Kultur und Beruf in Europa

Isabella Löhr, Matthias Middell, Hannes Siegrist (Hrsg.): Kultur und Beruf in Europa, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012, 310 S., ISBN: 978-3-515-10111-0, Preis: EUR 29,00, Band 2 der Schriftenreihe Europäische Geschichte in Quellen und Essays.

Kurztext

Was ist ein Künstler? Wie unterscheiden sich Kulturschaffende von kulturell gebildeten Laien und wie lässt sich feststellen, ob aus einem Quereinsteiger ein professioneller Künstler geworden ist? Was kennzeichnet einen Wissensberuf und wie entsteht eine spezifische Experten- und Wissenskultur? Tänzer, Komponisten, Filmkritiker, Verleger, Werbetreibende, Kulturfunktionäre, Kulturpolitiker, Intellektuelle und Wissenschaftler dienen den Autorinnen und Autoren dieses Bandes als Beispiele für die facettenreiche Geschichte der Professionalisierung von Kunst, Kultur und Wissenschaft in Europa im 19. und 20. Jahrhundert. Die Kombination von historischer Quelle und einem kurzen, einleitenden Essay führt den Lesern plastisch vor Augen, wie die historischen Akteure Europa über die soziale und symbolische Inszenierung ihres Spezialwissens und die dazugehörigen Praktiken, Institutionen, Selbst- und Fremdbilder herstellten. Der Band bietet eine kurzweilige Lektüre und zahlreiche Anregungen für Lehre und Studium.

Inhaltverzeichnis

Isabella Löhr, Matthias Middell:
Kultur als Beruf in Europa. Perspektiven aus Kunst, Kultur und Wissenschaft [S. 11]

1. Die berufsförmige Organisation und Institutionalisierung von Kunst und Kultur

Jürgen Kocka:
Kultur und Technik. Aspirationen der Ingenieure im Kaiserreich [S. 29]
Quelle: Technische Kultur und der Ehrgeiz der Ingenieure: Wilhelm Franz (1909) und Ludwig Brinkmann (1908) über den Beruf des Ingenieur [S. 34]

Stefan Troebst:
Karrierekatalysator Pferd. Der Krakauer Schlachten- und Historienmaler Wojciech Kossak (1857–1942) als Staatskünstler des Deutschen Kaiserreiches und der Zweiten Polnischen Republik [S. 37]
Quelle: Wilhelm und Wojciech: Der deutsche Kaiser und sein polnischer Hofmaler (1899, 1928) [S. 46]

Heide Lazarus:
Tanz als Beruf [S. 51]
Quelle: Fritz Böhme: Die soziale Aufgabe und Lage des Tänzers (1930) [S. 58]

Juliane Scholz:
Deutsche Drehbuchautoren in Hollywood (1933–1945) [S. 61]
Quelle: Alfred Neumann als Drehbuchautor in Hollywood. Briefe an Hermann Kesten (1941) [S. 68]

Dorothea Trebesius:
Der Beruf des Komponisten und die Künstlerpolitik der DDR [S. 71]
Quelle: Ottmar Gerster: Die Aufgaben des Komponisten von Heute (um 1954) [S. 76]

Thomas Höpel:
Das Berufsbild des Kulturwissenschaftlers. Die Professionalisierung der Kulturfunktionäre in der DDR [S. 78]
Quelle: Das Berufsbild des Kulturwissenschaftlers in der DDR (20. August 1963) [S. 86]

2. Kulturberufe zwischen Kommerzialisierung und Populärkultur

Christophe Charle:
Presse, théatre et littérature en 1843. Le diagnostic d’un professionel, Honoré de Balzac [S. 91]
Quelle: Honoré de Balzac: Monographie de la presse parisienne (1843) [S. 96]

Harald Homann, Verena Ott:
Das Europa der Konsumenten: Konsumkultur, Konsumentenmoral und Kulturkritik um 1900 und 2000 [S. 99]
Quelle: Konsumentenerziehung in Europa im 20. Jahrhundert: Satzungen und Geschäftsbericht des Käuferbundes Deutschland (1907) und des Vereins TransFair (2010) [S. 106]

Kerstin Lange:
Der Transfer des argentinischen Tangos in die populäre Kultur der europäischen Großstadt um 1900 [S. 109]
Quelle: Weshalb der Tango die Welt erobert (1. November 1913) [S. 114]

Irmtraud und Albrecht Götz von Olenhusen:
Siegfried Kracauer – Zur Entwicklung der professionellen Filmkritik in der Weimarer Republik [S. 116]
Quelle: Siegfried Kracauer und die Professionalisierung der Filmkritik: Internationaler Tonfilm? (1931) und Über die Aufgabe des Filmkritikers (1932) [S. 122]

Hasso Spode:
Geburt einer Wissenschaft: Zur Professionalisierung der Tourismusforschung [S. 125]
Quelle: Letzte Ausgabe des Archivs für den Fremdenverkehr (1935) [S. 136]

Siegfried Lokatis:
DDR-Literatur aus der Schweiz [S. 137]
Quelle: Zensurgutachten über Das Walroß und die Veilchen von Heinrich Strub (1952) [S. 146]

Manuel Schramm:
Das Europa der Motivforschung. Kultur und Beruf am Beispiel der Werbetreibenden nach dem Zweiten Weltkrieg [S. 149]
Quelle: Ernest Dichter: Europas unsichtbare Mauern (1962) [S. 155]

3. Transfer, Kooperation, Konkurrenz – Europa als Wissenschaftsraum

David Sugarman:
Making Respected Gentlemen out of Law Professors. A Commentary on Albert Venn Dicey, Can English Law Be Taught at the Universities? [S. 161]
Quelle: Albert Venn Dicey: Can English Law be Taught at the Universities? (1883) [S. 166]

Jakob Vogel:
Wissenschaft am Rande Europas? Osman Hamdi Bey und die Professionalisierung der osmanischen Archäologie [S. 169]
Quelle: Osman Hamdi Bey über die Ausgrabungen in Sidon (1892) [S. 177]

Katja Naumann:
Das Bemühen des US-amerikanischen Historikerverbandes um ein nationales Schulcurriculum in Geschichte nach deutschem Vorbild [S. 180]
Quelle: The Study of History in Schools: A Report to the American Historical Association by the Committee of Seven (1898) [S. 186]

Charles McClelland:
The German Model for American Medical Reform [S. 189]
Quelle: Abraham Flexner: Medical Education in the United States and Canada (1910) [S. 194]

Dietmar Müller:
Die Institutionalisierung sozialwissenschaftlichen Wissens in der Zwischenkriegszeit: Das Rumänische Sozial-Institut und der Verein für Socialpolitik [S. 197]
Quelle: Dimitrie Gusti und die Gründung der rumänischen Gesellschaft zu Studium und Umsetzung von Sozialreformen (April 1918) [S. 203]

Frank Hadler:
Graben wie die Großen in Kleinasien: Ein frisch berufener Prager Professor umreißt mit weltpolitischen Argumenten sein archäologisches Karrierefeld [S. 206]
Quelle: Bedrich Hrozný: Nové úkoly orientální archeologie [S. Neue Aufgaben der Orientarchäologie] (1920) [S. 214]

Helke Rausch:
Professionalisierung als diplomatische Strategie: Das US-amerikanische Carnegie Endowment in Europa vor 1945 [S. 217]
Quelle: New Carnegie Work Planned for Europe (29. Juni 1926) [S. 226]

Steffi Marung:
Ungleiche Schwestern in der europäischen Familie: Russische Orientalistik und sowjetische Afrikanistik als Teil der europäischen Regionalwissenschaften seit dem Ende des 19. Jahrhunderts [S. 227]
Quelle: Wissen für eine neue Weltordnung. Die Perspektiven der Perestroika in der sowjetischen Zeitschrift Narodi Azii i Afriki (1989) [S. 235]

4. Expertenkulturen im 20. Jahrhundert: Krisen und Transformationsprozesse

Milan Ristovic:
In the Government’s Service and in the Shadow of the State: Civil Servant in the Serbian and Yugoslav Social Context in the 19th and 20th Centuries [S. 241]
Quelle: Report by the Belgrade City Administration About Improper Conduct of Junior Civil Servants (1901) and Law on Civil Servants and Other Civil Public Employees (1923) [S. 248]

Klaus Christian Köhnke:
Georg Simmel als Kulturpolitiker [S. 252]
Quelle: Anlage zum Brief Georg Simmels an Stefan George (24. Februar 1903) [S. 257]

Augusta Dimou:
„Wir verwandeln uns in eine Kolonie fremdsprachiger Bücher“. Das Buch als Kulturproblem im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit [S. 259]
Quelle: Miloš Crnjanski: Wir verwandeln uns in eine Kolonie fremdsprachiger Bücher. Das Problem unserer Kultur (März 1932) [S. 267]

Isabella Löhr:
Fluchthilfe zur Rettung der Zunft: Die akademische Zwangsmigration in den 1930er-Jahren [S. 270]
Quelle: Memorandum on the Formation of the Society for the Protection of Science and Learning (1935) [S. 277]

Konrad H. Jarausch:
„Wo man die stärksten Bindungen fühlt“: Zur Remigration von Historikern nach 1945 [S. 279]
Quelle: Aufruf: Gemaßregelte Dozenten sollen sich melden (29. Dezember 1945) [S. 286]

Hartmut Kaelble:
Intellektuelle in Frankreich und der Bundesrepublik um 1970 [S. 287]
Quelle: Alfred Grosser: Die Intellektuellen (1976) [S. 294]

Lena Heinze:
Tradition und Transformation. Das Leipziger Verlagswesen nach Ende der Gutenberg-Galaxie [S. 297]
Quelle: Burkhard Jung: Geschichte und Gegenwart des Buches in Leipzig (2009) [S. 305]

 

Autorinnen und Autoren [S. 308]