Essays/

Sortieren nach:
  • von Ansgar Engels

    Bei der Compañía Guipuzcoana handelt es sich um eine baskische Handelskompanie, die im 18. Jahrhundert das Monopol auf den Handel zwischen der Kolonie Venezuela und dem Mutterland Spanien innehatte. Ihr ökonomisches Fundament ruhte auf der Versorgung des spanischen Marktes mit dem im Venezuela produzierten Kakao. Eine Rebellion in Venezuela im Jahr 1749, in der sich die koloniale Bevölkerung gegen die dominierende Rolle der Kompanie im Kakaohandel und in der Provinz als Ganzes wandte, nahm die Compañía Guipuzcoana zum Anlass ein Manifest zu verfassen. In dem Beitrag soll dieser historischen Hintergrund kurz ausgeleuchtet und auf die Funktion der Kompanie als Vermittlungsinstanz zwischen Spanien und Venezuela eingegangen werden.

  • von Thomas Schader

    Der Jesuitenorden gilt als einer der ersten Global Player der Frühen Neuzeit. Ausschlaggebend für die weltweite Ausrichtung der Gesellschaft Jesu war ihr missionarisches Engagement in den für Europa unbekannten Gebieten jenseits der Ozeane. Vor allem im Patronat der spanischen Krone, in Teilen des heutigen Lateinamerikas und des Westpazifik, war der Orden aktiv. Im Laufe des 17. Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach Missionaren aufgrund der expandierenden Missionsgebiete stetig an. Waren die Missionen in Übersee lange Zeit fast ausschließlich geistlichen Untertanen der spanischen Krone vorbehalten, so lockerten sich die Beschränkungen allmählich, und der Ruf nach Übersee erreichte auch die Territorien des Heiligen Römischen Reiches. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts verließen hunderte Jesuiten aus Assistentia Germania ihre Heimat, um in den spanischen Kolonien zu missionieren.

  • von Sebastian Dorsch

    Die Corona-Krise zeigt eindrücklich, wie zentral das Thema Grenzen in den politischen, wissenschaftlichen, aber auch Alltagsdebatten zu Europa ist. Obwohl ExpertInnen wie beispielsweise die europäische Epidemie-Agentur ECDC von Beginn an die Devise verkündeten, Kooperation sei essentiell, um einer universellen Herausforderung wie Corona zu begegnen, schlossen fast alle europäischen Länder wie auch die EU selbst reflexartig ihre Grenzen. „Die Geschichte Europas, der Europäer/innen und des Europäischen“ kritisch zu behandeln, dieses Ziel hat sich das Themenportal Europäische Geschichte gesteckt. Was aber ist das: Europa, die EuropäerInnen und das Europäische? Wie werden sie definiert, das heißt vom Nicht-Europäischen, vom Anderen abgegrenzt? Welche Rolle spielt dabei „die Geschichte“? Mit Hilfe der beiden ausgesuchten Quellen unternimmt dieser Artikel vielfache Grenzgänge, um diese Fragen zu reflektieren.

  • von Kerstin Lange

    Eine Tangomanie ergriff in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die europäischen Großstädte. Der argentinische Tango wurde vor allem in der Unterhaltungskultur von Paris, London und Berlin zu einem neuen Modetanz und verbreitete sich von dort aus auch in anderen Städten. Auf den Bühnen der Music Halls und Varieté-Theater kam kaum eine Vorstellung ohne eine Tango-Nummer aus, international erfolgreiche Künstler und Künstlerinnen wie Gaby Deslys oder George Grossmith Jr. nahmen den Tanz in ihr Programm auf. Doch nicht nur auf den Bühnen war der Tango zu sehen, auch das Publikum tanzte. Tanzflächen fanden sich in den Palais de Danse, wie sich die glamourösen Ballsäle des Olympia in Paris oder des Metropolpalastes in Berlin nannten, sowie in den Cafés, Restaurants und neuen Grandhotels entlang der Boulevards der Städte. Tango war in der Vergnügungskultur europäischer Metropolen „en vogue“. [...]

  • von Ulrike Kirchberger

    Die “Ecuador Land Company” (ELC) wurde 1859 in London gegründet. Das Ziel der Gesellschaft war es, Land in Ecuador zu erwerben, es wirtschaftlich zu erschließen und zu kolonisieren. Dies war in der damaligen Zeit kein ungewöhnliches Vorhaben. Sowohl in Großbritannien als auch in den Staaten des Deutschen Bundes wurden vor dem Hintergrund der Massenauswanderung nach Übersee immer wieder Kolonisations- und Auswanderungsgesellschaften gegründet. Das Besondere an der ELC bestand darin, daß sie von deutschen und britischen Kaufleuten in London gemeinsam getragen wurde und sich aus dieser Konstellation spezielle Möglichkeiten ergaben, die ein in Deutschland gegründeter Auswanderungsverein nicht hatte. [...]

  • von Veronica Oelsner

    Nach dem Ablegen seines Kolonialstatus im Jahr 1816 musste das alte Vizekönigreich am Río de la Plata politisch, sozial und wirtschaftlich neu definiert werden. Über das ganze 19. Jahrhundert hinweg standen die Bemühungen im Vordergrund, aus dem Gebiet der damaligen spanischen Kolonie einen modernen Nationalstaat zu bilden. Es handelte sich bei dem im Entstehen begriffenen Argentinien um ein Land, das aus der „Barbarei“ herauskommen musste, um sich der „Zivilisation“ und dem „Fortschritt“ anderer Teile der Welt – nämlich Europa und USA – anzuschließen. In diesem Sinn wollte man das Land für moderne europäische Einflüsse öffnen. Politiker und Intellektuelle der Zeit sahen in der Einwanderung aus Europa das „Heilmittel“, um die „Qualität“ der Bevölkerung anzuheben und die Entwicklung der Wirtschaft zu beschleunigen [...]

  • von Hannes Siegrist

    Stichworte wie „Medienrevolution“, „Leserevolution“ und „Verwissenschaftlichung“ verweisen auf den tiefgreifenden gesellschaftlichen und kulturellen Wandel im 19. Jahrhundert. Seit dem späten 18. Jahrhundert stieg die Produktion, Reproduktion und Nutzung von Texten, Bildern und Tonwerken auf immer neue Höhen. Den Zeitgenossen stellte sich angesichts der massiven Veränderungen und Potentiale die Frage, wer über „Kultur“ und „Wissen“ verfügen sollte. Vor diesem Hintergrund frage ich im Folgenden nach der Individualisierung, Nationalisierung und Internationalisierung der Verfügungs- und Handlungsrechte von Autoren, Verlegern, Publikum und Staaten über „geistige Werke“.[...]