Die gegenseitige Wahrnehmung Italiens und Deutschlands ist ein immer wiederkehrendes Thema für Historikerinnen und Historiker, die sich den deutsch-italienischen Beziehungen oder – je nach Standpunkt des Beobachters – der Geschichte des jeweils anderen Landes widmen. Als Forschungsobjekt ermöglichen es „Bilder“, die Mechanismen nationaler Diskurse zu entlarven und somit das Verhältnis zwischen zwei Staaten bzw. deren Bevölkerungen zu beleuchten. Ihre Untersuchung birgt jedoch gravierende theoretische und methodische Schwierigkeiten, wenn auch einschlägige Studien diese weitgehend verkannt haben. Der vorliegende Beitrag bezieht sich auf eine Leerstelle in den Untersuchungen über das deutsche Italienbild, auf „populäre“ Betrachtungsweisen. [...]
Das deutsch-französische Verhältnis weist eine reichhaltige Geschichte gegenseitiger Wahrnehmungen, Charakterzuschreibungen und Stereotypen auf. In der Tat lässt sich diese „histoire croisée“ als eine Verschränkung von Verfeindung und Anfreundung, Verteufelung und Bewunderung schreiben. Was für die Vordenker des Nationalismus im 19. Jahrhundert eine Binsenweisheit war, musste die historische Forschung erst wieder entdecken, nämlich dass sich ohne diesen ständigen Bezug auf den Anderen die eigene Identität nicht entwerfen ließ.[...]