Essays/

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  • von Siegfried Weichlein

    Die Geschichte des Eides, der Eiddebatten und der Eidreformen wirft ein Licht auf das unterschiedliche Verhältnis von Religion und Politik in Deutschland und in Frankreich. Die politische Arbeit an den Eidesformeln deutet auf verschiedene Wege der Säkularisierung der politischen Sprache in beiden Ländern hin. Sowohl die deutsche wie auch die französische neueste Geschichte kennen zahlreiche Anläufe, die religiösen Eidesformeln des Gerichtseides, der im Folgenden als Beispiel gewählt wird, zu beseitigen, sie zu säkularisieren oder den Gerichtseid durch eine eidesstattliche Versicherung ganz zu ersetzen. Eiddebatten tobten in beiden Gesellschaften. In ihnen stand schon bald mehr auf dem Spiel als die Produktion gerichtsverwertbarer wahrer Aussagen. Es ging dabei regelmäßig um Grundbegriffe des politischen und sozialen Zusammenlebens. In beiden Gesellschaften vermittelte die Debatte um den Gerichtseid Einblicke in Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Verhältnisbestimmung von Religion, Individuum und Gesellschaft

  • von Philippe Alexandre

    « Celui qui a la maîtrise de l’école, a aussi celle de l’avenir. » : Le débat sur l’influence de l’Etat et de l’Eglise dans les écoles a été mené en France et en Allemagne d’une façon assez différente. L’évolution du débat dépendait – comme ses conséquences – aussi bien du contexte historique et de la situation politique que des héritages culturels, scolaires et juridiques. En Allemagne, non seulement les Eglises et les représentants de la laïcisation tiennent une place importante dans la politique scolaire, mais les différences régionales historiques en tiennent une également. De plus, cette polémique a été alimentée par les événements se déroulant dans chacun des deux pays, et par leur ingérence mutuelle. Ceci apparaît clairement dans l’analyse des réactions de la presse allemande face à la loi française du 28 mars 1882, loi qui séparait l’école publique des religions. [...]

  • von Lisa Dittrich

    Ausgelöst durch die Mobilmachung von Reservisten für den spanischen Marokkokrieg brachen im Juli 1909 in der so genannten Semana Trágica in Barcelona und Umgebung gewalttätige Ausschreitungen aus. Die Gewalt war vor allem antiklerikaler Natur, sie richtete sich gegen Kirchen und kirchliche Einrichtungen, welche geplündert, geschändet und angezündet wurden. In der nachfolgenden Niederschlagung des Aufstands wurde Francisco Ferrer y Guardia als angeblicher Anführer verhaftet, durch ein Kriegsgericht verurteilt und am Morgen des 13. Oktober 1909 in der Festung Montjuich hingerichtet. Daraufhin erhoben sich in ganz Europa Proteste, da man davon ausging, dass Ferrer unschuldig sei und das juristische Verfahren kritisierte. Die Hinrichtung wurde zum Fall Ferrer. Er ist ein Beispiel für die zahlreichen Skandale und Affären, die insbesondere um die Jahrhundertwende 1900 internationale Mobilisierungen auslösten. [...]

  • von Thomas Mergel

    Der katholische Geistliche Heinrich Hansjakob, Pfarrer in Hagnau am Bodensee, Abgeordneter der Katholischen Volkspartei im Badischen Landtag und ein bekannter Volkserzähler und Publizist, reiste im Jahre 1874 für mehrere Wochen nach Frankreich. Selbstverständlich führte ihn sein Weg nach Paris und zu anderen touristischen Sehenswürdigkeiten, doch da er sich die Reise von seinem Bischof als Wallfahrt hatte genehmigen lassen, standen im Mittelpunkt die berühmten Anbetungsstätten in Lourdes, wo seit 1858 Marienerscheinungen zu einer der größten Wallfahrten Europas geführt hatten, und in Paray, dem Mittelpunkt der Herz-Jesu-Frömmigkeit, die im 19. Jahrhundert einen enormen Aufschwung als international verbreiteter und organisierter Kern ultramontaner Religiosität erlebte.[...]