„[W]ir haben einen Zustand zu analysieren, der uns zu Außenseitern macht“. Lesbischer Aktivismus in Ost-Berlin in den 1980er-Jahren[1]
VonMaria Bühner
„Aber in Erinnerung an diese erste Frau und im endlich beginnenden Nachdenken, was meine Gefühle gegenüber Frauen betraf, fing ich an, diese Alternative in Erwägung zu ziehen, mit einer Frau zu leben. Ich bildete mir aber ein, in dieser Stadt die einzige Lesbe zu sein – die Lesbe, das war mir damals noch nicht so klar – die einzige Frau zu sein, die so empfindet.“[2]
Diese wenigen Zeilen fassen die Erfahrungen vieler lesbisch begehrender Menschen in der DDR in Worte, oft sprechen sie neben Isolation auch von Angst und Scham. Nach Jahrzehnten der Unsichtbarkeit wurde der Wunsch eben jene Gefühle zu durchbrechen in den 1980er-Jahren zu einer wichtigen Triebfeder für die Entstehung von Homosexuellen- und etwas später auch eigenständiger Lesbengruppen, in denen das Persönliche und das Politische zusammengebracht wurden. Ein entscheidendes Moment für diese Prozesse war auch, Worte und ein Verständnis für das eigene Begehren und Empfinden zu finden und gemeinsam mit anderen zu entwickeln.
Im Mittelpunkt meiner Analyse steht das „Informationspapier vom Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche“ (1985/86), der ersten Lesbengruppe, welche 1982–1983 in Ost-Berlin entstand.[3] Bis in die zweite Hälfte der 1980er-Jahre war die Gruppe die einzige selbstständige Lesbengruppe in der DDR und gab wichtige Impulse für die politische Arbeit der Homosexuellenbewegung.[4] Das Informationspapier ist ein wichtiges Dokument der zu großen Teilen noch unerforschten Geschichte von Lesben in Ostdeutschland.[5] Es gibt einen Einblick in die damaligen Rahmenbedingungen lesbischer Existenz und die in den 1980er-Jahren in der DDR entstehende Lesbenbewegung; ebenso dokumentiert es den Blick der Aktivist_innen auf ihre sexuelle Orientierung und konfrontiert diese mit den Fremddeutungen weiblicher Homosexualität. Leitend für meine Betrachtung der Quelle ist das Konzept der Subjektivierung. Akteur_innen werden zu Subjekten, indem sie, etwa durch Anrufung, unterworfen werden, aber gleichzeitig konstituiert sich das Subjekt selbst, etwa in Form bestimmter Selbsttechniken. Das Konzept Subjekt verweist einerseits auf die Macht herrschender Diskurse, andererseits aber auch auf die Möglichkeit zur Selbstermächtigung und die Veränderbarkeit von Subjektpositionen.[6] In eben jenem Spannungsfeld bewegten und wandelten sich auch die Lebenswelten von lesbisch begehrenden Menschen in der DDR. Es scheinen in dem Dokument deutlich die zwei ineinander verschränkten Seiten der Subjektwerdung auf – Subjektivierung als (regulative) Anrufung und Positionierung von „außen“ und gleichzeitig als Selbstverortung und -bestimmung. Die Analyse des Informationspapiers verweist darüber hinaus auf die notwendige Verschränkung der Geschichte der Sexualitäten und Geschlechtergeschichte – so wird beispielsweise in der Quelle „Lesbisch-Sein“ stark im Verhältnis zu „Frau-Sein“ verhandelt. „Lesbe“ und „Frau“ sind zu verstehen als wandelbare Kategorien, deren Bedeutungen stets wieder von neuem (diskursiv) ausgehandelt und hervorgebracht wurden und werden. Folglich gab es nicht das lesbische Subjekt, sondern es gilt die (Um)deutungen lesbischen Begehrens und lesbischer Subjektivitäten zu analysieren.
Zentrales Thema der Quelle ist die Politisierung von Begehren und auch von Geschlecht; dabei handelte es sich um einen transnationalen Prozess, in dem es über nationale Grenzen hinweg zwischen Gruppen und Einzelpersonen immer wieder zu einem Austausch von Ideen und Strategien sowie zu gegenseitiger Unterstützung kam. So stand die Lesbenbewegung in der DDR im engen Austausch mit Aktivist_innen in West- und Osteuropa. Durch persönliche Kontakte kam es in den 1980er-Jahren zu einem Austausch von Ideen, Konzepten und teilweise auch zu gegenseitiger Unterstützung zwischen politisch aktiven Lesben in West- und Ostdeutschland. 1985 beispielsweise besuchte die Schwarze Dichterin und Aktivistin Audre Lorde mit dem Orlanda Frauenverlag die Lesben in der Kirche.[7] Doch die Vernetzung der Lesbenbewegung der DDR war keinesfalls auf die BRD beschränkt, es bestanden beispielsweise auch Kontakte in die Niederlande und die USA. Weiterhin bestanden Kontakte zur Homosexuelle Initiative Wien (HOSI), welche im Auftrag der International Lesbian and Gay Association (ILGA) Informationen zur Situation von Lesben und Schwulen in Osteuropa im Eastern Europe Information Pool (EEIP) sammelte und 1984 die Ergebnisse in dem Buch Rosa Liebe unterm roten Stern veröffentlichte. Zu diesen beiden Organisationen hatten verschiedene homosexuelle Gruppen aus der DDR Kontakt. Die HOSI als Regionalgruppe der ILGA half Kontakte zwischen den Gruppen in verschiedenen Ost-Ländern herzustellen, auch durch Konferenzen, welche von 1987 bis 1996 stattfanden.[8] So kamen beispielsweise vom 21. bis 23. April 1989 anlässlich des dritten EEIP in Budapest 45 Aktivist_innen aus verschiedenen Städten der DDR sowie aus Budapest, Zagreb, Wien, London, Prag, Slowenien und den Niederlanden zusammen. Unter den Teilnehmer_innen waren auch zwei Personen von den Lesben in der Kirche.[9] Solche Treffen förderten den Austausch und die Vernetzung innerhalb einer transnational agierenden Homosexuellenbewegung, welche den größeren Rahmen für den Aktivismus der Gruppe Lesben in der Kirche bildete.
Der Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche (LiK) entstand aus einem Freud_innenkreis in der homosexuellen Subkultur in Ost-Berlin mit dem Wunsch, Lesben in der DDR sichtbar(er) zu machen.[10] Der Auslöser für die Gründung der Gruppe war das 1982 beschlossene Wehrdienstgesetz, welches eine mögliche Mobilmachung von Frauen einschloss. Das erste Treffen der LiK in einer Privatwohnung im November 1982 wurde von der Polizei, die sich gewaltsam Zugang zu der Wohnung verschaffte, aufgelöst.[11] Eine Möglichkeit, dem Versammlungs- und Vereinigungsverbot auszuweichen, bot die evangelische Kirche, welche ab Ende der 1970er-Jahre zunehmend mehr politische Gruppen, die zu Themen wie Ökologie, Frieden und Menschenrechten arbeiteten, Räume zur Verfügung stellte.[12] Zunächst arbeitete die Lesbengruppe zusammen mit der Schwulengruppe im Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe Berlin; es kam jedoch schon nach zwei Treffen zu einer Trennung der beiden Gruppen in eine eigenständige Schwulen- und Lesbengruppe.[13] Es dauerte einige Zeit, bis die Lesben in der Kirche eine eigene Anbindung in der evangelischen Kirche finden konnten. Diese bot ihnen dann die Möglichkeit, sich in den Räumen der Gemeinde regelmäßig zu treffen und im Rahmen der jährlich stattfindenden Friedenswerkstätten eine Teilöffentlichkeit zu erreichen und andere vorhandene Infrastrukturen zu benutzen. Ab Sommer 1983 konnten regelmäßig im vierzehntägigen Rhythmus Veranstaltungen in der Philipuskapelle in Hohenschönhausen stattfinden; später konnten sie, nach längerer Suche, die zentral gelegenen Räumlichkeiten der Gethsemane Gemeinde Berlin benutzen. Dieses Gastrecht musste, im Gegensatz zu dem anderer Gruppen, halbjährlich erneuert werden – das Verhältnis zwischen evangelischer Kirche und den Arbeitskreisen Homosexualität war mitunter durchaus schwierig,[14] es wird auch im Informationspapier auf Debatten um Homosexualität innerhalb der evangelischen Kirche der DDR verwiesen. Die Treffen wurden von einer kleinen Gruppe in Privatwohnungen vorbereitet; zu den offenen Veranstaltungen kamen zwischen zehn bis sechzig Personen. Die Bewerbung der Veranstaltungen war schwierig, da kaum Zugang zu Kopiergeräten bestand und Programme, Positionspapiere etc. nur mit dem Schutzvermerk „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“ vervielfältigt und weitergegeben werden konnten.[15] Die Gruppe war in ihrer politischen Arbeit den gleichen Zwängen ausgesetzt wie andere Gruppen, welche unter dem Dach der Evangelischen Kirche agierten. Das trifft auch auf die Überwachungs- und Repressionsmaßnahmen durch die Staatssicherheit zu. Das Ministerium für Staatsicherheit (MfS) schätzte die Gruppe folgendermaßen ein: Sie „benutzt bewußt ‚Freiräume‛ der Kirche, um Personen zu sammeln“, dabei „wird eine Konfrontation mit Staat und Gesellschaft angestrebt.“[16] Die Konsequenz waren Überwachung und andere Formen der Repression.[17] Verdächtig waren nach Einschätzung des MfS die gute Vernetzung der LiK mit anderen Frauen-, Friedens- und Homosexuellengruppen, die auch unter dem Dach der evangelischen Kirche arbeiteten, die staatskritischen Haltungen einiger Gruppenmitglieder und die Kontakte in „nicht-sozialistische“ Länder.[18]
Die Arbeit der Gruppe umfasste verschiedene Aspekte. Es kann grob unterschieden werden zwischen der Arbeit mit Wirkung auf die Gruppe selbst und dem Handeln mit bewusster Außenwirkung, wobei jedoch beides eng miteinander verwoben war.[19] Die Arbeit nach innen war vor allem geprägt von der Idee der Selbsthilfe und der Herausbildung einer (politischen) Gruppenidentität; beides war eng verknüpft mit der Konstitution einer kollektiven Identität als Lesben. Die Gruppe schuf mit ihrem regelmäßigen Veranstaltungen einen Ort der Begegnung und der Auseinandersetzung zu unterschiedlichsten Themen lesbischer Identität in Gegenwart und Vergangenheit und trug so zur Herausbildung eines (politisch) lesbischen Bewusstseins bei.[20] Sie setzten sich mit Themen wie lesbischer Geschichte und Literatur auseinander, ebenso wie mit weiblicher Sexualität und Staatsgewalt.[21] Neben Vorträgen und Diskussionen gab es auch Angebote zur gemeinsamen Freizeitgestaltung wie Ausflüge und Feiern.[22]
Nach außen wirkten sie vor allem über ihre Versuche, eine Öffentlichkeit und Anerkennung für Lesben herzustellen. Sowohl 1984 als auch 1985 und 1986 fuhr die Gruppe in die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück um dort der lesbischen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Auf die Entfernung des Eintrags in das Gästebuch und des niedergelegten Kranzes 1984 reagierten sie mit Eingaben und Gesuchen um Gespräche mit offiziellen Stellen. Als sie 1985 an der Feier anlässlich des 40. Jahrestages der Befreiung teilnehmen wollten, wurden sie mit Polizeigewalt und -gewahrsam davon abgehalten. Im Folgenden schrieben sie zahlreiche Eingaben an politische Stellen und Briefe an bekannte Personen; sie erwirkten so zumindest eine Entschuldigung und eine Führung in der Gedenkstätte, ebenso wie die Anbringung eines Hinweises auf die Bedeutung des rosa Winkels; der Eintrag ins Gästebuch und der Kranz wurden jedoch wiederum entfernt.[23] Mitglieder der Gruppe arbeiteten auch an den wissenschaftlichen Tagungen zu „Psychosozialen Aspekten der Homosexualität“ mit, welche ab 1985 stattfanden.[24] Bei diesen Tagungen kamen Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen zusammen um sich mit der Lebenssituation Homosexueller zu beschäftigen und gemeinsam Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Es wurde auch eine eigene Studie zur Lebenssituation von Lesben in Angriff genommen, jedoch wurde sie nicht fertiggestellt.[25]
Was in der DDR in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre passierte, hatte in der Bundesrepublik bereits in den 1970er-Jahren begonnen. Westdeutsche Lesben kämpften, ebenso wie die ostdeutschen Lesben, mit Unsichtbarkeit, fehlendenden subkulturellen und politischen Strukturen sowie der Dominanz eines heterosexuellen Frauenbildes – der „Bestimmung“ der Frau zu heterosexueller Ehe und Kindern – und einer entsprechenden Marginalisierung und Sanktionierung von anderen Lebensentwürfen. In den 1970er-Jahren beginnen Lesben in der Bundesrepublik sich zu organisieren und hatten dafür mehr Möglichkeiten als die Lesben in der DDR, die in ihrer politischen Arbeit durch das Versammlungs-, Vereinigungs- und Veröffentlichungsverbot stark eingeschränkt wurden. Es entstehen in ganz Westdeutschland Gruppen; es kommt zu öffentlichen Protesten und den ersten Lesbenpfingsttreffen. Weiterhin werden subkulturelle Strukturen wie etwa die Zeitung Lesbenpresse und eine erste Beratungsstelle geschaffen. Lesbisches Begehren und damit verknüpfte (unterschiedlichen) Forderungen wurden erstmals sichtbar und entgegen der Schwierigkeiten erkämpften sie wertvolle Freiräume.[26]
Das „Informationspapier vom Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche“ ist vermutlich Ende 1985 oder 1986 entstanden.[27] Es ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung der Arbeitspapiers der LiK, welches zwischen September und November 1983 von Marina Krug und Gabi Baum erstellt wurde, und aus einer umfassenden Analyse der Situation lesbischer Frauen Handlungsstrategien für den AK ableitete.[28] Diese Zusammenfassung wurde in dem Informationspapier um einige Kommentare zu neuen Entwicklungen ergänzt. Zu diesem Zeitpunkt war in der DDR kaum Literatur verfügbar, die sich überhaupt in irgendeiner Weise mit Homosexualität beschäftigte.[29] Von den LiK wurden die wenigen verfügbaren Informationen und Publikationen zu Homosexualität gesammelt. Wissen und Positionen zu Homosexualität zusammenzustellen und einer Teilöffentlichkeit zugänglich zu machen, war eine der Strategien der LiK um Lesben sichtbarer zu machen, wobei sie in ihrer Reichweite jedoch stark beschränkt waren. Durch das Veröffentlichungsverbot war es oft schwierig, das Material für die Vervielfältigung solcher Dokumente zu beschaffen. Zur Reproduktion wurden entweder Matrizenabzüge benutzt oder auch Durchschläge auf der Schreibmaschine verwendet. Die Schwierigkeiten, eine (Teil-)Öffentlichkeit für die Anliegen von Lesben herzustellen, waren also auch materieller Natur. Auch das vorliegende Dokument wurde auf der Schreibmaschine geschrieben und zeigt Korrekturen der Tippfehler; diese machen die schreibende Person gleichsam sichtbar. Dass der Text nur in dieser Form reproduziert werden konnte, schränkte seine Reichweite stark ein.
In der vorliegenden Quelle sind allgemeine Informationen zu (weiblicher) Homosexualität und diesbezüglichen Entwicklungen in der DDR zusammengestellt. Sie diente auch der Positionierung der Gruppe in und Beteiligung an den damaligen Diskursen um Homosexualität. Gleichzeitig wird in dieser Quelle verhandelt, was weibliche Homosexualität aus Sicht der Gruppe ausmachte. Das Dokument zeichnet sich durch einen hohen Abstraktionsgrad aus – die Situation von Lesben ist weniger konkret, emotional und persönlich dargestellt, sondern wird analysiert. Der objektiv neutrale Ton schließt an die neu aufkommenden wissenschaftlichen und medialen Verhandlungen (weiblicher) Homosexualität an und macht die Analyse der LiK anschlussfähig an diese. Doch steht das Informationspapier in seiner radikalen Subjektivität dennoch in deutlicher Abgrenzung zu dem sexualwissenschaftlichen Blick auf Weiblichkeit und Homosexualität. Es knüpft an die Tradition feministischer Manifeste an – „als Medien der Wissensvermittlung und des politischen Streits“[30], welche auch minoritären Gruppen die Möglichkeit zur Partizipation als Gegenstimme an politischen Diskursen geben.
Das Dokument beginnt mit einer Diskussion des Themas „Homosexualität in der Gesellschaft“[31] unter dem einige Vorurteile und Diskriminierungen, denen Homosexuelle im Allgemeinen und Lesben im Besonderen immer noch ausgesetzt waren, verhandelt werden. Homosexualität sei ein „Tabuthema“, welches „verschwiegen“ und kaum von politischer Seite thematisiert werde. Wie sahen dieses Tabuisieren, diese Unsichtbarkeit aus? Bis in die 1980er-Jahre gab es keine Öffentlichkeit für Homosexualität, das heißt, sie wurde kaum medial behandelt. Es gab in den 1970er-Jahren einige Thematisierungen von Homosexualität in der Presse, die sich jedoch durch Pseudoliberalität einerseits und Marginalisierung von weiblicher Homosexualität andererseits auszeichneten.[32] Zudem gab es keine öffentlichen Anlaufstellen oder Treffpunkte für Homosexuelle. Der Wiederaufbau subkultureller Räume nach dem Zweitem Weltkrieg wurde verunmöglicht und mit dem Bau der Mauer 1961 wurde auch die Westberliner Subkultur unzugänglich.[33] Es gab in Ost-Berlin einige wenige Lokale, die von Lesben und Schwulen besucht wurden; dies waren jedoch nur inoffizielle Treffpunkte, an denen der Austausch von Zärtlichkeiten nicht geduldet wurde.[34]Außerhalb von Ost-Berlin gab es kaum subkulturelle Strukturen, in kleineren Städten und auf dem Land gar keine. Die Großstädte wurden so zum Zufluchtsort, der jedoch von den Lesben in der Kirche als schwierig kritisiert wird, da die Subkultur „keine Ebene für Gespräche oder Auseinandersetzungen mit sich selbst“ biete, stattdessen „versucht sie den Homosexuellen Bewegungsfreiheit vorzugaukeln“. Zudem waren diese Orte für Außenstehende schwer zu finden.
Das Versammlungs-, Vereinigungs- und Veröffentlichungsverbot hatte die Entstehung politischer Gruppen und selbstgestalteter Räume fast komplett unmöglich gemacht. Ein politischer Aktivismus um Homosexualität existierte bis in die 1980er-Jahre kaum. Eine Ausnahme bildet das Engagement der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (HIB) in den 1970er-Jahren. Diese Gruppe war jedoch stärker durch Schwule als durch Lesben geprägt.[35] Eine zweite Ausnahme war die Veranstaltung eines ersten DDR-weiten Lesbentreffens 1978 durch Ursula Sillge und eine andere Person im Gründerzeitmuseum von Charlotte von Mahlsdorf, welches auch von der HIB genutzt wurde. Das Treffen, welches mehr als 100 Gäste anzog, konnte dort jedoch nicht wie geplant stattfinden, denn die Teilnehmenden wurden von der Polizei abgehalten. Sie mussten auf eine Bar und Privatwohnungen ausweichen. Eine Folge des Treffens war das Verbot, weitere Veranstaltungen im Gründerzeitmuseum durchzuführen, welches neben anderen Faktoren zum Ende der HIB führte.[36] Homosexuelles Begehren wurde also konsequent auf den Ort des Privaten verwiesen – Partnerschaften und Freund_innenkreise waren zumeist die einzigen Orte, an denen die sexuelle Identität ausgelebt werden konnte.[37] Doch überhaupt eine Partnerin oder Gleichgesinnte zu finden war unter den Umständen dieser Marginalisierung schwierig. Oft waren verschlüsselte Kontaktanzeigen der einzige Weg und selbst dieser war zeitweise nicht zugänglich oder auch schlicht nicht bekannt.[38] Das Gefühl der Isolation war so für viele, besonders im ländlichen Raum und kleineren Städten, ein sehr starkes. Manche hatten nicht einmal ein Wort für ihr Begehren. Isolation, Unsichtbarkeit und Unbenennbarkeit waren starke Regulationsmechanismen, welche noch von anderen ergänzt wurden, wie beispielsweise der rechtlichen Ungleichbehandlung. Diese betraf den § 151 StGB-DDR, welcher den 1968 abgeschafften § 175 zum Teil ersetzte; darin wurden „sexuelle Handlungen“ zwischen einer minder- und einer volljährigen Person gleichen, also nun mehr nicht nur männlichen, Geschlechts generell unter Strafe gestellt.[39] Auch diese rechtliche Diskriminierung und die Auswirkung der damit verbundenen Stigmatisierung werden in dem Informationspapier verhandelt.[40] Hinzu kam noch, dass durch die fehlenden öffentlich geführten Auseinandersetzungen über Homosexualität bestehende Homosexuellenfeindlichkeit nicht bearbeitet wurde und fortbestand.[41] Sie war weit verbreitet und obwohl sie in den 1980er-Jahren messbar zurückging konnten sich auch 1990 circa 30 Prozent der Befragten einer Studie nicht vorstellen, mit einer Lesbe befreundet zu sein. In persönlichen Berichten wird deutlich, dass es drastische Reaktionen von Eltern, insbesondere Vätern, Freund_innen und Bekannten auf das „Outing“ als Lesbe gab.[42] Unter diesen Umständen war die (partielle) Geheimhaltung der sexuellen Orientierung weitverbreitet, was wiederum zur Unsichtbarkeit beitrug.[43]
Das Schreiben dieses Informationspapiers kann als ein widerständiger Akt, als ein Anschreiben gegen diese Unsichtbarkeit verstanden werden. Mit jedem Schriftstück bewiesen die Schreibenden die Existenz von Lesben und zwar in einer selbstbestimmten Art und Weise. Schreiben war eine weitverbreitete Praxis innerhalb der Lesbenbewegung der DDR, um sich mit dem eigenen Gewordensein und persönlichen Lebensumständen auseinanderzusetzen. Das Informationspapier ist abzugrenzen von der medialen Berichterstattung über Homosexualität, in der sehr oft ausschließlich männliche Sexualwissenschaftler zu Wort kamen. Homosexualität war bis in die 1960er-Jahre fast nur im Kontext medizinisch-psychiatrischer Diskurse und dort ausschließlich als therapiebedürftige Pathologie verhandelt wurden. Ein Beispiel dafür sind die Forschungen des Endokrinologen Günter Dörner, der erfolglos versuchte nachzuweisen, dass Homosexualität die Folge einer hormonellen Fehlprägung während der Schwangerschaft und dementsprechend mit Hilfe einer Hormontherapie heilbar sei.[44] Auch im Informationspapier wird darauf verwiesen, dass Homosexualität in der Vergangenheit vor allem von außen als „psychologische Krankheit, Perversion mit Diagnosenummer“ definiert und verhandelt wurde. Solche Vorstellungen von Homosexualität spielten auch in psychotherapeutischer Behandlung lesbischer Patient_innen bis mindestens in die 1960er-Jahre eine Rolle.[45] Wie genau diese psychotherapeutischen Behandlungen aussahen, wurde bisher noch nicht erforscht. Es ist noch offen, wie weit die kurzen Andeutungen der Quelle – „Homosexualität zu unterdrücken, zu ‚behandeln‛ und zu bestrafen“ – dabei auch in die Praxis umgesetzt wurden.[46] Doch jenseits von Praktiken ist es auch die Sprache selbst, die verletzt. Da „es ihre Bedingungen sind, die uns konstituieren“[47], so Judith Butler, „ist die sprachliche Verletzung offensichtlich nicht nur ein Effekt der Wörter, mit denen jemand angesprochen wird, sondern ist der Modus der Anrede selbst, […] der das Subjekt anruft und konstituiert.“[48] In diesem Fall also als „krankes“, „perverses“ und „behandlungsbedürftiges“ Subjekt. Diese gewaltvolle Sprache wird von den LiK auch im Informationspapier sichtbar gemacht.
Abwertend gegenüber weiblicher Homosexualität wurde sich auch noch in den 1980er-Jahren geäußert, wie die Lesben in der Kirche mit einem Zitat aus dem weit verbreiteten Buch Mann und Frau intim (1982) des Sexualwissenschaftlers Siegfried Schnabl belegen. Seiner Beurteilung nach entstehe weibliche Homosexualität auch, weil es schlicht an einem Partner fehle. Lesben würden damit – so die Lesben in der Kirche – abgewertet unter der Kategorie „diehabenbloßkeinenabgekriegt [sic]“ wie in dem Informationspapier resümiert wird. Sie würden also auch über einen Mangel der Erfüllung einer traditionellen Frauenrolle definiert – und so laut dem Informationspapier auch immer wieder als „Mannweiber“ beschimpft. Insgesamt zeichnete sich das Frauenbild in der DDR stark durch Heterosexualität aus. Allgemein lässt sich jedoch für das Feld der Sexualität in der DDR der 1970er- und 1980er-Jahre feststellen, dass es im Vergleich, beispielsweise zur Bundesrepublik Deutschland, ‚befreiter‛ war – Abtreibungen waren legalisiert, Scheidungen und das Modell der alleinerziehenden Mütter weit verbreitet und wenig sozial stigmatisiert, es gab eine ausgeprägte Freikörperkultur, nicht-eheliche Beziehungen zwischen jungen Menschen wurden gefördert – um nur einige Beispiele zu nennen.[49] Das schuf auch Lücken für lesbische Lebensentwürfe. Doch war die Frauen- und Familienpolitik klar an dem Ideal der bürgerlichen Ehe orientiert. Sexualität wurde dabei als heterosexuell gesetzt, entsprechend diskursiv und medial verhandelt sowie bürokratisiert und verrechtlicht. Homosexualität nahm also eine Sonderstellung ein, wurde lange abgewertet und untergeordnet.[50] Ein Beispiel ist die Wohnungszuteilung, welche alleinstehende Personen und homosexuelle Paare gegenüber Ehepaaren stark benachteiligte. Der regulierende Zugriff auf Lesben erfolgte dabei nicht über die Abwertung ihre sexuelle Orientierung, sondern auch über das herrschende Frauenbild und entsprechende politische Maßnahmen. Doch die politischen Bestrebungen, Frauen rechtlich gleichzustellen ebenso wie die weit verbreitete Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung führten in der DDR auch zu einer größeren Unabhängigkeit als es beispielsweise in der BRD zur gleichen Zeit der Fall war. Das Informationspapier jedoch konzentriert sich jedoch vorwiegend auf Negativbeispiele und nimmt trotz des engen Austauschs der Gruppe mit der Lesbenbewegung in Westdeutschland ausschließlich die Situation in der DDR und die dortigen Probleme in den Blick.
Parallel zu dem Fortbestehen homosexualitätsabwertender Argumentationen kam es in den 1980er-Jahren zu Veränderungen in den Diskursen um Homosexualität. Sie würde nun zunehmend als „gleichwertige Form der Sexualität“ verhandelt, was auch den neueren Positionen der Sexualwissenschaft entsprach.[51] In der Quelle werden dafür verschiedene Beispiele angeführt. So werde zunehmend Eltern geraten, die homosexuelle Neigung ihrer Kinder „nicht zu bekämpfen“. Ebenso werde auf die Rolle Homosexueller als „gesellschaftliche Außenseiter“, welche „durch ihre Umwelt an der Integration oft gehindert werden“ und die Möglichkeit, „Identifikationsmöglichkeiten“ zu schaffen, verwiesen. Die LiK begrüßen einerseits diese neuen Ansätze, andererseits aber würden sie „eine erweiterte Aufklärung und den konsequenten Abbau von Vorurteilen schuldig“ bleiben, weil sie zu theoretisch seien. 1989 ergriffen Mitglieder der Gruppe dann die Möglichkeit, im Jugendradio DT64 an der Sendung „Mensch du – Ich bin lesbisch“ mitzuarbeiten, um „an die HörerInnenschaft das zu übermitteln, was WIR sagen wollen“[52]. Auch das vorliegende Informationspapier zu erstellen, kann als eine Intervention gegenüber den wenigen medialen Informationen verstanden werden. Die Möglichkeit an der Radiosendung mitzuarbeiten und die zunehmende Thematisierung von Homosexualität in den Medien, welche in dem DEFA-Spielfilm „Coming Out“ über den schwulen Lehrer Philipp 1989 ihren Höhe- und Schlusspunkt fand, war auch Ausdruck eines veränderten politischen Umgangs mit Homosexualität, welcher nunmehr auf die „Integration von Homosexuellen in den Sozialismus“ abzielte. Ein wichtiger Faktor dafür war die Entstehung immer mehr kirchlicher und nicht-kirchlicher Homosexuellen- und Lesbengruppen im Laufe der 1980er-Jahre und dass sie aus Sicht des MfS, auch auf Grund ihrer transnationalen Vernetzung, ein Sicherheitsrisiko darstellten. Es wurden zunehmend offizielle Treffpunkte geschaffen, das Verbot von Kontaktanzeigen mit gleichgeschlechtlichen Gesuchen aufgehoben und Homosexualität wurde nun auch in den Ehe- und Sexualberatungsstellen thematisiert.[53] Mit dem Versuch der Stigmatisierung von Homosexualität entgegenzuwirken reagierten die DDR Offiziellen auch auf Aids und wollten dessen Ausbreitung eindämmen. In transnationaler Perspektive betrachtetet ist dieser politische Umgang mit der „Aids-Krise“ – die Entstigmatisierung von Homosexualität, das Bemühen darüber aufzuklären und für Toleranz zu werben – bemerkenswert, changierten die Reaktionen in anderen Ländern doch oftmals zunächst zwischen medialer Hysterie, Ignoranz und einer verstärkten Homosexuellenfeindlichkeit. So wichtig und notwendig ein öffentlicher Diskurs um Homosexualität war, so handelte es sich dennoch dabei um eine weitere Fremddeutung und eine sehr paternalistische Geste, die sich in diesem Fall durch die Konstitution von dem Homosexuellen als hilfsbedürftiges Subjekt auszeichnete.
Von welcher Position aus konnten Lesben in der DDR überhaupt sprechen? Kann unter den beschriebenen Umständen überhaupt von einer selbstbestimmten Identität als „Lesben“ gesprochen werden? Der letzte Teil des Informationspapiers ist der „Coming-Out-Phase“ gewidmet und gibt interessante Einblicke in ein mögliches Selbstverständnis lesbischer Identität. In Abgrenzung zu den zuvor beschriebenen Fremddeutungen und Regulationsmechanismen wird hier eine eigene Konzeption von lesbischem Begehren vorgenommen. In diesem Abschnitt wird der informierende und auch distanzierte Charakter des Dokuments besonders deutlich – es wird von „Lesben“ und „Frauen“, aber nicht von einem „wir“ gesprochen. Das verleiht dem Informationspapier einen weitgehend neutralen Ton, in dem weibliche Homosexualität Außenstehenden scheinbar sachlich erläutert wird.
Den zentralen Bezugspunkt des Verständnisses von Lesbisch-Sein in dem Informationspapier bildet das Coming-Out Konzept. Es entstand zuerst im Kontext der Homosexuellenbewegung in den USA in den 1970er-Jahren und wurde in den folgenden Jahren weltweit adaptiert und ist somit ein Beispiel für einen Kulturtransfer. In dem Papier wird sogar auf eine entsprechende US-amerikanische Quelle verwiesen.[54] Wie kamen die Schreibenden an dieses Wissen? Sie führten über persönliche Kontakte mit Lesben aus der Bundesrepublik, den Niederlanden und auf Anregung von ehemaligen Gruppenmitgliedern, die nach West-Berlin emigriert waren, Literatur ein und schufen in einer Privatwohnung eine kleine Bibliothek, um dem Defizit an Büchern zu Homosexualität in der DDR entgegenzuwirken.[55] Die Sach- und belletristische Literatur mit lesbischen und feministischen Themen wurde zum Teil auch über Spendengelder der ILGA finanziert.[56] Verglichen mit den wenigen Homosexuellengruppen, welche in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre in anderen Ländern des „Ostblocks“ entstanden, waren die Gruppen in der DDR in einer privilegierten Position in Bezug auf den Grad der internationalen Vernetzung, den Zugang zu „westlichen“ Publikationen und auch die Anzahl der Gruppen in der DDR insgesamt.[57]
Das Coming-Out Konzept wurde auch in der sexualwissenschaftlichen Forschung zu Homosexualität in der DDR ab Mitte der 1980er-Jahre selbstverständlich verwendet.[58] Die Konzeption des Coming-Out zeichnet sich, auch in der vorliegenden Quelle, durch eine vermeintlich klare Grenze von Homo- und Heterosexualität aus, womit beispielsweise Bisexualität und anderes weniger ein-eindeutiges Begehren unsichtbar gemacht wird. Weiterhin nehmen sie Bezug auf ein vermeintlich eindeutiges binäres Geschlechtsmodell, dabei werden Geschlecht und Begehren gleichsam miteinander verschränkt und als für einander konstituierend gesetzt. Lesben seien dementsprechend Frauen, die Frauen begehren. Dabei wird Homosexualität in der Quelle auch als die „wahre Sexualität“ gesetzt, welche es für die Lesben zu finden gilt. Es werden auch verschiedene Probleme identifiziert, welche es schwierig machen, diese wahr- und anzunehmen: Zum einen die Verinnerlichung von Heterosexualität als Norm(alität), der Mangel an Kontaktmöglichkeiten, Diskriminierungserfahrungen und die Unsichtbarkeit, zum anderen Konflikte mit dem Elternhaus, welches auch stark durch „das patriarchalische Leitbild“ geprägt sei. Lesbisch-Sein wird auch in Bezug auf Frau-Sein verhandelt – es wird kritisiert, dass Frauen keine selbstbestimmte Sexualität erlernen, was es erschweren würde, die eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen. In dem Arbeitspapier finden sie dafür noch deutlichere Worte: „Wie schläft frau miteinander, wenn der eigene Körper etwas Unerkanntes ist?“[59] Die Auseinandersetzung mit der Situation von Frauen und einer als spezifisch weiblich verstandenen Sozialisation waren auch ein zentrales Thema in den Veranstaltungen des Arbeitskreises, welcher sich auch als feministisch verstand und der nicht-staatlichen Frauenbewegung in der DDR nahestand. In dem Papier wird auch darauf verwiesen, dass Lesben nicht nur als Homosexuelle, sondern auch als Frauen diskriminiert werden, was auch der Grund für die Gründung einer eigenständigen Lesbengruppe war – um einen geschützten Raum frei von männlicher Dominanz zu schaffen. Die Existenz der klar identifizierbaren Gruppe „Frauen“ ist somit notwendige Voraussetzung für diese Konzeption lesbischen Begehrens und das zugrundeliegende Geschlechtermodell ist ein binäres. Der Bezug auf diese vermeintlich klar abgrenzbare Identität machte erst eine Politisierung im Sinne von Identitätspolitik möglich.
Der Kern von Lesbisch-Sein in der vorliegenden Quelle ist nicht die Sexualität, sondern die auf ihre basierende „Selbstdefinition als ‚abweichend‛“ und erstrebte „Umdefinierung […] zu einer Minderheitenidentität“ aufgrund dieser – es ist also eine Identität, nicht „nur“ eine sexuelle Orientierung. Mit dem Konzept der Minderheitenidentität greifen sie dabei auf Erving Goffmans Überlegungen zu Stigma zurück.[60] Teil dieses Identifikationsprozesses sei auch die Konfrontation mit „anerzogenen Verhaltensmustern, Erwartungshaltungen und mit der von der Gesellschaft zur Norm erhobenen Lebensweise.“ Die Wirkungsmacht unterschiedlichster Emotionen in diesem Prozess wird auch sichtbar gemacht: „das Gefühl des Unbefriedigtseins [sic] und Identifikationslosigkeit“ und „Sehnsucht nach gleichgeschlechtlichen Beziehungen“ als erste Anzeichen einer lesbischen Identität; später „Schuldgefühle“ in Konfrontation mit dem gesellschaftlichen Leitbild der Heterosexualität. Es zeigt sich deutlich, dass eine Geschichte der Homosexualität auch stets eine Geschichte der Gefühle ist und Gefühle in einem starken Maße Identitäten regulieren.[61]
In dem Informationspapier werden verschiedene Möglichkeiten, mit der erkannten eigenen Homosexualität umzugehen, aufgezeigt – erstens, die Verinnerlichung der gesellschaftlichen Abwertung von Homosexualität und die Entscheidung für das Leben in der Isolation der Subkultur, zweitens, die Verdrängung der eigenen Homosexualität und die Flucht in die Heterosexualität, sowie drittens der Versuch offen lesbisch zu leben. Der dritte Weg wird als schwierig charakterisiert – „Unsicherheit, Angst und eine fortwährende Unzufriedenheit brechen auch bei bewußten Lesben immer wieder durch“. Sichtbar wird, welcher Druck mit der Erkenntnis, homosexuell zu sein, einherging, und dass Akteur_innen unterschiedlich mit den schwierigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umgingen. Lesbe sein bedeutete also auch, immer wieder Konflikten mit der Umwelt ausgesetzt zu sein. Dabei spielt das Coming-Out als ein Prozess, in welchem die eigene Sexualität öffentlich sichtbar gemacht wird, eine zentrale Rolle. Denn erst dadurch werden eben diese Konflikte sichtbar. Das Coming-Out kann so auch verstanden werden als eine politische Praxis und ist eine notwendige Voraussetzung für diese Art von Identitätspolitik. Dabei wird auch die vermeintliche Grenze zwischen privat und öffentlich verschoben mit dem Wunsch, weibliche Homosexualität öffentlich sicht- und auslebbar zu machen sowie bestimmte politische Forderungen durchzusetzen. In einem Rückblick auf die Arbeit der LiK schreibt Marinka Körzendörfer: „Wir verstanden uns als radikal und unsere Homosexualität auch als politische Entscheidung.“[62] Diese radikale Haltung wurde weder von allen Mitgliedern der Gruppe geteilt, noch von all den anderen Homosexuellen- und Lesbengruppen, welche im Verlauf der 1980er-Jahre in fast allen größeren Städten der DDR entstanden. Unter ihnen gab es, besonders bei den sogenannten nicht-kirchlichen Gruppen, auch „gemäßigtere“ Haltungen und beispielsweise Bezugnahmen auf Ideen des Marxismus-Leninismus, um für eine Verbesserung der Lebensumstände von Lesben und Schwulen im Sozialismus zu werben.
In dem Informationspapier findet insgesamt eine Transformation von „Lesbisch-Sein“ statt – negative Fremddeutungen, deren Kern eine vermeintliche Fehlerhaftigkeit lesbischer Subjektivität ist, werden positiv umgedeutet. In der Lesart der LiK ist es die „normierte[.] Gesellschaft“, welche problematisch und Ursache für persönliche Konflikte Homosexueller ist. In ihrem Arbeitspapier finden sie dafür noch deutlichere Worte: „[W]ir müssen erkennen, daß nicht unsere Sexualität problematisch ist, sondern die Situation in der wir leben“.[63] Diese Aussage verweist auch auf die Verflechtungen zwischen Gruppen in Ost- und Westdeutschland, denn sie kann auch gelesen werden als Referenz zum Titel von Rosa von Praunheims berühmten Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971), welcher eine wichtige Rolle für die Entstehung der Homosexuellenbewegung der BRD spielte.
Das Politische der privaten und nur vermeintlich individuellen Erfahrungen wird als wichtiges Moment ausgemacht und daraus wird die Notwendigkeit von Veränderungen im gesellschaftlichen und politischen Umgang mit Homosexualität abgeleitet. Doch gleichzeitig brauche es auch eine Arbeit des lesbischen Subjekts an sich – „[d]iese, auch nach außen demonstrierte Identität hat ein Selbstbewußtsein zur Grundlage“. Als ein Ort, an dem diese Bearbeitung und Neuverortung persönlicher Konflikte stattfinden kann, wird in der Quelle auf die Notwendigkeit der Selbstorganisation in Gruppen verwiesen, in denen in der Folgezeit emotionale Arbeit stattfand, in der negative Gefühle transformiert wurden und welche gleichzeitig versuchten, eine Öffentlichkeit für die Anliegen von Lesben und Schwule herzustellen.
Dieses Dokument kann gelesen werden als ein Ort, an dem einerseits von den Schwierigkeiten lesbischer Subjektwerdung in der DDR berichtet und anderseits mit dem politisch lesbischen Subjekt eine Position geschaffen wurde, von der aus gesprochen und identitätspolitisch agiert werden konnte. Jedoch bringt jede Form der Identitätspolitik Ausschlüsse hervor und suggeriert vermeintliche Gleichheit, wo es eine Vielzahl unterschiedlichster Subjektpositionen und Erfahrungen gibt. Das Informationspapier dokumentiert so auch Identitätspolitik, welche für die neuen sozialen Bewegungen ab den 1960er-Jahren weltweit eine wichtige Rolle gespielt hatte. Die Reduktion von Identität auf „lesbisch“ und „Frau“ negiert, dass Identitäten vielfältig, multidimensional und fragmentiert sind und macht auch die Diversität der Gruppe unsichtbar – nicht alle Gruppenmitglieder identifizierten sich als (ausschließlich) lesbisch und/oder weiblich, so gab es auch Bisexuelle, mindestens eine Person identifizierte sich schon damals als trans*, zeitweise war auch ein Mann in der Gruppe Mitglied, auch war mindestens eine Woman of Colour an der Gruppe beteiligt.[64]
Es gab nicht die eine lesbische Identität oder die eine Geschichte lesbischer Frauen in der DDR.[65] Insofern kann die vorliegende Quelle als eine mögliche Lesart lesbischer Lebensrealitäten und Selbstverständnisse in der DDR verstanden werden, die neben anderen stehen. Jedoch zeigt das Informationspapier viele der Regulationsmechanismen lesbischer Existenz in der DDR auf und gleichzeitig markiert die vorgenommene Politisierung lesbischer Sexualität ein zentrales Moment für die Entstehung einer Lesbenbewegung in der DDR.
[1] Essay zur Quelle: Lesben in der Kirche: Informationspapier (1985/86). Für das Zitat vgl. Krug, Marina; Baum, Gabi, Arbeitspapier des Arbeitskreises homosexuelle Selbsthilfe Berlin, 1983, S. 14, in: Robert-Havemann-Gesellschaft Berlin (RHG)/GZ/A1/1453. Das GrauZone Archiv ist Teil der Robert Havemann Gesellschaft Berlin.
[2] Gutsche, Karin, Ich ahnungsloser Engel. Lesbenprotokolle, Berlin 1990, S. 19.
[3] Vgl. Lesben in der Kirche (1985/86), Informationspapier vom Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe – Lesben in der Kirche, in: RHG/GZ/A1/29. Im Folgenden stammen alle Quellenzitate, soweit nicht anders vermerkt, aus der hier mit veröffentlichten Quelle.
[4] Vgl. Körzendörfer, Marinka, Politisch aktive Lesben unter dem Dach der evangelischen Kirche. Herbst 1986 bis 1989, in: Dennert, Gabriele; Leidinger, Christiane; Rauchut, Franziska (Hgg.), In Bewegung bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben. Berlin 2007, S. 113–117, hier S. 114–116.
[5] Vgl. Bühner, Maria, ‚Beiträge für eine Chronik, die vielleicht einmal geschrieben wird‛. Perspektiven auf den Forschungsstand zu Lesben in der DDR, in: Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt; Gunda Werner Institut (Hgg.) Das Übersehenwerden hat Geschichte – Lesben in der DDR und der Friedlichen Revolution. Halle (Saale) Tagungsdokumentation, Halle (Saale) u.a. 2015, S. 110–120, URL: <http://www.gwi-boell.de/de/2016/01/29/das-uebersehenwerden-hat-geschichte> (12.03.2017). Der vorliegende Essay ist Teil der Forschung im Rahmen meiner Doktorarbeit zu lesbischer Subjektwerdung in der DDR in den 1970er- und 1980er-Jahren.
[6] Vgl. Wiede, Wiebke, Subjekt und Subjektivierung, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, URL: <http://docupedia.de/zg/Subjekt_und_Subjektivierung?oldid=98129> (12.03.2017).
[7] Vgl. Krug, Die Gruppe Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe, S. 110.
[8] Vgl. Sillge, Ursula, Un-Sichtbare Frauen. Lesben und ihre Emanzipation in der DDR, Berlin 1991, S. 106–107 sowie unveröffentlichtes Interview der Autorin mit Andrzej Selerowicz am 27.06.2016.
[9] Vgl. Protokoll (Verlaufsprotokoll) des 3. EEIP, 21.–23. April 1989, in RHG/GZ/A1/2589.
[10] Vgl. Karstädt, Christiane; Zitzewitz, Anette von, ...viel zuviel verschwiegen. Eine Dokumentation von Lebensgeschichten lesbischer Frauen aus der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1996, S. 156–157.
[11] Vgl. Krug, Marina, Die Gruppe Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe. Lesben in der Kirche in Berlin/DDR – November 1982 bis Sommer 1986, in: Dennert, Gabriele; Leidinger, Christiane; Rauchut, Franziska (Hgg.), In Bewegung bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben. Berlin 2007, S. 109–112, hier S. 109.
[12] Vgl. Krautz, Stefanie, Lesbisches Engagement in Ost-Berlin 1978-1989. Marburg 2009, S. 53.
[13] Vgl. Kenawi, Samirah, Zeigen wir uns, damit man uns nicht verleugnen kann. Die ‚Lesben in der Kirche‛ Berlin, Unveröffentlichtes Manuskript im GrauZone Archiv, Berlin 2003.
[14] Vgl. Krautz, Lesbisches Engagement, S. 56–57.
[15] Vgl. Krug, Die Gruppe Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe, S. 110–111.
[16] BStU, MfS HA XX/AKG, Nr. 853, Bl. 279.
[17] Vgl. beispielsweise BStU, MfS HA XX/ARG, Nr. 853, Bl. 246–255.
[18] Vgl. BStU, BVfS Potsdam, AKG, Nr. 260, Bl. 27–29.
[19] Vgl. Krautz, Lesbisches Engagement, S. 60–66.
[20] Vgl. Krug, Die Gruppe Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe, S. 110.
[21] Vgl. Kenawi, Samirah, Frauengruppen in der DDR der 1980er Jahre. Eine Dokumentation, Berlin 1995. Frauengruppen, S. 84.
[22] Vgl. Die gesammelten Programme der Gruppe finden sich in Kenawi, Zeigen wir uns.
[23] Vgl. Schmidt, Kristine, Lesben und Schwule in der Kirche, in: Sonntags-Club (Hg.), Verzaubert in Nord-Ost. Die Geschichte der Berliner Lesben und Schwulen in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee, Berlin 2009, S. 198–220, hier S. 201–202, 216–220.
[24] Vgl. Sektion Ehe und Familie der Gesellschaft für Sozialhygiene der DDR; Sektion Andrologie der Gesellschaft für Dermatologie (Hgg.), Psychosoziale Aspekte der Homosexualität, Manuskriptdruck, Jena 1986; dies. Psychosoziale Aspekte der Homosexualität. II. Workshop, Jena 1989.
[25] Vgl. Schenk, Christina; Körzendörfer, Marinka, Zu einigen Problemen lesbischer Frauen in der DDR. Ursachen und Konsequenzen, in: Grau, Günter (Hg.), Lesben und Schwule – was nun? Frühjahr 1989 bis Frühjahr 1990. Chronik – Dokumente – Analysen – Interviews, Berlin 1990, S. 78–84, hier S. 84.
[26] Vgl. Dennert, Gabriele; Leidinger, Christiane; Rauchut, Franziska (Hgg.), In Bewegung bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben, Berlin 2007.
[27] Eine genauere Datierung ist nicht möglich, da das Dokument keine Datums- oder Jahresangabe enthält. Meine Datierung bezieht sich auf die Ereignisse, welche in der Quelle diskutiert werden.
[28] Arbeitspapier, in: RHG/GZ/A1/1453.
[29] Vgl. Krautz, Lesbisches Engagement, S. 60; Sektion Ehe und Familie der Gesellschaft für Sozialhygiene der DDR; Sektion Andrologie der Gesellschaft für Dermatologie (Hgg.), Psychosoziale Aspekte der Homosexualität, S. 88–89.
[30] Ankele, Gudrun, Feminismus, Freiburg im Breisgau 2010, S. 22.
[31] Informationspapier, in: RHG/GZ/A1/29. Im Folgenden stammen alle Quellenzitate, soweit nicht anders vermerkt, aus der hier mit veröffentlichten Quelle.
[32] Vgl. Waberski, Lesbenliteratur, S. 44–45.
[33] Vgl. Karstädt; Zitzewitz, … viel zu viel, S. 11.
[34] Vgl. Dobler, Jens, ‚Den Heten eine Kneipe wegnehmen‛, in: Sonntags-Club (Hg.), Verzaubert in Nord-Ost. Die Geschichte der Berliner Lesben und Schwulen in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee, Berlin 2009, S. 167–173, hier S. 167.
[35] McLellan, Josie, Glad to be Gay Behind the Wall. Gay and Lesbian Activism in 1970s East Germany, in: History Workshop Journal, 74 (2012), S. 105–130.
[36] Vgl. ebd., S. 123–124; Sillge, Un-Sichtbare Frauen, S. 90–91.
[37] Vgl. Karstädt; Zitzewitz, … viel zu viel, S. 11.
[38] Vgl. Dennert, Gudrun, Leidinger, Christiane; Rauchut, Franziska, ‚Wir sind keine Utopistinnen‛. Lesben in der DDR, in: dies. (Hgg.), In Bewegung bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben, Berlin 2007, S. 95–104, hier S. 97.
[39] McLellan, Josie, Love in the Time of Communism. Intimacy and Sexuality in the GDR, Cambridge 2011, S. 117. Der vollständige Paragraf 151 lautet: „Ein Erwachsener, der mit einem Jugendlichen gleichen Geschlechts sexuelle Handlungen vornimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Verurteilung auf Bewährung bestraft.“ (StGB der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1976)
[40] Es wurde bisher nicht aufgearbeitet, in welchem Umfang und wie der Paragraf 151 eingesetzt wurde.
[41] Vgl. Schenk, Christian, Die Partei(en) in der DDR. Ihre Politik und ihre Ideologie(n) im Blick auf lesbische Lebenswelten, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) – Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.; Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt (Hgg.), Lesben und Schwule in der DDR. Tagungsdokumentation, Halle (Saale) 2008, S. 35–55, hier S. 53.
[42] Vgl. Starke, Kurt, Leben von Lesben und Schwulen in der DDR. Selbstreflexionen und Einstellung von Hetero- zu Homosexuellen und Homosexualität. Ergebnisse empirischer Untersuchungen, in: ebd., S. 9–34, hier S. 11–14.
[43] Vgl. Schenk; Körzendörfer, Zu einigen Problemen lesbischer Frauen in der DDR, S. 83.
[44] Vgl. Mildenberger, Florian, Günter Dörner – Metamorphosen eines Wissenschaftlers, in: Setz, Wolfram (Hg.), Homosexualität in der DDR. Materialien und Meinungen, Hamburg 2006, S. 237–279. 2002 wurde Günter Dörner mit dem Großem Verdienstkreuz ausgezeichnet.
[45] Vgl. Klöppel, Ulrike, Die ‚Verfügung zur Geschlechtsumwandlung von Transsexualisten‛ im Spiegel der Sexualpolitik der DDR, in: Lernen aus der Geschichte, URL: <http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/11667> (12.03.2017). Ich danke Christiane Leidinger und Ulrike Klöppel für ihre Hinweise, die meine Forschung zu dem Thema motiviert haben.
[46] Vgl. Waberski, Lesbenliteratur, S. 75. Zwei Beispiele finden sich in Karstädt; Zitzewitz, … viel zu viel, S. 166–167.
[47] Butler, Judith, Haß spricht. Zur Politik des Performativen, Frankfurt am Main 2006, S. 9.
[48] Ebd., S. 9–10.
[49] Vgl. McLellan, Love in the Time of Communism, S. 22–82.
[50] Vgl. ebd., S. 53–82.
[51] Vgl. Kowalski, Gudrun von, Homosexualität in der DDR. Ein historischer Abriß, Marburg 1987, S. 58–61.
[52] Schenk, Christina, Wir im Rundfunk. ‚Mensch Du – Ich bin lesbisch‛, in: Grau, Günter (Hg.), Lesben und Schwule – was nun? Frühjahr 1989 bis Frühjahr 1990. Chronik – Dokumente – Analysen – Interviews, Berlin 1990, S. 88–90, hier S. 89.
[53] See Evans, Jennifer, Decriminalization, Seduction, and ‚Unnatural Desire‛ in East Germany, in: Feminist Studies, 36 (2010), H. 3, S. 553–577.
[54] Raphael, Sharon Maxine, Coming Out. The Emerge of the Movement Lesbian, Cleveland 1974.
[55] Vgl. Krug, Die Gruppe Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe, S. 110.
[56] Vgl. unveröffentlichtes Interview der Autorin mit Bettina Dziggel, langjähriges Mitglied der LiK, am 13. Juli 2016.
[57] Vgl. unveröffentlichtes Interview der Autorin mit Andrzej Selerowicz, langjähriges Mitglied des EEIP, am 27. Juni 2016.
[58] Sektion Ehe und Familie der Gesellschaft für Sozialhygiene der DDR; Sektion Andrologie der Gesellschaft für Dermatologie (Hgg.), Psychosoziale Aspekte der Homosexualität. Workshop II.
[59] Arbeitspapier, S. 9, in: RHG/GZ/A1/1453.
[60] Vgl. ebd., S. 8.
[61] Vgl. Gammerl, Benno, Erinnerte Liebe. Was kann eine Oral History zur Geschichte der Gefühle und der Homosexualitäten beitragen? In: Geschichte und Gesellschaft, 35 (2009), S. 314–345.
[62] Körzendörfer, Marinka, Zur Geschichte des Berliner Lesbenkreises, S. 2, in: RHG/GZ/A1/1470.
[63] Arbeitspapier, S. 14, in: RHG/GZ/A1/1453.
[64] Vgl. unveröffentlichtes Interview der Autorin mit Bettina Dziggel; Lohaus, Stefanie et al., Podiumsgespräch. Zur Rolle, Lebenssituation und den Zielen der Lesben(gruppen) zur Zeit der friedlichen Revolution, in Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt; Gunda Werner Institut (Hgg.) Das Übersehenwerden hat Geschichte – Lesben in der DDR und der Friedlichen Revolution. Halle (Saale) Tagungsdokumentation. Halle (Saale) u.a. 2015, S. 51–57, hier S. 54.
[65] Vgl. Lantzsch, Nadine, Interview mit Peggy Piesche über Lesben in der DDR: „Sichtbarkeit kann niemals nur die eigene sein“, in Mädchenmannschaft, URL: <"http://maedchenmannschaft.net/interview-peggy-piesche-lesben-in-der-ddr-sichtbarkeit-kann-niemals-nur-die-eigene-sein/> (01.04.2017); Latzsch, Nadine, Ausschluss oder Ausgangspunkt? Bündnisse und Fragen an die Lesbenbewegungen in der DDR, in Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt/Gunda Werner Institut (Hgg.), Das Übersehenwerden hat Geschichte – Lesben in der DDR und der Friedlichen Revolution. Tagungsdokumentation. Halle (Saale) u.a. 2015, S. 10–18.
Literaturh
Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt; Gunda Werner Institut (Hgg.), Das Übersehenwerden hat Geschichte – Lesben in der DDR und der Friedlichen Revolution. Tagungsdokumentation, Halle (Saale) u.a. 2015.
Krautz, Stefanie, Lesbisches Engagement in Ost-Berlin 1978-1989, Marburg 2009.
Sänger, Eva, Begrenzte Teilhabe. Ostdeutsche Frauenbewegung und Zentraler Runder Tisch DDR, Frankfurt am Main u.a. 2005.
Sonntags-Club, Verzaubert in Nord-Ost. Die Geschichte der Berliner Lesben und Schwulen in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee, Berlin 2009.
Waberski, Birgit, Die großen Veränderungen beginnen leise. Lesbenliteratur in der DDR und den neuen Bundesländern, Dortmund 1997.