Essays/

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  • von Helmut Peitsch

    Vom 10. bis 13. September 1941 fand in London der XVII. Kongress des Internationalen PEN statt. In London war die Schriftstellerorganisation, die sich für Völkerverständigung, Frieden und die Freiheit der Literatur und Kultur einsetzte, im Jahr 1921 gegründet worden. Zunächst lag der Schwerpunkt der internationalen Schriftstellervereinigung auf Europa – 1925 zählte sie dort 25 nationale Zentren. Danach expandierte sie in die ganze Welt und umfasste im Jahr 1939 sowohl Zentren in Nord- und Südamerika, als auch in Ägypten, Palästina, dem Irak, Indien, Japan und Neuseeland. [...]

  • von Juliane Scholz

    Zur Zeit des Nationalsozialismus flohen zahlreiche Schriftsteller und Drehbuchautoren aus Deutschland in die USA. Manche von ihnen konnten in letzter Minute mit einem rettenden Visum einreisen. Die Erfahrungen der europäischen Exilautoren in den Vereinigten Staaten waren dann allerdings widersprüchlich. Wer in Hollywood, dem Zentrum der amerikanischen Filmindustrie landete, realisierte rasch, dass seine aus Europa mitgebrachten Vorstellungen von Beruf, geistiger Arbeit und individueller Autorschaft in der großbetrieblich organisierten Kulturindustrie der amerikanischen Westküste wenig galten. [...]

  • von Ines Prodöhl

    Wer sollte in einer amerikanischen Enzyklopädie mehr gewürdigt werden: der General des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, Richard Montgomery, oder Niccolò Paganini, der italienische Violinist? 1832 beklagte ein Rezensent im „New-England Magazine“, dass sich die „Encyclopedia Americana“ für den Fiedler entschieden hatte und nicht für den Helden der Revolution. Letzterer hatte im Vergleich mit Paganini nur ein Drittel des Raumes zugesprochen bekommen. Nach Ansicht des Rezensenten, dessen Name nicht bekannt ist, geschah es häufiger, dass eine bedeutende Person der amerikanischen Öffentlichkeit in eben jenem Werk zu wenig berücksichtigt wurde.[...]

  • von Peter Hoeres

    Der Aufruf „An die Kulturwelt!“, der im Oktober 1914 ein Bekenntnis von 93 herausragenden deutschen Geistesgrößen zum deutschen Militarismus publik machte und so verheerende Folgen für das Ansehen der deutschen Wissenschaft zeitigte, war nicht präzedenzlos. Trotz seiner offensiven Sprache war er letztlich defensiv motiviert, er war eine Antwort auf zahlreiche öffentliche und private Anklagen, welche die hoch angesehenen deutschen Wissenschaftler und Schriftsteller seit August 1914 erreicht hatten. Unter diesen Anklagen stach die Erklärung britischer Intellektueller vom 18. September 1914 „Britain's Destiny And Duty. Declaration By Authors. A Righteous War” aus mehreren Gründen heraus: sie war von der Crème de la crème der britischen Literaten unterzeichnet worden, an sehr prominenten und angesehen Publikationsorten erschienen, und sie enthielt eine sehr erfolgreiche und bildgewaltige Argumentation. [...]

  • von Chantal Metzger

    Le colloque bisannuel organisé par le Comité franco-allemand de recherches sur l’histoire des 19ème et 20ème siècles, qui s’est tenu du 24 au 26 septembre 2004 à l’Institut Gustav Stresemann à Bonn, a porté sur les relations existant entre l’Allemagne, la France et l’Amérique du Nord au cours des 19 et 20ème siècles. Le choix du sujet était resté en suspens lors de l’Assemblée générale du 16 septembre 2002 à Pont-à-Mousson. Deux thèmes avaient été retenus : l’un portait sur les transferts culturels, l’autre sur les relations entre nos deux pays et les pays non-européens d’Asie, d’Afrique ou d’Amérique. Le premier d’entre eux ayant fait l’objet de plusieurs colloques au cours de l’année 2004, le bureau du Comité a décidé, après enquête auprès des membres, de choisir le second.

  • von Jean Nurdin

    Diese Studie beschäftigt sich mit drei Hauptthemen: der Zukunft und der exemplarischen Rolle der USA für den Alten Kontinent, dem Mythos der „Zwei Großen“, der im 19. Jahrhundert gezogenen Parallele zwischen Amerika und Russland, der Opposition zur – realen oder potentiellen – amerikanischen „Gefahr“. Um 1830 und 1848 preisen liberale und demokratische deutsche Anhänger des republikanischen Föderalismus das amerikanische System. Der Schriftsteller Julius Fröbel und der Wirtschaftswissenschaftler Friedrich List sehen in Nordamerika ein entscheidendes Element der zukünftigen Weltpolitik. In Frankreich veröffentlicht 1835-1840 Alexis de Tocqueville sein Werk „Über die Demokratie in Amerika“; ab 1848 proklamiert Victor Hugo die Entstehung der Vereinigten Staaten von Europa als Gegenstück zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Das Gefühl des Wetteifers zwischen den beiden Kontinenten lässt später angesichts des Aufstiegs der beiden Weltmächte nach.[...]

  • von Reiner Marcowitz

    Im Mittelpunkt der Analyse steht das trilaterale Beziehungsgeflecht zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und den USA nach dem Zweiten Weltkrieg, weil sich in ihm paradigmatisch die verschiedenen Etappen und unterschiedlichen Facetten des amerikanisch-westeuropäischen Verhältnisses dieser Zeit spiegeln und sich damit auch jenes Spannungsverhältnis von Amerikanisierung, Europäisierung und Westernisierung ausloten lässt, in dem die ökonomische, politische und soziokulturelle Prägung der Westeuropäer nach 1945 stand. Dabei markieren die 1960er und 1970er Jahre – so die These – eine entscheidende Zäsur sowohl in den transatlantischen Beziehungen als auch – damit zusammenhängend – für den westeuropäischen Integrationsprozess sowie das Selbstverständnis der Westeuropäer, insofern als sich damals jene doppelte Ambivalenz herausbildete, die bis heute prägend geblieben ist. [...]

  • von Heike Bungert

    Der Artikel beschäftigt sich mit den Dreiecksbeziehungen zwischen den circa hunderttau­send Frankoamerikanern, den 1,7 Millionen Deutschamerikanern und der Bevölke­rungsmehrheit der Angloamerikaner während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871. Für die deutschen Migranten war der Deutsch-Französische Krieg mit der anschließenden Gründung des Deutschen Reiches der wichtigste Wendepunkt in der Geschichte der Schaffung einer deutschamerikanischen Identität. Sie sammelten Geld für ihre Landsleute in Europa, organisierten Wohltätigkeitsveranstaltungen und feierten große Friedensfeste, in denen sie sich ihrer gemeinsamen Herkunft bewusst wurden. Auch die Frankoamerikaner organisierten Benefizfeste, Sammlungen und Proteste gegen den Frankfurter Frieden. Beide ethnischen Gruppen hatten Werte, Sympathien und gegenseitige Vorurteile in die USA transferiert, mussten in ihren Sympathiebekundungen für ihre Ursprungsländer jedoch Rücksicht aufeinander und auf ihr Gastland nehmen.

  • von Matthias Middell

    An der Wende zum 20. Jahrhundert entdeckten die europäischen Intellektuellen auf neue Weise globale Zusammenhänge. Der russisch-japanische Krieg vermittelte ebenso wie die spanische Niederlage gegen die USA 1898, mit der die letzten Reste des ehemals riesigen Kolonialreiches davon gerissen wurden, dass neue Konkurrenten einen allzu selbstgewissen Eurozentrismus herausforderten. Der Welthandel hatte rasant zugenommen und in seiner Dynamik die Wachstumsraten der Weltproduktion weit hinter sich gelassen. [...]

  • von Susan Rößner

    „[...] I should never have undertaken the task“, gestand Hendrik Willem van Loon in seinem 1922 erschienen Werk „The Story of Mankind“, einer Weltgeschichte für Kinder und Jugendliche. Der Erfolg seines Buches sollte seine Zweifel jedoch ausräumen: 75.000-mal verkaufte sich das Buch allein in der ersten Auflage, bis 1947 wurde es in englischer Sprache 19-mal – ab 1939 jährlich – neu aufgelegt, und es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, so auch Urdu und Bantu. Im Jahr seines Erscheinens rangierte das Buch auf Platz zwei der amerikanischen Sachbuch-Bestsellerliste, übertroffen nur von H.G. Wells’ „Outline of History“. Van Loons Weltgeschichte begeisterte so sehr, dass sie mit der eben erst geschaffenen „Newbery Medal“ ausgezeichnet wurde, dem bis heute verliehenen Preis der „Association for Library Service to Children of the American Library Association“ (ALA) für das beste Kinderbuch des Jahres. Mit Dennis Hopper als Napoleon und den Marx Brothers wurde das Buch 1957 von Irwin Allen sogar verfilmt. [...]

  • von André Kaspi

    Die USA sehen Frankreich und Deutschland 1945 nicht im gleichen Licht. Frankreich ist ein verbündetes Land, das die amerikanischen Soldaten besonders freundschaftlich empfangen hat. Aber es ist auch ein unbequemer Verbündeter. De Gaulle geht es um den Erhalt der nationalen Unabhängigkeit, und mit diesem Ziel widersetzt er sich gegebenenfalls auch den USA, wie zum Beispiel in den Auseinandersetzungen um Stuttgart und Clipperton. Das besiegte Deutschland soll vom Nationalsozialismus geheilt und nach demokratischem Modell wieder aufgebaut werden. In beiden Fällen sind die USA zu einer europäischen Großmacht geworden, wohlwissend, dass sich Europa, der alte Kontinent, im Niedergang befindet und nie wieder die gleiche Stellung wie vor 1939 einnehmen wird.

  • von Armin Heinen

    Wenige Themen US-amerikanischer Kultur wecken in Europa so viele Emotionen wie die Todesstrafe. Wollten die USA dem Europarat beitreten, so würde ihr Gesuch abgelehnt, und selbst der Beobachterstatus wäre umstritten. Der Beitrag untersucht die Geschichte der Todesstrafe als gemeinsame Geschichte einer US-amerikanisch-europäischen, westlichen Zivilisation, zeigt, dass selbst innerhalb der USA ganz unterschiedliche Traditionslinien zu beobachten sind, und entwickelt die These einer „Neuerfindung“ der USA und Europas seit dem Ende der 1960er bzw. 1980er Jahre. In beiden Fällen geht es um die „Erfindung von Tradition“, aber während die USA an das Referenzmodell der „Siedlergemeinschaft“ anknüpft, ist die Erfahrung totalitärer Staatsmacht für Europa maßgebend geworden. So stehen sich heute das „alte Amerika“ und das „neue Europa“ in der Frage der Todesstrafe „verständnislos“ gegenüber.