Essays/

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  • von Bertrand Tillier

    Die Dreyfus-Affäre wird meist als eine politische und moralische Krise mit tiefen Wirkungen auf die französische Gesellschaft oder die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich betrachtet. Sie ist aber auch ein Kristallisationspunkt für die europäische öffentliche Meinung. Die Ereignisse und Entwicklungen in der Affäre, die Debatten und die Leidenschaften, die sie entfachte, und auch der Kampf um die Werte von Gerechtigkeit und Wahrheit, den sie vorantrieb, bildeten die ersten Momente eines europäischen Gewissens. Es manifestierte sich auf unterschiedliche Weise: durch Petitionen, Zeitschriften, Illustrationen, Karikaturen, Zeichnungen in der Tagespresse, Plakate, Postkarten und vieles mehr. All diese Medien verband, dass sie sich für eine rasche kollektive Mobilisierung eigneten, leicht reproduzierbar waren und zur Massenkultur gehörten. [...]

  • von Bertrand Tillier

    Si l’affaire Dreyfus est le plus souvent considérée comme une crise politique et morale aux profondes répercussions sur la société française ou sur les relations diplomatiques entre la France et l’Allemagne, c’est aussi un moment de cristallisation de l’opinion publique européenne. En effet, les développements de l’Affaire, mais aussi les débats et les passions qu’elle suscita, de même que les valeurs de justice et de vérité qu’elle mobilisa, constituent les premiers moments d’une conscience européenne. Celle-ci s’exprima à travers différents supports – pétitions, périodiques, illustrations, caricatures, dessins de presse, affiches, cartes postales… – qui avaient tous en commun de se prêter à des modes rapides de mobilisation collective, d’être aisément reproductibles et d’appartenir à la culture de masse. [...]

  • von Christian Methfessel

    Im Juni 1900 rückte auf einmal China in den Fokus der internationalen Medienaufmerksamkeit. Der Berliner Morgenpost vom 19. Juni zufolge – der ersten Quelle zu diesem Essay – schaute man allgemein in „nervöser Erwartung“ den „Meldungen vom ostasiatischen Kriegsschauplatze“ entgegen. Die dortigen Ereignisse dominierten zwei Monate die Titelseiten der Zeitungen und waren bis in das nächste Jahr hinein noch häufig Thema der Presse. Gegenstand des Interesses war der Krieg sechs europäischer Länder, der Vereinigten Staaten von Amerika und Japans gegen China, bekannt geworden als ‚Boxerkrieg’ oder ‚Boxeraufstand’. [...]

  • von Lisa Dittrich

    Ausgelöst durch die Mobilmachung von Reservisten für den spanischen Marokkokrieg brachen im Juli 1909 in der so genannten Semana Trágica in Barcelona und Umgebung gewalttätige Ausschreitungen aus. Die Gewalt war vor allem antiklerikaler Natur, sie richtete sich gegen Kirchen und kirchliche Einrichtungen, welche geplündert, geschändet und angezündet wurden. In der nachfolgenden Niederschlagung des Aufstands wurde Francisco Ferrer y Guardia als angeblicher Anführer verhaftet, durch ein Kriegsgericht verurteilt und am Morgen des 13. Oktober 1909 in der Festung Montjuich hingerichtet. Daraufhin erhoben sich in ganz Europa Proteste, da man davon ausging, dass Ferrer unschuldig sei und das juristische Verfahren kritisierte. Die Hinrichtung wurde zum Fall Ferrer. Er ist ein Beispiel für die zahlreichen Skandale und Affären, die insbesondere um die Jahrhundertwende 1900 internationale Mobilisierungen auslösten. [...]