Am 14. Juli 1906 kam es am belebten modernen Grenzbahnhof der oberelsässischen Stadt Altmünsterol (Montreux-Vieux) an der Strecke zwischen Mülhausen und Belfort zu einem Konflikt. Mit Einführung des französischen Nationalfeiertags hatte sich ab 1880 ein Festtagstourismus entwickelt, bei dem die Bevölkerung des annektierten Oberelsass die Grenze in Richtung Frankreich überquerte, um an den nationalen Festlichkeiten im französischen Belfort teilzunehmen.
Die Kritik an der Zeitumstellung ist mittlerweile wieder verbreitet, wie eine von der Europäischen Kommission im Juli und August 2018 durchgeführte öffentliche Konsultation ergab. So intensiv teilweise über Vorzüge von Sommer- oder Winterzeit debattiert wird, so selten wird grundsätzlich reflektiert, an welcher historisch gewordenen amtlichen Zeit wir uns überhaupt orientieren. In Deutschland ist dies die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), und zwar seit dem 1. April 1893 – dem Tag, an dem das Gesetz, betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung in Kraft trat.
Europa war für viele Europäer in der Zeit um 1800 kein unbeschriebenes Blatt. Die französische Revolution hatte nicht nur Frankreich erfasst, sondern als europäisches Großereignis auch viele andere Europäer mit in ihren Bann gezogen. Die nachfolgenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Großmächten, die Koalitionskriege sowie die anschließende Napoleonische Herrschaft über weite Teile Süd-, West- und Mitteleuropas sollten die europäische Staatenwelt umfassend verändern.[...]
Das Interesse an der Kategorie „Raum“ ist in der Geschichtswissenschaft den letzten zwanzig Jahren merklich gewachsen. Der vorliegende Beitrag zeichnet die Entwicklung des Konzepts „Geschichtsregion“ seit der Zwischenkriegszeit nach und thematisiert die transnationalen und vergleichenden Aspekte dieses Konzepts. Einen Ausgangspunkt dafür bilden die Arbeiten von O. Halecki, der anhand der Trennung zwischen westlicher und orthodoxer Kirche Ostmittel- von Osteuropa abgrenzt und dessen Ostmitteleuropa-Begriff in der Folgezeit sowohl die westdeutsche als auch die osteuropäische Forschung geprägt hat. Geschichtsregionale Konzeptionen werden häufig implizit und damit unreflektiert in der Forschung verwendet – so in der Nationalgeschichte oder bei der Beschäftigung mit „Europa“ – und weisen oft eine hohe Affinität zu Wahrnehmungs- und Handlungsräumen der jeweiligen Gegenwart auf. Der Autor kommt zu dem Befund, dass das am ostmitteleuropäischen Entwicklungspfad entwickelte Untersuchungsdesign der „Geschichtsregion“ [.
In seinem Beitrag vergleicht Philipp Ther die geschichtswissenschaftlichen Raumkonzeptionen Zentraleuropa und Ostmitteleuropa. Das Konzept Ostmitteleuropa, das gerade in der deutschen Forschung weiter vorherrschend bleibt, resultiert für ihn hauptsächlich aus strukturgeschichtlichen Fragestellungen. Darin liege aber sein Nachteil, da dies zu einer mangelnden zeitlichen Differenzierung und zu einer überzogenen räumliche Abgrenzung führe sowie eine thematische Engführung auf strukturgeschichtliche Ansätze einschließe. Das Konzept Zentraleuropa habe dagegen den Vorteil, dass es besonderes die Kommunikation und Interaktion zwischen verschiedenen Regionen betrachtet und dadurch zeigt, wie kulturelle Räume durch „cultural encounters“, Austauschprozesse, Akkulturation, aber auch Krisen und Konflikte geprägt werden. Die so konstituierten Räume können sich überschneiden und verändern sich je nach Periode.