Bericht über die Verleihung des Hosenbandordens an Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1690); [Edition][1]
Nachricht
Wie der Churfürst Friederich der III. Zu Brandenburg mit dem Groß-Brittannischen Hosenbands-Orden von König Wilhelmen durch abgeordnete Gesandten investiret worden
[später mit Bleistift:] 1690
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Am 6. Juny ist von Königlicher Mayest: von Groß Brittanien Wilhelmi III. Sr: Hoch Fürstlichen Durchlaucht zu Brandenburgk Der Englische Orden von Hosen Bande conferiret worden, folgendes Zu observiren gewesen, Alß.
1. Frühe am 6. Juny auf den großen Neuen Saale, 1. Ein mit Rothen Sammet Bekleideter Trohn und Himmel, darauf ein Roth Sammeter mit Sibernen Frantzen umb und umb Bezierter Stuhl , worüber das Königliche Englische Wappen schön gehangen, und hernach auff der Seite 2. noch ein dergleichen Roth Sammeter Trohn und Himmel, nebst 1. Stuhl ohne Frantzen, darüber das Chur Brandenburgische Wappen gehangen, fertig waren.
2. Sind umb 12. Uhr Mittags 6. schöne mit 6. Pferden Bespannete Kutzschen von Schloßhofen gefahren, denen folgte die Siebende mit 6. Rappen Bespannte Caroße, auff deren ieden Seiten 7. Trabanten, und also zusammen 14. giengen, Worauff der Englische Gesandte und Herold aus den Logiament gehohlet worden;
3. Nach einer Virtel stunde kahmen die Kutzschen zurück, und stiegen aus denen ersten Sechßen, vor den Thor des innersten Schloß Hofes ab, die letzte aber fuhr mit denen Herren Gesandten, in Den innersten Schloß Hoff und Wurde Die Gesandten von
4. Den Herrn Ober Marschal Von Grumbkau aus der Caroße genommen, und Zu Sr. Churfürstlichen Durchlaucht geführet.
5. Bald darauf fingen die Trompeten an Zu Blaßen, und als Die-
6. se zum andern mahle anfingen zu Blaßen, Kahm Sr. Churfürstliche Durchlaucht in schönsten Gefolge, Begleitet, Von den Königlichen Gesandten, Fürsten Von Anhalt, Von Zerbst und Barby Von Köthen, Von den Feld Marschal Dörfflingen, und Vielen andern, auff den Großen Saal.
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7. Da sich Bey ersten Eintrit die Churfürstliche Capelle trefflich höhren lies,
8. Und traten Se. Churfürstliche Durchlaucht auff die andere seite Des Saals Verfertigten Trohne (der in der länge Des Saals stehende Trohn mit den Englischn Wapen, Blieb leer) und umb ihn oben her, Der Fürst Von Anhalt, Dörffling, und Der Herr Von Danckelmann, und andere Herren Geheime Räthe.
9. Der Königliche Abgesandten und Herold aber, setzte sich auff 2. an der seiten des Trohns stehende Rothe Sammete Stühle.
10. Alß nun auf gegebenes Zeichen des Herrn Ober Marschalls mit den Marschall-Stabe, die Capell-Music in Moment abschnapte und auffhörte,
11. Traten die Königlichen Abgesandten in Teutzschen Habit und der Königliche Herold in einen Leibfarbenen langen Atlaß Mantel welcher wie Unsere Trauer Mäntel lang war, auff den Trohn, Vor Se. Churfürstliche Durchlaucht und übergaben, nach einer Kurtzen Rede die Leges des Ordens, welches Der Herr Von Danckelman nahm, und Den Geheimen Secret: Ilgen gab, der solche Vor Den Trohn tretend, ablesen muste.
12. Nach diesen trat der Gesandte und Herold abermahl auff den Trohn, und überreichten den Ordens Brieff mit den Siegel, welchen Der Herr Secret: Ilgen abermahl lesen muste,
13. Darauff traten der Gesandte und Herold gantz auff den Trohn, und Zogen Beyde Sr. Churfürstlichen Durchlaucht das Ober Kleid, den Rock aus, und thaten eine Kurtze Rede, und traten ab, und langten unten Von einen Kleinen Tischlein
14. Das Hosenband, traten wieder auff den Trohn, nahmen Sr. Churfürstlichen Durchlaucht lingken Fuß, und legten selbigen
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auff einen Niedrigen Rothen sammeten Stuhl, und Bunden das Hosenband umb den Fuß, redeten wieder einige Wort,
15. traten ab, langeten einen Roth Sammeten Rock Durch und Durch weis gefüttert, stiegen wieder auff den Trohn, und Zogen Diesen Ser. Churfürstlichen Durchlaucht an, redeten wieder etliche Wort, stiegen herunter, langeten
16. Ein schön Gülden Schwerdt, traten auffn Trohn, Gürteten es Sr. Churfürstlichen Durchlaucht an den Leib, über den Rock, redeten wieder etliche Wort, traten ab, und langeten Von
17. Den Tischlein Einen schönen Viol-Blauen Sammeten mantel, welcher forn gantz schieff geschnitten, hinten Zu aber, einen langen Schweiff, bis auff die Erde hatte, nauff beyden Achseln waren 2. Güldene Große Wappen, und an 2. Seidenen Leiwe [?] hingen 2. große Trodeln, bis auff die Erde, legten solche über den Rock und Schwerdt, thaten eine Kurtze Rede, traten ab, und langeten einen schö-
18. nen Roth Sammeten Kragen, bunden auch diesen über den Mantel, und redeten wenig Wort, traten wieder ab, lan-
19. geten eine über aus breite und schöne Güldene Kette, traten auff den Trohn, hiengen Sie Sr. Churfürstlichen Durchlaucht über den Rothen Kragen und Blauen Mantel umb den Halß, welche bis auff den Halben Leib herab, und an Demselben ein Groß Gülden Schild, so den Ritte St: georgen mit dem Lindwurm sol praesentiret haben, hieng, redeten etliche Wort, traten ab, langeten
20. Einen schwartzen Sammeten Hut, umb welchen war eine Breite Diamantene Schnur vorne über der Stirne eine große Breite Diamantene Rose, und ein über Die
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maßen schöner Weißer, Dicker, Ellen Hoher Federbusch, auff dessen Wipffel, eine schwartze kleine Feder herfürragete, Dieser Federbusch stund vorne über Der Stirne, in Die Höhe, welcher überaus herrlich und prächtig stund, Sie setzten solche Sr. Churfürstlichen Durchlaucht auff, redten etliche Wort, traten ab, und setzten sich unten wieder auff ihre Beyde Stühle, hinter ihnen stund von Anfang bis zu Ende der Ceremonien Meister, Mons: Beßer, Bald stundn Beyde Gesandten wiederumb auff, traten unten vor den Trohn, gegen Se. Churfürstliche Durchlaucht über, redeten etwas lange, traten wiedr ab, setzten sich nieder, Darauff wurde Zum ersten mah-
22. le, wieder mit Trompeten und Paucken, herrlich gespiehlet,?>
23. Nach diesen traten die Gesandten wieder auff den Troh, thaten eine Kurtze Rede, traten ab, und setzten sich wieder, hierauff
24. trat der Herr von Fuchs, neben Sr. Churfürstlichen Durchlaucht so auff den Trohn saßen zur rechten Hand, und that eine treffliche Rede gantz laut, daß iederman deutlich verstehen Kundte: Die
25. Contenta waren ohngefehr folgende: Es Erkennen Sr. Churfürstliche Durchlaucht mit hhl. Danck, daß Se. Königliche Mayest. von groß Brittanien Wilhelm der Dritte, Selbigen den Orden des Hosen Bandes conferiren wollen, und ob wohl sonst Se. Churfürstliche Durchlaucht möchte gewüntzschet haben, in diesen Orden zu treten, wegen seiner Fürtrefflichkeit.
Denn man möchte erwegen, 1. das Alter, so stünde Er schon über 300. Jahr, 2. den Stiffter, so wehre es gewesen, der treffliche König Eduardus III. 3. Hoheit derer Jenigen, so diesen Orden Bekommen, weren gewesen, 8. Röm. Keyer, 12. Röm. Könige, 60. Churfürsten,
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ohne die anderen vornehmen Herren, 4. Einem Das 1. Wehre Beschützunge der Gerechtigkeit, und übung der Tapfferkeit, und Tugenden, so daß kein Orden in der Welt, was nachgeben, sondern er wohl allen in gewißen Stücken für Zu Ziehen, deßen requisita wehren, Daß wer in solchen Orden treten solte, 1. iemahls gegen seinen Obern einige Undanckbarkeit Beschuldiget, und 2. einmahl seinen Feinden den Rücken Zugekehret, und für ihnen geflohen, So wehre es doch Sr. Churfürstlichen Durchlaucht noch angenehmer, weil Er der erste, unter Freunden Potentaten wäre, Den von etztregierenden Königlichen Mayest: Von Groß Brittanien, Dieser Orden Beygeleget würde, und Zwar von einem solchen Könige der Sr. Churfürstlichen Durchlaucht mit Geblüthe und naher Verwandnüs Verwand, welches alle die Freude verdoppelt, und wehre nach dencklich
Da diese Orde, Zu ersten Von Den König in Engelland Eduardo tertio wehre Conferiret worden, Dem Dahmahligen Könige in Franckreich, Bey dem sich hatte der ambitio, Regiersucht, und Hochmuth die gantze Welt Zu Bezwingen, angefangen, So würde ietzo dieser Orden conferiret, Von Den Könige Wilhelmo tertio, den Friederico tertio, welche Beyde die Waffen glücklich führen würden wieder den ietzo regierenden König in Franckreich, deßen auffs höchste angewachsene Hochmuth zu Dämpffen.
Und ob wohl weder einmahl Bey diesen Orden im Schwerd
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hatte pflegen überreichet zu werden, So hatte doch Se. Königliche Majestät von G. B. dieses Schwerd Sr. Churfürstlichen Durchlaucht Beygeleget, selbiges wieder Die Feinde Europae zu gebrauchen, hierauff promittiret Er in Nahmen Sr. Churfürstlichen Durchlaucht sih dieses Ordens nicht unwürdig zu machen, sondrn allen diesen Leges heilig zu Beobachten, Dancket denen Herren Gesandten für die übernommene Mühe; Er lies sich auch Sr. Churfürstlichen Durchlaucht die Election daß Königliche Mayest. die Beyde Herren Mylord Jonston Gesandten, und Herolden zu dieser Solennitat erwehlen wollen, und promittiret alle Gnade.
26. Noch trat herfür ein Engelsmann, und That eine Rede in Englischer Sprache.
27. Darauff stunden die Gesandten auf, und wurden nach dem von dem Herrn Ober Marschal Grumbkau, gegebenen Zeichen, mit einen Weißen Tuche alle Canonen und Stücken 3. mahl umb die Stadt losgebrand, und gienge Seine Churfürstliche Durchlaucht unter der Capell-Music, in dero Habit, welches admirabel schön zu sehen, durch die gantze Menge, des Volcks, zwischen denen mit Helleparten stehenden Trabanten zum Saal hienaus, und unter Trompeten und Paucken-Schall, übern Schloß Platz, ins Churfürstliche Zimmer.
28. Nach einer halben Stunde, und zwar umb 8. Uhr nachmittage war Tafel, auff eben diesen großen Saal, und zwar unter den Trohne gehalten, an welchen kein Mensch saß, als Se. Churfürstliche Durchlaucht und dero Beyd Herren Abgesandten, und hatte Sr. Churfürstliche Durchlaucht der Fürst von Anhalt, Bey der Tafel, hinter Sr.
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Churfürstlichen Duchlaucht die Auffwarttung
29. Auff den Schloß Platze stunden 12. Metallene Stücke, ziemlich Groß, daraus wurde Bey allen Gesundheiten
30. Feuer gegeben; Hierauff wurd in der Nacht umb 11. Uhr ein Feuer werg, hinter den Churfürstlichen Lust Gartten angezündet, welches viel Tausend Menschen mit angesehen, und war das gantze Canal, so Voller Schiffe Kähne und Menschen, daß nicht zu Beschreiben, und
31. Wurd praesentiret als ein Wapen ohngefehr auff folgende Arth
[Abbildung eines Wappens, auf einem Hügel stehend, mit einem Einhorn als linken Schildhalter; auf dem Schild ein Kurfürstenhut mit einem bekrönten Löwen darauf. Der Schild trägt die Aufschrift „V WMR“. Links neben dem Schild: „Hier ist ein Löwe zu sehen gewesen.“ Rechts neben dem Schild: „Dieses sol ein Einhorn heißen,“]
Nebst diesen Wapen, so zu erst unten angezündet, und in Augenblick über und über Himmelblau brante, stunden drey
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Crohnen, Von Engel- Schott- und Irrland ohngefehr,
[drei identisch zu denkende Abbildungen, die eines Felsen in hochkanter Trapezform darstellen, worauf jeweils auf einem Stab eine Laubkrone steht. Die mittlere und die rechte Abbildung sind nur als Skizzen in ihren Umrissen ausgeführt.]
So von unten bis oben aus, schöne Blau Branten, in wehrender Zeit treffliche raqueten Kugeln, und Lufft Feier, los gebrand wurden, und alles ohne Schaden abgieng.
[1] Edition der Akte Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha Geheimes Archiv Nr. 3465; Quelle zum Essay: Marian Hefter, Beredtes Schweigen. Symbole, Worte und Riten als Elemente der Kommunikation am europäischen Hof der Frühneuzeit, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2023, URL: <https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-131327>.