Meine ethnografische Forschung in der EU-Kommission hat denn auch gezeigt, dass in alltäglichen Gesprächen mit EU-BeamtInnen durch die Oberfläche des offiziellen Toleranz -und Gleichstellungsdiskurses Meinungen und Aussagen durchsickern, die auf eine starke Hierarchisierung der als Container aufgefassten und stereotypisierten Kulturen hinweisen, die die BeamtInnen der unterschiedlichen Herkunft repräsentieren, gar – wie das oft intern zum Ausdruck gebracht wird – personifizieren sollen. Diese Stereotypisierungen und Essentialisierungen werden im politischen Kampf genutzt, um die Formen der politischen Entscheidungen und die Besetzung der wichtigen Posten innerhalb des BeamtInnenapparates zu beeinflussen. Im Rahmen meiner Untersuchung, die ich in den Jahren 2007 bis 2011 in der EU-Kommission durchgeführt habe, brachte eine Kluft zwischen dem offiziellen Diskurs des modernen, toleranten und rationalen Europa einerseits und den alltäglichen, wenig sichtbaren Praktiken der Stereotypisierung, Hierarchiebildung, der symbolischen Ausgrenzung und Diskriminierung anderseits zum Vorschein.