Essays/

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  • von Oliver Krause

    Abstract An den drei Karten, die alle auf imaginierte,globale Raumordnungen zurückgehen, die Halford J. Mackinder zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt hatte, lassen sich die Internationalisierung europäischen Wissens am Transfer eines geopolitischen Konzepts, dessen Anpassung und Instrumentalisierung nachzeichnen. Die Karten prägten je spezifische Imaginationen einer globalen Raumordnung, die die Wahrnehmung der Welt aus nationalen Perspektiven heraus präfigurierten. Auf dieser Grundlage entstanden unterschiedliche Globalisierungsszenarien. Im Deutschen Reich wurde Mackinders imaginierte globale Raumordnung zur Utopie deutscher Großmachtstellung umgedeutet. In den USA behielt sie den ursprünglich dystopischen Charakter zukünftiger Vorherrschaft einer eurasischen Landmacht, die als legitimierendes Narrativ US-amerikanischer Außenpolitik gegenüber der Bevölkerung nutzbar wurde.

  • von Sarah Frenking

    Am 14. Juli 1906 kam es am belebten modernen Grenzbahnhof der oberelsässischen Stadt Altmünsterol (Montreux-Vieux) an der Strecke zwischen Mülhausen und Belfort zu einem Konflikt. Mit Einführung des französischen Nationalfeiertags hatte sich ab 1880 ein Festtagstourismus entwickelt, bei dem die Bevölkerung des annektierten Oberelsass die Grenze in Richtung Frankreich überquerte, um an den nationalen Festlichkeiten im französischen Belfort teilzunehmen.

  • von Martin Schieder

    Bürgersteige und Straßen sind wie leergefegt. Nur drei Männer in Gehrock und mit Zylinder begleiten ihre eigenen Schatten über eine Verkehrsinsel, während zwei Kutschen durch das Bild schleichen. Auf dem Pflaster lassen sich noch die vagen Umrisse von zwei Frauen mit Sonnenschirm erahnen, die im gleißenden Mittagslicht dahinzuschmelzen scheinen. Wohl kaum ein Maler des französischen Impressionismus hat die gewaltige städtebauliche Umgestaltung und die mit ihr einhergehenden sozialen Umwälzungen, die Paris unter Napoléon III. erfuhr, so zu seinem Motiv gemacht, wie Gustave Caillebotte. Es sei nur sein ikonisches Gemälde Rue de Paris, temps de pluie (1877) genannt, in dem die modische Pariser Bourgeoisie mit ihren Regenschirmen über die Boulevards und Trottoirs promeniert. [...]

  • von Roland Wenzlhuemer

    In den Jahren 1902 und 1903 schafften es zwei gänzlich unterschiedliche Akteursgruppen knapp hintereinander jeweils ein Telegrafenkabel durch den Pazifik zu ziehen. Das etwas frühere Kabel wurde durch das so genannte Pacific Cable Board, an welchem Großbritannien und die Kolonialregierungen in Kanada, Neuseeland und Australien beteiligt waren, verlegt und betrieben. Es verband British Columbia über Fanning Island und Fiji mit Norfolk Island, von wo jeweils ein Strang nach Australien und Neuseeland weiterführte. Nur ein Jahr später eröffnete die private Commercial Pacific Cable Company eine telegrafische Verbindung von San Francisco über Honolulu nach Manila. Die Fertigstellung dieser beiden Projekte komplettierte in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts die telegrafische Umrundung der Welt. [...]

  • von Patrick Kupper

    Nationalparks sind am Anfang des 21. Jahrhunderts ein globales Phänomen und das wohl einflussreichste Instrument des internationalen Naturschutzes. Laut der jüngsten Liste der Vereinten Nationen von 2003 gibt es weltweit fast 4000 Nationalparks mit einer Gesamtfläche von rund 4,5 Millionen km2. Europa hat daran nur einen geringen Anteil. Die Staaten der GUS ausgenommen zählt der Kontinent 273 Nationalparks, die zusammen eine Fläche von gerade einmal 100.000 km2 einnehmen. Natur, so legen diese Zahlen nahe, war und ist vornehmlich auf anderen Kontinenten zu finden. [...]

  • von Andrew Lees

    Robert Vaughans Buch The Age of Great Cities, das 1843 in London erschien, ist eine klassische Rechtfertigung der Urbanisierung. Zu einer Zeit, als auf dem europäischen Kontinent die Wanderungsbewegungen vom Land in die Städte immer mehr zunahmen, betonte der englische Geistliche bereits den positiven Charakter der urbanen Entwicklung. Vaughan nahm in seiner Schrift, die in der folgenden Quelle in einigen Auszügen vorgestellt wird, die Besonderheiten städtischen Lebens genau in den Blick.[...]