Essays/

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  • von Dieter Gosewinkel

    Wer 1942 durch die Straßen von Paris ging und Bekanntmachungen der deutschen Besatzungsmacht und des kollaborierenden Vichy-Regimes sah, stieß immer wieder auf ein Wort: „Europa“ bzw. „L’Europe nouvelle“. Ein halbes Jahrhundert später prägte wieder „Europa“ das Pariser Straßenbild, diesmal anlässlich der Volksabstimmung über den Vertrag von Maastricht 1992. Dort war auf Plakaten unter den Farben der Trikolore zu lesen: „Non à Maastricht – oui à l’Europe des patries“ – unterzeichnet: „Front National“ (FN) bzw. Jean-Marie Le Pen. Lassen sich diese beiden, so verschiedenen Zeiten und Anlässen entstammenden Proklamationen eines geeinten Europa miteinander in Verbindung setzen?

  • von Gabriel Montua

    Ein roter Keil penetriert von links oben einen weißen Kreis. Seine Spitze hat den Mittelpunkt des Kreises bereits erreicht. Dies ist die Hauptaussage des Propagandaplakates, das der russische Avantgardekünstler El (kurz für Lazar) Markovic Lissitzky 1919 oder 1920 im Auftrag der Bolschewiki entwarf, als der in Petrograd und Moskau siegreiche Kommunismus besonders im Südwesten des Landes von einer anti-bolschewistischen Koalition bekämpft wurde, deren Armeen sich „die Weißen“ nannten. [...]

  • von Gerhard Altmann

    David Cameron muss derzeit an vielen Fronten kämpfen. Es ächzt vernehmlich im Gebälk der für Briten ohnehin fremdartig anmutenden Koalitionsregierung, die sich inzwischen mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner eines raschen wirtschaftlichen Aufschwungs zufriedenzugeben scheint. Das Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands im Sommer 2014 legt zudem die Axt an die singulär erfolgreiche Union aus Engländern und keltischer Peripherie – just zu dem Zeitpunkt, wenn mit der Hanoverian succession von 1714 die innere Befriedung des Königreichs nach Jahrzehnten des Aufruhrs gefeiert wird. Und dann Europa. Immer wieder Europa. Wie ein Menetekel scheint der Name des Alten Kontinents an den Wänden von Whitehall zu prangen. Nachdem sich die Konservative Partei seit Mitte der 1990er-Jahre in europapolitischen Grabenkämpfen selbst zerfleischt hatte [...]

  • von Volker Berghahn

    Viewed from across the Atlantic, it is no doubt remarkable that a growing number of prominent historians, Ute Frevert and Hartmut Kaelble among them, have been vigorously promoting the notion of a “Europeanization” of German historiography whose predominant focus so far has been the rise and development of the modern nation-state. Whether this has something to do with the Zeitgeist of the enlarging European Union or is due to the fact that multi-volume national histories like those by Thomas Nipperdey and Hans-Ulrich Wehler have lost their allure, it represents a shift that is presumably permanent. [...]

  • von Volker Berghahn

    There is the related question of the continuities and discontinuities in European history. As far as the 20th century is concerned, 1914, 1917, 1933, 1945, and 1989 have long been identified as major turning points and have been examined in innumerable studies. The argument underlying this contribution to the internet portal “European History” is that 1941 was perhaps the most crucial year in the history of Europe, if not of the world, during the past century. [...]

  • von Gerhard Altmann

    Gordon Brown ist nicht zu beneiden. Zunächst musste der britische Premierminister ein gleich zweifach schwieriges Erbe antreten: Zum einen hatte sich Tony Blair mit drei Wahlsiegen in Folge einen Ehrenplatz in den Annalen der Labour Party erworben. Zum anderen war Blairs Abschied aus 10 Downing Street jedoch durch das Unbehagen der britischen Öffentlichkeit angesichts der irakischen Unwägbarkeiten merklich beschleunigt worden. Hinzu gesellten sich alsbald jene Verschleißerscheinungen, die eine nahezu unbeschränkt herrschende Mehrheitspartei nach einem Jahrzehnt in power mit fast systemimmanenter Zwangsläufigkeit heimsuchen. Den Tories war es unter John Major ja nicht anders ergangen. Und dann Europa. Immer wieder Europa. [...]