Essays/

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  • von Sabine Mangold-Will

    Als sich der deutsche Bundespräsident Christian Wulff im Oktober 2010 zum Staatsbesuch in Ankara aufhielt, beschwor er dort wie vor ihm auch andere deutsche Staatsgäste die „weit in die Geschichte zurück“ reichende „deutsch-türkische Partnerschaft und Freundschaft“. Dem Ende des Ersten Weltkrieges wies er dabei den Charakter eines Neuanfanges in den wechselseitigen Beziehungen zu, da mit der Umgestaltung der politischen Systeme in beiden Ländern nunmehr „das Parlament eine zentrale Rolle spielen sollte“. Ausgehend von dieser bundesrepublikanischen politischen Metaerzählung einer ebenso traditionellen, wie durch die Demokratisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts erneuerten deutsch-türkischen Freundschaft will der vorliegende Essay in die Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen während der Weimarer Republik einführen. [...]

  • von Adelheid von Saldern

    „This is the time of all others when democracy should prove its purity and its spiritual power to prevail. It is surely the manifest destiny of the United States to lead in the attempt to make this spirit prevail.” Diese Worte aus dem Munde des Präsidenten Woodrow Wilson (1920) signalisierten den Führungsanspruch der USA, der Demokratie überall zum Durchbruch zu verhelfen. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die USA nicht nur eine wirtschaftliche und ökonomische, sondern auch eine politische Weltmachtstellung erreicht, die solchen Bestrebungen eine Realitätsgrundlage gaben. Der Hinweis auf „manifest destiny” zeigt, dass Wilson großen Wert darauf legte, die neuen Handlungsoptionen an die alten klassischen Werte der amerikanischen Nation anzubinden. [...]

  • von Stefan Troebst

    Gleich zahlreichen anderen Angehörigen der Zwischenkriegsgeneration war der britische Journalist und Buchautor Joseph S. Swire (1903–1978 ), genannt Joe, vom Balkan fasziniert. Die Bewunderung für dramatische Landschaften und vermeintlich urtümliche Gemeinschaften, vor allem aber für die nationalrevolutionären Untergrundbewegungen von Kroaten, Kosovaren, Makedoniern, Montenegrinern und anderen, mischte sich dabei in der Regel mit einem explizit maskulinen Heroenkult, der von Kritik an der Dekadenz der jeweils eigenen, „europäisierten“ Gesellschaften gespeist wurde. Dieses europaweite Phänomen einte dabei desillusionierte Intellektuelle in den antagonistischen Lagern von Weltkriegsverlierern und Siegern – mit Italien in einer imaginären Mitte.[...]