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  • von Susanne Rau und Benjamin Steiner

    Grenzen und Grenzordnungen haben seit der Frühen Neuzeit nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt einen außerordentlich prägenden Eindruck hinterlassen.[2] Unter Grenzen versteht man normalerweise politische Grenzen, die geografisch markiert sind. Primär geht es uns hier jedoch weder um politische noch um religiöse oder kulturelle Grenzen, sondern um die Entstehung eines bestimmten rationalen Denkmusters und dessen Auswirkungen. Begriffsgeschichtlich lässt sich verfolgen, wie sich das semantisch weite Bedeutungsfeld der Grenze (lokal-temporal; Linie-Gebiet-Zone) seit dem Spätmittelalter in den indogermanischen Sprachen verengt und wie sich insbesondere im Deutschen die Vorstellung von der Linearität der Grenze (von slaw. granica) durchsetzt. Verstanden als Linie ist die Grenze das Produkt eines neuzeitlichen Ordnungsdiskurses und einer philosophisch inspirierten Praxis, die Dinge der Welt einer begrifflichen Trennung und Kategorisierung zu unterziehen. [...]