Die romanistische Landeswissenschaft Das ungeliebte Kind der deutschen Romanistik

In den frühen siebziger Jahren bemühten sich junge Romanisten, Historiker und Politologen, die Romanistik um eine historisch-sozialwissenschaftliche Komponente zu erweitern. Dadurch sollte den Romanistikstudenten der Zugang zu den romanischen Ländern, insbesondere Frankreich erleichtert und so ein Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung geleistet werden. Die Reformbewegung setzte sich kritisch mit der damals herrschenden Landeskunde auseinander, der sie Faktizismus, Beliebigkeit und Theorielosigkeit vorwarf. Ihr stellte sie das Konzept einer historisch fundierten, sozialwissenschaftlich orientierten Landeswissenschaft entgegen, die sich vor allem mit den Problemen der Industriegesellschaft beschäftigen sollte. Dieses Konzept stieß auf den heftigen Widerstand von Philologen, die eine Entphilologisierung und Banalisierung der Romanistik fürchteten.[...]

Die romanistische Landeswissenschaft. Das ungeliebte Kind der deutschen Romanistik[*]

Von Roland Höhne

In den frühen siebziger Jahren bemühten sich junge Romanisten, Historiker und Politologen, die Romanistik um eine historisch-sozialwissenschaftliche Komponente zu erweitern. Dadurch sollte den Romanistikstudenten der Zugang zu den romanischen Ländern, insbesondere Frankreich erleichtert und so ein Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung geleistet werden. Die Reformbewegung setzte sich kritisch mit der damals herrschenden Landeskunde auseinander, der sie Faktizismus, Beliebigkeit und Theorielosigkeit vorwarf. Ihr stellte sie das Konzept einer historisch fundierten, sozialwissenschaftlich orientierten Landeswissenschaft entgegen, die sich vor allem mit den Problemen der Industriegesellschaft beschäftigen sollte. Dieses Konzept stieß auf den heftigen Wider­stand von Philologen, die eine Entphilologisierung und Banalisierung der Romanistik fürchteten. Trotzdem ist es im Laufe der siebziger und achtziger Jahre gelungen, die Landeswissenschaft als eigenständigen Arbeitsbereich der Romanistik an einigen Universitäten zu etablieren. Seit den neunziger Jahren wird sie jedoch zunehmend von den Kulturwissenschaften bedrängt. Sie wird sich daher als eigenständige Disziplin im Fachzusammenhang der Romanistik nur behaupten können, wenn sie sich kulturwissenschaftlichen Fragestellungen öffnet, ohne dabei jedoch ihre historisch-sozialwissenschaftliche Orientierung aufzugeben.

Au début des années 1970, de jeunes romanistes, des historiens et des politologues allemands ont essayé d’introduire dans les études de Romanistik allemande une composante historique et sociologique. Leur intention était de faciliter l’accès des étudiants aux pays de langue romane, notamment à la France, et d’œuvrer ainsi au rapprochement franco-allemand. Critiquant sévèrement la Landeskunde qui prévalait à l’époque et à laquelle ils reprochaient d’être un enseignement factuel, arbitraire et sans fondement théorique, ils proposaient au contraire un véritable programme scientifique axé sur l’histoire, la société et la politique françaises, autrement dit une Landeswissenschaft. Des philologues traditionalistes s’opposèrent énergiquement à cette conception, craignant une déphilologisation de la Romanistik. Malgré leur opposition, la Landeswissenschaft est parvenue à prendre pied dans plusieurs universités allemandes et à s’y imposer comme une spécialité autonome au sein des départements de Romanistik.. Depuis les années 1990, elle est de plus en plus concurrencée par les sciences de la culture. Dans cette situation, l’auteur émet l’hypothèse qu’elle ne pourra subsister en tant que telle qu’à la condition de s’ouvrir aux questions et méthodes des Kulturwissenschaften sans toutefois abandonner ses orientations historiques et sociologiques.

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Genese und Institutionalisierung

Die romanistische Landeswissenschaft entstand Anfang der 1970er Jahre des 20. Jahrhunderts in der kritischen Auseinandersetzung mit der traditionellen Landes- und Realienkunde. Die im ausgehenden 19. Jahrhundert entstandene Frankreich­kunde vermittelte „Realien“, das heißt Faktenwissen über das Zielsprachenland, so vor allem Sitten, Gebräuche, Traditionen, aber auch Informationen über Geo­grafie, Infrastruktur, politische Institutionen und Führungspersönlichkeiten nach einem vorgegebenen Kanon. Sie diente im wilhelminischen Kaiserreich vor allem zur Festigung des eigenen Nati­onalbewusstseins, aber auch zur „Feindaufklärung“ über einen potentiellen Kriegsgegner.[1] Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg wurde sie weitgehend von der Kulturkunde abgelöst. Diese sollte es ermöglichen, das Wesen der französischen Kultur zu erfassen und so helfen, das eigene kultu­relle Wesen besser zu erkennen. Dabei wurde ein grundlegender Gegensatz zwi­schen deutscher und französischer Kultur analog zum politischen Gegensatz konstruiert. Das Wesen wurde als essentialistisch gegeben, nicht als historisch entstanden angenommen. Dadurch verabsolutierte die Kulturkunde die nationalen Unterschiede. Neben ihr behaup­tete sich aber eine modifizierte Realienkunde.[2] An die Stelle beider trat im NS-Regime in der Schule die Volkstumskunde. Sie ging wie die Wesenskunde von der Annahme einer kulturellen Essenz aus, begründete diese nun aber völkisch. Im Unterschied zur Wesenskunde benutzte sie die kultu­rellen Unterschiede zur Konstruktion einer pseudowissenschaftlichen Taxonomie höher- und minderwertiger Völker und legitimierte damit das NS-Regime und seine Volkstumspolitik. An der Universität dominierte jedoch weiterhin die Kul­turkunde. Sie wurde aber von einigen ihrer Vertreter dem Zeitgeist angepasst und geriet so in das völkische Fahrwasser. Als Reaktion auf sie entfaltete sich in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre im Zuge der Westin­tegration der jungen Bundesrepublik eine positivistische Landeskunde. Diese be­mühte sich, ähnlich wie einst die Realienkunde, um die Vermittlung von „objekti­ven“ Informationen über die europäischen Nachbarländer, insbesondere Frank­reich, betonte jedoch die Vielfalt der Sprachen und Kulturen und verzichtete auf deren Bewertung.

Neue Impulse erhielt die Landeskunde in den 1970er Jahren durch die Reform­dis­kussion innerhalb der Romanistik und durch die sozial­wissen­schaft­liche Frank­reich­forschung. Innerhalb der Romanistik bemühten sich junge Philo­lo­gen um eine Erneuerung des Faches durch die Integration sozial­wissen­schaft­li­cher Ele­men­te. Zum Zentrum dieser Reformbestrebungen wurde die Konferenz der Roma­ni­schen Seminare. Unter dem Einfluss der Sozialwissenschaften kriti­sier­ten die Teil­nehmer der Reformdebatte die Inhalte und Methoden der seit den 1950er Jahren praktizierten Landeskunde. Sie warfen ihr vor, konservative Vor­stel­lun­gen über Frankreich zu tradieren und weder ein wissenschaftlich definiertes Erkennt­nis­interesse noch ein methodologisches Instrumentarium zur Erarbeitung und Ver­mittlung von Inhalten zu besitzen. Sie sei somit unwissenschaftlich und gleiche noch immer einem „gigantischen Trödelladen“[3], in dem wahllos hetero­ge­ne Wissensbestände ohne wissenschaftlich definierte Fragestellungen oder erkennt­nis­leitende Interessen von Nichtexperten feilgeboten würden.[4] Sie ermögliche daher keine kritische Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität des Objektlandes. Die Kritiker forderten deshalb eine wissenschaftliche Fundierung der Landeskunde und ihre Integration als eigenständigen Lehr- und For­schungs­bereich in die Romanistik.[5] Unterstützt wurden sie von einigen jungen Sozial­wissen­schaftlern und Historikern, die in Frankreich die Grundideen der civilisation allemande kennengelernt hatten.[6] So bildete sich eine Reformallianz aus Philologen, Politologen und Historikern. Eine Arbeitsgruppe am Deutsch-Franzö­sischen Institut Ludwigsburg sowie die Landeskundesektionen der Romanistentage des Deutschen Romanisten-Verbandes von Gießen (1977), Saar­brücken (1979), Regensburg (1981) und Berlin (1983) griffen diese Forderung auf und erarbeiteten entsprechende wissenschaftliche und curriculare Konzepte.[7] Diese stießen jedoch auf den erbitterten Widerstand traditioneller Philologen, die in ihnen eine Bedrohung der wissenschaftlichen Substanz des Faches (und damit ihr­er eigenen Definitionshoheit), die Gefahr der „Entphilologisierung“ der Roma­nis­tik sahen und sehen.[8] Wenn es trotzdem im Laufe der 1980er und 1990er Jahre gelungen ist, die Landeswissenschaft an einigen Universitäten innerhalb der Roma­nistik zu etablieren, dann ist dies vor allem politischen und wirtschaftlichen Ent­wicklungen zu verdanken.

Politische und gesellschaftliche Impulse

Die Intensivierung der deutsch-französischen Beziehungen nach dem Ab­schluss des Élysée-Vertrages von 1963 und die Zunahme der gesellschaftlichen Interakti­onen in Westeuropa veranlassten die Kultusminister in den 1970er Jahren, die lan­deskundlichen Themen in den Lehrplänen signifikant zu erhöhen und auf die verstärkte Vermittlung landeskundlicher Inhalte im schulischen Fremdspra­chen­unterricht zu drängen. Die Hochschulromanistik wurde dadurch gezwungen, der Landeskunde in der universitären Lehre einen größeren Platz einzuräumen, wollte sie die zukünftigen Französischlehrer adäquat auf ihre berufliche Tätigkeit vorbe­reiten. Im Laufe der 1970er Jahre wurden daher verstärkt Lehraufträge für Landes- und Frankreichkunde vergeben und in einigen Universitäten, so der FU und der TU Berlin, gar eigene Assistenturen für diesen Bereich eingerichtet. Die ver­stärkte Beachtung landeskundlicher Themen durch die schulischen Lehrpläne führte auch zu einer lebhaften Diskussion unter Französischlehrern und Fremd­sprachendidaktikern über die Verbindung von Landeskunde und Spracherwerb im schulischen Fremdsprachenunterricht[9] und beeinflusste die wissenschaftliche Debatte über die Neudefinition des landeskundlichen Erkenntnisinteresses inner­halb der Hochschulromanistik.[10]

Auftrieb erhielt die Institutionalisierung der wissenschaftlich fundierten Lan­deskunde als Landeswissenschaft innerhalb der Romanistik auch durch die wach­sende Nachfrage gesellschaftlicher Organisationen sowie der Wirtschaft nach Länderspezialisten. Sie führte an Fachhochschulen und Universitäten zur Erweite­rung des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums durch landeskundliche und interkulturelle Elemente[11] sowie zur Einrichtung von berufsbezogenen Diplomstu­diengängen in den Philologien an den Universitäten Gießen, Kassel und Passau, die durch die Kombination philologischer und nichtphilologischer Studienele­mente ihre Absolventen auf außerschulische Tätigkeitsfelder in den Bereichen Wirtschaft, Kommunikation, Medien, Tourismus und internationale Organisatio­nen vorbereiten wollen. Hier nehmen die Landeswissenschaften als Bindeglied zwischen der Literatur- und Sprachwissenschaft sowie den „Sachfächern“, meis­tens den Wirtschaftswissenschaften, eine zentrale Stellung ein.[12] Die Rekonstruk­tion der Romanistik in den ost- und mitteldeutschen Ländern nach der Wiederver­einigung ermöglichte dann Anfang der 1990er Jahre auch die Schaffung einer lan­deswissenschaftlichen Professur an der TU Dresden.

Begrifflichkeit

In der Landeskundediskussion der 1970er Jahre wurden nicht nur Inhalt und Zielset­zung, sondern auch der Begriff Landeskunde an sich infrage gestellt. Er war durch die Kulturkunde historisch belastet und schien damit wissenschaftlich verbraucht. Er war jedoch im Fremdsprachenunterricht seit langem eingeführt und damit allgemein bekannt. Deshalb benutzten ihn die Reformer zunächst weiter, ersetzten ihn aber dann durch den Begriff der Landeswissenschaft. Sie wollten so den Bruch mit der Landeskunde verdeutlichen und den wissenschaftlichen An­spruch der neuen Landeskunde demonstrieren.[13] Der neue Name setzte sich mit den neuen Inhalten im Laufe der 1980er Jahre zunächst in der Fachliteratur, dann auch in der Hochschule durch. Alternative Bezeichnungen wie civilisation française in Analogie zur französischen civilisation allemande fanden dagegen kaum Reso­nanz. Der alte Begriff behauptete sich dagegen im schulischen Fremd­sprachen­unterricht. Begründet wurde dies vor allem mit dem Unterschied der Anspruchs­ebene und des Anwendungsbereichs von schulischer Landeskunde und universitä­rer Landeswissenschaft. Weltanschauliche und bildungspolitische Motive dürften jedoch auch eine Rolle gespielt haben.[14]

Ansätze und Methoden

Didaktische und sozialwissenschaftliche Ansätze

Infolge der Einbindung der Landeswissenschaft in die Lehrerausbildung und ihrer gesellschaftskritischen Orientierung wurde diese zunächst von didaktischen und sozialwissenschaftlichen Ansätzen beherrscht. Die didaktischen Ansätze be­stimmten den Gegenstand ihrer theoretischen Überlegungen von den Lernzielen des schulischen Fremdsprachenunterrichtes bzw. der Sprachvermittlung her. Ihren Vertretern ging es vor allem um den Abbau von Kommunikationshemmnissen zwischen Deutschland und Frankreich im Interesse transnationaler Kommunikati­onsfähigkeit. Sie beschäftigten sich deshalb vorrangig mit tradierten Länderbil­dern, das heißt mit ethnozentrischen Perzeptions- und Deutungsmustern und bedienten sich dabei vor allem literaturwissenschaftlicher und ideologiekritischer Methoden. Außerdem bemühten sie sich um die Vermittlung länderspezifischer Informationen. Diese wurde jedoch den Zielen des Spracherwerbs untergeordnet und damit an die Sprachprogression gebunden.[15] Die Landeswissenschaft blieb dadurch eine Komponente der Fremdsprachendidaktik, welche die Auswahl der zu vermittelnden Informationen bestimmte. Da deren Vertreter meistens von abstrakten, humanistisch oder gesellschaftskritisch inspirierten Lernzielvorgaben ausgingen, tendierten sie dazu, die notwendige Vermittlung von gesellschaftli­chem Realprozess und wissenschaftlicher Gegenstandskonstitution zu vernachläs­sigen.

Auch die sozialwissenschaftlichen Ansätze gingen in ihren theoretischen und methodologischen Überlegungen von den Anforderungen der Fremdsprachenleh­rerausbildung bzw. der Sprachvermittlung aus. Ihre Vertreter bestimmten den Gegenstand der Landeswissenschaft jedoch nicht von allgemeinen schulischen Lernzielen, sondern vom politischen Ziel der deutsch-französischen Verständi­gung her. Im Interesse dieser Verständigung strebten sie die Schaffung einer transnationalen Kommunikations- und Handlungskompetenz an. Dieser Zielset­zung sollte die Vermittlung eines „Orientierungswissens“ über die Gesellschaft des Ziellandes dienen. Da Frankreich und Deutschland beide entwickelte Indust­riestaaten sind, plädierte Hans-Manfred Bock 1978 für eine Konzentration der Landes­wissenschaft auf „die wichtigsten politisch-gesellschaftlichen Probleme moder­ner kapitalistischer Industriestaaten“.[16] In den 1980er Jahren erweiterte Bock den Gegenstandsbereich der Landeswissenschaft um den Ländervergleich und beschäftigte sich nun verstärkt nicht nur mit den politischen und sozialen, sondern auch den kulturellen sowie zivilgesellschaftlichen Beziehungen zwischen Frank­reich und Deutschland.[17]

Robert Picht und Gisela Baumgratz konzentrierten sich ebenfalls auf die Be­schäftigung mit der Gesellschaft des Objektlandes, schlossen jedoch deren neuere Entstehungsgeschichte in ihre Gegenstandsbestimmung mit ein. 1978 definierten sie den Gegenstand der Landeswissenschaft als „Geschichte und Gegenwart einer nationalstaatlich organisierten Gesellschaft“ und bezeichneten eine so definierte Landeskunde als „integratives Moment“ der neusprachlichen Philologien. Für das Studium betrachteten sie den „Erwerb eines historischen und gesellschaftlichen Grundwissens“ als unerlässlich.[18] Die historische Dimension, die in dieser Gegen­standsbestimmung von Landeswissenschaft noch enthalten ist, gerät bei Picht später jedoch in den Hintergrund. Die Eigen- und Fremdbilder, mit denen er sich 1980 auseinandersetzte, wurden weniger aus geschichtlichen Erfahrungen als vielmehr aus gruppendynamischen Zwängen, der individuellen Biografie und ähnlichem abgeleitet.[19] Später bezog auch Picht die kulturellen Beziehungen in seine Definition des landeskundlichen Gegenstandsbereichs ein, beschränkte diese aber auf die institutionalisierte Kommunikation von Gruppen und Personen unter Auslassung der Hochkultur.[20]

Die Vertreter der didaktischen und der sozialwissenschaftlichen Ansätze plä­dierten für eine enge Zusammenarbeit von Landes-, Literatur- und Sprachwissen­schaft(en) in Lehre und Forschung. So empfahl Robert Picht die Schaffung inter­disziplinärer Arbeitsstrukturen[21], Roland Höhne und Thomas Arnold entwickelten ein interdisziplinäres Konzept für einen alternativen Diplomstudiengang Roma­nistik, in dem die drei Teildisziplinen eng aufeinander bezogen sein sollten[22] und Hans-Manfred Bock zeigte gemeinsam mit dem Linguisten Manfred Raupach Möglichkeiten einer Kooperation der Landeswissenschaft mit der Literatur- und der Sprachwissenschaft auf.[23] All diese Vorschläge fanden jedoch bei der Mehr­heit der Philologen kein Gehör. Lediglich an einigen Universitäten, so Kassel, Passau und später Dresden entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen den drei romanistischen Teildisziplinen im Rahmen alternativer Studiengänge.

Die Beschäftigungskrise der Geisteswissenschaftler, die mit zur Einrichtung „alternativer“ Studiengänge in den Philologien beigetragen hatte, zwang auch die Landeswissenschaftler in den 1980er Jahren erneut zur Selbstreflexion über Inhalte, Aufgaben, Methoden und Schwerpunktsetzungen ihres Arbeitsgebietes. Im Mit­telpunkt ihrer Überlegungen standen nun nicht mehr die Probleme der Sprach­vermittlung, sondern der interkulturellen Kommunikation in der Wirtschaft, in den Medien und in internationalen Organisationen. Dieses neue Interesse inspi­rierte zahlreiche Untersuchungen über Kultur, Identität und Kommunikation, über internationale Wirtschaftskommunikation, über Kommunikationsprobleme in bi- und multinationalen Unternehmen sowie über „Kulturmauern“ in den Köpfen von Deutschen und Franzosen[24], aber auch über den „französischen Wirtschaftsstil“.[25] Daraus ergaben sich fruchtbare Anregungen für die sozialwissenschaftliche Frankreichforschung, die ihrerseits die Landeswissenschaften befruchtete.

Sozial- und mentalitätsgeschichtliche Ansätze, „Integrative Landeskunde“ und Kulturwissenschaften

Ein zentrales Problem der Landeswissenschaft bildete und bildet weiterhin die Integration ihrer verschiedenen Dimensionen. Wolfgang Asholt schlug daher 1990 vor, die Nouvelle Histoire zur theoretischen Grundlage einer historisch ausgerichteten Landeswissenschaft zu machen. Nur so sei es möglich, die Ereig­nis- und Strukturgeschichte mit der Sozial- und Mentalitätsgeschichte zu einer histoire totale zu verbinden.[26] Dorothee Röseberg plädierte dagegen für eine „inte­grative Landeskunde“.[27] Diese sollte interdisziplinär von Länderspezialisten der Geschichts-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften betrieben werden und der Vermittlung von systematischem Grundlagen- und Orientierungswissen im Grundstudium, im Sinne eines Propädeutikums dienen. Beide Konzepte konnten sich jedoch nicht durchsetzen.

Wesentlich erfolgreicher waren dagegen kulturwissenschaftliche Konzepte, die eng an philologische Traditionen anknüpften und sich teils als Alternative[28], teils als Krönung der geschichts- und sozialwissenschaftlichen Ansätze verstan­den.[29] Sie beruhen auf einem erweiterten Kulturbegriff, der auch die Lebensnor­men und Verhaltensweisen sowie die ihnen zugrunde liegenden Kulturmuster und Vorstellungsstrukturen umfasst. Im Gegensatz zu den sozialwissenschaftlichen Ansätzen beschäftigen sie sich nicht primär mit gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen, Institutionen und Organisationen, sondern vor allem mit kulturspezifi­schen Vorstellungsstrukturen sowie Denk-, Deutungs- und Wahrnehmungsmus­tern und ihren Kommunikationsformen. Methodisch stützen sie sich nicht nur auf das traditionelle Instrumentarium der Philologien, sondern auch auf das der Anth­ropologie, der Semiotik, der Semantik, der Kultursoziologie, der Diskursanalyse sowie der Begriffs- und Mentalitätsgeschichte.

Eine wichtige Rolle innerhalb der kulturwissenschaftlichen Ansätze spielt die Interkulturelle Kommunikation. Sie beschäftigt sich vor allem mit den interkultu­rellen Interaktionsformen, Wahrnehmungsvorgängen sowie Transfer- und Rezep­tionsprozessen. Ihr zentrales Interesse bildet nach Heinz Thoma die „bi- ggf. multilaterale Differenz in der Similarität auf der Ebene der Wissensvorräte, der national sowie der bilateral relevanten Deutungs-, Kommunikations- und Hand­lungsmuster in Geschichte und Gegenwart.“[30] Gegenstand der Landeswissenschaft sollte daher der – „nach sozialer Schichtung – zu differenzierende Vorrat an nati­onal bedeutsamen kulturellen Objektivationen, Mythenbildungen (Auto-, Hetero­stereotype) und Handlungsmuster in Geschichte und Gegenwart sowie die daraus resultierenden prognostizierbaren interkulturell-affektiven Verhaltenweisen, wel­che je konkrete Personen bzw. soziale Gruppen eines Ziellandes entscheidend präg­ten und prägen und bei einer bilateralen Begegnung bzw. Handlung kommunika­tionsrelevant wurden und werden.“[31] Landeswissenschaft wird hier als „handlungs­theoretisch fundierte und sich an sprachlichen und textuellen Artikula­tionen orientierende interkulturelle Kommunikationswissenschaft“ verstanden.[32] Der Siegeszug der Kulturwissenschaften, insbesondere der Interkulturellen Kom­munikation,wurdegefördert durch den linguistic turn in den Sozialwissen­schaften. Die These, dass die Sprache den Schlüssel zum Verständnis der Welt und damit auch der sozialen Realität bilde, machte die Linguistik nun tendenziell zur zentralen Bezugswissenschaft der Landeswissenschaften.[33] Dies stieß auf die heftige Kritik sozialwissenschaftlicher Frankreichforscher.[34]

Der landeswissenschaftliche Grundkonsens

Trotz aller unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen und fachspezifischen Ausgangspositionen bildete sich als Folge der langjährigen Theoriediskussion und Lehrpraxis unter den Landeswissenschaftlern in den 1990er Jahren ein Grundkon­sens über Gegenstand, Erkenntnisinteresse und Aufgabenstellung der Landeswis­senschaft. Im Gegensatz zu den Cultural Studies des angelsächsisch-amerikani­schen Sprachraums beschäftigt sich diese mit geografisch, historisch, staatlich und sprachlich klar eingrenzbaren Entitäten, das heißt Staaten, Regionen, Provin­zen oder Kulturräumen. Aufgrund der Verankerung der Landeswissenschaft in der Romanistik handelt es sich dabei um Länder, in denen eine romanische Sprache Staats- oder Verkehrssprache ist, wie zum Beispiel das Französische in Frankreich, in Québec, im frankophonen Teil Belgiens oder in den frankophonen Staaten Afrikas sowie um die Frankophonie als internationales System. Zum Gegen­standsbereich der romanistischen Landeswissenschaft zählen aber auch Regionen, deren Kultur und Selbstverständnis stark durch eine romanische Sprache geprägt worden ist, so Akadien und Louisiana durch das Französische. Sie bedient sich dabei der Methoden und Wissensbestände ihrer Bezugsdisziplinen, überprüft diese aber auf ihre Tauglichkeit für ihre spezifischen Fragestellungen. Durch ihre Interdisziplinarität unterscheidet sie sich paradigmatisch von der Länderfor­schung, die sich jeweils nur auf eine Disziplin stützt.[35]

Da das schulische Wissen über die romanischen Länder bei vielen Romanis­tikstudenten meist gering ist, muss die Landeswissenschaft in der Lehre zunächst ein historisches und sozialwissenschaftliches Grund- und Orientierungswissen vermitteln. Erst dann kann sie sich sinnvoll mit den politischen und kulturellen Verhältnissen dieser Länder beschäftigen. Dabei muss sie stets die sprachlichen und kulturellen Aspekte dieser Verhältnisse berücksichtigen, die diese entschei­dend geprägt haben. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte geht es ihr nicht nur um die Rekonstruktion der Vergangenheit, sondern auch um Geschichtsbilder, Gedächtnisorte und historische Sichtweisen. Länder im oben definierten Sinne sind keine abgeschlossenen Entitäten, sondern Teile größerer Kommunikations­räume. Die Landeswissenschaft beschäftigt sich daher auch mit interkulturellen und transnationalen Austauschprozessen. Dabei spielen Perzeptionen und Rezep­tionen fremder Realitäten eine wichtige Rolle. Dies hat notwendigerweise eine intensive Auseinandersetzung mit sprachlichen, begrifflichen und kulturellen Referenzsystemen der Objektländer zur Folge. Dabei ist die Landeswissenschaft auf die Methoden und Wissensbestände der Literatur- und Sprachwissenschaft(en) angewiesen. Ihre Verortung in den Philologien ist somit nicht nur eine funktio­nale, sondern auch eine wissenschaftliche Notwendigkeit. In Lehre und Forschung bilden die deutsch-französischen Beziehungen seit je einen zentralen Bestandteil der Landeswissenschaft. Sie haben die europäische Geschichte entscheidend geprägt und sind heute zentraler Bestandteil des europäischen Projekts. Die tiefgreifende Veränderung ihrer internationalen Grundlagen durch das Ende des Ost-West-Konflikts zwang jedoch auch die Landeswissenschaft zur erneuten Selbstreflexion.[36]

Theorie- und Methodenprobleme in der Landeswissenschaft

Ethnozentrismus

Aus der Sicht deutscher Wissenschaftler sind die romanischen Länder fremde Realitäten. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen zwingt daher, sich mit dem Problem des Fremdverstehens auseinander zu setzen. Zu diesem gehört vor allem der Ethnozentrismus, das heißt die Übertragung eigener kultureller Perzep­tions- und Interpretationsmuster auf fremde Realitäten. Jeder Mensch internali­siert im Verlaufe seiner Sozialisation in einem bestimmten kulturellen Kontext die kulturellen Muster, die in diesem dominieren. Infolge des wachsenden Einflusses der atlantischen Weltkultur auf die europäischen National- und Regionalkulturen sowie der intensiven interkulturellen Kommunikation in Westeuropa sind die individuellen Kulturmuster zwar nicht mehr rein national- bzw. regionalkulturell geprägt. Dies gilt ganz besonders für das geistige Instrumentarium von Wissen­schaftlern, die im permanenten Diskussionszusammenhang mit der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft stehen. Trotzdem ist auch dies nicht völlig frei von nationalkulturellen Prägungen.

Gerade Begriffe und Kategorien, mit deren Hilfe Wirklichkeit erfasst bzw. „auf den Begriff gebracht wird“ transportieren trotz ihrer scheinbaren Universali­tät kulturelle Besonderheiten sowie kognitive als auch emotionale Konnotationen. Culture ist nicht identisch mit Kultur, esprit nicht mit Geist etc.[37] Was für Begriffe und Kategorien gilt, trifft erst recht auf Symbole, Mythen, Repräsentationen, Sitten, Rituale etc. zu, in denen sich politische und kulturelle Vorstellungen aus­drücken. Ein monument aux morts ist kein Kriegerdenkmal und die passation des pouvoirs im Élyséepalast ist keine Amtsübergabe im Schloss Bellevue. Gerade die Landeswissenschaften müssen sich daher mit den kulturellen Voraussetzungen ihrer Erkenntnisprozesse auseinandersetzen. Das Problem des Ethnozentrismus lässt sich methodisch nicht dadurch lösen, dass man die Wissensbestände, Wis­sensinterpretationen und Sichtweisen des Objektlandes einfach übernimmt. Da diese ebenfalls nationalkulturell geprägt sind, müssen sie auf ihre kulturellen Gehalte hin untersucht und, falls erforderlich, durch eigene Forschung überprüft und ergänzt werden. Dabei ist der Dialog mit Wissenschaftlern des Objektlandes, im Falle Frankreichs mit Franzosen, unerlässlich.

Similarität, Alterität und Vergleich

Angesichts der manifesten Unterschiedlichkeit westeuropäischer Gesell­schaften bei gleichzeitiger Gemeinsamkeit der grundlegenden Strukturen, Ent­wicklungen und Probleme stellt sich die Frage, ob die nationalen Gesellschaften Westeuropas lediglich Varianten des gleichen gesellschaftlichen Grundtyps sind, nämlich der westlichen, pluralistischen Industriegesellschaft, oder aber eigenstän­dige Entitä­ten, die sich trotz der Angleichung ihrer sozio-ökonomischen Struktu­ren und kulturellen Muster ihre Individualität behauptet haben und auch in Zu­kunft behaupten werden. Je nach der Beantwortung dieser Frage gilt es, die Simi­larität in der Differenz oder die Alterität in der Similarität aufzuzeigen. Die politi­schen und wissenschaftlichen Implikationen dieser unterschiedlichen Paradigmen liegen auf der Hand. Im Fall der Similarität ist ein Zusammenwachsen westeuro­päischer Gesellschaften in der Europäischen Union nicht nur wünschenswert und notwen­dig, sondern auch möglich. Die Landeswissenschaft sollte sich daher vor­rangig auf die grundlegenden Gemeinsamkeiten der Objektländer konzentrieren und die Unterschiede relativieren. Im Fall der Alterität findet dagegen die euro­päische Integration ihre Grenzen an den Kernbereichen nationaler Individualität. Die Landeswissenschaft sollte sich daher vorrangig mit den Verschiedenartigkei­ten nationaler Gesellschaften beschäftigen. Um rational mit beiden Paradigmen um­gehen zu können, muss man sich zunächst einmal ihre theoretischen Prämis­sen und normativen Grundlagen bewusst machen und dann nach Wegen suchen, sie empirisch so weit wie möglich zu überprüfen.

Das Similaritätsparadigma beruht auf der Annahme, die industriewirtschaftli­che Entwicklung habe zu einer weitgehenden Angleichung der Wirtschafts- und Sozialstrukturen der westeuropäischen Länder, insbesondere Deutschlands und Frankreichs, geführt. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen und sozialen Gemeinsamkeiten seien weit wichtiger als die weiterhin bestehenden sozio-kultu­rellen und politisch-institutionellen Unterschiede. Normative Grundlage dieser Annahme ist die Überzeugung von der Zentralität gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse und der Relativität sozio-kultureller sowie politisch-institutioneller Verhältnisse. Das Alteritätsparadigma geht dagegen von der Prämisse aus, es bestünden trotz der Angleichung der wirtschaftlichen und sozialen Strukturen nach wie vor qualitative Unterschiede zwischen den westeuropäischen Gesellschaften, insbe­sondere auf politischem und kulturellem Gebiet. Die Alterität nationaler Gesell­schaften und Kulturen bzw. nationaler Kulturräume wird dabei als das Ergebnis der spezifischen nationalen Geschichte eines jeden Landes begriffen, also als historisch geworden und nicht als essentialistisch gegeben. Das Alteritätspara­digma impliziert somit nicht die Annahme, nationale Unterschiede seien von ontologischer Qualität, wohl aber die Hypothese, sie reproduzierten sich bei ent­sprechenden historischen Bedingungen. Normative Grundlage des Alteritätspara­digmas bildet die positive Bewertung kultureller Vielfalt und die grundsätzliche Bejahung der Nationen. Unter Kultur werden dabei nicht nur die kreativen und künstlerischen Artefakte sowie Kommunikationsformen und Verhaltensweisen, sondern auch die Rechtssysteme, Verwaltungsstrukturen, staatlichen Institutionen etc. verstanden, die kulturell geprägt sind und ihrerseits die Gesellschaft prägen. Methodisch hilfreich bei der Beschäftigung mit dem Problem von Similarität und Alterität ist der Vergleich.[38] So zeigen zum Beispiel historisch-sozialwissen­schaftliche Untersuchungen zur Entwicklung Frankreichs und Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert sowohl die zentralen Unterschiede und Auseinanderent­wicklungen als auch die Konvergenzen beider Länder.[39] Allerdings ist der deutsch-französische Vergleich nicht in allen Fällen möglich, da es nationale Ereignisse bzw. Entwicklungen gibt, die länderspezifisch sind, so zum Beispiel die französische décolonisation oder die deutsche Wiedervereinigung. In diesem Fall sind multilaterale Vergleiche notwendig.

Das Verhältnis der Landeswissenschaft zu den Kulturwissenschaften

Die Profilierung der Kulturwissenschaften als Alternative zur Landeswissen­schaft hat zu einem Verdrängungswettbewerb beider Disziplinen geführt. So wurden seit den späten 1980er Jahren nur noch kulturwissenschaftliche Professuren und Assistenturen innerhalb der Romanistik eingerichtet und mit Literaturwissen­schaftlern besetzt (Passau, Saarbrücken, Halle, Chemnitz, Frankfurt an der Oder, Köln). Lediglich an der TU Dresden wurde teilweise eine Ausnahme gemacht, da der dortige Stelleninhaber der Professur für Frankreichstudien und Frankophonie zwar auch ein Romanist ist, aber vor allem landeswissenschaftlich gearbeitet hat. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die „Rephilologisierung“ der Romanis­tik und jüngst auch durch die Modularisierung ihrer Studiengänge. Be­deutet dies mittelfristig das Aus für die Landeswissenschaft als romanistische Teildisziplin? Wenn ja, würde dies in der universitären Praxis die Reduzierung der wissen­schaftlichen Beschäftigung mit Frankreich auf die Geschichts- und Sozialwissen­schaften bedeuten. Dies muss jedoch keineswegs so sein, denn lan­des- und kulturwissenschaftliche Ansätze lassen sich bei all ihren theoretischen und metho­dologischen Unterschieden durchaus miteinander kombinieren.[40] Die Zukunft der Landeswissenschaft hängt daher im hohen Maße von der Fähigkeit der Landes­wissenschaftler ab, verstärkt kulturwissenschaftliche Fragestellungen aufzugreifen und die konstitutive Funktion von Kultur für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in ihrer Theoriebildung zu berücksichtigen. Nur dann wird sie sich als eigenstän­dige Disziplin im Fachzusammenhang der Romanistik behaupten kön­nen.[41]



[*] Fortschreibung früherer Veröffentlichungen, insbesondere Die kulturwissenschaftliche Her­aus­forderung der Landeswissenschaften, in: Grenzgänge. Beiträge zu einer modernen Romanistik 6 (1996), S. 71–87, sowie gemeinsam mit Kolboom, Ingo, Von der Landeskunde zu den Kultur- und Landeswissenschaften, in: Kolboom, Ingo; Kotschi, Thomas; Reichel, Edward (Hg.), Handbuch Französisch. Sprache Literatur Kultur Gesellschaft, Berlin 2002, S. 375–390.

[1] Vgl. Bott, Gerhard, Deutsche Frankreichkunde 1900–1933. Das Selbstverständnis der Romanis­tik und ihr bildungspolitischer Auftrag, Rheinfelden 1982. Ferner Bock, Hans-Man­fred, Von der geisteswissenschaftlichen Frankreichdeutung zur sozialwissenschaftlichen Frankreichforschung, in: Schild, Joachim (Hg.), Länderforschung, Ländervergleich und Euro­pä­i­sche Integration. Ludwigsburg 1991, S. 50–61.

[2] Vgl. die differenzierende Darstellung von Reinfried, Marcus, Von der Realien- zur Kultur­kunde. Frankreichkundliche Paradigmen als dialogische Konstruktion im deutschen Franzö­sischunterricht, in: Kemper, Herwart; Protz, Siegfried; Zöllner, Detlef (Hg.), Schule Bildung Wissenschaft. Dia-Logik in der Vielfalt, Jena 1999, S. 199–234.

[3] Die Bezeichnung der Landeskunde als „gigantischen Trödelladen“ stammt von Fueter, Eduard, Was ist Auslandsforschung?, in: Hesperia, 1 (1948–1949), S. 3–13, hier S. 6.

[4] Vgl. Hinrichs, Peter; Kolboom, Ingo, Ein gigantischer Trödelladen? Zur Herausbildung der Landes- und Frankreichkunde in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg, in: Nerlich, Michael (Hg.), Kritik der Frankreichforschung 1871–1975, Karlsruhe 1977, S. 82–95.

[5] Vgl. Empfehlung der Kommission Landeskunde der Konferenz der Romanistischen Seminare zur inhaltlichen, curricularen und organisatorischen Neubestimmung der Landeskunde in den romanistischen Studiengängen vom Oktober 1974, in: Kolboom, Ingo; Kotschi, Thomas; Reichel, Edward (Hg.), Handbuch Französisch. Sprache Literatur Kultur Gesellschaft, Berlin 2002, S. 387f.

[6] So Hans-Manfred Bock als Mitarbeiter von Pierre Bertaux am Institut d’Allemand d’Asnières, Roland Höhne als Doktorand bei Alfred Grosser am Institut d’Études Politiques de Paris, Ingo Kolboom als Student an der Sorbonne und Robert Picht als Mitarbeiter der Pariser Zweigstelle des DAAD.

[7] Vgl. Baumgratz, Gisela; Picht, Robert (Hg.), Perspektiven der Frankeichkunde. Ansätze zu einer interdisziplinären Romanistik, 2 Bde, Tübingen 1974, 1978. Ferner Höhne, Roland; Kol­boom, Ingo (Hg.), Von der Landeskunde zur Landeswissenschaft. Beiträge zum Roma­nistentag 1981, Rheinfelden 1982.

[8] So noch 2006 der Literaturwissenschaftler Fritz Nies (Düsseldorf) in seinem Festvortrag auf dem Kongress des Franko-Romanisten-Verbandes in Halle am 09.10.2006.

[9] Vgl. zusammenfassend Melde, Wilma, Zur Integration von Landeskunde und Kommunika­tion im Fremdsprachenunterricht, Tübingen 1987.

[10] Vgl. Bock, Hans-Manfred, Zur Neudefinition landeskundlichen Erkenntnisinteresses, in: Baumgratz; Picht (Anm. 7), S. 13–22.

[11] Vgl. Tümmers, Hans. J., Landeskunde im Rahmen eines betriebswirtschaftlichen Studiums. Ein anwendungsorientierter Ansatz, in: Baumgratz; Picht (Anm. 7), S. 153–161.

[12] Vgl. Christ, Herbert (Hg.), Romanistik. Arbeitsfelder und berufsbezogene Praxis, Tübingen 1986.

[13] So im programmatischen Titel der Akten der Sektion Landeskunde des Romanistentages 1981, vgl. Höhne; Kolboom (Anm. 7).

[14] Vgl. Buttjes, Dieter, Landeskunde im Fremdsprachenunterricht. Zwischenbilanz und Arbeitsan­sätze, in: Neusprachliche Mitteilungen 35.1, S. 3–16.

[15] Vgl. Melde (Anm. 9).

[16] Vgl. Bock (Anm. 10), S. 13–22.

[17] Bock, Hans-Manfred, Landeskunde und sozialwissenschaftlicher Ländervergleich, in: Jahr­buch Deutsch als Fremdsprache 1980, S. 151–160.

[18] Vgl. Baumgratz, Gisela; Picht, Robert, Postulate zur Überwindung des Dilettantismus in der Landeskunde, in: Dies. (Anm. 7), Bd. 2, S. 259f.

[19] Vgl. Picht, Robert, Interessen und Vergleich. Zur Sozialpsychologie des Deutschlandbildes, in: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 1980, S. 120–132.

[20] Vgl. Picht, Robert, Kulturelle Beziehungen als Voraussetzung deutsch-französischer Kommuni­kation, in: Ders. (Hg.), Deutschland, Frankreich, Europa, München 1978, S. 243–267; Ders., Die Fremdheit der Partner. Genügen die kulturellen Beziehungen?, in: Ders. (Hg.), Das Bündnis im Bündnis, Berlin 1982, S. 193–219.

[21] Vgl. Picht, Robert, Frankreichstudien als interdisziplinäres Organisationsproblem, in: Baumgratz; Picht (Anm. 7), Bd. 1, S. 83–90.

[22] Vgl. Höhne, Roland; Arnold, Thomas, Konzept eines alternativen Diplomstudienganges Romanistik, in: Christ (Anm. 12), S. 105–127.

[23] Vgl. Bock, Hans-Manfred; Raupach, Manfred, Der Diplomstudiengang „Berufsbezogene Fremdsprachenausbildung Anglistik/Romanistik“ an der Gesamthochschule Kassel, in: DRV-Mitteilungen, 3 (1988), S. 30–34.

[24] Vgl. Picht, Robert, Die „Kulturmauer“ durchbrechen. Kulturelle Dimensionen politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit in Europa, in: Europa-Archiv 10/42, S. 279–286.

[25] Vgl. Ammon, Günther, Kultur, Identität, Kommunikation, München 1988.

[26] Vgl. Asholt, Thomas, Wozu ‚Landeskunde‘. Rolle und gegenwärtige Situation der Landeswis­senschaft in der Romanistik , in: Asholt, Wolfgang; Thoma, Heinz (Hg.), Frank­reich. Ein unverstandener Nachbar (1945–1990), Bonn 1990, S. 17–43, hier S. 40–42.

[27] Vgl. Röseberg, Dorothee, Integrative und kulturwissenschaftliche Landeskunde in der Romanis­tik. Theoretische, methodische und Unterrichtskonzepte, in: Quo Vadis Romania? 6 (1995), S. 8–24.

[28] Vgl. Thoma, Heinz, Zur Gegenstandskonstitution der „interkulturellen Kommunikation“, in: Asholt; Thoma (Anm. 26), S. 9–16, hier S. 13.

[29] Vgl. Lüsebrink, Hans-Jürgen; Röseberg, Dorothee (Hg.), Landeskunde und Kulturwissen­schaft in der Romanistik, Tübingen 1995.

[30] Thoma (Anm. 28), S. 13.

[31] Ebd., S. 14.

[32] Ebd., S. 15.

[33] Vgl. die Zusammenfassung bei Schütze, Fritz, Die Rolle der Sprache in der soziologischen Forschung, in: Ammon, Ulrich; Dittmar, Norbert, Mattheier, Karl (Hg.), Soziolinguistik. Ein internationales Handbuch zur Wissenschaft von Sprache und Gesellschaft, Bd. I, Berlin 1987, S. 413–431.

[34] Vgl. Bock, Hans-Manfred, Neue Impulse für die sozialwissenschaftliche Frankreichfor­schung? In: Lendemains, 51 (1988), S. 155–159.

[35] Vgl. Schild (Anm. 1).

[36] Vgl. Bock, Hans-Manfred, Neue Unübersichtlichkeit und Perspektiven der Frankreichfor­schung, in: Lendemains, 71/72 (1993), S. 125–136.

[37] Vgl. Leenhardt, Jacques; Picht, Robert (Hg.), Esprit/Geist. Hundert Schlüsselbegriffe für Deutsche und Franzosen, München 1989. Ferner Picht, Robert; Hoffmann-Martinot, Vincent; Lasserre, René; Theiner, Peter (Hg.), Fremde Freunde. Deutsche und Franzosen vor dem 21. Jahrhundert. München 1997.

[38] Vgl. Broder, Albert (Hg.), Industrialisation et société en Europe occidentale. France, Allema­gne, Royaume-Uni, Italie, Benelux (1880–1970), Paris 2000. Ferner Kaelble, Hartmut; Schriewer, Jürgen (Hg.), Gesellschaften im Vergleich. Forschungen aus Sozial- und Geschichtswissenschaften, 2. Aufl., Frankfurt am Main 1999.

[39] Vgl. besonders Kaelble, Hartmut, Nachbarn am Rhein. Entfremdung und Annäherung der französischen und deutschen Gesellschaft seit 1880, München 1991.

[40] Kolboom, Ingo, Land versus Kultur? Zehn Thesen zu einer unfruchtbaren Kontroverse, in: Grenzgänge 6 (1996), S. 53–63.

[41] Vgl. Höhne, Roland, Der Kasseler Diplomstudiengang Anglistik/Romanistik. Konzeption und Perspektiven, in: Grenzgänge 17 (2002), S. 38–45, hier S. 41–45. Ferner Höhne, Roland; Kolboom, Ingo, Von der Landeskunde zu den Kultur- und Landeswissenschaften, in: Kol­boom; Kotschi; Reichel (Anm. 1), S. 375–390, hier S. 381–383.

Für das Themenportal verfasst von

Ronald Höhne

( 2007 )
Zitation
Ronald Höhne, Die romanistische Landeswissenschaft Das ungeliebte Kind der deutschen Romanistik, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2007, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1446>.
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