Essays/

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  • von Mathias Mutz

    Wenn die Einwohner und Einwohnerinnen fast aller europäischer Staaten Ende März jeden Jahres ihre Uhren um eine Stunde vorstellen, dürften die wenigsten dies als Akt der europäischen Integration wahrnehmen. Angesichts der wiederkehrenden Debatten um die Auswirkungen auf die „innere Uhr“ erscheint die Zeitumstellung als von vielen ungeliebte technische Routine. Der Vorstoß der französischen Regierung aus dem Jahr 1975 mit einem Memorandum eine „Koordinierung auf Europäischer Ebene zur Einführung eines Sommerzeitsystems“ zu erreichen und die Partner der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) davon zu überzeugen, mit der Sommerzeit „im täglichen Leben ihre Einheit und Solidarität bekunden“ zu können, ist kein prägender Baustein der europäischen Identität geworden. [...]

  • von Jan C. Behrends

    Das Beziehungsdreieck Russland, Polen und Deutschland gehört zu den zentralen Konfliktkonstellationen des modernen Europa. Die europäische Katastrophe im Zeitalter der Extreme hatte ihr geographisches Zentrum in Polen, das 1939 Opfer deutscher und sowjetischer Aggression wurde und auf dessen Territorium das Deutsche Reich den Völkermord an den europäischen Juden verübte. Nach 1945 verschwand Polen dann als unfreiwilliger Vasall hinter dem Eisernen Vorhang. Bis 1956 litt das Land – wie seine Nachbarn – unter der stalinistischen Gewaltherrschaft. Die totalitäre Herrschaft erzwang eine gesellschaftliche Transformation, die neben der politisch-wirtschaftlichen Umgestaltung auch eine nationalkommunistische Umgestaltung des Geschichtsbildes beinhaltete. [...]