Essays/

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  • von Helge Wendt

    Ein „Kohlebaum“ ist eine schematische Darstellung von chemischen Verbindungen und Stoffen, die aus Kohle gewonnen werden konnten und in der Chemieindustrie Verwendung fanden. Diese Art von Darstellungen kam in den 1920er-Jahren dort in Mode, wo die Industrie der Nebenprodukte der Kohle einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellte. Verschiedene Darstellung von „Kohlebäumen“ sind als Quelle übermittelt. Mithilfe dieser Bildquelle möchte der Beitrag einen Einstieg in eine Industrie, Wissenschaft und Alltag erheblich mitgestaltentende Gruppe von Stoffen bieten. Solche Baumdiagramme, die die verzweigte Baumkrone von Stoffen der Kohle, von Benzol, von Erdöl oder von Sodium zeigten, waren als Überblick für ein breites Publikum und für Expert:innen gedacht. Die im Baumdiagramm dargestellten Kohleprodukte wurden in Deutschland, Frankreich und den USA zu alltäglichen Gegenständen, so dass Kohlebäume auch als Werbung eingesetzt wurden. Sie stellten ein Wissen eines Industrieunternehmens dar, das in einigen Fällen national überhöht wurde, und bildeten Gleichzeitig ein Instrument von Wissensverbreitung und -erklärung. Heute ist diese Form der Darstellung eine Sonde in eine Geschichte von Stoffen, Industrieentwicklung und Politik.

  • von Anka Steffen

    Der Atlantische Ozean war der bis ins frühe 19. Jahrhundert wichtigste Schauplatz der Europäischen Expansion. Die Konkurrenz der westeuropäischen Mächte in diesem Raum, ihr Handel untereinander und mit indigenen Händlern in Afrika, den Amerikas und auch in Südasien gab dem Prozess ein Gepräge von früher Globalisierung. Auch die historische Forschung zu diesem Bereich war sehr früh internationalisiert. Da aber jede Seemacht mit eigener Handels- und Kolonialpolitik ihre spezifischen Interessen verfolgte, spricht die Fachliteratur von einem spanischen, portugiesischen, britischen, französischen oder holländischen Atlantik, mit zunehmender Einbeziehung Afrikas und der afroamerikanischen Sklavenbevölkerungen der „Neuen Welt“ auch von einem „Black Atlantic“. [...]

  • von Alexandra Przyrembel

    Bei Die Lage der arbeitenden Klasse in England von Friedrich Engels (1820-1895), 1845 erschienen, handelt es sich um eine mehrere hundert Seiten lange Schrift, in welchem die Arbeits- und Lebensbedingungen des britischen Proletariats von Manchester über London bis nach Edinburgh beschrieben werden. Seine Bilanz der Notlage umfasst neben der Schilderung der städtischen Armut und der irischen Einwanderung auch die »Stellung der Bourgeoisie zum Proletariat«, so der Titel des letzten Kapitels. Von dem Kommunisten Wlademir Lenin (1870-1924) als ein »hinreißend geschriebene[s] Buch« bezeichnet, das die »überzeugendsten und erschütterndsten Bilder vom Elend des englischen Proletariats« entwerfe, kann Engels‘ Schrift zu Recht als ein Klassiker der Arbeiterliteratur gelten.[...]

  • von Dorothea Trebesius

    Eine konkrete Vorstellung von der Größe des europäischen Raumes konnten sich im 18. und 19. Jahrhundert Fernhandelskaufleute mehr noch als andere bürgerliche Berufsgruppen verschaffen, führten ihre Kontakte doch zu zahlreichen Reisen in andere Städte und Länder. Die Reichweite der geschäftlichen und privaten Beziehungen der Dufours in Leipzig, einer im 18. Jahrhundert aus Frankreich eingewanderten hugenottischen Kaufmannsfamilie, erstreckte sich von Russland und Polen über Italien bis nach Holland, Dänemark und England. Fernhandelskaufleute und ihre Angehörigen agierten durch die alltägliche Praxis des Reisens in einem spezifischen europäischen Handlungsraum, der jenseits von politischen Konjunkturen eigene Vorstellungen von Europa begründete. [...]