Karten im Sand. Geografischer Wissenstransfer auf Forschungsreisen im 19. Jahrhundert[1]
Von Albert Feierabend
Im Juni 1866 schrieb der Bremer Afrikareisende Gerhard Rohlfs aus der Saharaoase Kaouar (heute im Niger) einen Brief an den Gothaer Kartografen August Petermann. Enthalten war die Kartenskizze eines Gebirges, von dem man heute weiß, dass es das höchste der Sahara ist: das Tibesti, von seinen Bewohnern auch Tu genannt, im heutigen Tschad gelegen und etwa 500 Kilometer von Kaouar entfernt. Rohlfs hatte es weder betreten noch gesehen, dennoch vermeldete er stolz: „Sowie man ein nie von Europäern betretenes Land nach den mangelhaften Angaben der Eingebornen zeichnen kann, ist es mir gelungen ein treues Bild von Tu zu entwerfen.“[3] Einiges sei darin zwar zweifelhaft, schrieb er an Petermann, aber „Sie werden mit Ihrer bekannten Virtuosität in der Construction von Karten schon das Richtige herausfinden“. Vier Monate später erreichte der Brief sein Ziel[4], und tatsächlich nahm der Kartograf dieses neue Material zum Anlass, seine bisherige Darstellung grundlegend zu korrigieren und zu ergänzen, sodass er 1868, zwei Jahre nach Rohlfs’ Beschreibung, eine neue Tibesti-Karte in Petermanns Geographischen Mitteilungen (PGM), einer damals europaweit führenden geografischen Fachzeitschrift, veröffentlichte.[5]
Bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts basierten geografische und kartografische Darstellungen Afrikas in Europa zu einem guten Teil auf Raumwissen, das nicht auf eigenen Ortsbestimmungen oder Messungen beruhte, sondern auf Befragungen von Ortskundigen.[6] Dieser Essay möchte einen exemplarischen Eindruck davon vermitteln, wie dieser Wissenstransfer im Detail funktionierte. Zunächst wird ein kurzer Überblick zu den Voraussetzungen europäischer Forschungsreisen nach Afrika und der kartografischen Erfassung des Kontinents gegeben. Anschließend wird untersucht, mit welchen Praktiken die von Rohlfs Befragten ihr Raumwissen weitergaben und wie dieses anschließend für eine Publikation aufgearbeitet wurde. Dabei sollen auch die Fragen berücksichtigt werden, inwiefern kulturspezifische Wissensformen der Befragten im Endprodukt, der publizierten Karte, erhalten geblieben sind und wie ihr Beitrag offengelegt oder verschleiert wurde. Der hier vorgestellte Brief mit der dazugehörigen Skizze ist dafür insofern eine besonders geeignete Quelle, da er den Wissenstransfer und die ersten Schritte der Kartenproduktion außergewöhnlich detailliert dokumentieren und damit anders verstehbar machen kann als – historiografisch deutlich mehr rezipierte – publizierte Reiseberichte.[7]
Als Rohlfs Ende 1864 zu seiner Expedition aufbrach, zählte das Sammeln kartografischer Informationen bereits seit Längerem zu den Hauptaufgaben von Forschungsreisenden. Das Bemühen, möglichst genaue und detaillierte Karten über Afrika zu entwerfen, war eng verbunden mit dem allgemeinen wissenschaftlichen Interesse an dem Kontinent, das in Europa seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert stark angestiegen war. Ausgehend von geografischen Gesellschaften, die sich vor allem aus politischen und wirtschaftlichen, aber auch aus religiösen Interessenvertretern zusammensetzten, wurden neue Absatzmärkte, Rohstoffe und Möglichkeiten für politischen sowie kulturellen Einfluss gesucht.[8]
Karten waren in diesem Zusammenhang Zweck und Mittel zugleich. Einerseits war es der Anspruch europäischer Geografen, alle Teile der Welt möglichst detailliert und präzise zu erfassen. Für den afrikanischen Kontinent galt dies umso mehr, da man trotz seiner relativen Nähe zu Europa noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf antike oder nichteuropäische Quellen wie Ptolemäus oder Leo Africanus zurückgreifen musste. Andererseits dienten Karten auch den anderen wissenschaftlichen und politischen Zielen, die man in Afrika verfolgte, denn sie waren ein wichtiges Instrument, um ein Verständnis für den Kontinent zu entwickeln und ihn bereis- und beherrschbar zu machen. Die Reisenden, die mit der Unterstützung geografischer Gesellschaften, politischer Institutionen und manchmal Verlage und einer interessierten Öffentlichkeit in wenig bekannte Regionen aufbrachen, mussten daher stets möglichst genaue Itinerare – also wissenschaftliche Routenverzeichnisse – und Kartenskizzen nach Europa schicken.[9]
Auch für Rohlfs’ Reise war der ursprüngliche Anlass gewesen, dass die Pariser Société de Géographie über 8000 Francs für eine Routenbeschreibung nach Timbuktu ausgeschrieben hatte. Allerdings musste er diesen Plan bald aufgeben, da er bereits wenige hundert Kilometer landeinwärts von Tripolis niemanden fand, der ihn führen und auf dem Weg beschützen wollte. Sein Unternehmen war damit aber nicht gescheitert, denn auch andere Reiseziele versprachen Ruhm und lockten Geldgeber, sodass er unter anderem mit der Unterstützung der geografischen Gesellschaften in Berlin und London sowie des kartografischen Verlags Justus Perthes in Gotha, dem Petermann angehörte, Richtung Zentralafrika weiterreisen konnte.[10]
Ein besonders vielversprechendes Ziel, das in dieser Richtung lag, war das Tibesti-Gebirge, denn es war bereits von einigen europäischen Reisenden angesteuert, aber niemals erreicht worden.[11] Nachdem Rohlfs in einem in PGM veröffentlichten Brief bereits angekündigt hatte, dass er „jedenfalls ins Herz Tibesti’s werde eindringen können“[12], musste er in Kaouar jedoch auch von diesem Vorhaben Abstand nehmen, da es ihm abermals nicht gelungen war, einen Führer zu finden, der ihm vertrauenswürdig erschien. Nachdem Rohlfs seine ersten beiden Ziele nicht hatte erreichen können und noch dazu öffentlich eine leere Versprechung gemacht hatte, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er sich gedrängt fühlte, erste Ergebnisse zu liefern. Bevor er sich jedenfalls seinem nächsten Reiseziel zuwandte, fertigte er an zwei Tagen, am 10. und am 13. Juni 1866, für Petermann eine Beschreibung des Tibesti an und ergänzte sie durch eine Kartenskizze.[13] Beides basierte auf Befragungen, die er – auf Arabisch oder mithilfe von Dolmetschern – mit Personen durchgeführt hatte, die aus der Region stammten oder sie von eigenen Reisen kannten.
Die Grundlage für Rohlfs’ Erkundigungen war Petermanns vorherige Darstellung des Tibesti, die auf dem dritten von insgesamt zehn Blättern der „Karte von Inner-Afrika nach dem Stande der geographischen Kenntniss“ zu finden ist. Sie war 1862 in PGM erschienen, also nur wenige Jahre vor Rohlfs’ Reise, hatte einen Maßstab von 1:2.000.000 und eine Größe von 54 cm × 47 cm.[14] Das Blatt stellte laut seinem Titel „Tēbu-Land“ dar, also das Gebiet, das von dem Volk der Teda – auch Tebu oder Tubu genannt – bewohnt wird. Dazu gehörten neben dem Tibesti weitere Regionen, die sich heute im nördlichen Tschad befinden. Im Süden des Kartenblattes ist außerdem ein Teil des Reiches Wadai inklusive dessen Hauptstadt Wara zu ehen, für das es in den 1860er Jahren ein großes Interesse deutscher Geografen und Forschungsreisender gab.
Karte 1: Ausschnitt aus: August Petermann / Bruno Hassenstein, Karte von Inner-Afrika. Blatt 3: Tēbu-Land, in: Petermanns Geographische Mitteilungen Ergänzungsheft 8 (1862), T.3, DHB Erfurt/Gotha, URL: <https://collections.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/HisBest_derivate_00015826/Mittheilungen_Perthes_ErgBl_129602493_1862_08_0057.tif> (8.3.2024)
Das erklärt auch die beiden Nebenkarten, die Wara beziehungsweise dessen Umland in deutlich größerem Maßstab zeigen, obwohl dies nicht zum titelgebenden „Tēbu-Land“ gehört. Die Legende ist als „Quellen-Verzeichniss“ überschrieben, da sie erklärt, von welchen Reisenden die zugrundeliegenden Informationen stammen. Dabei fällt auf, dass diese den wesentlichen Teil des kartografierten Gebietes gar nicht selbst durchquert hatten, sondern auch ihre Angaben lediglich auf nicht näher beschriebenen „Erkundigungen“ beruhten – ein weiteres Beispiel dafür, dass das Sammeln von Raumwissen anhand von Befragungen nicht nur von Rohlfs praktiziert wurde, sondern üblich war.
Das Tibesti, das sich im Nordwesten der Karte befindet, ist zwar durch einen großen Schriftzug hervorgehoben, wird jedoch nur in einigen Schraffuren angedeutet, aus denen sich kein klares Bild des Gebirges ergibt. Dass die wenigen vorhandenen Angaben darüber hinaus mit erheblichen Zweifeln behaftet waren, wird nicht zuletzt deutlich an einer Fülle von Fragezeichen, Alternativbezeichnungen („Thal od. Distrikt von Tāu od. Tàō“) sowie Formulierungen wie „Lage ganz unbekannt“. Diese Karte, die also noch viel Raum für Überarbeitungen bot, führte Rohlfs mit sich und nahm sie als Referenz für seine eigenen Befragungen, auf denen auch seine Kartenskizze beruht. Diese fertigte er – ohne jegliche kartografische Ausbildung – mit Tinte auf gewöhnlichem Briefpapier in der Größe 26,7 cm × 21,4 cm an und gab ihr den Titel: „Das Land Tu oder Tibesti nach den Angaben verschiedener Teda entworfen u gezeichnet von Gerhard Rohlfs“. Das Größenverhältnis wird lediglich durch eine Maßstabsleiste wiedergegeben, nach der 1,5 cm auf der Skizze der Entfernung von einem „Tagesmarsch oder c. 12 Stunden“ entsprechen sollen.
Die wesentliche Grundlage für Rohlfs’ Darstellung sind insgesamt 13 erfragte Itinerare, die in der Skizze durch gestrichelte Linien gekennzeichnet sind. Diese Routenverzeichnisse sind im Anhang zu Rohlfs’ Brief aufgelistet und lauten beispielsweise wie folgt: „Weg von Tao [Enneri Tao] nach Marmar. 1. Tag nach Suar-Kai [Zouarké], Brunnen ½ Tagemarsch in Süd-Richtung. 2. [Tag nach] Sigri oder Sirai, Brunnen, ½ Tagemarsch in Süd-Richtung. 3. [Tag nach] Taskama, Brunnen, 1 Tagemarsch in Süd-Süd-Ost-Richtung. 4. [Tag nach] Marmar, 1 Tagemarsch in Süd-Süd-Ost-Richtung.“[15] Diese Angaben lassen sich in der Skizze leicht nachvollziehen; Rohlfs hat nur minimale Änderungen an Entfernungen und Richtungen vorgenommen. Dies erlaubte ihm, das Tibesti wesentlich detaillierter als in Petermanns Karte darzustellen.
Karte 2: Gerhard Rohlfs, Das Land Tu oder Tibesti nach den Angaben verschiedener Teda entworfen u gezeichnet von Gerhard Rohlfs, o. O. 1866, FB Gotha, SPA ARCH PGM 016/04, Bl. 0003.
Zusätzlich zu den Itineraren erkundigte sich Rohlfs nach der Existenz und Position der in der „Karte von Inner-Afrika“ verzeichneten Elemente. Im einfachsten Fall konnten diese Angaben bestätigt werden, was insofern ein Zugewinn war, als dass damit zusätzliche Gewissheit über bislang zweifelhafte Erkenntnisse gewonnen wurde. So schrieb Rohlfs über das Abo-Massiv: „Ich glaube, daß Resultat wird kein anderes sein, als das auf Ihrer Karte angedeutete.“ Ebenso konnte es jedoch vorkommen, dass die Ergebnisse der Befragungen im Widerspruch zu der bestehenden Karte standen. Ein Beispiel dafür ist ein Berg, der dort mit der folgenden Beschriftung eingezeichnet ist: „Pik von Tibesti; Estherdat-Erner? […] der höchste Berg zwischen Mursúk und Wāra“. Rohlfs erkundigte sich darüber, doch es „konnte kein Einziger aus Tu mir Auskunft über einen Esterbard-Erner [sic] geben“. In der Folge findet sich dieser Berg weder in Rohlfs’ Skizze noch in Petermanns aktualisierter Karte von 1868; tatsächlich lässt sich heute nicht sagen, welche Erhebung ursprünglich gemeint gewesen sein könnte.[16]
Rohlfs überprüfte die Korrektheit der Angaben der „Karte von Inner-Afrika“ nicht nur durch gezielte Fragen, sondern er legte sie auch Ortskundigen zur Beurteilung vor. Zu diesen gehörte Mohammed al-Gatroni, der zum Expeditionspersonal gehörte und einmal im Tibesti gewesen war. Dieser fand „alles genau […] bis auf die Lage von Marmar und Suar [Zouar]. Den letzten Ort gab er zu Einem Tagesmarsch südlich von Tao an, Marmar zu zwei Tagen gerade südlich von Tao“. Hier wird ein grundsätzliches Problem des Sammelns kartografischer Daten durch Befragungen deutlich: Wenn ein Reisender bestimmte Orte selbst besuchte, konnten Entfernungen und Positionen über trigonometrische Berechnungen und astronomische Ortsbestimmungen ermittelt werden. Häufig wurde auch das ungenauere, aber leichter zu erlernende und weniger zeitaufwändige Verfahren der Koppelnavigationbzw. des dead reckoning verwendet, bei dem eine Position aus Richtung des zurückgelegten Weges und seiner Länge ermittelt wurde.[17] Die Richtung konnte mit einem Kompass bestimmt werden, die Länge ergab sich aus Reisedauer und der geschätzten Geschwindigkeit, was allerdings einige Unsicherheiten mit sich brachte. Wenn ein Reisender – wie im Falle von Rohlfs – ein zu kartografierendes Gebiet jedoch nicht selbst besuchte, waren diese Fehlerquellen ungleich größer: Die Befragten hatten die Richtungen in aller Regel nicht mit einem Kompass bestimmt, die Reisedauer wurde nicht mit Uhren gemessen, und es wurde weniger auf die Geschwindigkeit geachtet – Positionsbestimmungen waren in diesem Fall schließlich auch nicht das Ziel der Reise. Daher musste sich Rohlfs, wie er selbst bemängelte, mit sehr unterschiedlich auslegbaren Entfernungsangaben begnügen: „Es ist oft aber sehr schwer, wenn man bloß nach Tagemärschentfernung [sic] eine Karte niederlegt das richtige zu bestimmen; einer legt z. B. eine Strecke als tüchtiger Wanderer in 12 Stunden […] zurück, während ein anderer dazu im Sommer bei der großen Hitze zwei Tage braucht.“
In diesen Angaben liegt auch der Grund dafür, dass sich auf Rohlfs’ Kartenskizze nicht wie üblich ein Maßstab in einem Zahlenverhältnis findet, sondern lediglich die genannte Maßstabsleiste, die auf einen „Tagesmarsch oder c. 12 Stunden“ verweist. Petermann, der auf seiner älteren Karte neben Maßstabsleisten für Entfernungen auch eine für Karawanenstunden angegeben hatte, verzichtet in der neueren Karte jedoch darauf und beschränkt sich auf eine Leiste für deutsche Meilen. Auf diese Weise wurde die subjektive Auslegbarkeit der Datenlage verschleiert und eine Sicherheit suggeriert, die eigentlich gar nicht existierte. Passenderweise findet sich auch Rohlfs’ Kritik, dass es „sehr schwer“ sei, „bloß nach Tagemärschentfernung“ zu kartografieren, bei den veröffentlichten Itineraren nicht.
Eine weitere Bemerkung al-Gatronis bei der Betrachtung von Petermanns älterer Karte war, dass sich der Gebirgszug, der „durch ganz Tu sich hinziehe […] nach N. sich selbst bis zum Harudj Gebirge [Charudsch] fortsetzte“, also noch mehrere hundert Kilometer bis ins heutige Zentrallibyen. Allerdings beruhten die Aussagen al-Gatronis auf dessen einziger Reise ins Tibesti, die er „früher vor 20 Jahren“ gemacht hatte. Eine weitere Schwierigkeit, die sich bei den Befragungen ergab, war also, dass Informationen nicht unmittelbar während des Besuchs der beschriebenen Region gesammelt wurden, sondern auf mitunter lange zurückliegenden Erinnerungen an mitunter lange zurückliegende Itinerare beruhten. Rohlfs plädierte dennoch dafür, auf diese Angabe zu vertrauen, denn „durch seine Reisen und vielen Erfahrungen hat M. Gatroni viel guten geographischen Sinn“.
Beim Sammeln geografischer Daten auf Erinnerungen an Jahrzehnte zurückliegende Reisen zu vertrauen, erscheint gewagt, jedoch stand Rohlfs damit nicht allein da. So hatte beispielsweise der deutsche Forscher Heinrich Barth von einem westafrikanischen Reisenden zwei etwa 30 Jahre zurückliegende Itinerare erfragt, die später in einer führenden Fachzeitschrift veröffentlicht wurden.[18] Beides kann mit einem Mangel an anderen Daten über die jeweils beschriebene Region erklärt werden, was aber an der begrenzten Aussagekraft nichts ändert.
Trotzdem betonte Rohlfs, dass „M. Gatroni vielleicht Recht haben könnte allen Aussagen der eingeborenen Teda gegenüber“. Dies zeigt, wie sehr er auf den „guten geographischen Sinn“ seines Mitreisenden vertraute, und auch Petermann scheint sich dieser Einschätzung zumindest teilweise angeschlossen zu haben, denn tatsächlich erscheint auf seiner neueren Karte ein hunderte Kilometer langen Höhenzug, der sich an das Tibesti anschließt. Dieser verläuft zwar nicht, wie von al-Gatroni angegeben, in nördlicher Richtung, sondern in westnordwestlicher Richtung, aber obwohl sich für diese Modifikation keine Ursache findet, muss davon ausgegangen werden, dass al-Gatronis Angaben den Ausschlag für das Einzeichnen des Höhenzugs gaben, denn in keiner Quelle wird sonst etwas Derartiges erwähnt. Da auch auf heutigen Karten nichts Vergleichbares existiert, ist es ohnehin unwahrscheinlich, dass er durch weitere Gewährsleute erwähnt wurde. Und umso bemerkenswerter ist es, dass Petermann – wie auch Rohlfs – an dieser Stelle so stark auf erfragte und weit in die Vergangenheit reichende Erinnerungen vertraute.
Diese neue Darstellung des Tibesti erschien auf einer Karte, die den ersten Teil von Rohlfs’ Reisebericht begleitete, der zwei Jahre, nachdem er seine Skizze aus Kaouar geschickt hatte, in PGM veröffentlicht wurde. Die 28,6 cm × 49,5 cm große Karte mit dem Maßstab von 1:3.500.000 trägt den Titel: „Original-Karte zur Übersicht von Gerhard Rohlfs’ Reise durch die grosse Wüste (Sahara) von Mursuk nach Kuka, März – Juli 1866, und seiner Forschungen über Tibesti“. Im westlichen Teil ist Rohlfs’ Reiseroute zu sehen, die von Norden nach Süden durch die Karte zieht, wobei interessant ist, dass nicht der Verlauf von Beginn an gezeigt wird, sondern erst ab Mursuk, heute im südwestlichen Libyen. Dadurch wird einerseits Rohlfs’ Hin- und Herreisen infolge des gescheiterten Timbuktu-Unternehmens ausgeblendet, und es entsteht der Eindruck eines planvollen Vorgehens. Andererseits wird auf diese Weise auch das Tibesti hervorgehoben, das im Osten des verzeichneten Reiseabschnitts liegt und den zweiten Fokus der Karte darstellt.
Karte 3: Ausschnitt aus: August Petermann, Original-Karte zur Übersicht von Gerhard Rohlfs’ Reise durch die grosse Wüste (Sahara) von Mursuk nach Kuka, März – Juli 1866, und seiner Forschungen über Tibesti, in: Petermanns Geographische Mitteilungen, Ergänzungsheft 25 (1868), T. 2, DHB Erfurt/Gotha, URL: <https://collections.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/HisBestderivate_00015799/Mittheilungen_Perthes_ErgBl_129602493_1868_25_0085.tif> (8.3.2024).
Bei genauer Betrachtung des Tibesti-Ausschnittes ist nicht zu übersehen, wie sehr er auf Rohlfs’ Angaben basiert. Die meisten Elemente waren in der „Karte von Inner-Afrika“ noch nicht vorhanden und stimmen in Bezug auf Benennung und Position in der Regel fast unverändert mit Rohlfs’ Skizze überein. Dies zeigt sich ebenso an den neu verzeichneten Toponymen, also geografischen Bezeichnungen, wie an den Verläufen der Höhenzüge und Täler, die nicht nur ergänzt wurden, sondern – trotz des deutlich kleineren Maßstabs – wesentlich filigraner visualisiert sind als korrespondierende Elemente in der älteren Karte. Somit handelt es sich bei dem Tibesti-Ausschnitt gewissermaßen um eine Anpassung von Rohlfs’ ungeschulter Darstellungsweise an kartografische Konventionen und eine Übersetzung in ein professionelles Kartenwerk. Darüber hinausgehende kleine Details wie Verzweigungen von Tälern, die ohne erkennbare Datengrundlage in Petermanns Darstellung hinzugefügt wurden, können als Extrapolation, also als erfahrungsbasierte Schätzung, oder auch als künstlerische Freiheit des Kartografen verstanden werden, die nicht nur einer Ästhetisierung der Karte dienten, sondern sie auch überzeugender machen sollten.[19]
Weiterhin fällt auf, dass Rohlfs’ ungewöhnlich starker Fokus auf die Täler in Petermanns Karte, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, erhalten bleibt. Der Ursprung dieser Hervorhebung liegt ebenfalls darin, dass die Region nicht durch eigene Beobachtungen und Messungen, sondern anhand von Befragungen kartografiert wurde. Denn während für europäische Afrikaforscher normalerweise Berge beliebte Orientierungspunkte waren, da sie landschaftlich auffällig und weithin sichtbar sind, stand bei Rohlfs’ Erkundigungen nicht die Sichtbarkeit im Vordergrund, sondern die Zugänglichkeit beziehungsweise Bereisbarkeit. Das mag einerseits daran gelegen haben, dass erinnerte Itinerare den Kern der Befragungen ausmachten und diese durch Täler und nicht über Höhenzüge führten. Andererseits ist nicht unwahrscheinlich, dass die Bevorzugung des Merkmals der Zugänglichkeit gegenüber dem der Sichtbarkeit auf die befragten Teda zurückgeht, die bei ihren Reisen durch eine wasserarme Region wie dem Tibesti auf schnelle und zuverlässige Routen angewiesen waren. Vor diesem Hintergrund kann Petermanns Karte auch als Synthese kulturell verschiedener Formen von Raumwissen gelesen werden.
Dies wird deutlich, wenn man betrachtet, wie Rohlfs die Verläufe der Täler in Erfahrung gebracht hatte. Da diese durch Verzweigungen, Richtungswechsel und variierende Ausdehnung mündlich wesentlich schwieriger zu kommunizieren waren als ein einfaches „gerade südlich von Tao“, ließ er sich „von Maina Bu Bekr die Thäler und ihre gegenseitige Lage, ihre Direction im Sande“ aufzeichnen. Diese Darstellung der Täler übernahm Rohlfs in seine Skizze und überzeugte Petermann mit zwei Argumenten von dessen Richtigkeit. Zum einen war Bu Bekr „aus Serike gebürtig, der jetzigen regierenden Familie angehörig“. Er stammte also direkt aus dem Tibesti und erschien darüber hinaus besonders zuverlässig, da er über einen hohen sozialen Status verfügte, der in den 1860er Jahren noch eines der gewichtigsten Argumente für Glaubwürdigkeit war.[20] Dies erlaubte es Rohlfs wohl auch, gegenüber Petermann von „meinen Teda Geographen“ zu sprechen – Bu Bekr ist der einzige namentlich genannte – und damit eine Bezeichnung zu verwenden, die wissenschaftliche Autorität impliziert. Zum anderen plädierte Rohlfs für die Zuverlässigkeit der Sand-Karte, indem er sich darauf berief, dass bereits der französische Forschungsreisende Henri Duveyrier sich auf eine solche Darstellung verlassen hatte – und tatsächlich findet sich Ähnliches bei vielen weiteren Expeditionen. Der vermutlich bekannteste Beleg dafür ist eine Karte, die der Herrscher des westafrikanischen Sokoto-Reiches, Mohammed Bello, dem britischen Reisenden Hugh Clapperton 1824 zunächst in den Sand und anschließend auf Papier zeichnete. Eine europäische Überarbeitung dieser Karte wurde später in Clappertons Reisebericht veröffentlicht.[21]
Dass Afrikaner, die von europäischen Reisenden nach geografischen Begebenheiten befragt wurden, immer wieder Karten in den Sand oder in die Erde zeichneten, könnte damit erklärt werden, dass genau dies von ihnen erbeten wurde. Das erscheint naheliegend, da das Ziel der Befragung die Erstellung einer Karte war und eine Visualisierung dafür zweckmäßiger ist als eine mündliche Beschreibung. Doch das spontane Erstellen solcher Karten war zumindest in einigen Regionen Nord- und Westafrikas ohnehin eine übliche Praxis zur Weitergabe von Raumwissen[22], weshalb es nicht weniger wahrscheinlich ist, dass diese Form des Wissenstransfers von den Befragten selbst gewählt wurde. Geht man folglich davon aus, dass das Zeichnen der Karte kein einmaliges Ereignis war, sondern eine erlernte und regelmäßig angewandte Technik, spricht dies für eine kompetente Erstellung, die jedoch auf anderen Konventionen beruhte, als Europäer es gewohnt waren. Da Rohlfs in seinem Brief aber lediglich schreibt, dass er den Verlauf der Täler durch Bu Bekrs Zeichnung in Erfahrung gebracht hat und weder auf den genauen Prozess noch seine Hintergründe genauer eingeht, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, auf wessen Initiative diese Form des Wissenstransfers beruhte und wie kompetent sie hier gehandhabt wurde.
Unabhängig davon steht außer Frage, dass sich Petermanns neuere Tibesti-Darstellung auf die Sand-Karte und die Itinerare, also im Wesentlichen auf das Raumwissen der befragten Teda berief. Allerdings wird dies bei alleiniger Betrachtung der Karte nicht offengelegt: Weder al-Gatroni noch Bu Bekr werden namentlich genannt, und überhaupt fehlt eine Angabe, dass die zugrundeliegenden Daten erhoben wurden, indem andere Reisende als Rohlfs befragt wurden. Im Titel ist schlicht von dessen „Forschungen über Tibesti“ zu lesen und nicht mehr wie in der Skizze „nach den Angaben verschiedener Teda entworfen“, womit deren erheblicher Beitrag außen vor gelassen wird. Ganz verschwiegen wurde dieser jedoch nicht, denn aus dem Reisebericht, der mit der Karte erschien, ging eindeutig hervor, dass Rohlfs seine Angaben von Ortskundigen hatte – auch wenn dies nicht so ausführlich wie im Brief beschrieben wurde.
Ebenso sehr wie die Beteiligung der Teda wurden die weiterhin bestehenden Unsicherheiten verschleiert. Ganz im Gegensatz zur älteren Karte sind keine Fragezeichen oder Ausdrücke wie „Lage ganz unbekannt“ mehr zu finden.[23] Dabei waren Rohlfs’ Angaben, wie er selbst bemängelte, überaus zweifelhaft, sodass er seine Hoffnungen auf die „Virtuosität“ Petermanns setzte. Diese bestand jedoch eher darin, mit seiner Karte den Eindruck einer Gewissheit zu vermitteln, die eigentlich gar nicht existierte. Schon drei Jahre nachdem Rohlfs seine Befragungen in Kaouar durchgeführt hatte, gelang es Gustav Nachtigal, das Tibesti selbst zu bereisen und eigene Messungen und Beobachtungen anzustellen. Als diese überblicksartig veröffentlicht wurden, ergänzte der Berliner Kartograf Heinrich Kiepert sie um Anmerkungen und eine Skizze, die er explizit in Bezug zu den Angaben Petermanns und Rohlfs’ setzte.[24] An einigen Stellen nahm er erhebliche Korrekturen vor; insbesondere hatte sich herausgestellt, dass, anders als von al-Gatroni beschrieben, eine Verbindung des Tibesti zu einem anderen Gebirge „keineswegs in ununterbrochener Flucht“ existiert.[25] Daneben erwiesen sich einige Richtungen und Entfernungen der von Rohlfs’ gesammelten Itinerare als falsch, wie sich zum Beispiel an Zouar zeigt, das drei Tagesreisen südwestlich von Tao liegen sollte, nach Nachtigal hingegen eine Tagesreise östlich.[26] Anderes wiederum, zum Beispiel die Positionen des Tarso Toussidé und der Ortschaft Bardaï, erschienen jedenfalls im Kern richtig. Die Position von Enneri Tao wurde sogar „unverändert beibehalten“, da Nachtigal hierzu übereinstimmend berichtete und „eine Sicherung der Ortslage innerhalb gewisser Grenzen“ möglich schien.[27] Somit bewertete Nachtigal, nachdem er das Tibesti besucht hatte, Petermanns und Rohlfs’ Darstellung trotz der genannten Kritik als „eine im Ganzen treffliche Karte“.[28]
Dennoch hat Rohlfs, als er wenige Jahre zuvor aus Kaouar schrieb, es sei ihm gelungen „ein treues Bild von Tu zu entwerfen“, ohne Zweifel übertrieben. Aber es konnte aus seinen Angaben eine Karte gefertigt werden, die die bisherigen europäischen Kenntnisse über das Tibesti erheblich erweiterte. Während es im Endprodukt nicht mehr ohne Weiteres ersichtlich ist, dass es nur zum Teil auf dem Engagement Petermanns und Rohlfs’ basierte, vermittelt ein Blick in den Entstehungsprozess einen differenzierteren Eindruck: Die Darstellung beruhte auf den Kenntnissen, die die befragten Teda über das Tibesti hatten und die zu einem guten Teil aus ihren eigenen Reisen stammten. Während auf diese Weise nahezu alle zugrundeliegenden Daten auf einem afrikanischen Beitrag beruhten, lag die Leistung der Europäer eher darin, den Wissenstransfer zu initiieren und fremdes Raumwissen in eigene Vorstellungen und Konventionen zu übersetzen. Der Einfluss der Teda blieb jedoch bis in das Endprodukt hinein sichtbar, wie sich beispielsweise an der verhältnismäßig starken Hervorhebung der Täler gegenüber den Gebirgszügen zeigt. Da bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts[29] viele europäische Afrikakarten auf ähnlichen mündlichen Angaben, teilweise auf anderen in den Boden gezeichneten Karten beruhten, lohnt es sich, den Entstehungsprozess geografischer und kartografischer Werke genauer zu betrachten und insbesondere dazugehörige Briefwechsel sowie Selbstzeugnisse überhaupt einzubeziehen. Schließlich kann auf diese Weise ein – wegen Mangel an Quellen oft schwer fassbarer – historiografischer Zugang zu nichteuropäischen Formen von Raumwissen sowie zu ihrem Einfluss auf europäische Wissenschaften gewonnen werden.
[1] Essay zur Quelle: Brief von Gerhard Rohlfs an August Petermann über die Geografie des Tibesti-Gebirges (10./13.6.1866), in: Themenportal Europäische Geschichte, 2024, URL: <https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-80076>.
[2] Ich danke Dominic Keyßner und den beiden anonymen GutachterInnen für die hilfreichen Anmerkungen zu früheren Versionen dieses Essays.
[3] Gerhard Rohlfs, Brief an August Petermann, Schimmedru in Kauar 1866, FB Gotha, SPA ARCH PGM 016/01, Bl. 47–53. Alle im Folgenden verwendeten Quellenzitate stammen, soweit nicht anders vermerkt, aus dieser Quelle.
[4] Zu den Transportbedingungen und Laufzeiten von Briefen europäischer Reisender aus Nordafrika vgl. Reiner Prass, Briefe aus Äthiopien und dem Sudan. Die Briefkommunikation zwischen europäischen Reisenden und dem Kartographen August Petermann in Gotha, 1854–1880, in: René Smolarski (Hrsg.), Verbindung halten. (Post)kommunikation unter schwierigen Verhältnissen, Göttingen 2021, S. 87–110.
[5] August Petermann, Original-Karte zur Übersicht von Gerhard Rohlfs Reise durch die grosse Wüste von Mursuk nach Kuka und seiner Forschungen über Tibesti, in: Petermanns Geographische Mitteilungen, Ergänzungsheft 25 (1868), T. 2, online über: DHB Erfurt/Gotha, URL: <https://collections.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/HisBest_derivate_00015799/Mittheilungen_Perthes_ErgBl_129602493_1868_25_0085.tif> (8.3.2024).
[6] Vgl. Iris Schröder, Das Wissen von der ganzen Welt. Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790–1870, Paderborn 2011, S. 119.
[7] In diesem Sinne plädiert auch Reiner Prass für eine stärkere Berücksichtigung von Briefen bei der Untersuchung der Geschichte von Forschungsreisen, vgl. ders., Forschungsreise und Wissensproduktion in Afrika in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Themenportal Europäische Geschichte, URL:, <http://www.europa.clio-online.de/searching/id/fdae-1728> (28.1.2024).
[8] Für einen Überblick über die Hintergründe der europäischen Erforschung Afrikas vgl. Dane Kennedy, The Last Blank Spaces. Exploring Africa and Australia, Cambridge/Massachusetts 2013.
[9] Zur Finanzierung von Expeditionen vgl. Cornelia Essner, Deutsche Afrikareisende im neunzehnten Jahrhundert. Zur Sozialgeschichte des Reisens, Stuttgart 1985, S. 16–36.
[10] Wichtig für die Finanzierung waren außerdem ein Beitrag des Bremer Senats und eine Spendensammlung in Bremen. Die Beiträge des Perthes-Verlags und der Berliner Gesellschaft für Erdkunde erfolgten teilweise über assoziierte Stiftungen. Dazu sowie allgemein zum Verlauf von Rohlfs Reise vgl. Günter Bolte, Gerhard Rohlfs. Anmerkungen zu einem bewegten Leben, Bremen 2019, S. 49–68.
[11] Vgl. Jean Chapelle, Nomades noirs du Sahara. Les Toubous, Paris 1982, S. 9f.
[12] Gerhard Rohlfs, Nachrichten von Gerhard Rohlfs, in: Petermanns Geographische Mitteilungen 12 (1866), S. 227–230, hier S. 230. Darüber hinaus wurde ein weiterer Brief mit derselben Ankündigung von der Royal Geographical Society in London veröffentlicht: Gerhard Rohlfs, Letter from M. Gérhard Rohlfs, in: Proceedings of the Royal Geographical Society of London 10 (1866), S. 69f, hier S. 70.
[13] Eine Woche später, am 20. Juni, schrieb Rohlfs einen Brief an Roderick Murchison, den Vorsitzenden der Royal Geographical Society, in dem er ebenfalls das Tibesti beschrieb, sich aber mit Verweis auf das an Petermann gesendete Material deutlich kürzer fasste und auf eine Skizze verzichtete. Dieser Brief wurde im folgenden Jahr in gekürzter Fassung veröffentlicht. Gerhard Rohlfs, Brief an Roderick Murchison, Schimmedru in Kauar 1866, Archiv der Royal Geographical Society, JMS/1/97; ders., Letters from Mr. Gerhard Rohlfs to Sir R. I. Murchison, in: Proceedings of the Royal Geographical Society of London 11 (1867), S. 33–35.
[14] Das gesamte Projekt der zehnblättrigen „Karte von Inner-Afrika“ untersucht Imre Josef Demhardt, Hopes, Hazards and a Haggle. Perthes’ Ten Sheet “Karte von Inner-Afrika”, in: Peter van der Krogt / Elri Liebenberg (Hrsg.), Proceedings of the International Symposium on “Old Worlds – New Worlds”. The History of Colonial Cartography 1750–1950, Utrecht 2006, URL: <https://history.icaci.org/wp-content/uploads/2016/09/Demhardt_Imre_2006.pdf> (12.4.2024).
[15] Gerhard Rohlfs, Gerhard Rohlfs’ Reise durch Nord-Afrika vom Mittelländischen Meere bis zum Busen von Guinea 1865 bis 1867. 1. Hälfte: von Tripoli nach Kuka (Fesan, Sahara, Bornu), in: Petermanns Geographische Mitteilungen, Ergänzungsheft 25 (1868), S. 34. Die Itinerare wurden nicht in die hier vorgestellte Transkription übernommen, weil sie zu umfangreich sind und außerdem in nahezu unveränderter Form in der genannten PGM-Ausgabe publiziert wurden. Bei den in den Quellen genannten Toponymen sind bei erstmaliger Nennung ihre heute üblichen Bezeichnungen in eckigen Klammern angegeben, sofern diese abweichen und identifizierbar sind.
[16] Für eine aktuelle topografische Karte des Tibesti vgl. z. B.: Topografische Karte Tibesti, in: topographic-map.com, URL: <https://de-lu.topographic-map.com/map-hpnwgp/Tibesti/> (13.4.2024).
[17] Vgl. Wolfgang Struck / Kristina Kuhn, Aus der Welt gefallen. Die Geographie der Verschollenen, Paderborn 2019, S. 49.
[18] Heinrich Barth, Account of Two Expeditions in Central Africa by the Furanys, in: Journal of the Royal Geographical Society 23 (1853), S. 120–122.
[19] Dazu passt, dass Petermann seine Ausbildung an einer geografischen Kunstschule machte. Ewald Weller, August Petermann: ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Entdeckungen und der Kartographie im 19. Jahrhundert, Leipzig 1911, S. 17.
[20] Kennedy, The Last Blank Spaces, S. 7–14.
[21] Dixon Denham / Hugh Clapperton / Walter Oudney, Narrative of Travels and Discoveries in Northern and Central Africa, in the Years 1822, 1823 and 1824, Bd. 2, London 1826, S. 330; vgl. Felix Driver, The World and Africa. Rediscovering African Geographies, London 2011, S. 6f.
[22] Thomas J. Bassett, Indigenous Mapmaking in Intertropical Africa, in: David Woodward / G. Malcolm Lewis (Hrsg.), The History of Cartography, Bd. 2, Buch 3: Cartography in the Traditional African, American, Arctic, Australian, and Pacific Societies, Chicago 1998, S. 24–48, hier S. 33–36.
[23] Dies entspricht einem allgemeinen Trend der Kartografie, dem sich Petermann relativ spät, Ende der 1860er Jahre, anschloss, vgl. Schröder, Das Wissen von der ganzen Welt, S. 178.
[24] Gustav Nachtigal, Reise Dr. G. Nachtigall’s nach Tibesti, aus brieflichen Mittheilungen, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (1870), S. 69–75; Heinrich Kiepert, Vorläufige Skizze von Dr. Nachtigall’s Route nach Tibesti. Juli–August 1869, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 5 (1870), T. 2, online über: DigiZeitschriften, URL: <https://www.digizeitschriften.de/id/391365657_1870_0005?tify=%7B%22pages%22%3A%5B735%5D%2C%22view%22%3A%22toc%22%7D> (15.4.2024).
[25] Nachtigal, Reise Dr. G. Nachtigall’s nach Tibesti, S. 72.
[26] Ebd., S. 73.
[27] Ebd., S. 69.
[28] Ebd.
[29] Vor allem ab dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts änderten sich Reise- und Wissenschaftspraktiken europäischer Forscher. Durch die koloniale Landnahme sowie medizinische und technische Fortschritte wurde das Durchführen von Expeditionen leichter und gefahrloser, gleichzeitig nahm die Abhängigkeit von Afrikanern ab. In Bezug auf Geografie und Kartografie bedeutete das, dass die hier beschriebenen Befragungstechniken von einer professionalisierten Vermessungspraxis abgelöst wurden, vgl. Carsten Gräbel, Die Erforschung der Kolonien. Expeditionen und koloniale Wissenskultur deutscher Geographen, 1884–1919, Bielefeld 2015.
Literaturhinweise: