Ein vergessener Paradigmenwechsel? Geschichtswissenschaft und Politik im östlichen Europa[1]
Von Stefan Troebst
Der Regimewandel in Ostmittel- und Südosteuropa 1989 und die Implosion der Sowjetunion samt Hegemonialsphäre 1991 haben im Bereich der Geschichtswissenschaft gleich zwei gravierende Folgen gezeitigt: Zum einen haben Historikerinnen und Historiker im östlichen Europa an präkommunistische Historiographietraditionen angeknüpft sowie den Anschluss an internationale Standards und Trends gesucht. Und zum anderen hat die internationale Geschichtsforschung ein neues Interesse an der Geschichte des östlichen Europa im Allgemeinen und an seiner geschichtswissenschaftlichen Produktion im Besonderen entwickelt. „We thought that it would be helpful to specialists on West European, American, and world history to know more about the historiographic traditions of East European countries and their fate in the period of Communist rule as means of assisting the reintegration of East European history into research and teaching elsewhere”, hieß es etwa 1992 im Editorial zum Oktober-Heft von American Historical Review mit dem Schwerpunktthema “Historiography of the Countries of Eastern Europe”.[2] Und ein Jahrzehnt später nahm dieses Interesse handfeste Form in Gestalt einschlägiger Spezialuntersuchungen an. Klio ohne Fesseln? Historiographie im östlichen Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus lautete der Titel eines 2002 erschienenen Tagungsbandes, (Re)Writing History. Historiography in Southeast Europe after Socialism heißt ein weiteres Sammelwerk aus dem Jahr 2004, mit Narratives Unbound. Historical Studies in Post-Communist Eastern Europe ist eine handbuchähnliche Aufsatzsammlung aus dem Jahr 2007 betitelt und mit Past in the Making. Historical Revisionism in Central Europe after 1989 überschrieben ist ein weiterer Sammelband von 2008.[3]
Herausgeber und Autoren all dieser Nach-„Wende“-Publikationen verwenden einige Mühe darauf, neben dem 1989/91 frei gesetzten Innovationspotential der Historikerschaften in der Osthälfte Europas auch deren schweres Gepäck aus den staatssozialistischen Jahrzehnten zu analysieren. Die hypertrophierten Geschichtsforschungsapparate des Kommunismus, so das Ergebnis, bestehen zwar überwiegend fort, sind aber unterfinanziert, überaltert und in der Regel methodisch wie theoretisch zurückgeblieben. Zugleich sind Internationalisierung- und Verwissenschaftlichungstendenzen ebenso unübersehbar wie ein dramatischer brain drain jüngerer Geistes- und Sozialwissenschaftler. Vor allem aber ist eine anhaltende nationalhistorische Blickverengung sowie eine enge Verflechtung der „beamteten“ Historikerschaft mit den neuen politischen Eliten festzustellen. Diesbezüglich ein regelrechtes Aha-Erlebnis löste in einer breiteren europäischen Öffentlichkeit im Frühsommer 2007 der von Ultrationalisten bis Postkommunisten reichende militante Protest im neuen EU-Mitgliedsstaat Bulgarien gegen ein von zwei deutschen Stiftung gefördertes kunsthistorisches Ausstellungsprojekt aus, in welchen ein petrifizierter Erinnerungsort bulgarischer Nationalgeschichte kritisch hinterfragt werden sollte.[4]
Die Überraschung sowohl über die Dominanz nationalfixierten Denkens in Geschichtswissenschaft, Politik und Öffentlichkeit Bulgariens als auch über das enge Zusammenwirken von Politikern und Historikern dort deutet auf profunde Unkenntnis nicht nur der Nach-1989-Entwicklung, sondern gerade auch auf eine solche der Vor-„Wende“-Zeit hin. Denn beides, Nationalismus und Politik-Historiographie-Nexus, waren nicht nur im bulgarischen Fall Charakteristika des Spätkommunismus.[5] Die Entstalinisierung der fünfziger Jahre hatte im Verlauf der sechziger in Politik wie Geschichtsschreibung eine Liberalisierung in Form einer Rehabilitierung des zuvor als „großbulgarischer Chauvinismus“ kritisierten „sozialistischen Patriotismus“ bewirkt, die einem veritablen Paradigmenwechsel gleich kam. Zugleich wurde nun für höhere Parteikader und Staatsfunktionäre ein Hochschulstudium zum Muss – und hierbei entwickelte sich ein Geschichtsdiplom zur universal einsetzbaren Schlüsselqualifikation, da mit der marxistisch-leninistischen Ideologie bestens kompatibel. Diplomierte und promovierte Historiker wechselten so im Dutzend aus Lehre und Forschung ins Zentralkomitee und in die zahlreichen Fachministerien, gar ins Politibüro und in den Ministerrat, und bestimmten von ihren neuen Positionen aus die Schwerpunktsetzung der in Forschungsinstituten, Universitäten, Parteihochschulen und im Schulwesen tätigen Historiker entscheidend mit. Extremfälle sind die von 1971 bis zu ihrem Tod 1981 als Kulturministerin tätige Historikerin Ljudmila Živkova, eine Tochter des Partei- und Staatschefs der Jahre 1956-1989 Todor Živkov[6], oder der seit 2001 amtierende Staatspräsident Georgi Parvanov, der 1988 im Fach Geschichte an der Kliment-Ochridski-Universität in Sofija promoviert hat und anschließend im Institut für Geschichte der Bulgarischen Kommunistischen Partei tätig gewesen ist.[7] Mit anderen Worten: Die weitgehende Fokussierung auf die eigene Nationalgeschichte (samt eifersüchtiger Bewahrung der im 19. Jahrhundert kodifizierten nationalen Meistererzählung) sowie die überaus enge institutionelle wie vor allem personelle Verflechtung mit Staatsapparat und Parteienwesen sind keine Entwicklungen der bulgarischen Nach-„Wende“-Zeit, sondern indirekte Folgen des ideologischen „Tauwetters“ der 1950er Jahre. Und zugleich sind beide Phänomene mitnichten Besonderheiten des kommunistischen wie postkommunistischen Bulgarien, treten sie doch in ähnlicher Form in den Nachbarstaaten Rumänien, Serbien und Makedonien, auch in Griechenland und der Türkei, sowie in Albanien, den übrigen postjugoslawischen Staaten, in Ostmitteleuropa einschließlich den postsowjetischen baltischen Staaten sowie im GUS-Bereich auf.
Eben die Wechselseitigkeit von Ideologie und Historiographie, von Politik und Geschichtswissenschaft im sowjetische dominierten Teil Europas zu Zeiten des Kalten Krieges war in den Jahren 1976 bis 1982 Gegenstand eines groß angelegten, von der Stiftung Volkswagenwerk (heute VolkswagenStiftung) geförderten Forschungsprojekts am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Universität zu Köln gewesen. Dass das Wissen um die zahlreichen und überaus spezifischen Ergebnisse dieser Gemeinschaftsunternehmung, an der mehr als 30 westdeutsche, schweizerische und österreichische Osteuropahistoriker beteiligt waren, nicht über das Epochenjahr 1989 hinaus reichte, lag an zwei Besonderheiten dieses Projekts: Zum einen ist die einzige synthetisierende projektnahe Publikation, der Protokollband einer Fachtagung aus dem Jahr 1977, nicht veröffentlicht, sondern lediglich in hektographierter Form in einigen wenigen Dutzend Exemplaren distribuiert worden.[8] Und zum anderen sind weder die auf etliche Periodika verstreuten und in Aufsatzform veröffentlichten Forschungs- und Literaturberichte des Projekts noch die nicht veröffentlichten Projektergebnisse in einer zusammenfassenden Publikation präsentiert worden. Immerhin ermöglicht der in Manuskriptform erhaltene Abschlussbericht des Projektleiters eine weitgehende Rekonstruktion der Projektprodukte und ihre bibliographische Erfassung.[9]
Initiator, Antragsteller und Leiter des Projekts „Die Interdependenz von Historiographie und Politik in Osteuropa“ war der in Köln wirkende Osteuropahistoriker Günther Stökl (1916-1998). Nach dem Studium der Slavistik und Geschichte in Königsberg reichte der protestantische Österreicher 1938 in Breslau eine Dissertation zu einem frühneuzeitlichen Thema ein, wurde jedoch erst 1940 promoviert, nachdem er den Dissertationstitel dem zeitgenössischen Sprachgebrauch angepasst hatte.[10] Nach Wiener Dozentenjahren und der Habilitation 1953 mit einer Arbeit zum Kosakentum[11] übernahm er 1956 den neu geschaffenen Kölner Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, auf dem er 1981 emeritiert wurde.[12] 1962 erschien seine (mittlerweile in sechster Auflage lieferbare) Russische Geschichte, die ihn über die engeren Fachgrenzen hinaus bekannt machte.[13] Zugleich entfaltete Stökl eine intensive Tätigkeit als Wissenschaftsmanager und Politikberater: Von 1966 bis 1991 war er verantwortlicher Herausgeber des Fachorgans Jahrbücher für osteuropäische Geschichte, saß in den Leitungsgremien des Bundesinstituts zur Erforschung des Marxismus-Leninismus/Institut für Sowjetologie (später: Bundesinstituts für internationale und Ostwissenschaftliche Studien - BIOst) in Köln sowie der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde in Berlin und gründete 1980 den Verband der Osteuropahistoriker e. V. (VOH). Obwohl primär mit der Geschichte Altrusslands und des Moskauer Staates befasst[14], galt Stökls besonderes Interesse der schwierigen Geschichte seines Faches im deutschen Sprachraum – und damit zwangsläufig den Interferenzen zwischen historischer Osteuropaforschung und der jeweiligen deutschen Osteuropapolitik. Zahlreiche Aufsätze[15], vor allem aber sein zweites Erfolgsbuch Osteuropa und die Deutschen[16] belegen dies, wobei seine kritischen Anmerkungen zur mitunter bedenklichen Nähe von historischer Osteuropaforschung und politisierter Ostforschung nicht zuletzt seiner österreichische Perspektive wegen in (West-)Deutschland auf Gehör stießen.[17]
Dergestalt mit dem Politik-Historiographie-Nexus befasst, lag es für Stökl gleichsam nahe, auch die wechselseitige Abhängigkeit von Geschichtswissenschaft und Herrschaftssystem in kommunistischen Gesellschaften in den Blick zu nehmen. Der eigentliche Impuls hierzu dürfte ein doppelter gewesen sein: Erstens, Stökl stand seit längerem in engem Kontakt mit dem gleichfalls in Köln tätigen und ebenfalls aus Österreich stammenden Politikwissenschaftler Kurt Marko, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter des genannten BIOst unter anderem mit der Analyse sowjetischer Wissenschaftspolitik einschließlich der Steuerung der Geschichtswissenschaft durch die KPdSU befasst war.[18] Entsprechend lud Stökl den in Historikerfachkreisen weitgehend unbekannten Marko ein, auf der besagten Wiesseer Tagung von 1976 einen resümmierenden Schlussvortrag zu halten.[19] Und zweitens, das 1971 erschienene Buch Politics and History in the Soviet Union der US-amerikanischen Russlandhistorikerin Nancy W. Heer hatte die sowjetische (Partei-)Geschichtsschreibung als „an extremely sensitive subsystem that displays the larger political system in high relief“ beschrieben.[20] „Post-Stalin historiography of the CPSU“, so Heer kategorisch, „should be viewed not as a mere reflection of politics but as a microcosm of the macrocosm that ist the Soviet sociopolitical system.“[21] Entsprechend wurden Heers Thesen auf der genannten Tagung häufig zitiert. Keine Querverbindung gab es indes zwischen dem Stöklschen Projekt und parallelen westdeutschen Ansätzen qualitativer wie vor allem quantifizierender Untersuchungen zu den Geschichtswissenschaften im sowjetischen Hegemonialbereich[22] oder zur Parteilichkeitsproblematik in der DDR-Historiographie[23], schon gar nicht zu blockinternen dissidenten Analysensätzen zu Intelligentsia und Macht.[24]
Im Zuge seiner Realisierung in den Jahren 1976 bis 1982 erfuhr das ursprünglich flächendeckend und systematisch angelegte Stöklsche Projekt regionale und thematische Schwerpunktsetzungen: Von den drei Teilregionen Südosteuropa, Ostmitteleuropa und UdSSR/Russland wurde lediglich die erste vollständig in Form von in der Regel zwei Forschungsberichten pro nationalem Fall (Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Jugoslawien, Albanien) abgedeckt. Bezüglich Ostmitteleuropa erschienen zwei Forschungsberichte zur Tschechoslowakei, aber keiner zu Polen. Und die beiden Berichte zur UdSSR behandelten ausschließlich die Historiographie der nicht-russischen Nationen und Ethnien. Diese Lücken wurden nur partiell durch den Wiesseer Tagungsband geschlossen, dessen Existenz allerdings, wie gesagt, nur Insidern bekannt war. Immerhin waren hierin sechs Beiträge zur Geschichte der Geschichtsschreibung über die russischen Reichsbildungen und die Sowjetunion enthalten, zwei zur polnischen Historiographie und drei zur tschechoslowakischen Geschichtswissenschaft. Einige von ihnen beruhten auf bereits publizierten Forschungsergebnissen.[25]
Drei Beiträge des Stöklschen Projekts wuchsen sich zu Monographien aus[26], wohingegen zwei weitere zwar erstellt, aber nicht veröffentlicht wurden. Die meisten Forschungsberichte erschienen in Stökls „Hauszeitschrift“ Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, zwei im Jahrbuch des Münchner Südost-Instituts, den Südost-Forschungen. Sämtliche Projektergebnisse wurden in deutscher Sprache erstellt und veröffentlicht – ein Umstand, welcher der Verbreitung der Projektergebnisse im englischsprachigen Raum zwar nicht förderlich war, aber dennoch das gänzlich ausbleibende britische wie nordamerikanische Echo nicht erklären kann. Denn Stökl kooperierte seit eng mit dem Russlandhistoriker Samuel H. Baron von der University of North Carolina in Chapel Hill, dem damals führenden US-amerikanischen Experten für die sowjetische Historiographiegeschichte.[27] Baron war überdies Doktorvater der genannten Nancy W. Heer gewesen, mit der zusammen er 1977 einen Sammelband zur Sowjethistoriographie veröffentlichte.[28]
Die Nicht-Rezeption der Ergebnisse des Stökl-Projekts in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren seitens der angloamerikanischen Osteuropaforschung erklärt wiederum die eingangs genannte Unkenntnis der internationalen Forschung zur Historiographiegeschichte des östlichen Europa, wie sie in deren Veröffentlichungen seit 1989 und vor allem seit 2002 – mit nur wenigen Ausnahmen[29] – zutage tritt. Dass ethnozentrische Sichtweisen die Geschichtswissenschaften von Tallinn bis Tirana nicht erst seit 1989/91, sondern bereits seit den 1960er Jahren prägen, und dass Rekrutierungsmuster von Eliten durch einen Regimewandel nur partiell verändert werden, diesen Paradigmenwechsel haben Günther Stökl und seine Mitstreiter bereits um 1980 im Detail belegt.
[1] Essay zur Quelle: Günther Stökl, Schlussbericht über das Forschungsprojekt „Die Interdependenz von Historiographie und Politik in Osteuropa“ (Köln, 6. Januar 1983).
[2] O. A., In This Issue, in: American Historical Review 97 (1992), S. x.
[3] Ivaniševic, Alojz u. a. (Hgg.), Klio ohne Fesseln? Historiographie im östlichen Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, Wien 2002; Brunnbauer, Ulf (Hg.), (Re)Writing History. Historiography in Southeast Europe after Socialism, Münster 2004; Antohi, Sorin; Trencsényi, Balász; Apor; Péter (Hgg.), Narratives Unbound. Historical Studies in Post-Communist Eastern Europe, Budapest 2007; Kopecek, Michal (Hg.), Past in the Making. Historical Revisionism in Central Europe after 1989, Budapest 2008.
[4] Troebst, Stefan, „Budapest“ oder „Batak“? Varietäten südosteuropäischer Erinnerungskulturen. Eine Einführung, in: Brunnbauer, Ulf; Troebst, Stefan (Hgg.), Zwischen Nostalgie und Amnesie: Die Erinnerung an den Kommunismus in Südosteuropa, Köln 2007, S. 15-26. Zum Projekt selbst vgl. Baleva, Martina; Brunnbauer, Ulf (Hgg.): Batak – ein bulgarischer Erinnerungsort. Ausstellung / Batak kato mjasto na pametta. Izložba, Sofia 2007.
[5] Vgl. zum polnischen, tschechoslowakischen und ungarischen Fall Hadler, Frank, Drachen und Drachentöter. Das Problem der nationalgeschichtlichen Fixierung in den Historiographien Ostmitteleuropas nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Conrad, Christoph; Conrad, Sebastian (Hgg.), Die Nation schreiben. Geschichtswissenschaft im internationalen Vergleich, Göttingen 2002, S. 137-164.
[6] Mitewa-Michalkowa, Rumjana: Ästhetische Erziehung auf dem Weg Bulgariens nach Europa. Die Kulturpolitik Ljudmila Živkovas in den 1970er Jahren. In: Themenportal Europäische Geschichte (2009), URL: .
[7] Troebst, Stefan, Geschichtswissenschaft im postkommunistischen Ost(mittel)europa. Zwischen Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur, in: DeutschlandArchiv 42 (2009), S. 87-95, hier S. 92-95.
[8] Stökl, Günther (Hg.), Die Interdependenz von Geschichte und Politik in Osteuropa seit 1945. Historiker-Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e. V., Berlin, vom 9.-11. 6. 1976 in Bad Wiessee. Protokoll. Hektographiertes Manuskript, Stuttgart 1977.
[9] Vgl. die zu diesem Essay gehörige Quelle: Stökl, Günther: Schlussbericht über das Forschungsprojekt „Die Interdependenz von Historiographie und Politik in Osteuropa“ (Köln, 6. Januar 1983).
[10] Stökl, Günther, Die deutsch-slawische Südostgrenze des Reiches im 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte, dargestellt anhand des südslawischen Reformationsschrifttums, Breslau 1940.
[11] Stökl, Günther, Die Entstehung des Kosakentums, München 1953.
[12] Zu seiner Biographie vgl. Geyer, Dietrich, Osteuropa im Blick. Historiker Günther Stökl gestorben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 73 vom 27. März 1998, S. 44; Lemberg, Hans, Elegant kritisch. Zum Tod des Osteuropaforschers Günther Stökl, in: Süddeutsche Zeitung vom 28./29. März 1998, S. 17; Die Herausgeber: Günther Stökl 16. 1. 1916 – 20. 3. 1998, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 46 (1998), S. 469; Leitsch, Walter, Einige Erinnerungen an Günther Stökls Dozentenjahre in Wien (1949-1956), in: ebd., S. 470-471; Nitsche, Peter, Günther Stökls Kölner Jahre, in: ebd., S. 471-473.
[13] Stökl, Günther, Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1962 (6., erw. Aufl. 2009).
[14] Stökl, Günther, Das Bild des Abendlandes in den altrussischen Chroniken, Köln 1965; Ders., Der russische Staat in Mittelalter und Früher Neuzeit. Ausgewählte Aufsätze, Wiesbaden 1981.
[15] Stökl, Günther, Die kleinen Völker und die Geschichte, in: Historische Zeitschrift 212 (1971), S. 19-40; Ders., Osteuropa – Geschichte und Politik, in: 29. Jahresfeier am 23. Mai 1979 (Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaften. Vorträge G 238), Opladen 1979, S. 13-29; Ders., Zum Selbstverständnis des Faches Osteuropäische Geschichte, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 32 (1984), S. 481-487; Ders., Das Studium der Geschichte Osteuropas von den Anfängen bis 1933, in: Oberländer, Erwin (Hg.), Geschichte Osteuropas. Zur Entwicklung einer historischen Disziplin in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1945-1990, Stuttgart 1992, S. 3-11.
[16] Stökl, Günther, Osteuropa und die Deutschen. Geschichte und Gegenwart einer spannungsreichen Nachbarschaft, 3. Aufl., Stuttgart 1982 (2. Aufl. München 1970; 1. Aufl. Oldenburg 1967).
[17] So Geyer, Dietrich, Osteuropäische Geschichte und das Ende der kommunistischen Zeit, Heidelberg 1996, S. 27. – Zur Geschichte der historischen Osteuropaforschung sowie der Ostforschung in Deutschland vgl. zuletzt Beer, Matthias, Seewann, Gerhard (Hgg.), Südostforschung im Schatten des Dritten Reiches. Institutionen – Inhalte – Personen, München 2004; Dahlmann, Dittmar (Hg.), Hundert Jahre Osteuropäische Geschichte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Stuttgart 2005, und Unger, Corinna, Ostforschung in Westdeutschland: Die Erforschung des europäischen Ostens und die Deutsche Forschungsgemeinschaft, 1945-1975, Wiesbaden 2007.
[18] Marko, Kurt, Sowjethistoriker zwischen Ideologie und Wissenschaft. Aspekte der sowjetrussischen Wissenschaftspolitik seit Stalins Tod, 1953-1963, Köln 1964; Ders., Streit in der sowjetischen Geschichtswissenschaft. Notiz zur ideologischen Gegenwartssituation in der Sowjetunion (Berichte des Bundesinstituts für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien, 23-1972), Köln 1972.
[19] Marko, Kurt, Zusammenfassung, in: Stökl (Hg.), Die Interdependenz von Geschichte und Politik in Osteuropa seit 1945, S. 214-228.
[20] Heer, Nancy W., Politics and History in the Soviet Union, Cambridge, Mass., 1971, S. 58.
[21] Ebd., S. 270. Ähnlich auch Bonwetsch, Bernd, Oktoberrevolution. Legitimationsprobleme der sowjetischen Geschichtswissenschaft, in: Politische Vierteljahresschrift 17 (1976), S. 199-186.
[22] Deutsch, Robert; Schröder, Wilhelm Heinz, Quantitative Analyse der rumänischen Historiographie. Eine quantitative Analyse zur Wissenschaftsforschung, Köln 1976. Siehe auch Molnár, Miklós; Deutsch, Robert, Histoire et sciences historiques dans les pays socialistes d’Europe. Esquisse d’une typologie historiographique, in: Le Mouvement sociale 111 (1980), S. 234-264.
[23] Rumpler, Helmut, Parteilichkeit und Objektivität als Theorie-Problem der DDR-Historie, in: Koselleck, Reinhart; Mommsen, Wolfgang J.; Rüsen, Jörn (Hgg.), Objektivität und Parteilichkeit, München 1977, S. 228-262; Kocka, Jürgen, Parteilichkeit in der DDR-marxistischen Geschichtwissenschaft. Einige Thesen, in: ebd., S. 263-269.
[24] Konrád, György; Szelényi, Iván, Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht, Frankfurt am Main 1978; Bahro, Rudolf, Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus, Frankfurt am Main 1977.
[25] So etwa Zernack, Klaus, Schwerpunkt und Entwicklungslinien der polnischen Geschichtswissenschaften nach 1945, in: Kienast, Walter (Hg.), Literaturberichte über Neuerscheinungen zur außerdeutschen Geschichte (Historische Zeitschrift, Sonderheft 5), München 1973, S. 202-323, oder Bonwetsch, Oktoberrevolution.
[26] Fischer, Holger, Politik und Geschichtswissenschaft in Ungarn. Die ungarische Geschichte von 1918 bis zur Gegenwart in der Historiographie seit 1956, München 1982; Ludwig, Michael, Tendenzen und Erträge der modernen polnischen Spätmittelalterforschung unter besonderer Berücksichtigung der Stadtgeschichte, Berlin 1983; Troebst, Stefan, Die bulgarisch-jugoslawische Kontroverse um Makedonien 1967-1982, München 1983.
[27] Baron, Samuel H., Rezension zu: Stökl (Hg.), Die Interdependenz von Geschichte und Politik in Osteuropa seit 1945, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 27 (1979), S. 387-388.
[28] Baron, Samuel H.; Heer, Nancy W. (Hgg.), Windows on the Russian Past. Essays on Soviet Historiography since Stalin, Columbus, OH, 1977. Siehe dazu auch die Rezension von Günther Stökl in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 26 (1978), S. 577-580.
[29] So wird etwa in einer aktuellen polnischen Untersuchung direkter Bezug auf das Stökl-Projekt genommen. Vgl. Górny, Maciej, Przede wszystkim ma byc naród. Marksistowskie historiografie w Europie Srodkowo-Wschodniej [An erster Stelle muss die Nation stehen. Marxistische Geschichtswissenschaften in Ostmitteleuropa], Warszawa 2007, S. 20. Siehe auch Ders., Marxist Historiography in Poland, Czechoslowakia and East Germany (late 1940s – late 1960s), in: Apor, Balász; Apor, Péter; Rees, E. A. (Hgg.), The Sovietization of Eastern Europe. New Perspectives on the Postwar Period, Washington, DC, 2008, S. 249-265.
Literaturhinweise:
Ivaniševic, Alojz u. a. (Hgg.), Klio ohne Fesseln? Historiographie im östlichen Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, Wien 2002.
Brunnbauer, Ulf (Hg.), (Re)Writing History. Historiography in Southeast Europe after Socialism, Münster 2004.
Antohi, Sorin; Trencsényi, Balász; Apor; Péter (Hgg.), Narratives Unbound. Historical Studies in Post-Communist Eastern Europe, Budapest 2007.
Kopecek, Michal (Hg.), Past in the Making. Historical Revisionism in Central Europe after 1989, Budapest 2008.