Essays/

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  • von Hannes Siegrist und Thomas Höpel

    Der vorliegende Band ist ein Studien- und Lehrbuch über den politischen und gesellschaftlichen Gebrauch von Kunst in Europa im 19. und 20. Jahrhundert. Die Geschichte der Herstellung, Vermittlung, Verbreitung, Rezeption und Nutzung künstlerischer Werke und Ausdrucksformen wird in die Geschichte der europäischen Gesellschaften und Kulturen sowie politischen und wirtschaftlichen Systeme eingebettet. Im Unterschied zu traditionellen Nationalgeschichten behandeln wir die Dynamik des künstlerischen Feldes stärker auch im Rahmen grenzüberschreitender Austauschprozesse und Beziehungen. Ausgangspunkt ist die These, dass die Entwicklung der Künste und des künstlerischen Feldes in Europa in den letzten zwei Jahrhunderten ganz wesentlich durch die Spannung zwischen Prozessen der Nationalisierung, Internationalisierung und Transnationalisierung bestimmt war. Das Verhältnis zwischen diesen teils alternativen, teils komplementären Symbolisierungs-, Institutionalisierungs- und Organisationsstrategien bestimmte auch die Funktionen und Bedeutungen von Kunst in Prozessen der Europäisierung und De-Europäisierung sozialer, politischer und kultureller Ordnungen.

  • von Klaus Christian Köhnke

    Lange bevor der späte Simmel mit seinem Theorem einer Tragödie der Kultur als Kulturkritiker hervortrat (1911), schien ihm eine Aneignung der „objektiven Kultur“ durch die Subjekte noch möglich oder denkbar. Die objektive Kultur, der ganze Reichtum der Sachkultur, habe früher noch der Kultivierung der Subjekte gedient: „Was das Griechentum an Politik und Wissenschaft, an Strategie und Genußmöglichkeiten hervorgebracht hatte, das war an Stil einheitlich und an Struktur einfach genug, um von jedem gebildeten Mann einigermaßen begriffen zu werden: er konnte die Summe der objektiven Kultur ohne weiteres zum Aufbau seiner subjektiven verwenden, und so konnten sich beide in jener Harmonie entwickeln, die durch ihre moderne Verselbständigung gegeneinander zerrissen ist.“ [...]

  • von Kerstin Lange

    Eine Tangomanie ergriff in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die europäischen Großstädte. Der argentinische Tango wurde vor allem in der Unterhaltungskultur von Paris, London und Berlin zu einem neuen Modetanz und verbreitete sich von dort aus auch in anderen Städten. Auf den Bühnen der Music Halls und Varieté-Theater kam kaum eine Vorstellung ohne eine Tango-Nummer aus, international erfolgreiche Künstler und Künstlerinnen wie Gaby Deslys oder George Grossmith Jr. nahmen den Tanz in ihr Programm auf. Doch nicht nur auf den Bühnen war der Tango zu sehen, auch das Publikum tanzte. Tanzflächen fanden sich in den Palais de Danse, wie sich die glamourösen Ballsäle des Olympia in Paris oder des Metropolpalastes in Berlin nannten, sowie in den Cafés, Restaurants und neuen Grandhotels entlang der Boulevards der Städte. Tango war in der Vergnügungskultur europäischer Metropolen „en vogue“. [...]

  • von Isabella Löhr und Matthias Middell

    Was ist ein Künstler, welche Rolle und Funktionen nehmen die Angehörigen der sogenannten Wissensberufe in der Gesellschaft ein und wie kann man den kulturell und wissenschaftlich gebildeten Laien vom professionellen Kulturschaffenden unterscheiden? Auf diese Fragen eindeutige Antworten zu finden, scheint am Beginn des 21. Jahrhunderts noch komplizierter geworden zu sein als ein Jahrhundert zuvor. Die weitere Ausdifferenzierung von Tätigkeiten in Kultur- und Wissensproduktion scheint unaufhaltsam und zugleich in wachsendem Maße instabil zu sein. Gegenüber den Versuchen einer institutionalisierten Verberuflichung stellen sich besonders die Kulturberufe mit Klagen über Prekarisierung und Seiteneinsteigern als flüchtig dar. Strittig ist, ob dies einfach nur Trends fortsetzt, die zu früheren Zeitpunkten ebenfalls zu beobachten waren, oder ob aus verschiedenen Gründen Diskontinuität vorherrscht. [...]