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  • von Janis Maximilian Meder

    Das vorliegende Essay betrachtet den mit der 68er- und Umweltbewegung einhergehenden Wertewandel als richtungsweisend für das westeuropäische Narrativ des verantwortungsbewussten Unternehmens. In den 1970er- und 1980er-Jahren gründeten junge Menschen in den Industrienationen Westeuropas Unternehmen mit gesellschaftlichen Visionen. Als symptomatisch für das Verständnis unternehmerischer Verantwortung gilt das 1976 von Anita Roddick in Brighton gegründete Unternehmen The Body Shop. Das Unternehmen verzeichnete in den folgenden Dekaden Erfolge, war jedoch zunehmend mit dem Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus konfrontiert.

  • von Elisa Satjukow

    Within the last two decades, the Internet has become one of, if not the most important medium for gathering information and facilitating communication in times of war and crisis. By drawing on the example of the Kosovo War in 1999, which is often described as the “the First Internet War”, this essay shows how the World Wide Web did not only serve as an important tool of information, communication and intervention, but also how it functioned as an archive for the individual and collective experiences of war. In analysing the virtual archive of the Syndicate and the Nettime mailing lists, I show how media artists and activists contributed to the idea of Deep Europe as an imagined (online) community which overcomes the binaries of ‘East’ and ‘West’, a community which experienced its first major rupture during the Kosovo War. Not only do I discuss how, at the time, the Internet served as a form of shelter in times of crisis, in the face of censorship and cyberwarfare, but also as an emerging social platform, sharing reports on everyday events, war diaries and video material, providing historians with new and valuable sources for contemporary European history. Lastly, contributing to the field of digital humanities, I discuss the potential and the challenges of Deep Europe and the Digital East.

  • von Ljiljana Radonic

    Es ist keineswegs erstaunlich, in der Ausstellung einer KZ-Gedenkstätte ein antisemitisches Plakat aus dem Jahr 1942 zu finden. Dennoch fallen an diesem Exponat und dem Kontext, in dem es steht, zwei Dinge auf. Erstens die Bildunterschrift zu dem „propagandistisch-hetzerischen“ Ausstellungsplakat, die seit der Eröffnung der neuen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Jasenovac im Jahre 2006 das Exponat untertitelt: „Die Ustascha- und Nazipropaganda über die zerstörerische Wirkung von Juden wird durch die Tatsache widerlegt, dass in den ersten vier Jahrzehn­ten des zwanzigsten Jahrhunderts Architekten und Bauunternehmer jüdi­scher Abstammung zahlreiche wichtigste öffentliche und Wohngebäude im Zentrum Zagrebs errichtet haben.“ [...]

  • von Hartmut Kaelble

    Ich möchte sechs Thesen zum historischen Vergleich der Coronakrise mit früheren Krisen der EU vortragen. Sie behandeln zuerst die schweren Herausforderungen für die Europäische Union: Die historische Neuartigkeit und damit den Überraschungseffekt der Pandemie (These 1), die neuartige Verschärfung der Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern (These 2) und die weitere Schädigung der globalen Stellung der Europäische Union (These 3). Sie gehen dann auf der Reaktion der Europäischen Union auf diese Krise ein, auf die Unterstützung durch die Bürger (These 4), auf die Entscheidungen der Union, vor allem der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB), bis Anfang Juni (These 5) und schließlich auf bisherige Veränderungen in der Zusammenarbeit zwischen den europäischen Institutionen (These 6).

  • von Wencke Meteling

    Das politische Streben nach internationaler Wettbewerbsfähigkeit ist wesentlicher Teil der Geschichte der zweiten Globalisierung. Ob Unternehmen, Universitäten, Städte, Regionen, Staaten, die Eurozone oder die Europäische Union – sie alle wähnen sich im Wettbewerb mit Konkurrenten um Marktanteile, Kapital und Köpfe. Die vorliegende Quelle, ein Auszug aus dem ersten Bericht der Competitiveness Advisory Group (CAG) der Europäischen Kommission von 1995, stammt aus der Hochphase des Paradigmas der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. [...]

  • von Thomas Höpel

    Kunst und Kultur wurden von den europäischen Großstädten seit den 1970er-Jahren als wichtige Medien für die lokale, nationale und internationale Profilierung erkannt. Neue Kulturpolitik in den bundesdeutschen Großstädten seit Beginn der 1970er-Jahre, die massiven Anstrengungen der französischen Großstädte im Gefolge der staatlichen Kulturpolitik der Fünften Republik oder auch die europaweite Aufwertung von Museen und Festivals seit den 1980er-Jahren zeugen davon. Gerade Metropolen unterhalb der nationalen Hauptstadt, sogenannte Second Cities wie Barcelona, Birmingham, Frankfurt am Main, Lyon oder Rotterdam, haben sich auf diesem Feld besonders stark engagiert. Kultur und Kunst wurden als Wirtschaftsbranche, als Standort- und Imagefaktor neu „entdeckt“. Das hing auch mit der Intensivierung der europäischen Integration und der Herausbildung der Europäischen Union seit Ende der 1980er-Jahre zusammen. [...]

  • von Angelika Schoder

    Am 3. Januar 1996 wurde in Deutschland der 27. Januar als nationaler Holocaust-Gedenktag von Bundespräsident Roman Herzog proklamiert, nachdem sich die Bundestagsfraktionen bereits im Juni 1995 ohne öffentliche Diskussion und getragen von parteiübergreifender Zustimmung auf den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ verständigt hatten. Zurückzuführen ist die Etablierung des Gedenktags in Deutschland auf die Initiative deutsch-jüdischer Vertreter, so hatte sich seit 1994 vor allem Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, für einen Gedenktag an diesem Datum eingesetzt. Der Holocaust-Gedenktag in Deutschland kann damit zwar als national motiviert betrachtet werden, zielt aber auch auf ein transnationales Erinnern ab, verdeutlicht durch die europäische Bedeutung des dem Tag zu Grunde liegenden historischen Ereignisses. [...]

  • von Ljiljana Radonic

    Es ist keineswegs erstaunlich, in der Ausstellung einer KZ-Gedenkstätte ein antisemitisches Plakat aus dem Jahr 1942 zu finden. Dennoch fallen an diesem Exponat und dem Kontext, in dem es steht, zwei Dinge auf. Erstens die Bildunterschrift zu dem „propagandistisch-hetzerischen“ Ausstellungsplakat, die seit der Eröffnung der neuen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Jasenovac im Jahre 2006 das Exponat untertitelt: „Die Ustascha- und Nazipropaganda über die zerstörerische Wirkung von Juden wird durch die Tatsache widerlegt, dass in den ersten vier Jahrzehn­ten des zwanzigsten Jahrhunderts Architekten und Bauunternehmer jüdi­scher Abstammung zahlreiche wichtigste öffentliche und Wohngebäude im Zentrum Zagrebs errichtet haben.“ [...]

  • von Christopher Kopper

    Während der Vertrag von Maastricht und die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung umfassende Aufmerksamkeit in der historischen Forschung erfahren haben, wurden die dafür notwendigen institutionelle Voraussetzungen in Gestalt des europäischen Binnenmarktes für Waren und Dienstleistungen bislang nur wenig beachtet. In den Überblicksdarstellungen zur Geschichte der Europäischen Union wird der politischen Grundlagenentscheidung, der Einheitlichen Europäischen Akte, und der Implementierung des Binnenmarktes nur einige Seiten gewidmet. [...]

  • von Susan Baumgartl

    Im Prozess der Vereinigung beider deutscher Staaten sowie der Überwindung von über vierzig Jahren Teilung und Ost-West-Konflikt markiert der so genannte „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ eine entscheidende Zäsur in der europäischen Nachkriegsgeschichte. Er regelt endgültig die äußeren Bedingungen der Wiedervereinigung, stellt die uneingeschränkte Souveränität Deutschlands auf dem Staatsgebiet der BRD und der DDR, einschließlich Berlins, wieder her und macht sie völkerrechtlich verbindlich. Mit der am 12. September 1990 in Moskau unterzeichneten Übereinkunft zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) sowie Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den USA und der UdSSR ist ein gesonderter Friedensvertrag über die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs nicht mehr nötig. [...]

  • von Helga Bories-Sawala

    Der Beitrag untersucht, ausgehend von der Berichterstattung in der Tagespresse über das quebecer Unabhängigkeitsreferendum von 1995, die Vektoren der deutschen Québec-Wahrnehmung, im Vergleich zu Italien, wo eigene innenpolitische Konflikte (Sezessions­bestrebungen der Lega Nord) für eine überwiegend ablehnende Haltung der Presse maßgeblich waren, und zu Frankreich, wo erwartungsgemäß Interesse und Verständnis für die Entscheidung, vor der die Québécois standen, aber auch die Differenziertheit der Information größer waren. Generell gilt, dass der jeweilige Blick auf Québec sehr stark vom Grad der Vertrautheit und Vorinformation und von eigenen aktuellen Befindlichkei­ten und Interessen geprägt war, sowie von historisch gewachsenen Einstellungen und Sichtweisen.

  • von Luise Althanns

    Am 31. Januar 1990 wurde in Moskau der erste McDonald’s eröffnet. Dieses Ereignis kann als Synonym für die Konsumrevolution gelten, welche die ehemals sozialistischen Länder im Zuge des Übergangs zur Marktwirtschaft erlebten. Die sich wesentlich im Konsum niederschlagende Teilung in ein östliches und westliches Europa nahm damit ein Ende. Im März 1990 erschien auf der Titelseite der führenden sowjetischen Satire-Zeitschrift Krokodil eine Karikatur, welche die Eröffnung des ersten McDonald’s in Moskau auf der Gorkij- (später: Tverskaja-) Straße gegenüber der Puškin-Statue kommentierte. Das in der Karikatur gezeichnete Stadtbild entspricht mit der Coca-Cola-Leuchtreklame zur linken – die Werbung gab es an dieser Stelle seit November 1989 –, den Häusern, den McDonald’s-Emblemen und der Kontur der Statue weitgehend den realen Gegebenheiten des Ortes. Vor dem neuen Schnellimbiss drängen sich Menschenmassen, von den Seiten laufen weitere Menschen hinzu. Auch dies entspricht den damaligen Zuständen.

  • von Claudia Kraft

    Infolge des Zusammenbruchs des „Ostblocks“ sahen sich die mit osteuropäischer Geschichte beschäftigten Forscher genötigt, ihre Forschungsthemen und Konzepte zu überdenken und haben in diesem Zusammenhang wiederholt den Konstruktionscharakter von Raumkategorien problematisiert. Räume existieren – so die Autorin – wie die Kategorie Geschlecht nicht a priori, sondern werden diskursiv hergestellt. Diese Einsicht gilt freilich nicht nur für Ost- bzw. Ostmitteleuropa: Vielmehr kann anhand der Analysekategorien Raum und Geschlecht sichtbar gemacht werden, wie unreflektierte (außerwissenschaftliche) Vorannahmen in historischen Konzepten wirksam sind.

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