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  • von Vincent Houben

    Die europäisch-südostasiatische Kontaktgeschichte erforscht unter anderem die historischen Verbindungen zwischen Europa und den außereuropäischen Weltregionen, die zur Kolonisierung von Großteilen des Südens geführt haben. Im Rahmen der Etablierung und Konsolidierung der europäischen Kolonialstaaten im südostasiatischen Raum fanden wichtige Transfers statt: [...]

  • von Oliver Janz

    Das Bild vom Beginn des Ersten Weltkriegs war lange von der Vorstellung einer allgemeinen Kriegsbegeisterung geprägt. Dass die Völker Europas den Ausbruch des großen Krieges in einem Taumel nationalistischer Begeisterung freudig begrüßten, ist von der Forschung inzwischen als Mythos entlarvt worden. Die einflussreiche Vorstellung von der allgemeinen Kriegsbegeisterung war freilich keine späte Mythologisierung, sondern hatte ihren Ursprung in den Augusttagen selbst.[...]

  • von Wolfgang Kaschuba

    Die im Anschluss an diesen Essay abgedruckte Collage europäischer Mentalitäten und Stereotypen stammt aus keiner deutschen Feder, dazu ist sie ganz offensichtlich zu leicht, zu frech, mit zu viel Esprit geschrieben. Doch vielleicht ist auch diese Einordnung bereits wieder einem alten und noch gängigen europäischen Klischee verpflichtet, das solchen Witz automatisch der französischen Kultur zuschreibt. Wie auch immer: Der Autor heißt jedenfalls Aristide Briand, ist also in der Tat Franzose und kein Unbekannter, wenn es um die europäische Geschichte und Kultur des 20. Jahrhunderts geht.[...]

  • von Martin Kirsch

    Welche Rolle spielen aus heutiger Sicht die Überlegungen über die europäische Kultureinheit, mit denen der westschweizerische Europäer Denis de Rougemont 1959 den vom Briten Max Beloff verfassten Band über Europa und die Europäer einleitete? Inwiefern sind sie im Hinblick auf aktuelle Probleme, wie die politische Einigung Europas, die Erweiterung der Union um ein islamisch geprägtes Land, den Vorwurf des Eurozentrismus und der Ignoranz gegenüber Fragen der Globalisierung, von Interesse? [...]

  • von Stephan Merl

    Der Terror unter Stalin hat mehr als zehn Millionen Menschenleben gefordert. Anders als in Deutschland steht eine ernsthafte gesellschaftliche Aufarbeitung dieser schrecklichen Ereignisse in Russland dennoch bis heute aus. Nach Stalins Tod gab es kein Diktat von Siegermächten, das der politischen Klasse eine Rechtfertigung über ihre Tätigkeit unter der Diktatur Stalins abverlangt hätte.[...]

  • von Matthias Middell

    An der Wende zum 20. Jahrhundert entdeckten die europäischen Intellektuellen auf neue Weise globale Zusammenhänge. Der russisch-japanische Krieg vermittelte ebenso wie die spanische Niederlage gegen die USA 1898, mit der die letzten Reste des ehemals riesigen Kolonialreiches davon gerissen wurden, dass neue Konkurrenten einen allzu selbstgewissen Eurozentrismus herausforderten. Der Welthandel hatte rasant zugenommen und in seiner Dynamik die Wachstumsraten der Weltproduktion weit hinter sich gelassen. [...]

  • von Jean Philippon

    Dans la plupart des pays du monde, le maire est un administrateur, possédant parfois des privilèges considérables, mais sans rôle politique. En France, nombreux sont les députés-maires. En 1790, dans plus de 30 000 communes des maires furent élus. Ils succédaient aux syndics d’Ancien Régime. Un rôle politique leur fut imposé par les événements puisqu’ils durent soutenir ou combattre le pouvoir révolutionnaire. Napoléon mit fin à cet instant de liberté et d’anarchie. Les maires furent désignés par les préfets qui exerçaient sur eux une rude tutelle. L’histoire intérieure de la France au XIXe siècle peut être envisagée comme une série de luttes pour retrouver les pouvoirs initiaux. Ce système aujourd’hui très contesté n’a pas été sans mérites. Il a fonctionné comme un contre-pouvoir. On le vit bien en 1871, 1876, 1877. L’inconvénient principal résidait dans la prépondérance des intérêts locaux qui l’emportaient sur les enjeux nationaux.[...]

  • von Françoise Berger

    In der Zwischenkriegszeit verfügt die amerikanische Stahlindustrie über einen gewissen technologischen Fortschritt gegenüber der europäischen. Die deutschen und französi¬schen Stahlerzeuger, die untereinander teilweise in enger beruflicher Verbindung stehen (direkt oder anlässlich internationaler Konferenzen), sind an dieser Technologie interes¬siert: Studienreisen werden organisiert, Maschinen importiert. Im Konkur¬renzkampf zwischen den beiden Hauptstahlerzeugerländern in Europa ist es die deutsche Stahlindustrie, welche durch ihre Finanzkraft und ihre Voraussicht in den 1930er Jahren als erste den Schritt zur Ausstattung mit Förderbandstraßen amerikanischer Technologie wagt. Dies ermöglicht ihr einen bedeutenden Vorsprung. Über die Beschreibung dieser Kontakte und der keineswegs nur in eine Richtung verlaufenden Technologietransfers hinaus, wird das Problem behandelt, warum Frankreich damals diese Entscheidung nicht treffen konnte oder wollte.

  • von Marianne Walle

    Vor 1848 sind soziale Ungleichheit und religiöse Verfolgung oft Gründe, von Deutsch­land und Frankreich aus den Atlantik zu überqueren. Bauern, Tagelöhner, Arbeiter flüchten vor der ländlichen und städtischen Armut in die Emigration. Die Vereinigten Staaten sind ein ideales Exil für Personen, derer bestimmte Regierungen sich entledigen wollen, wie etwa den Wirtschaftswissenschaftler Friedrich List. Rasch entstehen Chöre, Musik- und Gymnastikvereine und werden zu Vektoren politischen Ausdrucks. 1848 zeigen die USA als Einzige Sympathie für die Revolutionen in Europa. Das Gepäck der politischen Verbannten (der Hochdeutschen) ist voll europäischer Werte und Ideale. 1860 sind 5 Millionen Deutsche in den USA: Ärzte, Juristen, Pfarrer, Professoren. Ge­schäftssinn zeigen sie nur aus der Notwendigkeit heraus, einen schwierigen Alltag zu überleben. Sie warten nur auf Eines: ihren eigentlichen Kampf in Europa wieder aufzu­nehmen.[...]

  • von Peter Grupp

    „Parti colonial“ und „Kolonialbewegung“ sind die jeweils gängigen Bezeichnungen für die französische und die deutsche Koloniallobby, das heißt die Gesamtheit der in unterschiedlichen Vereinigungen mit vorrangig propagandistisch-ideellem und weniger pekuniär-geschäftlichem Interesse organisierten „Coloniaux“ oder „Kolonialisten“, das heißt der Personen, die sich in der einen oder anderen Form für die koloniale Sache und die jeweiligen Kolonialreiche interessiert und eingesetzt haben, sei es als Forschungsreisende, Kaufleute, Journalisten, Politiker, Geldgeber oder bloße Sympathisanten. Der Beitrag vergleicht Parti colonial und Kolonialbewegung in allen wesentlichen Aspekten: Ursprung, Entwicklung und Ende, Organisationsstruktur, soziale Zusammensetzung, numerische Stärke, Führungspersonal, parteipolitische Ausrichtung, Motive, Zielsetzungen, Wirkungsmöglichkeiten, Einfluss auf Erwerb und Verwaltung der Kolonien, Bedeutung für die Außenpolitik.[...]

  • von Manuel Meune

    Um ihrer mangelnden internationalen Anerkennung entgegenzuwirken, begab sich die DDR in einen „Krieg der Karten“. Schullandkarten waren ein wichtiges Mittel, die Existenz des Staates anschaulich zu machen. Sie sollten den Schülern sowohl die notwendigen Elemente wissenschaftlicher Ausbildung vermitteln als auch ihre „ideologische Formatierung“ sicherstellen. Wie die Entwicklung der Landkarten nach 1945 zeigt, war der Kalte Krieg auch einer der Namen, Zeichen und Farben, den die Geografen zu beiden Seiten der Elbe bei der Neuverfassung der Europakarten nach den nun geltenden Bezugspunkten austrugen. Hier sollen einige Aussagen untersucht werden, wie sie die DDR-Schulatlanten der 1980er Jahre hervorbrachten, ebenso wie der unter DDR-Geografen hinsichtlich der Rolle und des Prestiges der allgemeinen und schulischen Kartenschreibung vorherrschende Diskurs.[...]

  • von Philippe Alexandre

    Jedes Land hat ein eigenes politisches System, das auf seine Geschichte und Kultur zurückgeht. Auch wenn Vergleiche daher schwierig sind, erlauben sie dennoch Inhalte, Einflüsse und, in einigen Fällen, gemeinsames Handeln auf internationaler Ebene aufzuzeigen. Die deutschen Linksliberalen und französischen Radikalen forderten ab den 1860er Jahren die Einführung eines modernen, repräsentativen Staatswesens, wirtschaftliche Freiheit, sozialen Fortschritt, die Trennung von Kirche und Staat, die Laizität der Schulen. Darüber hinaus stellten die Ausweitung des Kolonialreichs oder die Armee auf beiden Seiten Streitfragen dar. Die französischen Radikalen sahen sich als die geistigen Erben der Ideen von 1789, die deutschen Linksliberalen als die Hüter der Ideen von 1848. Die politische Entwicklung in Frankreich und Deutschland verlangte von beiden Gruppierungen eine Anpassung ihrer Grundsätze, um eine gewisse strategische Offenheit zu bewahren.[...]

  • von Jeannie Bauvois Cauchepin

    Die griechische Idee von Staatsbürgerschaft, Aristoteles’ Vorstellung vom Menschen als politischem Wesen, als in der Gesellschaft lebender Mensch, ist universell und allzeit gültig. Die moderne Bedeutung des Bürgers als freie Person, mit einem sowohl politischen als auch territorialen Bewusstsein, ist restriktiv und dialektisch: restriktiv durch ihre Einordnung in den beschränkten Rahmen des modernen Staates, dialektisch insofern als sie gemeinschaftliche und Einzelinteressen einander entgegenstellt. Wie soll unter diesen Bedingungen ein moderner Bürger unterrichtet werden? Haben die Lehrpläne und die Staatsbürgerkunde in Europa seit dem 19. Jahrhundert diesen Widerspruch überwunden? Haben sie diese Einschränkung behoben? Sie entstanden in Massengesellschaften, in vom Staat errichteten Schulsystemen. In der modernen Geschichte ist die Schulkultur vor allem eine politische Kultur.[...]

  • von Armin Heinen

    Für die Ministerialkabinette des französischen Regierungssystems gibt es auf deutscher Seite kein Äquivalent. Der Aufsatz untersucht die Ausbildung der persönlichen Beratungs- und Kontrollstäbe der französischen Minister seit dem 19. Jahrhundert. Die Kabinette werden als spezifische Institutionen der politischen Kultur Frankreichs in der Moderne gedeutet, als Folge des doppelten Gegensatzpaares von Zentralismus und lokalen Honoratiorengruppen, von Administration und Regierung. In den letzten Jahren hat sich das französische Regierungssystem den medial vermittelten westeuropäischen Verhandlungsdemokratien angenähert. Dementsprechend haben die Kabinette an Bedeutung verloren. Überraschenderweise erweisen sie sich jedoch auf europäischer Ebene, im System der europäischen „Mehrebenendemokratie“, als höchst funktional.[...]

  • von Marcel Spivak

    Marcel Spivak (†) untersucht das durch die Niederlage Frankreichs von 1870/71 hervorgerufene Aufflammen des Patriotismus und seine Auswirkungen auf die Organisation des Grundschulwesens. Mehrere maßgebliche Politiker wie Thiers, Jules Simon, aber auch Gambetta, sahen in der Neuorganisation der Schulbildung die Grundbedingung für eine nationale Erneuerung. Im Zentrum dieser patriotischen Bildung stand die Moral, hinzu kam die Einführung von Gymnastik und einer weiteren sportlichen Disziplin.[...]

  • von François Roth

    Après une rapide esquisse de la situation politique et administrative du département de Lorraine et des différents niveaux de la représentation politique (Bezirk, Reichsland et Reich), l’auteur s’intéresse à la sociologie et à la nationalité des élus dans les différentes instances – Conseil général, Délégation et Landtag, et Reichstag –, à leur mode de travail et leur rayonnement. Au début du XXe siècle, deux données modifient progressivement le paysage politique : l’implantation des partis politiques de type allemand et l’amorce d’une vie politique régionale dont Strasbourg est la capitale. Le cheminement vers une représentation politique de type allemand est loin d’être achevé lors de la déclaration de guerre d’août 1914. La guerre interrompt brutalement le lent processus d’intégration. Novembre 1918 provoque une nouvelle rupture plus brutale que celle de 1870/71 et un large renouvellement du personnel à la suite de l’élimination des Alle¬mands et de la disparition des partis allemands.[...]

  • von Sylvie Lefèvre-Dalbin

    In den 1950er Jahren praktizierten deutsche und französische Industrielle ein Lobbying gegenüber ihren Ministerien und Verwaltungen, das durch die bedeutende Rolle des Staates in der Wirtschaftspolitik gerechtfertigt und lange personelle Kontinuität erleichtert wurde. Auch wenn sie in Bezug auf die unterschiedlichen Vorschläge zur europäischen Integration keine bestimme Meinung äußerten, ließen sie nicht nach, auf die Gefahren internationaler Wirtschaftslenkung hinzuweisen. Zu drei entscheidenden Zeitpunkten der Verhandlung und schließlich bei der Umsetzung des Gemeinsamen Marktes wurde ihr Einfluss deutlich: während der Verhandlung der Römischen Verträge, als die Vorbehalte der französischen Regierung klar vom Druck der Wirtschaftskreise geprägt waren; bei den Debatten um die große Freihandelszone; und dann beim ersten Versuch des Vereinigten Königreichs, der EWG beizutreten. [...]

  • von Philippe Alexandre

    Ende des 19. Jahrhunderts wurde Patriotismus als Leitidee und wichtiges Thema für die Nation erachtet. Eine der Aufgaben der Schule, vor allem der Grundschule, war es, die Jugend zu „nationalisieren“ und sie in einen gemeinsamen Rahmen zu integrieren, in den „physischen“ und „mythischen Körper“ der Nation (Olivier Loubes). Diese Realität äußerte sich auf unterschiedliche Art und Weise je nach Land und Kontext. In Frankreich und Deutschland war es nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 Aufgabe der Erziehung zum Patriotismus, die nationale Einheit zu stärken und zugleich ein neues Regime zu legitimieren: im einen Fall die Republik, im anderen die kaiserliche Monarchie.[...]

  • von Pierre Ayçoberry

    Im Zeitalter der Romantik machte sich eine kleine Anzahl von Schriftstellern als Pilger auf die Suche nach einem Deutschland, ja einem Preußen, das weitgehend ihrer Vorstellung entsprang und in das sie sich aus der Ferne bei der Lektüre Madame de Staëls verliebt hatten. Auch wenn der Aufenthalt zum Verlust so mancher Illusion führte, war er für einige dennoch lohnenswert: Victor Cousin brachte dem französischen Publikum die Philosophie Hegels mit, Jean-Jacques Ampère die Methoden der vergleichenden Literatur. Andere hingegen, wie etwa Quinet, machten aus der Bilanz ihrer freudlosen Erfahrungen Unglücksprophezeiungen, die im Nachhinein durch Sadowa und Sedan gerechtfertigt wurden. In den 60er Jahren nahmen einige junge Gelehrte der Positiven Schule diese Tradition wieder auf und berichteten in den Einrichtungen, aus denen sie kamen – der École normale und der École des Hautes Études – von den Praktiken der universitären Gelehrsamkeit in Deutschland.[...]

  • von Herfried Münkler

    Im Oktober 1801 hatte Clausewitz als Hörer des ersten Kurses der von Scharnhorst reformierten Berliner Kriegsschule seine Studien aufgenommen. Die auf drei Jahre angelegten Kurse sollten ihn neben technischen Problemen der Truppenführung auch mit Fragen der Geschichte und Philosophie in Kontakt bringen. Genau dies hatte Scharnhorst, gerade erst von hannoverschen in preußische Dienste übergewechselt, mit seinen Reformen angestrebt: Wer dem Elan und der taktischen Flexibilität der neuen, aus der Revolution hervorgegangenen französischen Armee Paroli bieten wollte, musste philosophisch geschulte und historisch gebildete Offiziere an der Spitze seiner Truppen haben. [...]

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