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  • von Ilja Mieck

    Schon wenige Tage nach dem Sieg bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 zogen alle französischen Armeekorps weiter, um sich von drei Seiten der preußischen Hauptstadt zu nähern. Napoleon selbst hielt sich ab dem 24. Oktober zweieinhalb Tage in Potsdam auf, ritt am 26. Oktober nachmittags nach Spandau und Charlottenburg und vollzog, umgeben von seinen Generalen, seinen feierlichen Einzug in Berlin am späten Nachmittag des 27. Oktobers.[...]

  • von Iris Schröder

    Europa war für viele Europäer in der Zeit um 1800 kein unbeschriebenes Blatt. Die französische Revolution hatte nicht nur Frankreich erfasst, sondern als europäisches Großereignis auch viele andere Europäer mit in ihren Bann gezogen. Die nachfolgenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Großmächten, die Koalitionskriege sowie die anschließende Napoleonische Herrschaft über weite Teile Süd-, West- und Mitteleuropas sollten die europäische Staatenwelt umfassend verändern.[...]

  • von Ingeborg Baldauf

    Unter dem Titel Avrupa Säjaxatnamäse – „Europareise“ – erschien 1902 in Sankt Petersburg das Buch zu einer Reise, die der muslimisch-tatarische Aufklärer Fatix Kärimi (1870-1937) im Jahre 1899 an der Seite des Goldmillionärs und Mäzens Shakir Rämiev unternommen hatte. Der Text gehört unter den zahlreichen russlandtürkischen Reisebeschreibungen aus dieser Zeit zu denen, auf die ein zuweilen gegenüber dem Genre Reiseliteratur generell geäußertes Urteil tatsächlich zutrifft:[...]

  • von Vincent Houben

    Die europäisch-südostasiatische Kontaktgeschichte erforscht unter anderem die historischen Verbindungen zwischen Europa und den außereuropäischen Weltregionen, die zur Kolonisierung von Großteilen des Südens geführt haben. Im Rahmen der Etablierung und Konsolidierung der europäischen Kolonialstaaten im südostasiatischen Raum fanden wichtige Transfers statt: [...]

  • von Matthias Middell

    An der Wende zum 20. Jahrhundert entdeckten die europäischen Intellektuellen auf neue Weise globale Zusammenhänge. Der russisch-japanische Krieg vermittelte ebenso wie die spanische Niederlage gegen die USA 1898, mit der die letzten Reste des ehemals riesigen Kolonialreiches davon gerissen wurden, dass neue Konkurrenten einen allzu selbstgewissen Eurozentrismus herausforderten. Der Welthandel hatte rasant zugenommen und in seiner Dynamik die Wachstumsraten der Weltproduktion weit hinter sich gelassen. [...]

  • von Helke Rausch

    Das „lange 19. Jahrhundert“ war europaweit ein Jahrhundert zunehmend aufgeregter Gedächtnisdiskurse. Als ihr bevorzugter Gegenstand erschienen Denkmalfiguren, mit deren Inszenierung politische Voten manifestiert und Deutungsmonopole behauptet werden sollten. Der öffentliche Raum, in dem sie standen, war zwar frei zugänglich, aber keineswegs frei von sozialen und politischen Vermachtungen. In den westeuropäischen Staaten und dort in eingeschränkterem Rahmen selbst im autoritären Deutschen Kaiserreich wirkte er daher bald als Repräsentations-, bald als Kampfarena politischer Nationalkulturen. Damit verkörperten die öffentlichen Denkmalfiguren nicht nur spezifische und im Detail vielfach heterogene Nationsideen. Sie wurden auch selbst zu Vehikeln in der Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Definitionen der Nation und bei der Erfindung nationaler Meistererzählungen. [...]

  • von Steffen Sammler

    Die theoretischen Vorstellungen des radikalen Liberalismus, der das Ideal der bürgerlichen Gesellschaft in der Verbindung von politischer und wirtschaftlicher Freiheit für alle männlichen Mitglieder gesehen hatte, gerieten im Verlauf der Industrialisierung in einen zunehmenden Konflikt zu den wirtschaftlichen Realitäten, die zu einer kulturellen Trennung des Unternehmers von den von ihm beschäftigten Arbeitern geführt hatte. Diese Trennung wurde von den Vertretern eines radikalen politischen und wirtschaftlichen Liberalismus aus den Reihen der ersten Generation der historischen Schule der Nationalökonomie in Deutschland und des französischen „libéralisme bleu“ als Gefahr für die bürgerliche Gesellschaft angesehen, da sie diese zwischen den Extremen einer kommunistischen Gleichmacherei und einer neuen „Aristokratie der Industrie“ zu zerreiben drohte. [...]

  • von Adamantios Skordos

    Am 8. September 1991 fand in der damals noch zu Jugoslawien gehörenden Teilrepublik Makedonien ein Referendum statt, in dem die Bürger/innen der südlichsten Teilrepublik Jugoslawiens folgende Frage zu beantworten hatten: „Unterstützen Sie einen souveränen und unabhängigen Staat Makedonien, der berechtigt sein wird, einer zukünftigen Vereinigung der souveränen Staaten Jugoslawiens beizutreten?“ Nachdem die Frage mit überwiegender Mehrheit positiv beantwortet worden war, rief die Nationalversammlung des Landes am 17. September 1991 die Souveränitätserklärung bzw. die Staatswerdung der Republika Makedonija aus.

  • von Katrin Steffen

    Gestützt auf das normative westliche Modernisierungsparadigma wurden die osteuropäischen Juden in der Geschichtsschreibung lange Zeit als eine rückständige homogene Gruppe konzeptionalisiert, die sich gegen eine Modernisierung durch Säkularisierung und Verbürgerlichung versperrt hätte. Doch akzeptierten auch schon im 19. und 20. Jahrhundert viele osteuropäische Juden Religion nicht mehr als ein den Alltag dominierendes Ordnungssystem, auch wenn der Übergang von einer traditionellen zu einer säkularisierten Weltsicht hier von weniger scharfen Brüchen gekennzeichnet war als in Westeuropa. Im Gegensatz zum eher konfessionellen Selbstverständnis der deutschen Juden definierte man sich im Osten ethnisch bzw. jüdisch-national, was aber auch eine Identifikation mit den jeweiligen Ländern, in denen man lebte, nicht ausschloss. Erst um den wachsenden Anpassungs- und Repressionsdruck der nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandenen Nationalstaaten zu entgehen, suchte man nach supranationalen Instanzen und verstand sich z

  • von Jürgen Osterhammel

    Kaum ein anderer Sozialtypus, der im frühen 19. Jahrhundert entstand, hat sich so wenig verändert in die Gegenwart hinein erhalten wie der des öffentlich auftretenden Musikvirtuosen. Bereits in früheren Jahrhunderten gab es musikalische Zelebritäten, von denen ganz Europa sprach und zu denen man von weither reiste, um von ihnen zu lernen. Sie waren zumeist Komponisten und Meister der musikalischen Theorie. Weniger den Berühmtheiten, die durch ihren Gesang oder ihr Instrumentalspiel faszinierten, galt die Verehrung der Musikwelt als den Schöpfern neuer Kunst.[...]

  • von Reinhard Rürup

    Am 24. Dezember 1793 veröffentlichte die „Vossische Zeitung“, die den offiziellen Titel „Königl. Privilegirte Berlinische Zeitung. Von Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlage der Vossischen Buchhandlung“ trug, einen ausführlichen Bericht über den feierlichen Einzug der Prinzessinnen Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz in die Haupt- und Residenzstadt Berlin am Vorabend ihrer Doppelhochzeit mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seinem jüngeren Bruder Ludwig.[...]

  • von Günter Schödl

    Die derzeitige Debatte zu einer künftigen Südosterweiterung der EU bezieht sich vorrangig auf die Türkei, auf ihre EU-Kompatibilität, nur gelegentlich auch auf Rumänien und Bulgarien als nächste Beitrittskandidaten, viel zu wenig auf die südslawisch-albanische Region. Diese wird seit der Auflösung Tito-Jugoslawiens aus westeuropäischer Sicht fast nur in den Kategorien von Kriegsfolgenmanagement und Konfliktprävention wahrgenommen. Dies stellt eine unbegründete Reduzierung dar – ein Ausblenden der überfälligen Frage nach der besonderen, südslawisch-westbalkanischen Variante des Europäischen, der Europäizität des Südostens:[...]

  • von Maria Malatesta

    Der Prozess der Nationsbildung war in Europa und in den Vereinigten Staaten vom Aufkommen von Vorstellungen begleitet, durch die sowohl die Unterschiede als auch die möglichen Gemeinsamkeiten der beiden Kontinente betont wurden. Das von Literaten, Journalisten, Reisenden und Dilettanten entwickelte Verfahren der „gekreuzten Sichtweisen“, trug wesentlich zur Herausbildung eines nationalen Bewusstseins und zum Bewusstsein des Eigenen und des Anderen in der Alten und der Neuen Welt bei.[...]

  • von Arnd Bauerkämper

    Die gesamteuropäische Dimension der Revolution von 1848/49 ist lange vernachlässigt worden. Konzentrierte sich die historische Forschung zunächst auf den Ablauf der Ereignisse, die unterschiedlichen Trägergruppen und ihre Ziele und dabei insbesondere auf die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Herrschern sowie auf die Wirkungen der Revolution in den einzelnen europäischen National- bzw. Territorialstaaten, so gerieten grenzüberschreitende Beziehungsgeflechte und die Rückkopplungseffekte im revolutionären Prozess zunächst kaum in den Blick.[...]

  • von Harald Dehne

    Der strahlende Glanz, der das rasante Wachstum der Hauptstadt des Deutschen Reiches seit 1871 begleitete, vermochte den besorgniserregenden Anstieg der Zahl von unterstützungsbedürftigen Arbeiterfamilien nicht zu verbergen. Wie jede Kommune zur Armenpflege verpflichtet, versuchte der Berliner Magistrat die schlimmste Not zu lindern, aber alle städtischen Fürsorgebestrebungen wären ein Tropfen auf dem heißen Stein geblieben ohne die vielfältige Wohltätigkeit engagierter Bürger der Stadt.[...]

  • von Thomas Mergel

    Der katholische Geistliche Heinrich Hansjakob, Pfarrer in Hagnau am Bodensee, Abgeordneter der Katholischen Volkspartei im Badischen Landtag und ein bekannter Volkserzähler und Publizist, reiste im Jahre 1874 für mehrere Wochen nach Frankreich. Selbstverständlich führte ihn sein Weg nach Paris und zu anderen touristischen Sehenswürdigkeiten, doch da er sich die Reise von seinem Bischof als Wallfahrt hatte genehmigen lassen, standen im Mittelpunkt die berühmten Anbetungsstätten in Lourdes, wo seit 1858 Marienerscheinungen zu einer der größten Wallfahrten Europas geführt hatten, und in Paray, dem Mittelpunkt der Herz-Jesu-Frömmigkeit, die im 19. Jahrhundert einen enormen Aufschwung als international verbreiteter und organisierter Kern ultramontaner Religiosität erlebte.[...]

  • von Elfi Bendikat

    Die Entwicklung der Stadt, und vor allem die der Großstadt, spielt in der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Viele Sozialhistoriker bezogen sich in ihren Überlegungen zur europäischen Stadtgeschichte auf die kultursoziologischen Reflexionen des Philosophen und Soziologen Georg Simmel. Simmels 1903 veröffentlichter Essay „Die Großstädte und das Geistesleben“ kann inzwischen als Grundlagentext der Stadtsoziologie gelten, auf ihn beziehen sich inzwischen alle, die sich mit den sozialen Auswirkungen der Urbanisierung befassen.[...]

  • von Wolfram Fischer

    Im „alten Europa“ bildete das Handwerk neben den Bauern die wichtigste „Produktivkraft“. In den größeren Städten waren sie meist in Zünften organisiert und nahmen seit der „Zunftrevolution“ des späten Mittelalters an der Stadtregierung teil. Sie bildeten die städtische Mittelschicht. Aber auch in kleineren Städten und auf dem Lande, wo es eine zünftige Organisation nur rudimentär oder gar nicht gab, waren viele Handwerker tätig. Für die zünftigen Handwerker galten strenge Regeln für Ausbildung und Ausübung ihres Berufes.[...]

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