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  • von Maria Katharina Wiedlack

    This article analyzes a chapter from Charles Ellms’s book “The Tragedy of the Seas” (1848). The chapter recounts the historical events around a schooner belonging to the Russian American Company, which was shipwrecked close to the Olympic Peninsula in 1808. After the disaster, the ship’s crew, and Anna Petrovna Bulygin, the captain’s wife, were taken hostage by indigenous people. The article examines Anna Petrovna Bulygin’s female agency within Ellms’s narrative, arguing that it is exceptional within the genre of maritime frontier adventures, as well as early 19th century Russian culture. Importantly, a focus on her agency offers interesting insights into the Russian colonial gaze on the indigenous peoples of America.

  • von Marine Fiedler

    1856 ermunterte der Konsul der drei Hansestädte in Singapur Arnold Otto Meyer die Hansestädte schriftlich dazu, einen Handels- und Freundschaftsvertrag mit dem Königreich Siam abzuschließen. Dieses Schreiben liefert nicht nur einen Einblick in ein von einem Kaufmann angedachtes hanseatisches Expansionsprojekt in Südostasien. Indem es verdeutlicht, wie kolonielose Staaten sich durch die Aushandlung von „ungleichen Verträgen“ die Logik und Vorgehensweise europäischer Kolonialmächte aneigneten, leistet es einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Kolonialgeschichte Europas.

  • von Hannes Grandits

    Imaginierung und konkrete gesellschaftliche Erfahrung lassen sich nicht immer eindeutig voneinander trennen. Auf den sogenannten „europäischen Orient“ bezogen gilt dies ganz besonders. Die polarisierende Imagination des „Europäischen“ versus „Nicht-Europäischen/Orientalischen“ prägte im Laufe des 19. Jahrhunderts die Wahrnehmung der politischen Verhältnisse im osmanischen Südosteuropa. Je mehr die räumliche Zugehörigkeit der südosteuropäischen Peripherie zu Europa (wieder-)entdeckt und rhetorisch bekräftigt wurde, desto klarer empfand man, dass die „nicht-europäischen“ Elemente nicht hierher passten. Dies tangierte auch die gesellschaftliche Realität vor Ort. Dieser Essay versucht, einen Eindruck von einer „Verwestlichung“ bzw. Neuausrichtung hin zur Europäisierung zu vermitteln. Dabei müssen diese Prozesse als sehr widersprüchliche gesellschaftliche Entwicklungen betrachtet werden.

  • von Sebastian Dorsch

    Die Corona-Krise zeigt eindrücklich, wie zentral das Thema Grenzen in den politischen, wissenschaftlichen, aber auch Alltagsdebatten zu Europa ist. Obwohl ExpertInnen wie beispielsweise die europäische Epidemie-Agentur ECDC von Beginn an die Devise verkündeten, Kooperation sei essentiell, um einer universellen Herausforderung wie Corona zu begegnen, schlossen fast alle europäischen Länder wie auch die EU selbst reflexartig ihre Grenzen. „Die Geschichte Europas, der Europäer/innen und des Europäischen“ kritisch zu behandeln, dieses Ziel hat sich das Themenportal Europäische Geschichte gesteckt. Was aber ist das: Europa, die EuropäerInnen und das Europäische? Wie werden sie definiert, das heißt vom Nicht-Europäischen, vom Anderen abgegrenzt? Welche Rolle spielt dabei „die Geschichte“? Mit Hilfe der beiden ausgesuchten Quellen unternimmt dieser Artikel vielfache Grenzgänge, um diese Fragen zu reflektieren.

  • von Reiner Prass

    Der Essay erörtert die Frage, unter welchen Bedingungen europäische Forschungsreisende in Afrika ihr Wissen über den Kontinent, seine Natur und seine Kulturen zusammentrugen. Bisher wurde dies anhand später publizierter Reiseberichte untersucht, aber schon während ihrer Reise sandten Forscher regelmäßig Briefe und Berichte an ihre Familie, Freunde und Kollegen, um von ihren Erlebnissen und Ergebnissen zu berichten. Diese bisher noch weitgehend unberücksichtigten Quellen erlauben Einblicke in Gefühlswelten von Forschungsreisenden, die sie in ihren offiziellen Berichten verschwiegen. Sie zeigen Menschen im Feld zwischen Neugier und Langeweile, Selbstsicherheit und Ungewissheiten. Dies wird anhand zweier Briefe diskutiert, die der Stuttgarter Afrikareisende Gottlob Theodor Kinzelbach am 21. und 22. September 1861 einem „Fräulein“ bzw. August Petermann, dem Herausgeber von Petermanns Geographischen Mitteilungen, aus Keren (Eritrea) zusandte. Während Kinzelbach in dem Brief an Petermann nur Probleme mit der Gesundheit und wissenschaftlichen Instrumenten erwähnt, äußert er sich in dem Brief an das „Fräeulein“ in zum Teil drastischen Formulierungen darüber, wie unwohl er sich fühlt und dass er sich aus lauter Langeweile in die Arbeit stürzt. Dieses Unwohlsein entstand sowohl durch seine Lebensbedingungen als auch durch seine Abneigung gegenüber der äthiopischen Bevölkerung und den anderen europäischen Teilnehmern der Expedition. Die Briefe widerlegen überkommene Heroengeschichten europäischer Forschungsreisender, und sie zeigen, dass ihre Berichte sehr viel über sie selbst, ihre Erwartungen und individuellen Perspektiven aussagen.

  • von Reinhard Wendt

    In Neuseeland wurden während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Deutsche und Deutschstämmige, die dort lebten, als enemy aliens interniert. Vielmehr kamen in die Lager auch manche aus Samoa und von den Tonga-Inseln. Samoa war nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft als Mandatsgebiet des Völkerbunds in neuseeländische Verwaltung übergegangen, und Tonga, das seit dem 18. Mai 1900 als britisches Protektorat zum Empire gehörte, hatte vor allem ökonomisch enge Kontakte zu Neuseeland. Die Mehrzahl der tonganischen Internierten mit deutschen Wurzeln stammte aus Vava'u im Norden des Archipels. Es handelte sich um insgesamt zehn Personen: Hermann E. Guttenbeil, seinen Neffen Gustav F. Guttenbeil, die Vettern Otto G. Sanft und Rudolf F. Sanft, Otto P. Schaumkel, Arthur E.E. Schulke, Karl F.T. Witzke sowie die drei Brüder Friedrich C. Wolfgramm, Otto E. Wolfgramm und William G. Wolfgramm. [...]

  • von Norbert Finzsch

    „Sheep eat men“, Schafe fressen Menschen. Dieser Thomas Morus zugeschriebene Satz beschreibt die Situation in Australien zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr adäquat. Während die Zahl der australischen Aboriginal Peoples nach 1788 drastisch fiel, stieg die Zahl der Schafe ebenso dramatisch an. Die geschätzte Bevölkerungszahl von 500.000 bis 750.000 Indigenen der ersten Kontaktphase war bis 1901 auf 100.000 gesunken. Die First Fleet der britischen Siedler hatte 28 Kapschafe an Bord gehabt, 1830 lebten bereits über eine Million Schafe und knapp 400.000 Rinder in New South Wales. Da konnte selbst die britische Einwanderung nicht mithalten, denn 1830 belief sich die Zahl der weißen Siedler auf 70.000 Köpfe. Der Historiker Ben Kiernan hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass der Rückgang der australischen Urbevölkerung, den er den aus Europa unwissentlich eingeschleppten Seuchen zuschreibt, kein Völkermord gewesen sei. [...]

  • von Hannes Grandits

    Imaginierung und konkrete gesellschaftliche Erfahrung lassen sich nicht wirklich eindeutig voneinander trennen. Auf den so genannten „europäischen Orient“ bezogen gilt dies ganz besonders. Ohne hier schon eingangs tiefer in theoretische Reflexion einzusteigen, möchte ich mich diesbezüglich gleich der ersten historischen Quelle zuwenden, an die dieser Essay anknüpft. Es ist dies eine genremäßig im frühen 19. Jahrhundert mit ihrem exotisierenden Grundton recht typische zeitgenössische „westliche“ Beschreibung des „Orients in Europa“. Sie stammt von einem jungen englischen Gentleman namens Alexander William Kinglake. Seine Grand Tour führte ihn 1834 auch ins damals noch osmanische Belgrad und von dort weiter in die osmanische Hauptstadt Istanbul und noch in verschiedene Provinzen des Reichs im Nahen Osten. [...]

  • von Dagmar Bechtloff

    Die Einladung des madagassischen Herrschers an die London Missionary Society, Handwerkermissionare auf die afrikanische Insel zu schicken und die Folgen, die sich hieraus für die madagassische Gesellschaft ergaben, ist ein prägnantes Beispiel für die Dynamik transkultureller Entwicklungen. Wenn Kultur als Summe der Interpretationen verstanden wird, mit denen die Angehörigen einer sozialen Gruppe zeit- und raumabhängig ihre Erfahrungen deuten und in eine für sie sinnvolle Ordnung bringen, so ist sie damit auch einem permanenten Prozess des Werdens und Vergehens innerhalb einer Gesellschaft ausgesetzt [...]

  • von Noyan Dinckal

    Mit dem Folgenden Essay möchte ich am Beispiel Osmanischer Städte um 1900 versuchen zu zeigen, dass städtische Infrastrukturen einen wichtigen Aspekt in der materiellen und diskursiven Konstruktion Europas darstellten. Dabei gehe ich von der Ausgangshypothese aus, dass Infrastrukturen nicht lediglich als eine quasi naturgesetzlich erfolgende Reaktion auf Sachzwänge begriffen werden können. Sie waren immer auch wirkungsmächtige Symbole für das Leitbild „Modernität“ sowie Bestandteil und Ausdruck einer Suche nach einem neuen urbanen Selbstverständnis und seiner Repräsentation nach außen. Stadttechnik und Infrastruktur wurden in den Osmanischen Städten nicht nur durch ihren sichtbaren Ausdruck, etwa in der Architektur und im Städtebau, sondern auch durch die Veränderung der Lebenswelten zu einem wichtigen Teil der urbanen Kultur und Identität, als dessen Orientierungspunkte europäische Metropolen wie Wien, London und vor allem Paris dienten.

  • von Christian Methfessel

    Im Juni 1900 rückte auf einmal China in den Fokus der internationalen Medienaufmerksamkeit. Der Berliner Morgenpost vom 19. Juni zufolge – der ersten Quelle zu diesem Essay – schaute man allgemein in „nervöser Erwartung“ den „Meldungen vom ostasiatischen Kriegsschauplatze“ entgegen. Die dortigen Ereignisse dominierten zwei Monate die Titelseiten der Zeitungen und waren bis in das nächste Jahr hinein noch häufig Thema der Presse. Gegenstand des Interesses war der Krieg sechs europäischer Länder, der Vereinigten Staaten von Amerika und Japans gegen China, bekannt geworden als ‚Boxerkrieg’ oder ‚Boxeraufstand’. [...]

  • von Ulrike Kirchberger

    Die “Ecuador Land Company” (ELC) wurde 1859 in London gegründet. Das Ziel der Gesellschaft war es, Land in Ecuador zu erwerben, es wirtschaftlich zu erschließen und zu kolonisieren. Dies war in der damaligen Zeit kein ungewöhnliches Vorhaben. Sowohl in Großbritannien als auch in den Staaten des Deutschen Bundes wurden vor dem Hintergrund der Massenauswanderung nach Übersee immer wieder Kolonisations- und Auswanderungsgesellschaften gegründet. Das Besondere an der ELC bestand darin, daß sie von deutschen und britischen Kaufleuten in London gemeinsam getragen wurde und sich aus dieser Konstellation spezielle Möglichkeiten ergaben, die ein in Deutschland gegründeter Auswanderungsverein nicht hatte. [...]

  • von Mandy Kretzschmar

    Am 23. Dezember 1901 verabschiedete der geeinte australische Staat als eines der ersten bedeutenden Gesetze den Immigration Restriction Act, der die sozialen, gesundheitlichen moralischen, rechtlichen und kulturellen Kriterien sowie die administrativen Verfahren der der Einwanderung festlegte. Eingeführt wurde damit auch eine Sprachprüfung in Form eines Diktats, womit die Kenntnisse in einer europäischen Sprache getestet wurden. Der Immigration Restriction Act war ein Instrument, mit dem Einwanderungsströme geregelt und kanalisiert werden konnten; er bevorzugte Immigranten europäischer Herkunft und diskriminierte implizit asiatische Einwanderer. [...]

  • von Vincent Houben

    Die europäisch-südostasiatische Kontaktgeschichte erforscht unter anderem die historischen Verbindungen zwischen Europa und den außereuropäischen Weltregionen, die zur Kolonisierung von Großteilen des Südens geführt haben. Im Rahmen der Etablierung und Konsolidierung der europäischen Kolonialstaaten im südostasiatischen Raum fanden wichtige Transfers statt: [...]

  • von Veronica Oelsner

    Nach dem Ablegen seines Kolonialstatus im Jahr 1816 musste das alte Vizekönigreich am Río de la Plata politisch, sozial und wirtschaftlich neu definiert werden. Über das ganze 19. Jahrhundert hinweg standen die Bemühungen im Vordergrund, aus dem Gebiet der damaligen spanischen Kolonie einen modernen Nationalstaat zu bilden. Es handelte sich bei dem im Entstehen begriffenen Argentinien um ein Land, das aus der „Barbarei“ herauskommen musste, um sich der „Zivilisation“ und dem „Fortschritt“ anderer Teile der Welt – nämlich Europa und USA – anzuschließen. In diesem Sinn wollte man das Land für moderne europäische Einflüsse öffnen. Politiker und Intellektuelle der Zeit sahen in der Einwanderung aus Europa das „Heilmittel“, um die „Qualität“ der Bevölkerung anzuheben und die Entwicklung der Wirtschaft zu beschleunigen [...]

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