Essays/

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  • von Ulf Brunnbauer

    Am Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die Abgeordneten des Landtags (Sabor) des Königreichs Kroatiens, Slawoniens und Dalmatiens einige Male auf das Thema Emigration zu sprechen. Dies war nicht weiter verwunderlich angesichts der Dimension der Amerikaauswanderung aus Kroatien. Gemäß der offiziellen Emigrationsstatistik wanderten von 1899 bis 1914 rund 207.000 Menschen aus Kroatien aus, davon mehr als 170.000 nach Nordamerika, wobei noch viel mehr Emigrationspässe ausgestellt wurden. Kroatien stand damit nicht alleine, sondern spiegelte den Gesamttrend der Habsburger Monarchie wider, die Anfang des 20. Jahrhunderts zum wichtigsten Sendeland von Einwanderern in die USA geworden war. Mehrfach forderten Abgeordnete des kroatischen Landtags die Landesregierung mit Interpellationen auf, in das Emigrationsgeschehen einzugreifen. [...]

  • von Reinhard Wendt

    In Neuseeland wurden während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Deutsche und Deutschstämmige, die dort lebten, als enemy aliens interniert. Vielmehr kamen in die Lager auch manche aus Samoa und von den Tonga-Inseln. Samoa war nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft als Mandatsgebiet des Völkerbunds in neuseeländische Verwaltung übergegangen, und Tonga, das seit dem 18. Mai 1900 als britisches Protektorat zum Empire gehörte, hatte vor allem ökonomisch enge Kontakte zu Neuseeland. Die Mehrzahl der tonganischen Internierten mit deutschen Wurzeln stammte aus Vava'u im Norden des Archipels. Es handelte sich um insgesamt zehn Personen: Hermann E. Guttenbeil, seinen Neffen Gustav F. Guttenbeil, die Vettern Otto G. Sanft und Rudolf F. Sanft, Otto P. Schaumkel, Arthur E.E. Schulke, Karl F.T. Witzke sowie die drei Brüder Friedrich C. Wolfgramm, Otto E. Wolfgramm und William G. Wolfgramm. [...]

  • von Ulrike Kirchberger

    Die “Ecuador Land Company” (ELC) wurde 1859 in London gegründet. Das Ziel der Gesellschaft war es, Land in Ecuador zu erwerben, es wirtschaftlich zu erschließen und zu kolonisieren. Dies war in der damaligen Zeit kein ungewöhnliches Vorhaben. Sowohl in Großbritannien als auch in den Staaten des Deutschen Bundes wurden vor dem Hintergrund der Massenauswanderung nach Übersee immer wieder Kolonisations- und Auswanderungsgesellschaften gegründet. Das Besondere an der ELC bestand darin, daß sie von deutschen und britischen Kaufleuten in London gemeinsam getragen wurde und sich aus dieser Konstellation spezielle Möglichkeiten ergaben, die ein in Deutschland gegründeter Auswanderungsverein nicht hatte. [...]

  • von Mandy Kretzschmar

    Am 23. Dezember 1901 verabschiedete der geeinte australische Staat als eines der ersten bedeutenden Gesetze den Immigration Restriction Act, der die sozialen, gesundheitlichen moralischen, rechtlichen und kulturellen Kriterien sowie die administrativen Verfahren der der Einwanderung festlegte. Eingeführt wurde damit auch eine Sprachprüfung in Form eines Diktats, womit die Kenntnisse in einer europäischen Sprache getestet wurden. Der Immigration Restriction Act war ein Instrument, mit dem Einwanderungsströme geregelt und kanalisiert werden konnten; er bevorzugte Immigranten europäischer Herkunft und diskriminierte implizit asiatische Einwanderer. [...]

  • von Heike Bungert

    Der Artikel beschäftigt sich mit den Dreiecksbeziehungen zwischen den circa hunderttau­send Frankoamerikanern, den 1,7 Millionen Deutschamerikanern und der Bevölke­rungsmehrheit der Angloamerikaner während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871. Für die deutschen Migranten war der Deutsch-Französische Krieg mit der anschließenden Gründung des Deutschen Reiches der wichtigste Wendepunkt in der Geschichte der Schaffung einer deutschamerikanischen Identität. Sie sammelten Geld für ihre Landsleute in Europa, organisierten Wohltätigkeitsveranstaltungen und feierten große Friedensfeste, in denen sie sich ihrer gemeinsamen Herkunft bewusst wurden. Auch die Frankoamerikaner organisierten Benefizfeste, Sammlungen und Proteste gegen den Frankfurter Frieden. Beide ethnischen Gruppen hatten Werte, Sympathien und gegenseitige Vorurteile in die USA transferiert, mussten in ihren Sympathiebekundungen für ihre Ursprungsländer jedoch Rücksicht aufeinander und auf ihr Gastland nehmen.

  • von Vincent Houben

    Die europäisch-südostasiatische Kontaktgeschichte erforscht unter anderem die historischen Verbindungen zwischen Europa und den außereuropäischen Weltregionen, die zur Kolonisierung von Großteilen des Südens geführt haben. Im Rahmen der Etablierung und Konsolidierung der europäischen Kolonialstaaten im südostasiatischen Raum fanden wichtige Transfers statt: [...]

  • von Veronica Oelsner

    Nach dem Ablegen seines Kolonialstatus im Jahr 1816 musste das alte Vizekönigreich am Río de la Plata politisch, sozial und wirtschaftlich neu definiert werden. Über das ganze 19. Jahrhundert hinweg standen die Bemühungen im Vordergrund, aus dem Gebiet der damaligen spanischen Kolonie einen modernen Nationalstaat zu bilden. Es handelte sich bei dem im Entstehen begriffenen Argentinien um ein Land, das aus der „Barbarei“ herauskommen musste, um sich der „Zivilisation“ und dem „Fortschritt“ anderer Teile der Welt – nämlich Europa und USA – anzuschließen. In diesem Sinn wollte man das Land für moderne europäische Einflüsse öffnen. Politiker und Intellektuelle der Zeit sahen in der Einwanderung aus Europa das „Heilmittel“, um die „Qualität“ der Bevölkerung anzuheben und die Entwicklung der Wirtschaft zu beschleunigen [...]