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  • von Jan Logemann

    Rückblickend auf sein Exil in den USA schrieb der Soziologe und Gesellschaftstheoretiker Theodor W. Adorno im Jahr 1950 über seine Rückkehr über den Atlantik ein Jahr zuvor. Der Remigrant Adorno fand eine „Kultur in Trümmern“ vor und ein von Stagnation geprägtes Geistesleben. „Diese Erfahrung“, schreibt er, „beschränkt sich keineswegs auf Deutschland. Sie betrifft jenes Europa, das dem aus Amerika Zurückkehrenden so rätselhaft zur Einheit sich zusammendrängt.“ Es ist daher eine „europäische“ Gesellschaft, die Adorno aufruft, ihre Nachkriegs-„Starre“ zu überwinden, um nach Visionen einer freien und „versöhnten“ Menschheit zu streben. Er denke dabei, so schreibt er weiter, auch an „die Beseitigung der europäischen Landesgrenzen“, die an der Zeit sei. Im Zentrum von Adornos kurzem Essay stand eigentlich die „Auferstehung“ des Kulturlebens in Deutschland in der Nachfolge des Nationalsozialismus, doch es waren diese kurze Randbemerkungen zu Europa, die etliche Jahre später den Aufhänger zu einem ausführlichen Gespräch zu „Europa nach der Emigration“ im Hessischen Rundfunk bildeten, das hier als Tonquelle wiedergegeben ist.