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  • von Bernhard Struck

    Aus deutscher oder mitteleuropäischer Sicht ist es heute selbstverständlich, von West- und Osteuropa zu sprechen. Wenngleich diese dichotomische Wahrnehmung maßgeblich durch die politische Zweiteilung Europas in der Zeit zwischen 1945 und 1989 geprägt wurde, so hat diese Zweiteilung Europas auch ältere Wurzeln. Auf diese verweist bereits der Titel der Quelle, die den Ausgangspunkt dieses Essays darstellt: „Ost und West. Reisen in Polen und Frankreich“ von Richard Otto Spazier aus dem Jahr 1835. [...]

  • von Wolfgang Schmale

    Nach wie vor ist die Wahrnehmung vieler durch die Vorstellung geprägt, dass mit der Grenzziehung zwischen West- und Ost- bzw. Ostmitteleuropa – mit dem Eisernen Vorhang im Kalten Krieg – gleichzeitig eine Zivilisationsgrenze entstanden sei. Dagegen stellt der Autor heraus, dass Ostmitteleuropa seit dem Spätmittelalter an allen umfassenden Kommunikations- und Kulturtransferprozessen (Renaissance, Reformation und Aufklärung) partizipiert hat, weshalb die davon geprägte nationale wie kulturelle Identität der „Ostblock“staaten während des Kalten Kriegs auch nur oberflächlich überformt wurde. Nach Überwindung der in erster Linie politischen Spaltung bieten die historisch-kulturellen Gemeinsamkeiten der Ostmitteleuropäer und Westeuropäer somit für die Staaten Ostmitteleuropas die Grundlage für ihre „Rückkehr nach Europa“ im Rahmen des europäischen Integrationsprozesses.

  • von Christoph Boyer

    Für die europäische Nachkriegsgeschichte konstatiert Boyer zwei grundlegende Makromodelle: den demokratisch-marktwirtschaftlichen Wohlfahrtsstaat in Westeuropa einerseits und die staatssozialistischen Modelle in Mittel- und Ostmitteleuropa andererseits. Die beiden Modelle unterschieden sich dabei weniger grundsätzlich, wie oft angenommen wurde: Beide antworteten auf die Krise des Kapitalismus und Liberalismus seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und beide Modelle wollten Gesellschaften, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, planen, regulieren, transformieren, modernisieren und dadurch Wohlstand schaffen. Die Frage nach der „Europäizität Ostmitteleuropas“ ist für den Autor ein komparativer Forschungsansatz, mit dem die unterschiedlichen Entwicklungen, die die jeweiligen Länder unter diesen Makromodellen vollzogen haben, untersucht und mit anderen europäischen Regionen verglichen werden sollten.

  • von Chris Hann

    Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, wie und wo sich Ungarn selbst auf der „mental map“ Europa verordnet hat und verordnet. Während des Sozialismus lag der Wahrnehmung der meisten Ungarn dabei eine klare Ost-West-Dichotomie zugrunde, der zufolge der „Osten“ mit der UdSSR begann und Ungarn damit ein Teil Westeuropas war. Diese Sicht blieb auch nach dem Zusammenbruch des Sozialismus dominant, wobei Westeuropa für die Ungarn nun in noch stärkerem Maße für „Europa“ im allgemeinen stehe. Daran ändert auch die teils kritische Sicht eines mit der EU gleichgesetzten „Europa“ nichts.

  • von Claudia Kraft

    Infolge des Zusammenbruchs des „Ostblocks“ sahen sich die mit osteuropäischer Geschichte beschäftigten Forscher genötigt, ihre Forschungsthemen und Konzepte zu überdenken und haben in diesem Zusammenhang wiederholt den Konstruktionscharakter von Raumkategorien problematisiert. Räume existieren – so die Autorin – wie die Kategorie Geschlecht nicht a priori, sondern werden diskursiv hergestellt. Diese Einsicht gilt freilich nicht nur für Ost- bzw. Ostmitteleuropa: Vielmehr kann anhand der Analysekategorien Raum und Geschlecht sichtbar gemacht werden, wie unreflektierte (außerwissenschaftliche) Vorannahmen in historischen Konzepten wirksam sind.

  • von Christophe Charle

    Lors de l’Exposition universelle de Londres en 1862, le gouvernement de Napoléon III avait envoyé une délégation de travailleurs français pour se rendre compte des transformations de la vie économique et sociale dans la première puissance industrielle du temps.

  • von Reinhard Rürup

    Am 24. Dezember 1793 veröffentlichte die „Vossische Zeitung“, die den offiziellen Titel „Königl. Privilegirte Berlinische Zeitung. Von Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlage der Vossischen Buchhandlung“ trug, einen ausführlichen Bericht über den feierlichen Einzug der Prinzessinnen Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz in die Haupt- und Residenzstadt Berlin am Vorabend ihrer Doppelhochzeit mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seinem jüngeren Bruder Ludwig.[...]

  • von Hasso Spode

    Die Geschichtswissenschaft, so der britische Historiker John Pimlott, hat eines der wichtigsten Kennzeichen der modernen Kultur und Ökonomie ignoriert: „the migration of holidaymakers to the sea, the countryside, the mountains“. Als Pimlott dies schrieb, lag Europa in Trümmern – und doch bevölkerten wieder zehntausende die See- und Kurbäder: für die Ober- und Mittelschichten war das „Verreisen“ ein fester Bestandteil der Lebensgestaltung geworden.[...]

  • von Maria Malatesta

    Der Prozess der Nationsbildung war in Europa und in den Vereinigten Staaten vom Aufkommen von Vorstellungen begleitet, durch die sowohl die Unterschiede als auch die möglichen Gemeinsamkeiten der beiden Kontinente betont wurden. Das von Literaten, Journalisten, Reisenden und Dilettanten entwickelte Verfahren der „gekreuzten Sichtweisen“, trug wesentlich zur Herausbildung eines nationalen Bewusstseins und zum Bewusstsein des Eigenen und des Anderen in der Alten und der Neuen Welt bei.[...]

  • von Augustine Dolores

    Die Koexistenz zweier Gesellschaftssysteme war für die europäische Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zweifellos ebenso prägend wie der Zusammenbruch des sozialistischen Systems 1989/90 und die damit einhergehenden Transformationen. In Deutschland sollte die Konkurrenz der beiden politischen Systeme das Leben mehrer Generationen bestimmen. Die Systemkonkurrenz spiegelt sich hier in den Brüchen individueller Biografien wider.[...]

  • von Arnd Bauerkämper

    Die gesamteuropäische Dimension der Revolution von 1848/49 ist lange vernachlässigt worden. Konzentrierte sich die historische Forschung zunächst auf den Ablauf der Ereignisse, die unterschiedlichen Trägergruppen und ihre Ziele und dabei insbesondere auf die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Herrschern sowie auf die Wirkungen der Revolution in den einzelnen europäischen National- bzw. Territorialstaaten, so gerieten grenzüberschreitende Beziehungsgeflechte und die Rückkopplungseffekte im revolutionären Prozess zunächst kaum in den Blick.[...]

  • von Shmuel N. Eisenstadt

    Der Begriff der Modernisierung hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Der deutlichste Wandel betrifft vor allem die Frage, unter welchen Umständen sich moderne Institutionen herausbilden. Dieser Wandel führte schließlich zu einer neuen Begrifflichkeit, nämlich des Konzepts der „multiple modernities“, das die Vielfalt der Moderne in den Vordergrund rückte.[...]

  • von Karin Hausen

    I.S., Medizinstudentin im sechsten Studien- und zweiten klinischen Semester hatte im Zorn zur Feder gegriffen, um publik zu machen, dass die mit einem strikten Numerus Clausus wieder eröffneten Universitäten bei der Auswahl der Studierenden Frauen offen diskriminierten. Für die Geschlechter- und Hochschulpolitik der unmittelbaren Nachkriegszeit ist diese Zuschrift in der Frankfurter Rundschau vom 1. Februar 1946 trotz ihres geringen Echos interessant.[...]

  • von Jürgen Kocka

    1872 teilte der Berliner Unternehmer Werner Siemens seinem jüngeren Bruder Carl in Petersburg mit, die Firma Siemens müsse wegen der Vielseitigkeit und Kompliziertheit der Geschäfte, des Mangels an geeigneten Arbeitern und des Kosten- und Termindrucks von Seiten der Abnehmer die Produkte standardisieren und mit Hilfe amerikanischer Arbeitsmethoden schneller und massenhaft produzieren.[...]

  • von Andrew Lees

    Robert Vaughans Buch The Age of Great Cities, das 1843 in London erschien, ist eine klassische Rechtfertigung der Urbanisierung. Zu einer Zeit, als auf dem europäischen Kontinent die Wanderungsbewegungen vom Land in die Städte immer mehr zunahmen, betonte der englische Geistliche bereits den positiven Charakter der urbanen Entwicklung. Vaughan nahm in seiner Schrift, die in der folgenden Quelle in einigen Auszügen vorgestellt wird, die Besonderheiten städtischen Lebens genau in den Blick.[...]

  • von Ina Merkel

    Zu Beginn der 90er Jahre stieß ich bei Recherchen im Deutschen Rundfunkarchiv auf den ungewöhnlichen Aktentitel: „Zeitgeist-Sammlung“. Dahinter verbargen sich mehrere Ordner mit Zuschauerbriefen. Die Mitarbeiter des Büros für Zuschauerpost beim Fernsehen der DDR hatten in Eigeninitiative jeweils 150 exemplarische Zuschriften eines Jahres, das waren etwa 5 Prozent aller Posteingänge, aufgehoben, anstatt sie nach 5 Jahren zu kassieren, wie es die Vorschriften vorsahen.[...]

  • von Wolfram Fischer

    Im „alten Europa“ bildete das Handwerk neben den Bauern die wichtigste „Produktivkraft“. In den größeren Städten waren sie meist in Zünften organisiert und nahmen seit der „Zunftrevolution“ des späten Mittelalters an der Stadtregierung teil. Sie bildeten die städtische Mittelschicht. Aber auch in kleineren Städten und auf dem Lande, wo es eine zünftige Organisation nur rudimentär oder gar nicht gab, waren viele Handwerker tätig. Für die zünftigen Handwerker galten strenge Regeln für Ausbildung und Ausübung ihres Berufes.[...]

  • von Christophe Charle

    Im Jahre 1862 schickte die Regierung Napoleons III. eine Delegation französischer Arbeiter zur Londoner Weltausstellung. Die Arbeiter sollten neue Erkenntnisse gewinnen, wie sich das wirtschaftliche und soziale Leben in England, der führenden Industriemacht der Zeit, in den letzten Jahren verändert habe.[...]

  • von Peter N. Stearns

    Gegen Ende des 19. Jahrhunderst erstarkte die Frauenbewegung in vielen Ländern. In Europa und Amerika bildeten sich zahlreiche internationale feministische Verbände, die neben einer Vielzahl politischer Ziele vor allem auch allgemeine gesellschaftliche Reformen propagierten und anstrebten.[...]

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