Essays/

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  • von Sven Oliver Müller

    Vergleicht man die Praktiken, die Geschmäcker und das Repertoire im Musikleben des 19. Jahrhunderts in Europa, fallen zunächst Parallelen auf. In den meisten europäischen Spielstätten waren der spontane Genuss musikalischer Darbietungen und der Konsum von Musik innerhalb eines sozialen Raumes ausschlaggebend. Das Diktum des berühmten Kritikers Eduard Hanslick, wonach sich eine Arie im Unterschied zu anderen Kunstformen, wie ein Glas Champagner genießerisch „schlürfen“ lasse, entspricht exakt dem Reisebericht Carl Maria von Webers, der über ein Privatkonzert im Hause Lord Hartfords im März 1826 aus London an seine Frau schrieb: „Herrlicher Saal, 500 bis 600 Personen da. Alles im höchsten Glanze. Fast die gesamte italienische Opern-Gesellschaft… . Da wurden Finales gesungen ec., aber kein Mensch hört zu. Das Gewirr und Geplauder der Menschenmenge war entsetzlich. [...]

  • von Dietmar Hüser

    Kaum ein Lied markierte die erste Welle amerikanischer Rock 'n' Roll-Musik mehr als Rock around the clock von Bill Haley and the Comets. Im April 1954 eingespielt, eroberte das Stück im Jahr darauf die US-Charts, dann die Hitparaden in der Alten Welt. Parallel zum Übergang von der Mangel- in die Massenkonsumgesellschaft nahm nun der Sieges­zug des Rock 'n' Roll seinen Anfang. Ein Siegeszug, der zunächst noch auf zahlreiche Widerstände traf, allen voran in der Erwachsenenwelt, der langfristig aber beträchtlich beitragen sollte zum Selbstverständnis einer eigenweltlichen Jugend gegenüber etablier­ten Autoritäten und Hierarchien. Der Beitrag versucht einmal, die bislang beschrittenen nationalen Pfade der Amerikanisierungsforschung zu verlassen und nach Ähnlichem und Unterschiedlichem in den allgemeinen Rahmenbedingungen wie den konkreteren Aneig­nungsprozessen von Rock 'n' Roll in der französischen und westdeutschen Gesellschaft der späten 1950er und frühen 1960er Jahre zu fragen.[...]