Essays/

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  • von Albert Feierabend

    Im 19. Jahrhundert bemühten sich europäische Kartografen um eine immer genauere und korrektere Darstellung des afrikanischen Kontinents. Das Wissen, das hierzu nötig war, bezogen sie in erster Linie von Reisenden, die aber nur zu denjenigen Orten selbst Daten erheben konnten, die sie durchquert hatten. Alles Weitere wurde von Afrikanern – Ortskundigen oder ebenfalls Reisenden – erfragt und anschließend nach Europa vermittelt. Dieser Essay geht den Fragen nach, wie genau dieser Wissenstransfer funktionierte, auf welchen Methoden er beruhte und inwiefern im Endprodukt der Karte der afrikanische Beitrag sichtbar geblieben ist. Die Analyse stützt sich auf einen handschriftlichen Brief, den der Bremer Afrikareisende Gerhard Rohlfs 1866 auf seiner Reise von Tripolis nach Lagos an den Gothaer Kartografen August Petermann richtete und in dem er das nordafrikanische Tibesti-Gebirge anhand von Befragungen beschrieb und eine Skizze zeichnete – ohne es selbst besucht zu haben. Daraufhin entwarf und veröffentliche Petermann eine neue Tibesti-Karte, die sich deutlich von seiner bisherigen Darstellung unterschied.

  • von Malte Fuhrmann

    Das Mittelmeer wird oft als die Region dargestellt, die die europäischen Werte und Kultur geprägt hat. Insbesondere in den letzten Jahren ist es hingegen zum Inbegriff der finanziellen, humanitären und politischen Krise geworden. Zweifelsohne sind die Herausforderungen, vor denen die Mittelmeeranrainer sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU stehen, gewaltig. Dennoch ist die in der EU-internen Öffentlichkeit vorherrschende Wahrnehmung dieser Probleme als Krisen – also als „einen entscheidenden Wendepunkt“ einer „schwierigen, gefährlichen Lage“ – nicht hilfreich, da dieser Modus schnelles Handeln anstatt gründlicher Reflexion nahelegt. Mehrere der Herausforderungen sind jedoch systemischer Natur und benötigen stattdessen langfristige Antworten. Deswegen brauchen die EU-Mittelmeerbeziehungen nicht nur einen Politik-, sondern auch einen Paradigmenwechsel.

  • von Stefanie Michels

    1908 unternahm König Njoya aus dem kamerunischen Grasland eine ca. 350 Kilometer lange Reise von seiner Residenz in Fumban zum Sitz des deutschen Gouverneurs in Buea. Der Thron, den er damals als Geschenk für den deutschen Kaiser mitbrachte, steht heute im Völkerkundemuseum in Berlin. Der Besuch des Königs der Bamum und seiner Delegation wurde fotografisch festgehalten und als Postkarte gedruckt. Im Folgenden werden verschiedene Perspektiven auf dieses Ereignis vorgestellt, mit dem Ziel die historische und regionale Dynamik, die sich kolonialen Logiken widersetzte, zu zentrieren. [...]