Essays/

Sortieren nach:
  • von Matthias Pohlig

    Im 45. Band des „Zedler“, des berühmtesten deutschen Lexikons des 18. Jahrhunderts, findet sich ein merkwürdiger Artikel: „Türcken-Köpfe, (gedörrete)“. Der kurze Eintrag erzählt unter Berufung auf zeitgenössische Quellen von einem Ereignis, das zur Zeit der Veröffentlichung des Bandes (1745) bereits sechzig Jahre zurücklag: In Leipzig seien 1684 gedörrte Köpfe von Soldaten verkauft worden, die beim Kampf um Wien im vorherigen Jahr getötet worden seien; die Kaufleute hätten die gedörrten Türkenköpfe in Fässern transportiert. „Zum fortwährenden Andencken des herrlich erfochtenen Sieges“ hätten eine große Zahl von Kunstkammern und auch Bibliotheken in ganz Europa diese Leichenköpfe erworben. Der anonyme Autor des Zedler-Eintrags weist darauf hin, dass die Kaufleute die Preise für die gedörrten Köpfe nach dem vorgeblichen sozialen Rang seines ehemaligen Trägers gestaltet hätten; besonders teuer seien die Köpfe großer türkischer Paschas und Herren gewesen.