Essays/

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  • von Hillard von Thiessen

    Als der neue spanische Botschafter beim Heiligen Stuhl, der Conde de Castro, im Frühjahr 1609 an seinem neuen Dienstort eintraf, fand er eine Denkschrift vor, die, von einem erfahrenen Mitarbeiter der Botschaft erstellt, ihn mit den politischen und sozialen Verhältnissen in der Ewigen Stadt vertraut machen sollte. In ihr finden sich teils wenig schmeichelhafte Wertungen über den Charakter der Einwohner der verschiedenen Teile Italiens. Besonders bemerkenswert ist das vernichtende Urteil über die Römer, die ihre alten Tugenden gänzlich verloren hätten; sie seien nur noch „Menschen, die zu Sklavendiensten geboren wurden“. [...]

  • von Heinrich Lang

    Niccolò Machiavelli gilt als kühl argumentierender Begründer politischer Rationalität, die zweckorientiert und ohne moralische Schranken operiert. Ein skrupellos nach Macht strebender Herrscher erscheint insofern als ideale Ausgeburt des Machiavellismus. Daher sind wir es gewohnt, Machiavelli durch die Brille der polarisierten Rezeption seines „Fürsten“ zu sehen, also in schroffer Ablehnung eines Anti-Machiavel, in Anerkennung seines politikwissenschaftlichen Realismus oder in Seminaren für Manager. Aber die kritische Lektüre des Textes selbst, bei der wir den „Fürsten“ in seinen historischen Kontext einfügen, zeigt Niccolò Machiavelli nicht nur in anderem Licht. Vielmehr eröffnet sie dann auch die Möglichkeit des diachronen Vergleichs von gegenläufigen Entwicklungen, die wir einerseits der Vormoderne, andererseits der Postmoderne zuschreiben. [...]