen Missbrauch von Frauen unter stillschweigender Duldung der führenden Regierungen ansah: die Prostitution. Butler verabscheute sie und dennoch widerstand sie heftig der verbreiteten Reaktion, die Prostituierten selbst für die hochgradig bedauernswerte Lage und ihren verwerflichen moralischen Zustand verantwortlich zu machen. Mehr noch, Butler stellte sich energisch den oft schon langanhaltenden Versuchen von staatlicher Seite entgegen, die Prostitution im Interesse der Wahrung des allgemeinen Wohls und der öffentlichen Sicherheit zu regulieren. Ihre heftigsten Angriffe richteten sich dabei gegen britische Maßnahmen wie den Contagious Diseases Act, der Prostituierte zu Untersuchungen hinsichtlich möglicher Blutkrankheiten zwang. Aus Butlers Sicht nahmen sämtliche Regulierungsbestrebungen die unmoralische Entwürdigung von Frauen bewusst hin und verliehen der Prostitution so eine Legitimität, die diese sonst nicht gehabt hätte. Butlers Hoffnung bestand vielmehr in der Beseitigung jeglicher Regulierung und jeglicher Toleranz der Prostitution von Seiten der Regierungen, was einhergehen sollte mit einer moralischen Reform, die Frauen von der sexuellen Dienstleistung für Männer befreien und die geläufige Doppelmoral Frauen gegenüber auflösen sollte.

Ab den 1880er Jahren wandten sich Butler und mit ihr viele andere Reformerinnen und Reformer aber auch noch einem weiteren Thema zu: der Frage der „weißen Sklaverei“. Butler und ihre Mitstreiter machten dabei immer wieder darauf aufmerksam, dass zahlreiche Frauen und insbesondere auch junge Mädchen in europäischen und amerikanischen Städten entführt und anschließend an Bordellbesitzer in Länder wie Russland, Brasilien oder Argentinien verkauft würden. Es handelte sich hierbei um eine von Angst und Wut bestimmte, emotional hoch aufgeladene international geführte Debatte, die in den 1880er und 1890er Jahren vor allem von Frauen dominiert wurde. In ihr artikuliert sich ein Gefühl der Bedrohung des eigenen Lebens und des Lebens der eigenen Töchter.

Butlers Brief illustriert einige Fragen, die in Anknüpfung an den transatlantischen Feminismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts von Historikerinnen und Historikern bis heute diskutiert werden. Ein erster entscheidender Punkt ist hier das Verhältnis von Feminismus und Religion: Der Feminismus war eine völlig neuartige Bewegung und wurde von vielen gläubigen Anhängerinnen des Christentums abgelehnt, gleichzeitig zogen aber viele führende Feministinnen Kraft aus religiösen – christlichen und jüdischen – Überzeugungen, die nicht unbedingt im Einklang mit der jeweiligen Tradition stehen mussten. Die Analyse dieser speziellen Mischung und der Beziehungen zwischen dem Feminismus, der europäischen Kultur und den Geschlechterverhältnissen ist nach wie vor eine besondere Herausforderung.

Butler spricht weiter, wenn auch eher implizit, das Verhältnis von Feminismus und sozialer Klasse an. Viele der führenden Politiker des 19. Jahrhunderts teilten die Gesellschaft in Eigentümer und Arbeiter ein, in angesehene sowie weniger bis gar nicht angesehene Teile der Gesellschaft. Feministinnen wollten eine andere Sicht der Dinge schaffen, doch viele Historikerinnen und Historiker bezweifeln, dass es ihnen gelang, die gesellschaftlichen Trennlinien zu überwinden. Insofern kann hier legitimerweise auch gefragt werden, was wohl Arbeiterfrauen und Prostituierte von Butlers Bestrebungen und Argumenten gehalten und wie sie wohl den Beitrag des Feminismus zur Auflösung der herrschenden sozialen Ungleichheit einschätzt hätten.

Feministinnen setzten sich jedoch nicht nur für neue Frauenrechte ein, sondern entwickelten und vermittelten, drittens, auch bestimmte Frauenbilder – was im Übrigen implizit auch immer einen Vergleich mit entsprechenden Männerbildern enthielt. Auch in dieser Hinsicht provozieren Teile des Dokuments eine Stellungnahme und werfen vor allem die oft diskutierte Frage auf, ob die Reformerinnen für eine Gleichheit der Geschlechter eintraten, oder aber lediglich nur für eine „Besserbehandlung“ der Frauen eintraten, zu der kein grundsätzlicher Wandel der bestehenden hierarchischen Strukturen zwischen den Geschlechtern nötig war.

Ein vierter Diskussionspunkt bezieht sich auf den Internationalismus. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell der organisierte Feminismus eine internationale Dimen­sion anstrebte. Neben der schon älteren Anti-Sklaverei-Bewegung und neben der international organisierten Arbeiterschaft war auch der Feminismus eine moderne Reformbewegung, die klar auf eine Überwindung von nationalen und kulturellen Grenzen hin orientiert war. Aber auf welcher Grundlage war es Feministinnen überhaupt möglich, gemeinsame Streitpunkte für die gesamte westliche Welt und tatsächlich auch darüber hinaus zu definieren? Deutlich wird, dass der Internationalismus, um den es hier geht, auch im Zusammenhang mit der Entwicklung des europäischen Imperialismus zu sehen ist. Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, welche Reformansätze Feministinnen in internationalen Zusammenhängen etwa in Länder wie z.B. Indien übermittelten, so ergibt sich zwangsläufig die Frage, wieweit das von ihnen immer wieder betonte Humanitätsideal eigentlich trug. Denn ganz unzweifelhaft entwickelte sich der internationale Feminismus, wie wohl auch zu erwarten war, sehr ungleichmäßig, dies gilt sowohl in regionaler Hinsicht als auch in Bezug auf die Rolle und das Gewicht einzelner seiner Protagonistinnen. Und dies traf im Übrigen bis vor kurzem auch noch auf den Feminismus innerhalb Europas zu. Allerdings werden damit die Forderungen, die international gestellt wurden und werden, keineswegs uninteressanter.

Dann ist da schließlich noch das Schreckbild der weißen Sklaverei selbst. Historiker haben herausgefunden, dass die verbreitete Angst in keinem Verhältnis zu dem historisch rekonstruierbaren, quantitativ zu genauer zu umreißenden Problem des Frauenhandels stand. Dies soll nicht die Ernsthaftigkeit Butlers und ihrer Mitstreiterinnen in Abrede stellen. Dennoch drängt sich die Frage auf, warum eben genau zu jener Zeit die Debatte um diese übertrieben wahrgenommene Bedrohung so emotional geführt wurde. Was spielte sich im Leben von Frauen in Europa, in den Vereinigten Staaten und in der Welt insgesamt ab? Womit ist diese neue Art von Angst zu erklären, die eben nicht nur einfach auf ein verbreitetes neuartiges Verbrechen zurückzuführen ist? An dieser Stelle reicht es nicht mehr, allein die Quelle zu interpretieren, selbst wenn man genau hinschaut und zwischen den Zeilen liest. Hier ist ein breiteres Wissen über die sozialen und kulturellen Hintergründe dringend erforderlich, ein Wissen, das auch Migrationsstrukturen und die neue Präsenz von Frauen in der Öffentlichkeit mit einbeziehen muss.

Das aktive Eintreten gegen die „weiße Sklaverei“ hatte letztlich Konsequenzen. Nach 1900 setzte sich die französische Regierung an die Spitze neuerer Bemühungen um eine stärkere internationale Kontrolle durch zwischenstaatliche Abkommen. Schließlich begannen in den 1920er Jahren auch die Regierungen von Ländern wie Argentinien, die sich zuvor durch ein besonders laxes Verhalten gegenüber den „weißen Sklavenhaltern“ negativ bemerkbar gemacht hatten, neue Kontrollmechanismen einzuführen, um die Prostitution in den großen Zentren zu beschränken. Ab diesem Zeitpunkt begann das Schreckensbild der „weißen Sklavinnen“ in sich zusammen zu fallen, teilweise aufgrund der ergriffenen Maßnahmen, teilweise, weil es inzwischen andere, neue internationale Sorgen gab, teilweise aber auch wegen des allmählichen Wandels der Sexualmoral und des Sexualverhaltens von Frauen insbesondere in der europäischen Welt. Aber auch hier sollte im Folgenden einiges an Kontinuität bestehen bleiben oder zumindest wiederaufleben. So gelangten zu Beginn des 21. Jahrhunderts Bedenken über die sexuelle Ausbeutung von Frauen sowie den verstärkten Menschenhandel erneut auf die Tagesordnung, vor allem in Hinblick auf Menschen aus Osteuropa und Südostasien. Einige der Themen und Ziele, für die Butler und ihre Mitstreiterinnen bereits vor über einem Jahrhundert gestritten hatten, gewannen so erneut an Aktualität. Der internationale Feminismus hat sich nicht zuletzt im Zuge seiner großen Weltkonferenzen über das 20. Jahrhundert hinweg bis heute fortgesetzt. Im Mittelpunkt standen dabei immer wieder Bemühungen, Grundlagen für weltweite Frauenrechte zu legen. Ein Beispiel hierfür ist das seit 1975 von den Vereinten Nationen initiierte „Jahr der Frau“. Menschen wie Josephine Butler haben mit ihrer Arbeit entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen.

Gleichzeitig standen aber auch immer Fragen der Sexualmoral im Blickpunkt des Feminismus. Sie bewegen sich nach wie vor in den oben erwähnten Spannungsfeldern. Das Wiederaufleben des Feminismus in den 1960er Jahren in Europa und den Vereinigten Staaten ging oft einher mit einer neuen Offenheit gegenüber gelebter weiblicher Sexualität. Und dennoch stießen die Auswirkungen der sogenannten sexuellen Revolution bei einigen Feministinnen auf großen Widerstand. Diese sahen Frauenkörper in den Medien ausgebeutet und die feministische Sache in puren Hedonismus pervertiert.
Amerikanische Feministinnen reagierten hier heftiger als europäische. Die Streitfrage, wie es um das Verhältnis von Feminismus und der jeweils zeitgenössischen Sexualkultur steht, ist bis daher heute keineswegs gelöst.



[1] Essay zur Quelle Nr. 2.5, Josephine Butler, The International Council of Women and the fight against white slavery (1888). Essay aus dem Amerikanischen von Florian Kemmelmeier.

[2] Vgl. Quelle Nr. 2.5 mit Auszügen aus Butler, Josephine, White slavery. Bulletin letter to the International Conference of Women at Washington (march 1888). Zit. n. National Woman Suffrage Association, Report of the International Council of Women, Washington 1888, S. 257-263.

[3] Vgl. zu dieser Gründungsgeschichte: Rupp, Leila, Worlds of women. The making of an international women’s movement, Princeton 1997. Zu internationalen Frauenorganisationen s. Stienstra, Deborah, Women’s movements and international organizations, New York 1994; Berkovitch, Natza, From motherhood to citizenship. Women’s rights and international organizations, Baltimore 1999.

[4] Zu Butlers Biographie: Petrie, Glen, A singular iniquity. The campaigns of Josephine Butler, New York 1971

 


Literaturhinweise:

  • Bristow, Edward, Vice and vigilance. Purity movements in Britain since 1790, Dublin 1977
  • Loades, Ann, Feminist theology: Voices from the past, Cambridge/Mass. 2001
  • Nadelmann, Ethan, Global prohibition regimes: the evolution of norms in international society, in: International Organization 44 (1990), S. 479-526
  • Rupp, Leila, Worlds of women. The making of an international women’s movement, Princeton 1997
  • Walkowitz, Judith, Prostitution and Victorian society. Women, class and the state, Cambridge 1982
 

Butler, Josephine: Letter addressed to the International Council of Women about the fight against white slavery (March 1888)[1]

It would be impossible for me either to appear at or write to your Convention in the aim of furnishing a contribution to your deliberations, except in connection with my own life-work, and the deep convictions which instigated that life-work, and which have become even more and more profound as I continued in it.

The committee of our Ladies’ National Association, strongly desired that a delegate should be selected from our midst who had been associated in that work from an early period, and such anone is Mrs. Steward, who has been indefatigable in her labors, not only in England, but in Belgium, for the saving of the English girls bought, stolen, and destroyed under this diabolical system of State-protected vice in that country. There is now a crowd of younger women who are bravely preaching the purity crusade and doing excellent vigilance work; but there are but few of the veterans left who in 1869 inaugurated the fierce contest with our government, the Houses of Lords and Commons, the medical boards, the press, and the upper classes generally, in order to gain the abolition of the vice-protecting laws, and to assert the equality of the moral law for the two sexes, as well as the dignity and sacredness of womanhood. [...]

In 1874 a „new departure“ was inaugurated. The battle was carried across the channel to France – where, under the First Napoleon, this abominable and impure tyranny had first been instituted in the end of the eighteenth century – to Italy, to Switzerland, to Germany, and to the Netherlands. It spread afterwards to Spain, Holland, Denmark, Austria, Hungary, and Sweden and Norway. We now have friends in Russia, but no association is yet formed there.

In the first report of the Continental work the movement was thus described by our financial secretary, Professor Stuart, M.P.: „It was indeed a wise intuition which led the women of England to carry into its original strongholds the campaign against the system of regulated vice, against whose encroachments we are contending in this country. Not only have we seen, during the year of work just concluded, refuges for the fallen established throughout many cities of Europe, and men and women of many languages joining to call for and work for the abolition of regulated prostitution, and to aim through that at the abolition finally of prostitution itself, but we have seen whole cities shaken as it were with the wind of a new revival, recognizing the crime that they have committed before God, in regulating and licensing the destruction of his image; we have seen through the length and breadth of nations, societies actively working in a cause which had before lain dormant, and we have seen the whole great nation of Italy, called as it were by the voice of God, through his poor and weak servants, recognizing that virtue and purity alone can be the basis of its future greatness.“

In a brief time we had won the public adhesion to our cause of many of the most distinguished persons on the Continent, among whom we counted Joseph Mazzini and Garibaldi, in Italy; Jules Favre, Jules Simon, and Victor Hugo, in France; the Count Agenore de Gasparin and the Countess de Gasparin, of Geneva; Baron de Bunsen and Count Ungern Sternberg, in Germany; M. Emile de Laveleye, the well-known writer and economist, of Belgium, and many others. But it is not so much to the adhesion of the great men that we hold, as to the active concurrence of the thousands of women on the Continent of Europe, who have been awakened on this question and who have formed numerous and ever-increasing associations for working out our aims, more especially in Switzerland, Holland, France, and the Scandinavian peninsula. Our Continental secretary, M. Humbert, writing on this subject after fourteen years’ experience, says: „Happy are those nations in which women themselves have taken the initiative in this great movement, for in such cases it will never die, whereas in countries where the work is left entirely to men, although some reforms may be achieved, the movement never possesses the same life.“

This brings me to speak of our work in the Colonies and in India. It is in allusion to this new expansion that M. Humbert writes the letter just quoted. He continues: „How are we to proceed successfully for the emancipation of women from the hateful thraldom imposed on them by the civilization of conquering races (the thraldom of compulsory and state regulated prostitution), among Buddhists, Brahmins, Mahometans, or Pagans, where the fate of women, in this world at least, depends absolutely on the will of man, their master. This is a difficult question to answer. We see occasionally a spark kindled among those nations, but the light is short lived, and it requires to be continually rekindled.“ [...]

As an inevitable and necessary accompaniment of the establishment of licensed houses of ill-fame under government patronage all over the world, there exists, as you all know, the most extensive slave traffic in the interest of vice. This fact has become so fully acknowledged during the last few years as to have given rise to that admirable and much-needed society, the „International Association of Friends or Girls,“ originating in Switzerland and now spreading all over and far beyond Europe. That society has been greatly strengthened in England since the congress held in London in 1886; and this fact is brought home to us by the reassuring sight at various railway stations and landing places, of the warnings and friendly placards so diligently distributed and put up by the English branch of the society, informing all girls and women of where they may find friends, and of what dangers they must beware. Our Federation has collected carefully many facts and statistics concerning this world-wide slave traffic.

People in Europe speak with indignation of the traffic in negroes. It would be just as well if they would open their eyes to what is going on much nearer, throughout the whole of Europe, especially in Germany and Austria, where the exportation of white slaves is carried on on a large scale. A terrible picture is presented to us of the enforced movement to and fro upon the face of the earth, of these youthful victims of human cruelty. Numbers are embarked at Hamburg, whose destination is South America, Bahia, and Rio de Janeiro. The greater number are probably engaged for Montevideo and Buenos Ayres; others are sent by the Straits of Magellan to Valparaiso. Other cargoes are sent to North America, some being forwarded through England, others direct. The competition which the traders meet with when they land, sometimes constraints them to go further ahead; they are found, therefore, descending the Mississippi with their cargoes, to New Orleans and Texas. Others are taken on to California.

In the market of California they are sorted, and thence taken to provision the different localities on the coast, as far as Panama. Others are sent from the New Orleans markets to Cuba, the Antilles, and Mexico. Others are taken from Bohemia, Germany, and Switzerland across the Alps to Italy, and thence further south to Alexandria and Suez, and eastward to Bombay, Calcutta, Singapore, Hong-Kong, and Shanghai. The Russian official houses of vice draw their slaves in a great measure from eastern Prussia, Pomerania, and Poland. The most important Russian station is Riga; it is there that the traders of St. Petersburg and Moscow sort and get ready their cargoes for Nijni-Novgorod, and from this latter place cargoes are sent on to the more distant towns of Siberia. At Tschita a young German was found who had been sold and resold in this manner. [...]

It may be that I am writing to some who have been accustomed to think of the poor outcasts of society as beings different from others, in some way tainted from their birth; creatures apart, without the tenderness and capacities for good possessed by your own cherished daughters. You may have imagined them to be for the most part reckless and willful sinners, or, if in the first instance betrayed or forced into sin, now, at least, so utterly destroyed and corrupted as to have become something unmentionable in polite society. Now, all who have had a practical acquaintance with the lives of poor and tempted women, know how mistaken is such a judgment, how cruelly false in most cases. But, granting for the moment that women who have fallen from virtue have become so degraded as to be repulsive or uninteresting to you, what have you to say concerning outraged children? And thousands of these are but children in age and in knowledge.

This letter is sent forth with the earnest prayer that, while pardoning the imperfections of my poor appeal, God would make use of it, to fan the holy and purifying fire which, I feel sure, is already kindled in your hearts. When I kneel in my chamber to plead for the deliverance of these little ones for whom Christ died, I seem to see the childish faces gathering in crowds around me, filling the space on every side - the faces of the slaughtered dead as well as of the living. These victims, voiceless and unable to plead their own cause, seem to make their ceaseless, mute appeal from their scattered, unknown graves, and from out those dark habitations of cruelty where they are now helplessly imprisoned. But their weeping has been heard in Heaven, and judgment is at hand.



[1] Auszüge aus Butler, Josephine, Bulletin letter to the International Conference of women at Washington (march 1888), zit. n. National Woman Suffrage Association, Report of the International Council of Women, Washington 1888, S. 257-263.

 


Die Druckversion des Essays findet sich in Hohls, Rüdiger; Schröder, Iris; Siegrist, Hannes (Hg.), Europa und die Europäer. Quellen und Essays zur modernen europäischen Geschichte, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2005.
Für das Themenportal verfasst von

Peter N. Stearns

( 2005 )
Zitation
Peter N. Stearns, Feminismus, Internationalismus und der Kampf um die Moral, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2005, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1304>.
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