Essays/

(17.04.2024)
By Sebastian Kühn
In der Frühen Neuzeit waren viele Menschen häufig unterwegs. Die Kutsche ist einer der Räume, die als spezifischer sozialer Mikrokosmos des Unterwegsseins verstanden werden kann. Auch der Theologe Heinrich Julius Elers war viel unterwegs; vor allem aber schrieb er viel darüber. In diesen „Kutschenbriefen“ gibt er seine religiösen Gespräche mit den Mitreisenden wieder. Wie schildert er die Situation in der Kutsche? Welche Funktion hatten diese Briefe für ihn und für die Adressaten? Und was lässt sich daraus ermitteln in Bezug auf die religiösen Praktiken und Vorstellungen, die meist mit dem Stempel des Pietismus versehen werden? Am Beispiel eines Kutschenbriefes lässt sich also genauer das Verhältnis von Reisen, Religiosität und Schreiben um 1700 eruieren. [read on...]
 
(27.03.2024)
By Susann Worschech
Als im Jahr 1679 die Pest in Wien wütete und innerhalb weniger Monate tausende Opfer forderte, schwor der habsburgische Monarch Kaiser Leopold I. während seiner Flucht aus der Stadt, eine Gnadensäule in Wien zu errichten, sobald die Epidemie beendet sein würde. Unmittelbar nach dem Abklingen der Epidemie wurde zunächst eine hölzerne, später eine marmorne Pest- bzw. Dreifaltigkeitssäule errichtet. Bis heute symbolisiert die Wiener Pestsäule – und viele weitere, die in den Folgejahren in zahlreichen Städten des österreich-ungarischen Großreiches entstanden – nicht nur die öffentliche Bezeugung von Dankbarkeit für das Überstehen der Epidemie, sondern auch die strategische und offensichtlich widerspruchsfreie Verschränkung zweier Weltordnungen: Die Säule zeigt einträchtig die christliche Dreipersönlichkeit Gottes sowie die Struktur Menschheit – Engel – Gott und zugleich die drei Teilreiche der Habsburgermonarchie. Sie steht aber auch für die unmittelbare Wiedererrichtung der politischen, gesellschaftlichen und religiös-sozialen Ordnung nach einer großen Krise und damit für ein zyklisches Zeit- und Weltverständnis, das Krisen als Störungen in einem sonst immerwährenden Kreislauf wahrnimmt. [read on...]

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European History in Sources and Essays

The book series European History in Sources and Essays covers the history of Europe and Europeans from the 18th century to the present day through original textual and visual documents that are placed in their historical contexts with the help of an accompanying academic essay. Historians and social and cultural scientists working in history show why and in what ways the events, structures, processes, ideas, and expressions they examine are significant for the course of Europe's history, the historical consciousness of Europeans, and contemporary challenges. ISSN 2194-5373 [More..]

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