Essays/

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  • von Marie Nosper

    In Archiven, Bibliotheken und Sammlungen lagert eine Vielzahl an Zeremonialschreiben, verfasst zu feierlichen Anlässen und unterzeichnet von Oberhäuptern europäischer Adelshäuser. Jahrhundertelang galten sie als Indikator für die Qualität der diplomatischen Beziehung zwischen den Fürstenhäusern. Sie dienten der wechselseitigen Bestätigung der hochadeligen Standeszugehörigkeit. Gleichwohl finden sich selten relevante politische oder private Inhalte. Welcher Stellenwert kam ihnen also zu? Der folgende Essay diskutiert diese und angrenzende Fragen anhand überlieferter Zeremonialschreiben des Herzogshauses Sachsen-Gotha-Altenburg aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Erörtert wird die Bedeutung der Schreiben als Beziehungsindikator zwischen den verschiedenen Dynastien. Sie boten mindermächtigen Fürsten eine Möglichkeit, ihre Zugehörigkeit zur Fürstengemeinschaft auszudrücken und trotz begrenzter politischer Bedeutsamkeit ihre Beziehungen zu führenden Häusern zu stärken.

  • von Gabriele B. Clemens

    Der Kunstmarkt beschränkte sich nie auf einzelne Städte oder Regionen, doch spätestens seit dem Ancien Regime nahmen seine europäischen Dimensionen kontinuierlich zu. Dabei sind Kunst und Kommerz zwei Sphären, die sich nicht voneinander trennen lassen. Noch nie wurde so viel Geld mit Kunst umgesetzt wie heute. Niemals zuvor war Kunst so teuer, zu keiner Zeit fanden sich so viele Kenner, Käufer und Spekulanten. Vor rund 200 Jahren waren die Dimensionen noch andere. Während im 18. Jahrhundert neben der Kirche das Mäzenatentum der Fürsten und einer kleinen Elite von weiteren Adeligen und reichen Bürgern entscheidend war, trat im 19. Jahrhundert ein breiteres Publikum auf den Plan, das die Ausstellungen der Akademien und die der neu gegründeten Museen zu regelrechten Massenspektakeln anschwellen ließ. Vielerorts wurden Kunstvereine gegründet, deren Mitglieder kollektiv Künstler förderten. In der Publizistik nahmen Diskussionen über Kunst und Kunstwerke auffallend zu. [...]

  • von Ilja Mieck

    Schon wenige Tage nach dem Sieg bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 zogen alle französischen Armeekorps weiter, um sich von drei Seiten der preußischen Hauptstadt zu nähern. Napoleon selbst hielt sich ab dem 24. Oktober zweieinhalb Tage in Potsdam auf, ritt am 26. Oktober nachmittags nach Spandau und Charlottenburg und vollzog, umgeben von seinen Generalen, seinen feierlichen Einzug in Berlin am späten Nachmittag des 27. Oktobers.[...]

  • von Manfred Hildermeier

    Die Geschichte der großen Umwälzungen in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist wieder in Bewegung geraten. Wenn es noch eines weiteren Belegs für die Zeit- und Perspektivenabhängigkeit historischer Forschungsinteressen bedurfte – das Ende der kommunistischen Welt hat ihn erbracht. Ganz gleich, ob die neokantianische Vorstellung von den „höchsten Wertideen“, die ihr „Licht [...] auf einen stets wechselnden endlichen Teil des ungeheuren chaotischen Stromes von Geschehnissen“ werfen, auch solch profane Schleuderbewegungen des Zeitgeists gemeint hat, der Wandel liegt auf der Hand.[...]