Essays/

Sortieren nach:
  • von Anette Schlimm

    Vom 17. bis zum 20. Oktober 1909 tagte in Paris der erste internationale Landschaftsschutzkongress (Congrès International pour la Protection des Paysages), oder, wie er von den deutschen Teilnehmern genannt wurde: der erste „internationale Heimatschutzkongreß“. Auf Einladung der französischen Société pour la Protection des Paysages trafen sich vier Tage lang Vertreter verschiedener europäischer Vereinigungen, die sich der Traditions- und Landschaftsbewahrung verschrieben hatten. Sie berichteten einander über die Probleme und Erfolge in ihren jeweiligen Herkunftsländern, tauschten sich aus und knüpften Kontakte. Bereits drei Jahre später, im Juni 1912, fand ein erneuter Kongress dieser Art statt, diesmal auf Einladung des deutschen Bundes Heimatschutz. Man tagte wiederum vier Tage, nun in Stuttgart, und es waren nicht nur Vertreter der verschiedenen europäischen Verbände angereist, sondern auch Abgesandte der nationalen Regierungen. [...]

  • von Stefanie Bietz

    1892 informierte ein Beitrag der Zeitschrift Aus allen Welttheilen die Leserinnen und Leser über die erste Einfuhr des Mahagoniholzes durch bürgerliche Kreise nach Europa. Die Erzählung des Artikels, dass dieses Überseeholz erstmals zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach England importiert und als Möbelholz verwendet worden sei, ist allerdings anhand historischer Dokumente nicht belegbar. [...]

  • von Gunilla-Friederike Budde

    Als im Jahr 1875 die beiden Bankierssöhne Isaak und Laurence Currie begannen, ein Bücherregal aus Mahagoni in ein Puppenhaus zu verwandeln, ahnten sie nicht, welche Dimensionen ihr „Projekt“ wenige Jahre später annehmen sollte. Innerhalb von sechs Jahren entstand daraus ein dreigeschossiges Herrenhaus mit 15 Zimmern, drei Meter lang, zwei Meter hoch, 50 Zentimeter tief. Um es stilvoll zu gestalten, trugen die beiden Jungen 1100 Einzelteile zusammen, darunter 52 Puppen und mehr als 150 winzige Bilder, Spiegel, Möbel, Kandelaber, Photoalben und Bücher. Alle diese Wohnaccessoires wurden wohl überlegt erworben und in die einzelnen Räume des „doll house“ platziert. Jedes Zimmer hatte seine eigene Farbgebung, ausstaffiert mit Tapeten und Teppichen unterschiedlichsten Designs. Auf diese Weise entstand eine viktorianische Welt im Kleinen, ein Panoptikum der englischen upper middle class, die sich als Quelle zur europäischen Bürgertumsgeschichte mit unterschiedlichen Akzentuierungen nutzen lässt. [...]

  • von Dorothea Trebesius

    Eine konkrete Vorstellung von der Größe des europäischen Raumes konnten sich im 18. und 19. Jahrhundert Fernhandelskaufleute mehr noch als andere bürgerliche Berufsgruppen verschaffen, führten ihre Kontakte doch zu zahlreichen Reisen in andere Städte und Länder. Die Reichweite der geschäftlichen und privaten Beziehungen der Dufours in Leipzig, einer im 18. Jahrhundert aus Frankreich eingewanderten hugenottischen Kaufmannsfamilie, erstreckte sich von Russland und Polen über Italien bis nach Holland, Dänemark und England. Fernhandelskaufleute und ihre Angehörigen agierten durch die alltägliche Praxis des Reisens in einem spezifischen europäischen Handlungsraum, der jenseits von politischen Konjunkturen eigene Vorstellungen von Europa begründete. [...]