Die Europäische Sport für Alle-Charta (1975/76) in ihrem historischen Entstehungskontext[1]
Von Stefan Scholl
Als die für den Sport zuständigen nationalen Minister des Europarats im März 1975 in Brüssel zum ersten Mal zusammentraten, hatten verschiedene Gremien des Europarats bereits knapp zehn Jahre an dem zentralen Dokument gearbeitet, das dort verabschiedet und zur endgültigen Unterschrift an den Ministerrat übergeben wurde – der Europäischen Sport für Alle-Charta.[2] Die Charta stand im Zentrum der sportpolitischen Aktivitäten des Europarats, die sich seit Anfang der 1960er-Jahre entfalteten und als Europäisierung des Sportwissens interpretiert werden können.[3] Im Folgenden soll dieses bisher wenig beleuchtete[4] Kapitel europäischer Sportvernetzung betrachtet werden. In einem ersten Schritt gilt es, das sportpolitische und diskursive Umfeld der 1960er- und 1970er-Jahre – die Zeit, in der das Sport für Alle-Paradigma Gestalt annahm – zu skizzieren. Denn die Sport für Alle-Charta ist Ausdruck und Kristallisationspunkt eines über den Rahmen des Europarats herausgehenden breitensportlichen Konzepts, das in dieser Zeit entstand und in der Folge in vielen Ländern gefördert wurde: Regelmäßige sportliche Aktivitäten sollten nicht mehr speziellen Bevölkerungsgruppen oder Leistungsträgern vorbehalten bleiben, sondern prinzipiell allen Menschen ermöglicht werden.[5] Die Sport für Alle-Idee steht zeitspezifisch im Kontext von Partizipationsforderungen und -initiativen auf ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern[6] – eben auch im Sport. An die Ausformulierung dieses Paradigmas knüpften sich spezifische zeitgenössische Gesellschaftsbeschreibungen, Vorstellungen von der soziokulturellen und biologisch-medizinischen Rolle von Sport und Bewegung sowie Aufgabenzuschreibungen an den Einzelnen wie auch den Staat. Im Anschluss an diese historische Kontextualisierung wird in einem zweiten Schritt der Weg zur Europäischen Sport für Alle-Charta nachgezeichnet und verdeutlicht, dass diese maßgebliche Impulse einzelner Länder aufnahm, zugleich aber auch als Katalysator wirkte, dessen Anschubkraft in andere Länder ausstrahlte. Abschließend soll vor diesem Hintergrund der Stellenwert der Charta bewertet werden.
Das sportpolitische und diskursive Umfeld der 1960er- und 1970er-Jahre
Wie auf vielen anderen Feldern, waren die 1960er- und 1970er-Jahre auch sporthistorisch von Umbrüchen gekennzeichnet. Dies lässt sich aus zeitgenössischen Reflexionen und Kommentaren rekonstruieren; es sind aber auch aus der Perspektive des Historikers Trends und Prozesse auszumachen, die eine solche Charakterisierung rechtfertigen. Die Sportgeschichtsschreibung stellt unter anderem Kommerzialisierung und Medialisierung des Sports als prägende Merkmale der Zeit heraus.[7] Hier sollen hingegen zwei ebenso gewichtige Aspekte im Zentrum stehen: Zum einen verdichtete sich die internationale Vernetzung, zum anderen wurden neue Konzepte des Breiten- beziehungsweise Freizeitsports formuliert und popularisiert. Zwar war keines dieser Phänomene in den 1960er- und 1970er-Jahren grundsätzlich neu, sie erfuhren jedoch in dieser Zeit einen entscheidenden Wandel und intensivierten sich.
A) Sportvernetzung auf europäischer Ebene
Die Bedeutung der inter- und transnationalen Dimension des ‚modernen‘ Sports im 20. Jahrhundert wird in der Forschung vielfach hervorgehoben.[8] Zugleich kritisiert die Sporthistorikerin Uta Balbier jedoch, dass die bisherige historische Sportforschung nur wenige „tatsächliche transnationale Studien hervorgebracht hat.“[9] Gerade für die Zeit nach 1945 und den im weitesten Sinne europäischen Raum ist diesem Urteil unbedingt beizupflichten. Zwar gibt es programmatische Überlegungen, eine europäische Sportgeschichte voranzutreiben, allerdings verbleibt deren Umsetzung oftmals im Modus des Vergleichs nationalstaatlicher Entwicklungen und zudem zeitlich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhaftet.[10] Dabei etablierten sich gerade nach 1945 auf verschiedenen Ebenen europäische Zusammenschlüsse und Austauschforen im Bereich des Sports, die sich für eine Erforschung in transnationaler Perspektive anbieten, insbesondere weil sie in vielen Fällen den ‚Eisernen Vorhang‘ transzendierten:
(1) In einzelnen Sportarten kam es zu europäischen Zusammenschlüssen innerhalb bestehender internationaler Organisationen oder als eigenständige Entitäten (z.B. UEFA 1954 im Fußball,[11] European Sports Commission 1963 im Volleyball, EAA 1969/70 in der Leichtathletik, EABA 1970 im Boxen,[12] European Tennis Association 1976) sowie zur Ausrichtung europäischer Meisterschaften.
(2) Des Weiteren spannte sich ein Netz bilateraler Abkommen im Bereich des Sports über Europa. Der Deutsche Sportbund beispielsweise schloss in den 1970er-Jahren Vereinbarungen mit den verantwortlichen Sportorganen Jugoslawiens (1973), der DDR (1974), Rumäniens (1975), der UdSSR (1977), Bulgariens (1977), Polens (1978), Ungarns (1978) und der CSSR (1978) ab.[13]
(3) Schließlich institutionalisierten eine Reihe weiterer, nicht auf einzelne Sportarten begrenzte Organisationen ihre Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, so etwa die Vereinigung Europäischer Nationaler Olympischer Komitees (seit 1968), die European Non-Governmental Sports Organisation (seit den 1960er-Jahren, damals als ‚NGO-Club‘ bekannt), die Europäische Sportkonferenz (seit 1973), die Europäische Sportjugendkonferenz (seit den 1970er-Jahren) oder auch der Europäische Kongress für Sportmedizin (seit 1963).[14] Auf dieser Ebene sind schließlich auch die Sportgremien des Europarats zu nennen, die im weiteren Verlauf näher betrachtet werden. Während die Institutionen der Europäischen (Wirtschafts-)Gemeinschaft sich erst ab Mitte der 1980er-Jahre zögerlich dem Sport zuwandten[15], stellte der Europarat seit Anfang der 1960er-Jahre auf der Grundlage der Europäischen Kulturkonvention (1954) eines der Zentren der (bis Anfang der 1990er-Jahre west-)europäischen Sportvernetzung dar.
Alle diese Organisationen und Zusammenschlüsse belegen, dass die europäische Sportvernetzung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen Facetten dynamisiert wurde. Als wichtiger Bestandteil und Katalysator dieser Dynamik kann die diskursive Konstruktion gemeinsamer Problemlagen und Aufgabenstellungen gelten.[16] Für den Kontext, in dem die Europäische Sport für Alle-Charta entstand, ist dabei einerseits die Diagnose eines ‚Freizeitproblems‘ zu nennen, auf welches der Sport zu reagieren berufen sei, andererseits die Verknüpfung von sportlicher Bewegung und Gesundheit.
B) Freizeit und Sport
Die Zunahme an Freizeit war in westeuropäischen Ländern seit den 1950er-Jahren ein beherrschendes Thema gesellschaftlicher Selbstbeschreibung. Dabei wurde die anfängliche Diskussion über Arbeitszeitverkürzungen schnell überlagert von größtenteils kulturpessimistisch gefärbten Debatten über das ‚Freizeitproblem‘ und der Frage, wie die zur Verfügung stehende Freizeit sinnvoll gestaltet werden könne.[17] Sportlicher Betätigung kam hierbei eine wichtige Rolle zu. In der Bundesrepublik zum Beispiel stellte sich seit Mitte der 1950er-Jahre der Sportbeirat des Deutschen Sportbundes die Aufgabe, auf das „Anwachsen der Freizeit einerseits“, „die wachsenden Zivilisationsschäden andererseits“ zu reagieren.[18] Im Rahmen einer „Politik der Aufgabenakquisition“[19] formulierte der Präsident des Deutschen Sportbundes Willi Daume schon 1954, das „ganze große Gebiet der Körperpflege und Freizeitgestaltung“ sei der Organisation anvertraut.[20] Und auf dem Bundestag des Deutschen Sportbundes 1972 hieß es: „Die Freizeit fordert die Gesellschaft heraus. Als einer ihrer Träger muss sich der Sport auf Tatsachen und Trends der freizeitorientierten Gesellschaft einstellen“.[21]
Wenn die Zeitgenossen das Freizeitproblem thematisierten, hatten sie dabei in der Regel die veränderte Lebens- und Arbeitswelt im Blick: Zum einen hätten sich durch Technisierung, Motorisierung und Urbanisierung zahlreiche ‚natürliche‘ Anlässe zur körperlichen Betätigung vermindert, zum anderen sei der Mensch in seiner neuen Freizeit zunehmend den Verlockungen der „Vergnügungsindustrie“ ausgesetzt. Grundlegende Aufgabe für den „modernen Menschen“ sei es, „dass [er] von der reichlicher zur Verfügung stehenden Freizeit den rechten Gebrauch macht, dass er die größere Freizeit menschenwürdig gestalten lernt.“[22] Zugleich wurde allerdings in vielen Beiträgen darauf hingewiesen, dass der ‚moderne‘ Mensch ein Individualist sei, der seine Freizeit individuell planen solle. Einem Zwang zum Sport wurde daher – oftmals unter Verweis auf die NS-Zeit – eine Absage erteilt. Vielmehr gehe es darum, „den Menschen ein Angebot von Freizeitmöglichkeiten zu machen, das jedem Einzelnen erlaubt, nach individueller Wahl freie Zeit zu gestalten.“[23] Hier klingt ein Element an, das auch in den Debatten innerhalb der Europaratsgremien wiederholt auftaucht: Im Zentrum steht das Individuum, das auf der Grundlage verschiedener Elemente (Infrastruktur, Wissen, Ressourcen) ermächtigt werden soll, seine (sportliche) Freizeitgestaltung sinnvoll und vernünftig zu organisieren. Im Sinne Michel Foucaults lässt sich die Form der Ermöglichung zur Selbstführung als Teil (neo-)liberaler Regierungstechnik interpretieren: Die aktive Teilhabe an Sport soll jeder/m Einzelner/n ermöglicht werden, sie stellt damit aber zugleich eine individuelle Anforderung dar.
In ähnlicher Weise wurden die Zusammenhänge von Freizeit und Sport in der ‚modernen‘ Gesellschaft auch in anderen nationalstaatlichen Öffentlichkeiten thematisiert.[24] Zentrale Werke, die auch in sportbezogenen Dokumenten des Europarats wiederholt zitiert wurden, sind beispielsweise für Frankreich Vers une civilisation de loisir? von Joffre Dumazedier sowie für Großbritannien The challenge of leisure von Michael Dower oder der Wolfenden Report.[25] Aber auch auf transnationaler beziehungsweise europäischer Ebene kam es bereits früh zum Austausch über das Phänomen Freizeit. 1960 lud der Europarat zum ersten Europäischen Kongress zur Freizeitgestaltung, auf den mehrere weitere folgen sollten; 1964 tagte der Weltrat für Sport und Leibeserziehung in Köln unter dem Titel „Sport and Leisure: Practical Methods and Forms of Organisation“.[26] Ebenfalls 1964 verabschiedete die Parlamentarische Versammlung des Europarats eine Empfehlung zum „Problem of Leisure“ und im gleichen Jahr befasste sich der innerhalb des Europarats für Sport zuständige Rat für kulturelle Zusammenarbeit mit dem Thema Freizeit.[27] In einer Abschlusserklärung an den Ministerrat – das oberste Germiun des Europarats – hieß es: „At a time when the democratisation of education is gaining impetus and when the development of industrial civilisation is opening up to all sectors of the population wider possibilities for leisure-time activity, the preparation of future European citizens for these benefits and the provision of the necessary equipment and general environment to satisfy their growing needs has become one of the most important and complex problems facing the member countries.“[28]
Die Debatten, die Mitte der 1960er-Jahre in den Europaratsgremien geführt wurden, zeugen eindrücklich davon, wie die Zustands- und Aufgabenbeschreibungen auf europäischer Ebene miteinander abgeglichen und generalisiert wurden. Demnach ist nicht verwunderlich, dass die Aufgabe der Freizeitbewältigung ein Grundmotiv der sportbezogenen Konzeptionen innerhalb dieser Kommunikationsforen bildete, wie ein Blick in weitere Quellen belegt. In charakteristischer Weise finden sich etwa Kernelemente des Freizeitdiskurses in einem 1964 vom Rat für kulturelle Zusammenarbeit herausgegebenen Handbuch zur Trainerausbildung. Ein Bereich innerhalb der Ausbildung sollte das Thema „Modern trends in work and leisure“ umfassen, denn: „Changes in the concepts of ‚work‘ and ‚leisure‘ are among the principle features of life today. Industrialisation and mechanisation bring with them shorter working hours and a corresponding increase in leisure time. […] Under the general heading of leisure occupations, those which embrace physical exercise, sport and outdoor pursuits, with all the educational benefits which they can confer, are bound to occupy an important place.“[29]
Als freizeitliche Kompensation für die um sich greifende Industrialisierung und Urbanisierung wurde sportliche Betätigung auch in einem der zentralen Gründungsdokumente des Sport für Alle-Konzepts, der „Resolution on Physical Education, Sport and Outdoor Pursuits“ von 1966, aufgefasst.[30] Seitdem zogen sich Verweise auf den Zusammenhang von ökonomischen und sozio-kulturellen Veränderungen im Freizeitbereich und der Notwendigkeit, Möglichkeiten zum Sporttreiben zu schaffen, durch nahezu sämtliche sportbezogenen Dokumente des Europarats. Leitend blieb dabei die Frage, wie man die Freizeit der Menschen gestalten könne, ohne sie zu dirigieren oder zu reglementieren.[31] Schließlich konnte im offiziellen Erläuterungstext der Sport für Alle-Charta fast schon selbstverständlich und in die Zukunft weisend formuliert werden: „There is a wealth of available information concerning post-war increases in leisure and many predictions of further increases. Their social implications and political importance need not be stressed here. What does need emphasis is that physical activity is a natural and necessary corollary to increased leisure, and facilities for it should be a major item, in any plans for community leisure provision.“
Dass dem Sport bei der Bewältigung des ‚Freizeitproblems‘ eine allgemein anerkannte Rolle zugesprochen wurde, lässt sich nicht zuletzt daraus erklären, dass er diskursiv mit der zeitgenössischen Problematisierung von Gesundheit verknüpft wurde.
C) Gesundheit und Sport
Die Bedeutung von körperlicher Bewegung beziehungsweise Sport für die Gesundheit des individuellen wie auch des ‚Volksköpers‘ wurde bereits seit dem 19. Jahrhundert und nochmals verstärkt seit den 1920er-Jahren thematisiert.[32] In systemtheoretischer Perspektive hat der Sportwissenschaftler Klaus Cachay argumentiert, dass die Bekräftigungen von Vertretern des Sportsystems, entscheidend zur Lösung des Problems ‚Volksgesundheit‘ beitragen zu können, dessen gesellschaftliche Relevanz enorm gesteigert haben.[33] Dies wirkte nach 1945 fort. Wenn etwa DSB-Präsident Willi Daume 1953 verkündete, „der zuverlässigste Weg für die Wiederanerkennung des Sports in der deutschen Gesellschaft nach dessen Missbrauch in der nationalsozialistischen Zeit sei der Nachweis einer gesundheitlichen Bedeutung von Sport und Leibesübungen“,[34] schloss er an etablierte Argumentationen an. Eher zeitspezifisch und fortlaufend durch neue medizinische Untersuchungen unterfüttert war dagegen der Bezug auf die wesentlich auf Bewegungsmangel zurückgeführten Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen.[35] Zentral wurde dies in der Bundesrepublik im Ersten Memorandum der Deutschen Olympischen Gesellschaft zum ‚Goldenen Plan‘ formuliert, das die „Gefahr einer biologischen Degeneration“ durch einen sich ausbreitenden Bewegungsmangel heraufbeschwor.[36] An dieser Stelle überschnitt sich der sportmedizinische Gesundheitsdiskurs mit dem Freizeitdiskurs, indem auf die Gefahren der ‚modernen‘ Kombination einseitiger Arbeitsbelastung sowie bewegungsarmer arbeitsfreier Zeit verwiesen wurde. Darüber hinaus lässt sich ausgehend von den 1960er-Jahren beobachten, dass die präventiven Wirkungen des Sporttreibens stärker betont wurden.[37]
Vor diesem Hintergrund kann es nicht überraschen, dass der gesundheitliche Aspekt des Sports auch in den Debatten innerhalb der Europaratsgremien eine wichtige Rolle spielte. Zentral zu nennen sind zwei Publikationen, die der Europarat im Rahmen der Etablierung des Sport für Alle-Paradigmas kurz nacheinander publizierte: die Abhandlung Sport for All. Exercise and Health des schwedischen Physiologen Per-Olof Åstrand und die Studie Physical Activity and the Prevention of Disease. Facts and Figures des französischen Mediziners Philippe Réville.[38] In beiden Studien wird die ‚natürliche‘ Beschaffenheit des Menschen zur Bewegung hervorgehoben und daraus zugleich eine ‚natürliche‘ Notwendigkeit abgeleitet.[39] Ebenso konstatieren beide, dass die Möglichkeit zur Bewegung dem ‚modernen‘ Menschen zunehmend abhandengekommen sei. Ein revolutionärer Prozess, in dem mechanische Hilfsmittel die ehemaligen Aufgaben menschlicher Kraft übernommen hätten, habe das Leben der meisten Europäer verändert[40]: „Modern man, homo sedentarius, sits in his car, then at his desk and then in front of the television set.“[41] Daraus schlossen die Autoren, bei Réville durch eine Fülle von statistischen Daten belegt, auf das verbreitete Aufkommen der ‚Zivilisationskrankheiten‘: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Übergewicht, Rücken- und Gelenkprobleme, psychisch-nervöse Störungen. Regelmäßig betriebener Sport konnte Åstrand und Réville zufolge einen großen Teil zur Eindämmung dieser Krankheiten beitragen, gerade weil die Problematik so vom „immer noch vernachlässigten“ Standpunkt der Prävention angegangen werde.[42] Wenn es gelingen würde, die Menschen durch die Bereitstellung von Sportanlagen sowie „effektive Propaganda“[43] zum Sporttreiben zu animieren, könnten letztlich auch die Kosten des Gesundheitswesens reduziert werden.
Im Erläuterungstext der Charta werden beide Studien zitiert und ihre Grundaussagen zusammengefasst: „It is generally acknowledged that the pattern of disease in post-war Europe has changed and is still changing rapidly. Degenerative diseases have replaced infectious diseases as the major causes of death in advanced industrial societies. […] There can be no doubt that a satisfactory level of regular physical activity can play an important role as a prophylactic and therapeutic agent in cardio-vascular and cerebro-vascular illness, whilst other contributory factors – stress, smoking and dietary habits – may themselves be indirectly linked with a physically inactive pattern of life.“
D) Zeitgenössische Breitensportkampagnen
In diesem Kontext der Verknüpfung von Freizeit- und Gesundheitsdiskurs und der daraus abgeleiteten Aufgabe, möglichst große Teile der Bevölkerung zum Sporttreiben anzuregen, entstanden in den 1960er- und 1970er-Jahren in verschiedenen Ländern Kampagnen, um den Breitensport zu fördern. Auch kam es neben den zeitgleich ablaufenden Planungen in den Sportgremien des Europarats zu internationalem Austausch auf den zweijährig stattfindenden Trim-Konferenzen. Die ersten beiden, 1969 in Oslo und 1971 in Arnheim abgehalten, waren unter dem Titel „Trim in Europe“ auf Europa begrenzt und wurden vom Europarat gefördert. Für die Genese der Europäischen Sport für Alle-Charta waren diese Konferenzen von großer Bedeutung, denn ihre Konzepte und Erfahrungswerte gingen in die Charta ein. Mithin stellten sie wiederum Referenzpunkte für die Planungen im Europarat dar. Neben den Trim-Konferenzen ist eine weitere Publikation zu nennen, die zugleich ein wichtiges Charakteristikum der Sportvernetzung im Rahmen des Europarates aufzeigt, nämlich den gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch: 1970 veröffentlichte der Rat für kulturelle Zusammenarbeit in seiner Buchreihe das Kompendium Sport for All. Five Countries Report, in dem nationale Experten über laufende Breitensportkampagnen berichteten.[44] Neben Großbritannien, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland, deren Berichterstatter Jürgen Palm den ‚Zweiten Weg‘ des DSB vorstellte, präsentierten die skandinavischen Vorreiter Schweden und vor allem Norwegen ihre Trim-Kampagnen. Bei der Lektüre der verschiedenen Beiträge wird deutlich, dass der Eindruck der Notwendigkeit, vor dem Hintergrund ‚moderner‘ soziokultureller Veränderungen größere Teile der Bevölkerung planmäßig zu sportlicher Bewegung zu animieren, weithin geteilt wurde.[45] So hieß es im norwegischen Bericht: „[T]he need modern people have today for regular physical exercise is so obvious that it unquestionably would motivate great numbers of people.“[46] Auch in der Frage der Zielgruppen sowie der Art und Weise der Vermittlung stimmten die Berichte überein, wurden doch neben Jugendlichen vor allem Frauen und Arbeiter erwähnt. Dies ist zugleich ein wichtiges Kennzeichen der Arbeit der Sportgremien des Europarats, in der der Anspruch des Sport für Alle-Paradigmas auf immer neue, als ‚sportfern‘ wahrgenommene Bevölkerungsgruppen ausgeweitet wurde. Durch Werbekampagnen – in den Berichten wird oftmals der Begriff ‚Propaganda‘ benutzt – und konkrete Projekte (Sportabzeichen, offene Sportveranstaltungen, neue Kursarten, neue Sportanlagen) sollten die Empfänger als Individuen angesprochen werden, allerdings ohne moralischen Zeigefinger. Vielmehr sollten die Menschen ihren ‚natürlichen‘ Drang nach Bewegung in angemessenen Bahnen ausleben können: „When developing TRIM, we must help people to help themselves. Through suitable activities we establish ways to release a latent initiative while obtaining physical and physiological advantages and development.“[47]
Der Weg zur Charta
Die Entstehung der Europäischen Sport für Alle-Charta muss also im Kontext transnationaler europäischer Sportverflechtung auf unterschiedlichen Ebenen, gemeinsam diskutierter Problemlagen im Freizeit- und Gesundheitsbereich sowie verschiedener nationaler Breitensportkampagnen verortet werden. Als Anfang 1966 erstmals der Vorschlag aufkam, die sportpolitischen Aktivitäten des Europarates auf das Sport für Alle-Paradigma zu konzentrieren, stand dahinter allerdings zusätzlich eine eher organisationsimmanente Rationalität. Denn bis zu diesem Zeitpunkt waren die sportbezogenen Initiativen des Komitees für außerschulische Bildung – dasjenige Forum innerhalb des Rats für kulturelle Zusammenarbeit des Europarats, das sich seit 1962 mit Fragen des Sports beschäftigte und in dem Repräsentanten der für Sport zuständigen Ministerien saßen – relativ heterogen geblieben und insgesamt eher schwerfällig angelaufen. Nicht nur musste es um zugewiesene finanzielle Mittel mit anderen Untergruppen und -komitees konkurrieren, sondern es fehlte auch eine vereinheitlichende Ausrichtung der Aktivitäten, die größtenteils in der Organisation von Expertenseminaren bestanden. Die Themengebiete umfassten hierbei die Trainer- und Sportlehrerausbildung, Doping, den Schulsport sowie den Zusammenhang von Sport und Arbeit.
Die Entscheidung, schließlich Sport für Alle als programmatische Leitlinie der Aktivitäten zu etablieren, fiel 1966. In seiner fünften Sitzung im März 1966 machte es sich das Komitee für außerschulische Bildung zur Aufgabe, in der Zukunft Maßnahmen zu entwerfen, die nicht nur jüngere Menschen, sondern Menschen jeden Alters für das Sporttreiben begeistern sollten. Hierfür sollten in einem ersten Schritt vergleichende Studien in Auftrag gegeben werden. Resultat waren die oben besprochenen Veröffentlichungen Åstrands und Révilles sowie der Five Countries Report.[48] Im Juni 1966 beschloss der Rat für kulturelle Zusammenarbeit dann eine Resolution seines Komitees für außerschulische Bildung mit dem Titel „The long-term aims of European co-operation in the field of physical education and sport“ an den Ministerrat weiterzugeben. Mehrere zum Teil bereits erwähnte charakteristische Elemente des Sport für Alle-Paradigmas lassen sich in diesem Dokument aufweisen: Die Freizeitbetätigung Sport wird als „Gegengift gegen die schädigenden Effekte der industriellen Zivilisation“ begriffen. Als „Quelle von Gesundheit und Balance“ trage Sport zur Bildung von Charakter, Teamgeist und Solidarität bei. Darüber hinaus sei er ein wichtiges Element internationaler Verständigung, denn er bringe Individuen über Grenzen hinweg zusammen und erzeuge in ihnen das Gefühl, Teil ein und derselben Gemeinschaft zu sein. Es müsse daher alles getan werden, so die mehrmals bekräftigte Forderung, allen Bürgerinnen und Bürgern („irrespective of age, sex, occupation or means“) das Sporttreiben zu ermöglichen. Wie oben beschrieben, bildete dies das Grundmotiv des Sport für Alle-Paradigmas: Als enorm wichtiger sozio-kultureller Teilbereich sollte er allen Gesellschaftsmitgliedern zur Partizipation offen stehen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten, so hieß es in dem Dokument weiter, Trainer und Sportlehrer besser ausgebildet und Sportstätten ausreichend bereitgestellt werden; öffentliche und private Organe sollten vertieft zusammenarbeiten sowie ein Bewusstsein für die bedeutsame Rolle des Sports erzeugt werden. Auf der Ebene des Europarats bedürfe es Foren der Kooperation, des Austauschs und der gegenseitigen Hilfe sowie verbindlicher Konventionen.[49] Erste augenfällige Konsequenz dieser Forderungen war die im September 1966 auf höchster Ebene des Ministerrats verabschiedete Resolution „Physical Education, Sport and Outdoor Pursuits“. In ihr finden sich ähnliche Zuschreibungen an den Sport und vor allem die an die Regierungen der Mitgliedsstaaten gerichtete Forderung nach adäquater Trainerausbildung und Bereitstellung von Sportstätten wieder.[50]
Doch das Jahr 1966 markierte erst den Anfang der Beratung und Ausarbeitung des Sport für Alle-Konzepts. Nachdem 1967 Expertentreffen zum Sportstättenbau sowie zum Thema „Frauen und Sport“ stattgefunden hatten, traf im Januar 1968 in Brügge eine Gruppe von Sportoffiziellen zusammen, um an dem Konzept zum Recht aller Menschen auf sportliche Betätigung weiterzuarbeiten.[51] In den späteren Beschlüssen, aber auch in den historischen Darstellungen wird diesem Treffen grundlegende Bedeutung zugesprochen.[52] Im Schlussbericht der Brügge-Gruppe schlugen sich die oben skizzierten Elemente des Freizeit- und Gesundheitsdiskurses nieder. So war auch hier vom Bewegungsmangel in industrialisierten Gesellschaften die Rede, der mehr Tote verursachen würde als Ansteckungskrankheiten oder Krebs. Zudem erfahre der ‚moderne Mensch‘ eine Vereinsamung und Isolation, die sich zunehmend in Phasen nervöser Depression äußere. Statt sein Leben aktiv gestalten zu können, müsse er sich äußeren Bedingungen anpassen. In der sportlichen Betätigung jedoch finde das Individuum Möglichkeiten zur Kommunikation, Partizipation und Selbstverwirklichung. Sport trage daher zum Erhalt des menschlichen Elements in einer mechanisierten Welt bei.[53]
Wichtig für den weiteren Verlauf der konzeptionellen Arbeit war, dass der Brügge-Report das Ziel verbindlich definierte: Sport für Alle arbeite darauf hin, Bedingungen herzustellen, die es dem größtmöglichen Teil der Bevölkerung ermöglichten, „to practise regularly either sport proper or various physical activities calling for an effort adapted to individual capacities“.[54] Dieses Ziel wurde wenig später vom Komitee für außerschulische Bildung angenommen. Günther Müller, sozialdemokratischer Abgeordneter der Bundesrepublik, vertrat die Zielsetzung in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats und warb als Berichterstatter mehrmals dafür, eine Sport für Alle-Kampagne zu unterstützen. Nachdem bereits 1970 eine Empfehlung zur Errichtung koordinierter Strukturen im Bereich des Sports für Alle von den Parlamentarischen Versammlung verabschiedet worden war, wurde schließlich im Mai 1971 der von Müller und einigen anderen Abgeordneten unterzeichnete Antrag auf die Erstellung einer Europäischen Sport für Alle-Charta angenommen. Entstanden war die Idee innerhalb einer Koordinationsgruppe des Komitees für außerschulische Bildung, die im März 1971 ihre erste Sitzung abgehalten hatte.[55] Die Mitglieder dieser Gruppe, die paritätisch aus Regierungs- und Nicht-Regierungsinstitutionen zusammengesetzt wurde, waren William Jones (Italien), Armand Lans (Belgien), Thor Hernes (Norwegen), Lars Bratt (Schweden) und Bill Sagar (Großbritannien). Jeder von ihnen hatte wichtige Ämter in den jeweiligen nationalen Dachverbänden beziehungsweise den für Sport zuständigen Ministerien inne. Der britische Sportwissenschaftler der Universität Birmingham Alistair D. Munrow, der aufgrund seines Mitwirkens am Wolfenden Report Ende der 1950er-Jahre als kompetent galt, wurde beauftragt, eine Charta zu skizzieren. In seinen Vorbemerkungen zum ersten Entwurf von 1972 machte er deren Absicht deutlich: Sie diene als Statement gemeinsamer Prinzipien, nach denen alle beteiligten Länder und Organisationen ihre individuellen Programme ausrichten könnten. Außerdem solle größeres politisches Interesse geweckt und nicht zuletzt finanzielle Unterstützung gesichert werden.[56] Wichtige Elemente, die in der Endfassung der Charta zu finden sind, wurden bereits in diesem ersten Entwurf formuliert, so zum Beispiel der Verweis auf gesundheitliche und ‚moderne‘-spezifische Aspekte oder die explizite Ausweitung des Sportbegriffs, die neben „traditionellem Sport“ auch „outdoor pursuits“, „aesthetic movement“ und „conditioning activity“ umfasste.[57] Ebenso lassen sich in dem Dokument die bereits etablierten Kernforderungen nach Bereitstellung von Infrastruktur in Form von Sportstätten und geeignetem Personal wiederfinden.
Dass der Entwurf explizit „europäisch“ aufgeladen war, ist besonders hervorzuheben. Munrow bezeichnete Sport für Alle als originär europäisches Konzept und als wichtigen Teil europäischer Sozial- und Kulturpolitik.[58] Zwar sei davon auszugehen, dass der Großteil des Sports für Alle auf nationaler Ebene, zumal maßgeblich durch Nichtregierungsorganisationen, umzusetzen sei. Aber es sei nur konsistent mit der allgemeinen Politik des Europarats, Aktivitäten mit „spezifisch europäischer Bedeutung“ anzugehen, etwa ein europäisches Fitnessabzeichen oder ein europäisches Sport für Alle-Jahr. Solche Vorstöße sollten Munrows Meinung nach allerdings nicht voreilig geschehen. Grundlage hierfür – und damit für die vorerst wichtigste Dimension der europäischen Zusammenarbeit – sei der Austausch von Ideen, Erfahrungen und Informationen.[59]
Ausgehend von diesem ersten Entwurf nahm der endgültige Text der Charta in den folgenden zweieinhalb Jahren im Zusammenspiel der Koordinierungsgruppe des Rats für außerschulische Bildung und verschiedenen Sportorganisationen, die Vorschläge unterbreiten durften, Gestalt an. Die vierte, von Harold Sagar (Großbritannien) präsentierte Fassung wurde Anfang 1975 von der Koordinierungsgruppe, die zu diesem Zeitpunkt aus Max Wasterlein (Belgien), Kurt Moeller (Dänemark), N. G. Vlot (Niederlande), Nelson Paillou (Frankreich) und Walter Winterbottom (Großbritannien) bestand, an die Sportministerkonferenz des Europarats, die im März 1975 zum ersten Mal in Brüssel stattfand, zur Verabschiedung weitergegeben.[60] In seiner Präsentation der Charta machte der belgische Minister van Aal deutlich, dass die Charta als Basis einer planvollen europäischen Sport für Alle-Politik dienen solle. Sie besitze zwar keine Rechtsverbindlichkeit, dafür aber große moralische Kraft. Nachdem alle anwesenden nationalen Delegationen die Charta angenommen hatten, wurde sie schließlich im September 1976 vom Ministerrat des Europarats verabschiedet.
Abschließende Einordnung
Zwar setzte die Europäische Sport für Alle-Charta weder rechtlich bindende Prinzipien fest noch kam es zu großangelegten gesamteuropäischen Sport für Alle-Kampagnen. Doch das zusammen mit der Charta neugegründete Sportgremium innerhalb des Europarats, das Comité Directeur pour le Dévelopment du Sport (CDDS), entfaltete seit 1977 eine kontinuierliche Vernetzungsaktivität. Auch die Charta selbst übte mittelbar erheblichen Einfluss auf die Sportpolitik der Mitgliedsländer des Europarats sowie auf die europäische Sportvernetzung aus. Laut der Sportwissenschaftlerin Ilse Hartmann-Tews diente sie auf nationaler Ebene primär als Referenzrahmen „zur Einordnung der eigenen Aktivitäten“.[61] In ihr äußerte sich das für diese Zeitspanne grundlegende Motiv der soziokulturellen Teilhabe für den Bereich des Sports. Zugleich finden sich hier bereits Ansätze einer Entwicklung, in der sportliche Betätigung und Fitness als Anforderung an das Individuum gestellt wurden, dem die Möglichkeit gegeben werden sollte, sich im Sinne Foucaults selbst zu führen. Obwohl in der Ausgestaltung variierend, haben alle Mitgliedsstaaten des Europarats seit 1975 Sport für Alle-Kampagnen durchgeführt,[62] größtenteils wurden zudem eigene Abteilungen für den Bereich Sport für Alle in Ministerien und nationalen Dachorganisationen der Verbände aufgebaut. Im Sammelband Worldwide Experiences and Trends in Sport for All wird die Bedeutung der Charta so auch in den Berichten von Belgien, Dänemark, Spanien, Frankreich, Italien, Großbritannien, Griechenland und Portugal herausgestellt. Auf europäischer Ebene wurden die nationalen Entwicklungen durch das CDDS zudem kontinuierlich evaluiert.[63] Das Sport für Alle-Paradigma blieb in den 1970er- und 1980er-Jahren das beherrschende Leitmotiv der sportbezogenen Aktivitäten des Europarats. 1986 wurde die Charta ergänzt durch eine European Charter Sport for All: Disabled Persons. Als im Zuge des Zusammenbruchs des Ostblocks mehrere Staaten in den Europarat aufgenommen wurden, diente die Charta diesen anfangs als Ausrichtungspunkt für ihre Breitensportpolitik.[64]
1992 wurde die ursprüngliche Charta durch eine erneuerte European Sports Charter ersetzt, die den Zusatz „für Alle“ nicht mehr im Titel führte. In der dazugehörigen Resolution der Sportministerkonferenz von 1992 wurde betont, dass die Kernideen der Sport für Alle-Charta gültig bleiben sollten, die Herausforderungen der Integration und verbesserten Kooperation jedoch eine Überarbeitung nötig machten.[65] In die neue Europäische Sport-Charta gingen dementsprechend vor allem Themenbereiche ein, die das CDDS und die Sportministerkonferenzen des Europarats in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre und den 1980er-Jahren behandelt hatten. Zudem waren die einzelnen Artikel sehr viel differenzierter formuliert – ein Ausweis der konzeptionellen Arbeit, die auf der Grundlage der vorausgehenden Charta unternommen worden war.
In historischer Perspektive lässt sich die Europäische Sport für Alle-Charta in Entstehung und Wirkmächtigkeit mithilfe des analytischen Begriffs der ‚Europäisierung‘ interpretieren. Unter ‚Europäisierung‘ werden „all jene politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Prozesse [verstanden], die eine nachhaltige Stärkung innereuropäischer Verbindungen und Ähnlichkeit gefördert oder verändert haben; sei es durch die Formen der Anverwandlung, des Austauschs oder der Vernetzung. Damit einher gehen stets Formen der Abgrenzung und des othering sowie Fragmentierung und Konflikt“.[66] Kiran Klaus Patel und Ulrike von Hirschhausen plädieren dafür, den Akteuren „an jene Orte und zu jenen Diskursen und Praktiken [zu folgen], die sie selbst wählen und so mit anderen Referenzpunkten neu verflechten.“[67] Um einer normativen oder essentialistischen Konnotation vorzubauen, ist es außerdem wichtig, dass die Akteure selbst expliziten Bezug auf ‚Europa‘ nahmen. Dies ist im Fall der Europäischen Sport für Alle-Charta – wie an mehreren Stellen gezeigt – gegeben. Ihre ‚europäische‘ Dimension bestand allerdings weniger darin, allgemein verbindliche Vorgaben festzulegen oder großangelegte gesamteuropäische Kampagnen durchzuführen. Dem gegenüber waren die Beteiligten überwiegend skeptisch, zumal dies weder dem Selbstverständnis noch den finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten des Europarats entsprochen hätte. Als wichtiger Baustein europäischer Sportvernetzung lag die europäisierende Wirkmacht der Sport für Alle-Charta entsprechend den Möglichkeiten des Europarats vielmehr darin, gemeinsame Problemlagen auszuweisen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Rahmenkonzepte für zukünftiges Vorgehen zu erarbeiten.
[1] Essay zur Quelle: European Sport for All Charter (1975/76).
[2] Vgl. die zu diesem Essay veröffentlichte Quelle, Council of Europe, European Sport for All Charter. Text and Background [Resolution (76) 41 of the Committee of Ministers, Principles for a Policy for Sport for All, defined by the Conference of European Ministers responsible for Sport in Brussels (1975)], Straßburg 1977. Im Folgenden stammen alle Quellenzitate, sofern nicht anders vermerkt, aus der hier mit veröffentlichten Quelle.
[3] Der Begriff des Sportwissens ist absichtlich weit gefasst und schließt sowohl ‚wissenschaftliches‘ Wissen ein als auch solche Wissenselemente, die sich beispielsweise in zeitgenössischen Gesellschaftsdiagnosen oder allgemein akzeptierten Beschreibungen der soziokulturellen Bedeutung des Sports, des Körpers, der Vorzüge von Bewegung, etc. äußerten. Der Akzent liegt erstens auf den Produktions- und Zirkulationsbedingungen sportbezogenen Wissens sowie zweitens auf der Frage, welche epistemischen Gegenstände und Problematisierungen (etwa der ‚sportferne‘ weibliche/jugendliche/alte Körper; der zu erreichende ‚gesunde‘ Körper; der gewaltbereite Hooligan; der gedopte Leistungssportler; etc.) durch dieses Wissen hervorgebracht wurden. Drittens schließt daran die Frage an, welche Maßnahmen und Projekte aus diesem Wissen abgeleitet wurden.
[4] Bislang existieren lediglich zwei nennenswerte, allerdings kurze Beiträge zu den sportpolitischen Aktivitäten des Europarats: Marchand, Jacques, Sport for All in Europe, London 1990, sowie König, Walfried; Gütt, Matthias, Der Europarat und sein Beitrag zur Sportentwicklung, in: Tokarski, Walter; Petry, Karen (Hgg.), Handbuch Sportpolitik, Schorndorf 2010, S. 80–97. Allgemein zum Europarat als eine der wenigen historischen Studien Wassenberg, Birte, Histoire du Conseil de l’Europe, Brüssel 2012.
[5] Einen globalen, allerdings nur teilweise historischen Überblick zu einzelnen Ländern bieten die Beiträge in DaCosta, Lamartine P.; Miragaya, Ana (Hgg.), Worldwide Experiences and Trends in Sport for All, Oxford 2002. Einen instruktiven Vergleich liefert Hartmann-Tews, Ilse, Sport für alle!? Strukturwandel europäischer Sportsysteme im Vergleich: Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schorndorf 1996.
[6] Vgl. hierzu Schildt, Axel; Siegfried, Detlef, Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik – 1945 bis zur Gegenwart, München 2009, S. 277ff.
[7] Vgl. Schaffrath, Michael, „The games must go on!“ Sport zwischen Terroranschlägen, Korruptionsskandalen und Wettkampfpleiten, in: Faulstich, Werner (Hg.), Die Kultur der 70er Jahre, München 2004, S. 175–192; Leder, Dietrich (Hg.), Sport und Medien. Eine deutsch-deutsche Geschichte, Köln 2011. Einführend auch Marschik, Matthias; Müllner, Rudolf; Penz, Otto; Spitaler, Georg, Sport Studies. Eine Einführung, in: dies. (Hgg.), Sport Studies, Stuttgart 2009, S. 9–20.
[8] Eisenberg, Christiane, The Rise of Internationalism in Sports, in: Geyer, Martin H.; Paulmann, Johannes (Hgg.), The Mechanics of Internationalism. Culture, Society and Politics from the 1840s to World War I, Oxford 2000, S. 367–395; Keys, Barbara J., Globalizing Sport. National Rivalry and International Community in the 1930s, Cambridge 2013.
[9] Balbier, Uta Andrea, „Spiel ohne Grenzen“. Zu Stand und Perspektiven der deutschen Sportgeschichtsforschung, in: Archiv für Sozialgeschichte 45 (2005), S. 585–598, hier S. 597.
[10] Siehe etwa Dine, Philipp; Crosson, Seán, Introduction. Exploring European Sporting Identities: History, Theory, Methodology, in: dies. (Hgg.), Sport, Representation and Evolving Identities in Europe, Bern 2010, S. 1–12; Tomlison, Alan; Young, Christopher, Sport in Modern European History: Trajectories, Constellations, Conjunctures, in: Journal of Historical Sociology 24 (2011), S. 409–427; Tomlison, Alan; Young, Christopher, Towards a New History of European Sport, in: European Review 19 (2011), H. 4, S. 487–507. Eine Ausnahme bildet das digitale „Handbuch zur Sportgeschichte Osteuropas“, in: Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, URL: <http://www.ios-regensburg.de/ios-publikationen/online-publikationen/handbuch-der-sportgeschichte-osteuropas.html> (27.10.2016) sowie auch der Band von Malz, Arié; Rohdewald, Stefan; Wiederkehr, Stefan (Hgg.), Sport zwischen Ost und West. Beiträge zur Sportgeschichte Osteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, Osnabrück 2007. Vgl. ferner programmatisch Scholl, Stefan, Europäische Sportvernetzung und europäisches Sportwissen nach 1945 – ein Themenaufriss, in: Dietz, Manuela; Thomas, Michael; Ulfkotte, Josef (Hgg.), Sportgeschichte mitten in Deutschland. Sammeln – Erforschen – Zeigen, Hildesheim 2015, S. 229–239.
[11] Vgl. Eisenberg, Christiane, Europäische Interessenpolitik im Weltfußball, in: Themenportal Europäische Geschichte (2008), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2008/Article=112> (27.10.2016).
[12] Vgl. Neumann, Tim, Freund oder Feind? Der Boxverband der DDR und seine europäischen Konkurrenten, in: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=671> (27.10.2016).
[13] Vgl. DSB (Hg.), Sport in Deutschland, 19. Aufl., Frankfurt am Main 2003, S. 60.
[14] Die Literaturlage zu allen diesen Organisationen muss als äußerst schlecht bezeichnet werden. Spärliche Hinweise finden sich bei Tokarski, Walter; Steinbach, Dirk; Petry, Karen, Two Players – One Goal? Sports in the European Union, Oxford 2004, S. 50–59.
[15] Vgl. Mittag, Jürgen, Die konstitutionelle Erfassung des Sports in der Europäischen Union, in: Tokarski, Walter; Petry, Karen (Hgg.), Handbuch Sportpolitik, Schorndorf 2010, S. 98–113; Parrish, Richard, The Politics of Sports Regulation in the European Union, in: Journal of European Public Policy 10 (2003), H. 2, S. 246–262.
[16] Dies wird allgemein auch von der neueren historischen Europaforschung betont, vgl. zum Beispiel Geyer, Michael, The Subject(s) of Europe, in: Jarausch, Konrad; Lindenberger, Thomas (Hgg.), Conflicted Memories. Europeanizing Contemporary Histories, New York 2007, S. 254–280, hier S. 272.
[17] Siehe hierzu Schildt, Axel, Moderne Zeiten. Freizeit, Massenmedien und „Zeitgeist“ in der Bundesrepublik der 50er Jahre, Hamburg 1995, S. 363–384.
[18] Mengden, Guido von, Beiträge zur Geschichte des Deutschen Sportbundes, in: DSB (Hg.), Jahrbuch des Deutschen Sports, München 1962, S. 11–65, hier S. 36.
[19] Ebd., S. 138.
[20] Daume, Willi, Ziel ist ein Sport- und Gesundheitsplan (1954), in: DSB (Hg.), Willi Daume. Deutscher Sport 1952–1972, München 1973, S. 28–31, hier S. 30.
[21] DSB (Hg.), Sport für alle. Herausforderungen für den Sport. Bundestag 1972 des Deutschen Sportbundes am 6./7. Mai 1972 in Berlin. Ansprachen, Orientierungen, Referate und Ergebnisse der Arbeitskreise, Frankfurt am Main 1972, S. 62.
[22] Bokler, Willi, Kulturelle und pädagogische Gesichtspunkte zur Aufgabe des Sports im Freizeitleben, in: DSB (Hg.), Sport und Freizeit. Arbeitstagung des Deutschen Sportbundes, Duisburg, 7./8. November 1959, Frankfurt am Main 1960, S. 5–10, hier S. 5.
[23] Ebd., S. 7.
[24] Siehe hierzu knapp Tomka, Béla, A Social History of Twentieth-Century Europe, London 2013, S. 244–250; Hill, Jeffrey, Sport, Leisure and Culture in Twentieth-Century Britain, Houndmills 2002, S. 154–157; Jefferys, Kevin, Sport and Politics in Modern Britain. The Road to 2012, Houndmills 2012, S. 46–76; Clément, Jean-Paul; Defrance, Jacques; Pociello, Christian, Sport et pouvoirs au XXe siècle, Grenoble 1994, S. 89f.; Pot, Johan Hendrik Jacob van der, Die Bewertung des technischen Fortschritts. Eine systematische Übersicht der Theorien, Band 1, Assen 1985, S. 594–601.
[25] Dumazedier, Joffre, Vers une civilisation de loisir?, Paris 1962; Dower, Michael, The Challenge of Leisure. A Civic Trust Survey on Planning for Increased Leisure Facilities, London 1965; Central Council of Physical Recreation (Hg.), Sport and the Community. The Report of the Wolfenden Committee on Sport, London 1960.
[26] Vgl. International Council of Sport and Physical Education (Hg.), Report of the First International Seminar ‚Sport and Leisure: Practical Methods and Forms of Organisation‘, 10.–11. July 1964, Schorndorf 1965. Auch in der 1964 verabschiedeten „Declaration on Sport“ des Weltrats für Sport und Leibeserziehung spielte der Bezug auf eine anwachsende Freizeit eine wichtige argumentative Rolle, vgl. Weltrat für Sport und Leibeserziehung (Hg.), Declaration on Sport, Paris 1964, S. 12: „The leisure time available for self-development is constantly increasing but at the same time there is a multiplication of these leisure time activities which only require of the individual a passive participation with no possibilities for initiative or creation. […] [Sport] is an active leisure time occupation which encourages participation and initiative. Its variety and the possibilities of adaptation it offers enable everyone, according to his aptitudes and desires, to express and fulfil himself. Consequently, it provides an interesting solution to the problem of leisure by affording relaxation, amusement and the enrichment of the personality.“
[27] Parliamentary Assembly, Assembly Recommendation 392 (1964) „Problem of leisure“; Council for Cultural Co-operation, General Policy Debate on the Problem of Leisure, Straßburg, 17. September 1965 [CM (65) 92, Addendum]. Allerdings beklagte der französische Vertreter René Bazennerye, ebd., S. 6f., das Fehlen einer stärkeren Fokussierung auf Sport in der Debatte.
[28] Council for Cultural Co-Operation, Eight Session. Report (Straßburg, 31. Mai–4. Juni 1964) [CM (65) 92], S. 35.
[29] Council for Cultural Co-operation, Training the Trainer. A Suggested Programme for General Leaders of Physical Recreation and Sport, Straßburg 1964, S. 18f.
[30] Vgl. Council of Europe, Resolution (66) 38 „Physical Education, Sport and Outdoor Pursuits”, adopted by the Ministers’ Deputies on 24th September 1966.
[31] Vgl. Council of Europe, What is Sport for All?, Brüssel 1971, S. 4: „As for regimentation, there arises the question of man’s freedom during his spare time; to what extent can the community’s leisure activities be ‘organised’?”
[32] Vgl. Krüger, Michael, Zur Entstehung und Entwicklung von Gesundheitskonzepten im Sport, in: Bös, Klaus; Brehm, Walter (Hgg.), Gesundheitssport. Ein Handbuch, Schorndorf 1998, S. 71–81; Carter, Neil, Medicine, Sport and the Body. A Historical Perspective, London 2012; Hau, Michael, Sports in the Human Economy: „Leibesübungen“, Medicine, Psychology, and Performance Enhancement during the Weimar Republic, in: Central European History 41 (2008), S. 381–412; Dinçkal, Noyan, Gesundheitskonzepte, Körperwissen und Sport in der klassischen Moderne, in: Wolters, Christine; Becker, Christian (Hgg.), Rehabilitation und Prävention in Sport- Medizingeschichte, Berlin 2014, S. 7–28.
[33] Vgl. Cachay, Klaus, Sport und Gesellschaft. Zur Ausdifferenzierung einer Funktion und ihrer Folgen, Schorndorf 1988, S. 250.
[34] Zitiert nach: Hollmann, Wildor; Tittel, Kurt, Geschichte der deutschen Sportmedizin, Gera 2008, S. 55.
[35] Vgl. exemplarisch für eine Reihe zeitgenössischer Publikationen Reindell, Herbert, Herz, Kreislaufkrankheiten und Sport, München 1960; Hollmann, Wildor, Körperliches Training als Prävention von Herz-Kreislaufkrankheiten, Stuttgart 1965.
[36] Deutsche Olympische Gesellschaft, Memorandum zum „Goldenen Plan“ für Gesundheit, Spiel und Erholung, Frankfurt am Main 1960, S. 5. Der ‚Goldene Plan‘ stand im Zusammenhang mit dem vom DSB verkündeten ‚Zweiten Weg‘ und plädierte für die Bauförderung neuer Sportanlagen durch Bund, Länder und Gemeinden. Insgesamt wurden 4,2 Milliarden DM für die nächsten 15 Jahre veranschlagt.
[37] Vgl. Hartmann-Tews, Sport für Alle, S. 141f. Programmatisch zu ‚Vorsorge‘ als Analysekategorie zur Erschließung der Geschichte des 20. Jahrhunderts Thießen, Malte, Gesundheit erhalten, Gesellschaft gestalten. Konzepte und Praktiken der Vorsorge im 20. Jahrhundert: Eine Einführung, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 10 (2013), H. 3, URL: <http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Editorial-3-2013> (27.10.2016).
[38] Åstrand, Per-Olof, Sport for All. Exercise and Health, Straßburg 1969; Réville, Philipp, Physical Activity and the Prevention of Disease. Facts and Figures, Straßburg 1970. Auf beide Studien wurde in der offiziellen Erläuterung der Sport für Alle-Charta verwiesen, vgl. Council of Europe, European Sport for All Charter. Text and Background, S 4f.
[39] Vgl. zum Beispiel Åstrand, Sport for All, S. 15: „But the non-athlete, why should he keep himself physically fit? In the introduction it was emphasised that animals, including human beings, are ‘constructed’ for activity, and regular activity is absolutely necessary for optimum functioning of the heart and circulation, muscles, joints etc. This activity is comparable with the servicing the need for which we take for granted for cars and other complicated mechanical designs.“
[40] Ebd., S. 31.
[41] Réville, Physical Activity, S. 23.
[42] Ebd., S. 7.
[43] Åstrand, Sport for All, S. 32.
[44] Council for Cultural Co-operation, Sport for All. Five Countries Report, Straßburg 1970.
[45] Eine Ausnahme bildete der britische Bericht, der sich etwas skeptischer gegenüber großangelegten Kampagnen zeigte.
[46] Council for Cultural Co-operation, Sport for All. Five Countries Report, S. 57.
[47] Ebd., S. 69.
[48] Vgl. Council for Cultural Co-operation, 13th Session (Straßburg, 19.-23. Februar 1968) [CM (68) 30], S. 33f.
[49] Vgl. Council for Cultural Co-operation, 10th Session (Straßburg, 6.–10. Juni 1966) [CM (66) 105], S. 53f.
[50] Vgl. Council of Europe, Resolution (66) 38 „Physical Education, Sport and Outdoor Pursuits“, adopted by the Ministers’ Deputies on 24th September 1966.
[51] Die Teilnehmer waren Armand Lans (Belgien), William Jones (Italien), Cecrope Barilli (Italien), Yvonne Surrel (Frankreich) und Gerard Herberichs (Niederlande).
[52] Siehe zum Beispiel Marchand, Sport for All, S. 1f.
[53] Vgl. Council of Europe, What is Sport for All?, Brüssel 1971, S. 4, wo aus dem Brügge-Report (CCC/EES (68) 10, Rev. II) zitiert wird.
[54] Zitiert nach: Ebd., S. 1.
[55] Siehe hierzu die Dokumentzusammenstellung European Conference of Local Authorities, Standing Committee, European Cooperation in the development of Sport for All. Background Documents Submitted by the Secretariat for the Information of the Standing Committee [CPL/P (8) 29].
[56] Vgl. Consultative Assembly, Committee on Culture and Education, Preliminary Draft European Sport for All Charter, prepared by Mr. A. D. Munrow, Straßburg 8. Juni 1972 [AS/Cult (24) 5], S. 1.
[57] Ebd., S. 2f. In der Endfassung der Charta wurde die umfassende Natur des Sport für Alle-Begriffs betont, „which embraces sport in many different forms, from recreational physical activity to high level competition“.
[58] Vgl. ebd., S. 8.
[59] Vgl. ebd., S. 14f.
[60] Seit Ende der 1960er-Jahre wurde im Europarat dazu übergegangen, Fachministerkonferenzen einzuberufen. Die Initiative, die für Sport zuständigen Minister zusammenzubringen, entstand bereits 1971 im Rahmen der Bestrebungen zu verstärkter europäischer Zusammenarbeit auf einen Vorschlag der belgischen Regierung hin. Die Sportministerkonferenz trat seit 1975 in zweijährigem Rhythmus zusammen.
[61] Hartmann-Tews, Sport für alle, S. 291.
[62] Vgl. Marchand, Sport for All, S. 60–64.
[63] Siehe etwa Lierde, André van, Evaluation of the impact of Sport for All policies and programmes, Brüssel 1983.
[64] Vgl. hierzu Davies, Ivor, A Sport for All Project in Eastern Europe, 1990–2001, in: The International Journal of the History of Sport 21 (2004), S. 796–814. Während des Kalten Krieges befassten sich die Sportgremien des Europarats wenig mit den sozialistischen Staaten. Hierfür stellten eher die Europäischen Sportkonferenzen ein Forum bereit.
[65] Vgl. Council of Europe, Resolution on the new European Sports Charter (92/1), in: Siekmann, Robert C.R.; Soek, Janwillem (Hgg.), The Council of Europe and Sport. Basic Documents, Den Haag 2007, S. S. 260–261.
[66] Patel, Kiran Klaus, Transnationale Geschichte, in: Europäische Geschichte Online, URL: <http://www.ieg-ego.eu/patelk-2010-de> (27.10.2016), Abschnitt 22.
[67] Hirschhausen, Ulrike von; Patel, Kiran Klaus, Europäisierung, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, URL: <https://docupedia.de/zg/Europäisierung> (27.10.2016), S. 7.
Literaturhinweise
König, Walfried; Gütt, Matthias, Der Europarat und sein Beitrag zur Sportentwicklung, in: Tokarski, Walter; Petry, Karen (Hg.), Handbuch Sportpolitik, Schorndorf 2010, S. 80-97.
Marchand, Jacques, Sport for All in Europe, London 1990.