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  • von Maria Katharina Wiedlack

    This article analyzes a chapter from Charles Ellms’s book “The Tragedy of the Seas” (1848). The chapter recounts the historical events around a schooner belonging to the Russian American Company, which was shipwrecked close to the Olympic Peninsula in 1808. After the disaster, the ship’s crew, and Anna Petrovna Bulygin, the captain’s wife, were taken hostage by indigenous people. The article examines Anna Petrovna Bulygin’s female agency within Ellms’s narrative, arguing that it is exceptional within the genre of maritime frontier adventures, as well as early 19th century Russian culture. Importantly, a focus on her agency offers interesting insights into the Russian colonial gaze on the indigenous peoples of America.

  • von Merve Tekgürler

    This article analyzes the changing perceptions of Ottomans in German-speaking lands by following the publication history of a fictional Letter of Defiance from 1683 attributed to Sultan Mehmed IV and addressed to Emperor Leopold. This Letter was part of a larger subgenre of similar letters, which were categorized under anti-Ottoman propaganda pamphlets and prints of the 16th and 17th centuries. The images of the Ottomans as enemies and God’s punishment served political and social aims that changed after the turn of the 18th century. The reprints of the 1683 Letter in the context of the late 18th and early 19th centuries were indicative of these changes.

  • von Marine Fiedler

    1856 ermunterte der Konsul der drei Hansestädte in Singapur Arnold Otto Meyer die Hansestädte schriftlich dazu, einen Handels- und Freundschaftsvertrag mit dem Königreich Siam abzuschließen. Dieses Schreiben liefert nicht nur einen Einblick in ein von einem Kaufmann angedachtes hanseatisches Expansionsprojekt in Südostasien. Indem es verdeutlicht, wie kolonielose Staaten sich durch die Aushandlung von „ungleichen Verträgen“ die Logik und Vorgehensweise europäischer Kolonialmächte aneigneten, leistet es einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Kolonialgeschichte Europas.

  • von Ansgar Engels

    Bei der Compañía Guipuzcoana handelt es sich um eine baskische Handelskompanie, die im 18. Jahrhundert das Monopol auf den Handel zwischen der Kolonie Venezuela und dem Mutterland Spanien innehatte. Ihr ökonomisches Fundament ruhte auf der Versorgung des spanischen Marktes mit dem im Venezuela produzierten Kakao. Eine Rebellion in Venezuela im Jahr 1749, in der sich die koloniale Bevölkerung gegen die dominierende Rolle der Kompanie im Kakaohandel und in der Provinz als Ganzes wandte, nahm die Compañía Guipuzcoana zum Anlass ein Manifest zu verfassen. In dem Beitrag soll dieser historischen Hintergrund kurz ausgeleuchtet und auf die Funktion der Kompanie als Vermittlungsinstanz zwischen Spanien und Venezuela eingegangen werden.

  • von Hannes Grandits

    Imaginierung und konkrete gesellschaftliche Erfahrung lassen sich nicht immer eindeutig voneinander trennen. Auf den sogenannten „europäischen Orient“ bezogen gilt dies ganz besonders. Die polarisierende Imagination des „Europäischen“ versus „Nicht-Europäischen/Orientalischen“ prägte im Laufe des 19. Jahrhunderts die Wahrnehmung der politischen Verhältnisse im osmanischen Südosteuropa. Je mehr die räumliche Zugehörigkeit der südosteuropäischen Peripherie zu Europa (wieder-)entdeckt und rhetorisch bekräftigt wurde, desto klarer empfand man, dass die „nicht-europäischen“ Elemente nicht hierher passten. Dies tangierte auch die gesellschaftliche Realität vor Ort. Dieser Essay versucht, einen Eindruck von einer „Verwestlichung“ bzw. Neuausrichtung hin zur Europäisierung zu vermitteln. Dabei müssen diese Prozesse als sehr widersprüchliche gesellschaftliche Entwicklungen betrachtet werden.

  • von Sebastian Dorsch

    Die Corona-Krise zeigt eindrücklich, wie zentral das Thema Grenzen in den politischen, wissenschaftlichen, aber auch Alltagsdebatten zu Europa ist. Obwohl ExpertInnen wie beispielsweise die europäische Epidemie-Agentur ECDC von Beginn an die Devise verkündeten, Kooperation sei essentiell, um einer universellen Herausforderung wie Corona zu begegnen, schlossen fast alle europäischen Länder wie auch die EU selbst reflexartig ihre Grenzen. „Die Geschichte Europas, der Europäer/innen und des Europäischen“ kritisch zu behandeln, dieses Ziel hat sich das Themenportal Europäische Geschichte gesteckt. Was aber ist das: Europa, die EuropäerInnen und das Europäische? Wie werden sie definiert, das heißt vom Nicht-Europäischen, vom Anderen abgegrenzt? Welche Rolle spielt dabei „die Geschichte“? Mit Hilfe der beiden ausgesuchten Quellen unternimmt dieser Artikel vielfache Grenzgänge, um diese Fragen zu reflektieren.

  • von Konrad H. Jarausch

    To a large part of the American public, Europe has become “a dirty word.” Even respectable Republicans echo Mitt Romney’s campaign promise “I do not want to become more like Europe” while the Alt-Right is promoting a visceral fear of “socialism” so as to defend American exceptionalism and encourage anti-EU populism in Europe. President Donald Trump’s call to “make America great again” is also predicated on seeing the European Union as “the enemy” which has cheated the US in trade and freeloaded to secure its defense. So as to reject the continental preference for peace, equality and civility the conservative media have been predicting the <em>Strange Death of Europe</em> – even if that has refused to happen. In the rightist discourse, Europe has become a symbol for everything it detests.

  • von Reiner Prass

    Der Essay erörtert die Frage, unter welchen Bedingungen europäische Forschungsreisende in Afrika ihr Wissen über den Kontinent, seine Natur und seine Kulturen zusammentrugen. Bisher wurde dies anhand später publizierter Reiseberichte untersucht, aber schon während ihrer Reise sandten Forscher regelmäßig Briefe und Berichte an ihre Familie, Freunde und Kollegen, um von ihren Erlebnissen und Ergebnissen zu berichten. Diese bisher noch weitgehend unberücksichtigten Quellen erlauben Einblicke in Gefühlswelten von Forschungsreisenden, die sie in ihren offiziellen Berichten verschwiegen. Sie zeigen Menschen im Feld zwischen Neugier und Langeweile, Selbstsicherheit und Ungewissheiten. Dies wird anhand zweier Briefe diskutiert, die der Stuttgarter Afrikareisende Gottlob Theodor Kinzelbach am 21. und 22. September 1861 einem „Fräulein“ bzw. August Petermann, dem Herausgeber von Petermanns Geographischen Mitteilungen, aus Keren (Eritrea) zusandte. Während Kinzelbach in dem Brief an Petermann nur Probleme mit der Gesundheit und wissenschaftlichen Instrumenten erwähnt, äußert er sich in dem Brief an das „Fräeulein“ in zum Teil drastischen Formulierungen darüber, wie unwohl er sich fühlt und dass er sich aus lauter Langeweile in die Arbeit stürzt. Dieses Unwohlsein entstand sowohl durch seine Lebensbedingungen als auch durch seine Abneigung gegenüber der äthiopischen Bevölkerung und den anderen europäischen Teilnehmern der Expedition. Die Briefe widerlegen überkommene Heroengeschichten europäischer Forschungsreisender, und sie zeigen, dass ihre Berichte sehr viel über sie selbst, ihre Erwartungen und individuellen Perspektiven aussagen.

  • von Reinhard Wendt

    In Neuseeland wurden während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Deutsche und Deutschstämmige, die dort lebten, als enemy aliens interniert. Vielmehr kamen in die Lager auch manche aus Samoa und von den Tonga-Inseln. Samoa war nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft als Mandatsgebiet des Völkerbunds in neuseeländische Verwaltung übergegangen, und Tonga, das seit dem 18. Mai 1900 als britisches Protektorat zum Empire gehörte, hatte vor allem ökonomisch enge Kontakte zu Neuseeland. Die Mehrzahl der tonganischen Internierten mit deutschen Wurzeln stammte aus Vava'u im Norden des Archipels. Es handelte sich um insgesamt zehn Personen: Hermann E. Guttenbeil, seinen Neffen Gustav F. Guttenbeil, die Vettern Otto G. Sanft und Rudolf F. Sanft, Otto P. Schaumkel, Arthur E.E. Schulke, Karl F.T. Witzke sowie die drei Brüder Friedrich C. Wolfgramm, Otto E. Wolfgramm und William G. Wolfgramm. [...]

  • von Norbert Finzsch

    „Sheep eat men“, Schafe fressen Menschen. Dieser Thomas Morus zugeschriebene Satz beschreibt die Situation in Australien zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr adäquat. Während die Zahl der australischen Aboriginal Peoples nach 1788 drastisch fiel, stieg die Zahl der Schafe ebenso dramatisch an. Die geschätzte Bevölkerungszahl von 500.000 bis 750.000 Indigenen der ersten Kontaktphase war bis 1901 auf 100.000 gesunken. Die First Fleet der britischen Siedler hatte 28 Kapschafe an Bord gehabt, 1830 lebten bereits über eine Million Schafe und knapp 400.000 Rinder in New South Wales. Da konnte selbst die britische Einwanderung nicht mithalten, denn 1830 belief sich die Zahl der weißen Siedler auf 70.000 Köpfe. Der Historiker Ben Kiernan hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass der Rückgang der australischen Urbevölkerung, den er den aus Europa unwissentlich eingeschleppten Seuchen zuschreibt, kein Völkermord gewesen sei. [...]

  • von Hannes Grandits

    Imaginierung und konkrete gesellschaftliche Erfahrung lassen sich nicht wirklich eindeutig voneinander trennen. Auf den so genannten „europäischen Orient“ bezogen gilt dies ganz besonders. Ohne hier schon eingangs tiefer in theoretische Reflexion einzusteigen, möchte ich mich diesbezüglich gleich der ersten historischen Quelle zuwenden, an die dieser Essay anknüpft. Es ist dies eine genremäßig im frühen 19. Jahrhundert mit ihrem exotisierenden Grundton recht typische zeitgenössische „westliche“ Beschreibung des „Orients in Europa“. Sie stammt von einem jungen englischen Gentleman namens Alexander William Kinglake. Seine Grand Tour führte ihn 1834 auch ins damals noch osmanische Belgrad und von dort weiter in die osmanische Hauptstadt Istanbul und noch in verschiedene Provinzen des Reichs im Nahen Osten. [...]

  • von Dagmar Bechtloff

    Die Einladung des madagassischen Herrschers an die London Missionary Society, Handwerkermissionare auf die afrikanische Insel zu schicken und die Folgen, die sich hieraus für die madagassische Gesellschaft ergaben, ist ein prägnantes Beispiel für die Dynamik transkultureller Entwicklungen. Wenn Kultur als Summe der Interpretationen verstanden wird, mit denen die Angehörigen einer sozialen Gruppe zeit- und raumabhängig ihre Erfahrungen deuten und in eine für sie sinnvolle Ordnung bringen, so ist sie damit auch einem permanenten Prozess des Werdens und Vergehens innerhalb einer Gesellschaft ausgesetzt [...]

  • von Manuel Müller

    Als der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher den Plan, den er zusammen mit seinem italienischen Amtskollegen Emilio Colombo entwickelt hatte, am 19. November 1981 im Europäischen Parlament vorstellte, wusste er bereits, dass er nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen würde: „Ich könnte mir denken, daß dieses Hohe Haus am ehesten kritisieren wird, daß unser Entwurf für eine Europäische Akte nicht weit genug geht“, räumte er ein und appellierte, man solle aber „die Wirkungen der Initiative nicht gering schätzen“. Auch Colombo, der nach Genscher sprach, kündigte an, die Außenminister würden es „nicht übel nehmen“, wenn den Parlamentariern der Vorschlag zu klein erscheine. Die Erwiderung, mit der der italienische Abgeordnete Altiero Spinelli ihnen antwortete – Colombo hatte den Plenarsaal inzwischen allerdings schon wieder verlassen –, bezog sich jedoch nicht nur auf die Frage größerer oder kleinerer Ambitionen. [...]

  • von Noyan Dinckal

    Mit dem Folgenden Essay möchte ich am Beispiel Osmanischer Städte um 1900 versuchen zu zeigen, dass städtische Infrastrukturen einen wichtigen Aspekt in der materiellen und diskursiven Konstruktion Europas darstellten. Dabei gehe ich von der Ausgangshypothese aus, dass Infrastrukturen nicht lediglich als eine quasi naturgesetzlich erfolgende Reaktion auf Sachzwänge begriffen werden können. Sie waren immer auch wirkungsmächtige Symbole für das Leitbild „Modernität“ sowie Bestandteil und Ausdruck einer Suche nach einem neuen urbanen Selbstverständnis und seiner Repräsentation nach außen. Stadttechnik und Infrastruktur wurden in den Osmanischen Städten nicht nur durch ihren sichtbaren Ausdruck, etwa in der Architektur und im Städtebau, sondern auch durch die Veränderung der Lebenswelten zu einem wichtigen Teil der urbanen Kultur und Identität, als dessen Orientierungspunkte europäische Metropolen wie Wien, London und vor allem Paris dienten.

  • von Rumjana Mitewa-Michalkowa

    In den 1970er Jahren forderten kritische bulgarische Intellektuelle, wie die Schriftstellerin Blaga Dimitrova, der Satiriker Radoj Ralin und der Maler Georgi Baev, eine Revision der dogmatischen Kulturpolitik und den offenen Dialog mit Ländern verschiedener politischer Systeme. Diese vorerst kleine Bewegung erhielt massiven Auftrieb, als Ljudmila Živkova, die Tochter des Staats- und Parteichefs Todor Živkov, die Leitung des Ministeriums für Kultur übernahm und sich auf der nationalen und internationalen Bühne für die Entdogmatisierung der marxistisch-leninistischen Kulturpolitik und die Öffnung und Internationalisierung des kulturellen Lebens einsetzte.

  • von Christian Methfessel

    Im Juni 1900 rückte auf einmal China in den Fokus der internationalen Medienaufmerksamkeit. Der Berliner Morgenpost vom 19. Juni zufolge – der ersten Quelle zu diesem Essay – schaute man allgemein in „nervöser Erwartung“ den „Meldungen vom ostasiatischen Kriegsschauplatze“ entgegen. Die dortigen Ereignisse dominierten zwei Monate die Titelseiten der Zeitungen und waren bis in das nächste Jahr hinein noch häufig Thema der Presse. Gegenstand des Interesses war der Krieg sechs europäischer Länder, der Vereinigten Staaten von Amerika und Japans gegen China, bekannt geworden als ‚Boxerkrieg’ oder ‚Boxeraufstand’. [...]

  • von Christiane Eisenberg

    Der moderne Fußball entwickelte sich zuerst in Europa, verbreitete sich jedoch schon vor 1914 auch nach Übersee und wird heute in allen Ländern der Erde gespielt. Der europäische Fußball gewann vor dem Hintergrund dieses Verbreitungserfolgs auf zweifache Weise an Profil: zum einen durch die zunehmende Intensität des sportlichen Austausches innerhalb Europas, zum anderen durch die Verteidigung der sportlichen und sportpolitischen Vorherrschaft gegenüber den außereuropäischen Neulingen.[...]

  • von Ludolf Herbst

    In einer Zeit vermehrter deutsch-amerikanischer Irritationen einerseits und fortschreitender europäischer Integration andererseits ist es von besonderem Interesse, sich die Konstellation in Erinnerung zu rufen, die die Entwicklung gemeinsamer europäischer Institutionen ermöglichte, und dabei die Rolle zu beleuchten, die die USA hierbei spielten. Ein streng geheimes Grundsatzpapier des amerikanischen State Department vom März 1949 ist hierzu sehr gut geeignet, weil es die Grundlinien der amerikanischen Politik gegenüber Europa klar herausarbeitet und zeigt, wie eng der Zusammenhang zwischen der Lösung des „deutschen Problems“ und der europäischen Integration in Washington gesehen wurde.[...]

  • von Christoph Marx

    Die europäische Expansion, die sich in mehreren Schüben vollzog, bescherte den Europäern nicht nur neue geographische Kenntnisse, die Entdeckung „neuer Welten“, sondern sie brachte sie in Berührung mit bis dahin völlig unbekannten Völkern. Neben der Buntheit der fremden Sitten und Gebräuche waren es die sozialen und politischen Strukturen, die sowohl die europäischen Eroberer und Auswanderer als auch die Gelehrten in Europa zu Erklärungsversuchen und Interpretationsanstrengungen herausforderten.[...]

  • von Eva-Maria Stolberg

    Gehört Russland zu Europa? Diese Frage wurde und wird inner- und außerhalb Russlands immer wieder leidenschaftlich diskutiert. Oft wird dabei Europa mit dem Westen gleichgesetzt. Deutsche Historiker wie z.B. Hans-Ulrich Wehler haben die Nichtzugehörigkeit Russlands zu Europa mit seiner Orthodoxie begründet, davon ausgehend wird eine transatlantische Gemeinschaft zwischen den USA und Europa abgeleitet. Liegt es da nicht nahe, dass in Russland auch heute wieder ein "Eurasien" als Gegenmodell konstruiert wird? "Eurasien" ist seit dem Ende der Sowjetunion wieder im Gespräch. Die heutige Attraktivität des eurasischen Konzeptes liegt darin, dass sich das Russland Putins gern als Großmacht in den GUS-Staaten, einer Art "russischen Commonwealth" sieht.[...]

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