Brief von Luis Hahn an August Petermann betreffend einen Bericht einer Nordpolarmeer-Expedition (10.02.1872), [Transkript]

Brief von Luis Hahn an August Petermann betreffend einen Bericht einer Nordpolarmeer-Expedition (10.02.1872); [Transkript][1]

Erh[alten] 19. März 1872.

Herrn Dr. A[ugust] Petermann, Gotha

Mexico, d[en] 10 Febr[uar] 1872.

Mit wahrer, inniger Befriedigung habe ich, hochverehrter Herr, Ihre „Mittheilungen“ wiederholt gelesen, und ich sage Ihnen meinen herzlichsten Dank für die so pünktliche Zusendung.

Welch eine klare und kernige Sprache! Überall erkennt man das rastlose Streben, den festen Willen, vor keinem Hinderniß zurückzuschrecken, um die Wahrheit zu erforschen; überall zeigt sich der praktische Mann, der Peter- oder Felsenmann. Ja, nur Selbstsehen, Selbstsuchen und Prüfen, Selbstsichüberzeugen, und vereint mit der deutschen zähen Unermüdlichkeit und Ausdauer werden wir, noch ehe das XIX Jahrhundert seinen Lauf beschließt, in Bezug auf die Nordpol Expeditionen, die glänzendsten Resultate erreichen. Ehre und Ruhm den kühnen Seefahrern Peyer & Weyprecht, die im vergangenen Jahre mit Muth und Standhaftigkeit das große Unternehmen einen so bedeutenden Schritt vorwärts gebracht haben! – „Dort steht der Feind!“ ruft der große deutsche Marschall, „ich schlage ihn!“ – „Dort liegt das offene Meer!“ ruft ein Petermann, und durch die Eismassen hindurch dringend ist es keine Täuschung mehr, das freie, so lange gesuchte Fahrwasser liegt vor unsern Blicken!

Welch ein Triumf! Was den Engländern, Rußen, Norwegern, Schweden und Amerikanern so lange Jahre nicht gelungen, den Deutschen scheint es vorbehalten zu sein, das große Werk zu Ende zu führen und man kann mit Recht sagen: Die Letzten werden die Ersten sein! – Doch der nüchterne Deutsche wird sich nie überheben und stets die Verdienste (wie Sie es in Ihren Schriften thun) der genannten Nationen gebührend und ehrend anerkennen. –

Der Eine hat Ideen, auf sichern Basen gegründet; der Andere greift sie auf und vervollkommnet dieselben, und der Dritte führt sie aus zum Nutzen der Wissenschaft und zum Heil der Menschheit! – Die Furcht und Feigheit vor scheinbar unübersteiglichen Hindernissen anderer Nationen, ein Unternehmen nicht weiter zu verfolgen, gibt den Deutschen um so mehr Muth, jene mit Beharrlichkeit zu besiegen. | [<2>]

Meine Ideen und Polarträume:

  1. Das höchste, letzte Land, was um den geografischen Nordpol herum noch entdeckt werden wird, soll Petermann’s Land heißen.
  2. Von dort aus würde ich eine Telegrafenlinie über Land und Meer bis Hammerfest legen.
  3. Von letzterem Punkte Norwegens aus, sollen einige solide Blockhäuser mitgenommen werden mit allem Nöthigen zu einer sichern Überwinterung oder für einen längern Aufenthalt auf dem Petermann’s Lande.
  4. Zur Erinnerung an die Expedit[ion] der „Germania“ (1870) möchte ich gern ein Charakterstück für Piano komponiren. Wenn ich auch den Artikel v[on] Dr. Ule Ihnen in span[ischer] Sprache zugeschickt, so möchte ich Sie dennoch bitten, mir „Ihre Mittheilungen“ über diese Fahrt zuzusenden, theils, um die Ereignisse der Polar-Expeditionen von ein u[nd] derselben Feder zu haben, ganz besonders aber, um durch das Lesen derselben für meine Komposition mir einen entsprechenden Plan zu entwerfen. Ich wünsche ferner, daß Malerei u[nd] Dichtkunst zur Verschönerung des Werkes beitragen. Der Umschlagsbogen würde in schönen, neuen, geschmackvollen Formen den Titel oder Namen desselben enthalten. Das zweite Blatt sollte das Bild der Germania & Hansa u[nd] an den 4 umgebenden Randstellen des Blattes einige intereßante Scenen aus d[en] Polarregionen darstellen. Hinter diesen würde ein Widmungsgedicht folgen, das in edler, kräftiger Sprache den allgemeinen UnternehmungsGeist, den unaufhaltsamen Fortschritt, dem rastlosen Streben uneigennütziger edler Männer schildert und die Hoffnung auf weiter zu gewinnende Resultate ausspricht. –
  5. Es folgt dann, die Komposit[ion] circa 4 Bogen stark, und zum Schluß würde eine Karte über die Expedit[ion] an ihrem Orte sein, um dem Publikum ein möglichst vollständiges und intereßantes Dokument zu übergeben, das der Mit- u[nd] Nachwelt als freundliche Erinnerung diene. Druck u[nd] Vertrieb des Werks müssen wir selber übernehmen und etwa zunächst 10,000 Exemplare abziehen lassen. Der Netto Ertrag soll für die fernere Nordpol Expedit[ion] bestimmt sein.

    Um eine ansehnliche Summe zu erzielen, habe ich gedacht, einige tausend Exemplare an Personen zu geben, welchen beim Empfang des Stücks nach Belieben dafür zahlen, gleichsam einen neuen Beitrag für neue Unternehmungen. Auf dem Titelblatt soll daher auch kein Preis gesetzt werden. Der Ladenpreis würde vielleicht 1 [Reichsmark] betragen. | <3>

    Um die hiesigen Deutschen und auch viele Mexikaner für Beiträge zu gewinnen, halte ich es für nützlich u[nd] empfehlenswerth, wenn ich zur Einladung einer derartigen Subscription nicht mit leerer Hand zu den Leuten komme, sondern ihnen das Werk offerire und nach Belieben ihren Theil unterzeichnen.

    Alles muß nur in die richtigen, thätigen Hände kommen und mit Einsicht, und ein wenig Aufopferung, Geduld, u[nd] Ausdauer läßt sich zuletzt doch etwas erreichen. –

  6. Der erste Deutsche (es können auch mehrere zu gleich sein), der das Glück hat, die deutschen Fahnen auf dem Nordpol aufzupflanzen, der also den Polarstern im Zenith hat, soll einen doppelten Kranz, einen von deutschem Eichenlaub und einen von mexikanischem Lorbeer haben, nebst 1,000 [Reichstalern]. Zu diesen wichtigen Ereignissen, das Höchste erreicht zu haben, werde ich ein Stück komponiren, das in ähnlicher Weise behandelt, wie das erste in No 4 beschriebene, gewiß seine guten Früchte eintragen würde. Doch nun genug der Ideen, und Träume sind Schäume, sagt ein deutsches Sprichwort, doch – zuweilen treffen sie ein! –

Zum Schluß noch eine Bitte:

Sie kennen gewiß ein gutes Werkchen für Nicht-Seeleute, in welchem die technischen Seemann’s Ausdrücke erklärt werden. Bei der Übersetzung Ihrer Werke ins Spanische sitzt man oft fest und kein Dictionär kann helfen. Man ist genöthigt, das Wort des Originals beizubehalten u[nd] eine Umschreibung, so gut es gehen will, hinzuzufügen.

In dem Ergänzungsheft, Nro 28, Seite 8, finden sich einige sehr gute Erklärungen, die mir sehr willkommmen sind. –

Es ging mir auch vor einiger Zeit so mit der Übersetzung eines philosophisch-geschichtlichen Werkes, wo ich genöthigt war, eine Menge neuer Wörter dem Originaltext nachzubilden. –

Ich möchte Sie nun freundlichst ersuchen, mir ein solches Werk zu verschaffen und desselbe an

Herrn Eduard Baltzer, Nordhausen, schicken.

Derselbe hat mir nämlich mit dem nächsten Packet eine bedeutende Bücher Remeße zu machen. Sie wollen gefälligst Postvorschuß auf das Buch nehmen, und dies H[errn] Baltzer in einigen Zeilen anzeigen. | <4>

Mit dem nächsten englischen Steamer werde ich Ihnen einige musikalische Werke, die ich gelegentlich publicirt habe, zuschicken.

Das eine, zur Erinnerung an die erste deutsche General Versammlung der Vegetarianer in Nordhausen mit dem Titelbilde d[er] Roßtrappen, habe ich in Leipzig bei Garbrecht machen lassen und für 2,000 Exempl[are] fix u[nd] fertig 180 [Reichstaler] bezahlt. Da das Stück nur als Geschenk für die Mitglieder dienen sollte, so habe ich nicht mehr drucken lassen.

Der Notenstich ist also nicht theuer und man hätte nur das Papier und die Arbeit des Druckers zu bezahlen, wenn man etwa 10-20,000 Exempl[are] bestellt.

Mein Zweck ist, die Nordpol Expedit[ions] Kasse um einige tausend Thaler zu bereichern, und mit Ihrer thätigen Unterstützung ein Werk zu publiciren, das für viel Jahre mir gute Beisteuer liefere.

Ich bin fest überzeugt, daß ich mich an Sie, an den richtigen Mann gewandt habe, der auf meine Idee eingehen und die Sache prüfen wird, um zu sehen, was sich praktisch dafür ausführen läßt. –

Nachmals erlaube ich mir, Sie zu bitten, das Heft Ihrer Mittheilungen über die Germania Expedition sogleich abgehen zu lassen.

Um Pakete, Briefe an mich möglichst billig zu befördern, wollen Sie dieselben gütigst nur nach Hamburg schicken, z.B.

II Herrn Eduard Daus, Neue Wallstraße No 18 II

II Herrn Hugo Wolf & Co. (sehr bekanntes Handelshaus)

oder auch:

II H[errn] Hermann Flohr, Plan, No 6. II

welche die Briefe für mich gern mit einschließen und größere Packeten zwischen die Waren[?] verpacken. –

Herzlichen Gruß und warmer Handschlag von Ihrem

LHahn


[1] Sammlung Perthes Gotha, SPA ARCH PGM 540/26; Quelle zum Essay: Erik Liebscher, Polarpost aus Mexiko. Inszenierung und Aneignung von Wissenschaft im 19. Jahrhundert, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2023, <www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-131139>.

Polarpost aus Mexiko. Inszenierung und Aneignung von Wissenschaft im 19. Jahrhundert[1]

Von Erik Liebscher

Am 19. März 1872 erhielt August Petermann (1822–1878), bekannter Kartograf und leitender Mitarbeiter von Justus Perthes’ Geographischer Anstalt in Gotha, einen für den heutigen Leser befremdlich anmutenden Brief aus Mexiko-Stadt. Autor war der heute beinahe völlig unbekannte Ludwig – hispanisiert Luis – Hahn (†1873), ein in Ilsenburg im Harz geborener und nach Südamerika emigrierter Botaniker und Musiker. Das Schreiben war eine frenetische Reaktion auf die von Petermann publizierten Ergebnisse einer eher kleinen Erkundungs-Expedition im Nordpolarmeer, die im Sommer 1871 stattgefunden hatte. Diese Lektüre inspirierte Hahn zu einer sich beinahe überschlagenden Liste von teils aberwitzig erscheinenden „Ideen und Polarträumen“, die in dem Wunsch gipfelten, ein Musikstück zur Finanzierung von weiteren Expeditionen zu komponieren und „die deutschen Fahnen auf dem Nordpol aufzupflanzen“. [2]

Es mag überraschen, dass ausgerechnet der so unwirtliche nördlichste Punkt der Erde in Europa eine solche Anziehungskraft ausübte. Doch machten gerade seine Unzugänglichkeit und das Nichtwissen über seine Beschaffenheit den Nordpol zur idealen Projektionsfläche für Mythen, wissenschaftliche Theorien sowie wirtschaftliche und politische Interessen. Dieser Effekt wurde im 19. Jahrhundert durch die vielfältigen medialen Reproduktionen noch verstärkt.[3] Dass neben den europäischen Seefahrernationen auch die deutschen Staaten ihren Fokus gen Norden richteten, ist maßgeblich dem Adressaten des Briefes, August Petermann, geschuldet. Die Geschichte der „deutschen“ Polarfahrt begann jedoch in Großbritannien, wohin es den ebenfalls im Harz, in Bleicherrode, geborenen Sohn eines Aktuars nach seiner Ausbildung an der Geographischen Kunstschule in Potsdam zog. In London veröffentlichte Petermann im Zuge der Suche nach der verschollenen Arktis-Expedition unter John Franklin 1852 erstmals seine folgenreiche Theorie eines offenen, also nicht durchgängig mit Eis bedeckten und daher schiffbaren Polarmeeres, ohne jedoch eine seinen Plänen folgende Expedition initiieren zu können.[4]

Erst 1865 sollte er seine Polaragenda wieder aufgreifen. In der Zwischenzeit wechselte er in die thüringische Provinz, zum Gothaer Unternehmen Justus Perthes, das sich im 19. Jahrhundert als eines der führenden geografischen Verlagshäuser auf dem europäischen Kontinent profilierte. Petermann war als früher Wissenschaftsmanager an der Ausrichtung zahlreicher Expeditionen beteiligt und konnte deren Resultate anschließend exklusiv in den von ihm seit 1855 herausgegebenen Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt (PGM) publizieren. Geschickt verstand er es, sich als treibende Kraft bei der Erforschung der Erde zu inszenieren und seine Zeitschrift als populäre Marke zu etablieren. Dabei instrumentalisierte er auch die politische Lage in den Deutschen Ländern für seine wissenschaftlichen Vorhaben.[5]

Denn dort wurde in den 1860er-Jahren nicht nur militärisch, sondern auch in nahezu allen gesellschaftlichen Teilbereichen erbittert um die politischen Grenzen sowie um die kulturelle und politische Verfasstheit eines zukünftigen Nationalstaates gerungen. Auch Universitäten, bürgerliche Vereine und wissenschaftliche Gesellschaften partizipierten an diesen Debatten, indem sie beispielsweise nationale Einheit, nationale Werte und Errungenschaften konstruierten und bestätigten. Petermann nutzte dieses nationalidentifikatorische Potenzial der Wissenschaft, um Ressourcen für eine seinen Plänen folgende Polar-Expedition zu mobilisieren. 1865 startete er die Kampagne für eine „deutsche Nordfahrt“ und verkündete, in der Arktis seien „Lorbeeren zu ernten und Resultate zu erzielen, grösser als bei irgend einem anderen, noch übrig bleibenden geographischen Unternehmen“.[6] Der hohe Norden wurde zum Möglichkeitsraum, in dem sich ein bewusst nicht näher spezifiziertes „deutsches Volk“ einschreiben konnte.

Nach erfolglosen Versuchen, die preußische und österreichische Regierung zur Ausrichtung einer Expedition zu bewegen, initiierte Petermann einen öffentlichen Spendenaufruf. Diese Kampagne verlief letztlich auch so erfolgreich, weil sie für Akteure aus unterschiedlichen politischen Lagern und sozialen Milieus anschlussfähig war. Dank der so akquirierten Mittel konnten zwei deutsche Polarexpeditionen ausgesandt werden: eine kleinere 1868, die Spitzbergen erreichte, und eine größer dimensionierte 1869/70, die die Ostküste Grönlands erkundete. Petermann, der dabei auffallend opportunistisch agierte und gleichzeitig mit verschiedenen politischen Lagern kokettierte, überwarf sich mit zahlreichen Förderern, sodass keine weiteren Unternehmungen zu Stande kamen. Nach 1871 wurden beide Expeditionen in der Historiographie des jungen Kaiserreichs zu einer bereits vorweggenommenen kleindeutschen Einigung auf wissenschaftlicher und kultureller Ebene stilisiert. Petermann unterstützte daraufhin die österreichisch-ungarischen Forschungsreisen unter dem Kommando der habsburgischen Offiziere Carl Weyprecht und Julius Payer. Im Sommer 1871 unternahmen beide eine kleine Erkundungsexpedition. Es war diese Reise, die Hahn derartig in Euphorie versetzte und den vorliegenden Brief auslöste. Darauf folgte die großangelegte Österreichisch-Ungarische Nordpolarexpedition (1872–1874), die einen Archipel östlich Spitzbergens erreichte, dem sie den Namen Franz-Josef-Land verlieh.[7]

Auf welch heute bizarr anmutende Weise die geschilderten Arktisexpeditionen individuell ausgedeutet und angeeignet wurden, zeigt der vorliegende Brief Hahns. Die erste der vier Briefseiten war eine Art Exposition, in der er seine Bewunderung für den Herausgeber der Mitteilungen zum Ausdruck brachte und dabei zugleich seine persönliche Wahrnehmung der „deutschen“ Polarunternehmungen offenlegte.

Hahn schlug einen ostentativ ehrfürchtigen Ton an. „Überall erkennt man das rastlose Streben, den festen Willen, vor keinem Hinderniß zurückzuschrecken, um die Wahrheit zu erforschen; überall zeigt sich der praktische Mann, der Peter- oder Felsenmann“, heißt es gleich zu Beginn. Bemerkenswert ist die sich im Klimax „Selbstsehen“, „Selbstsuchen“ und „Selbstsichüberzeugen“ noch verstärkende Lobpreisung Petermanns als Verkörperung praktischer Tätigkeit und geografischen Entdeckergeistes schlechthin. Ein auffälliger Kontrast zu den wiederkehrenden Vorwürfen der Konkurrenten, Petermann sei ein bloßer Stubengelehrter, der zeitlebens an keiner Forschungsreise teilgenommen habe. Wie sich noch zeigen wird, war Hahns Bewunderung aber eine wohl kalkulierte und nicht ganz uneigennützige Schmeichelei.

Hahns Eloge setzte sich in einer eigenwilligen Analogie zwischen Petermann und dem „großen deutschen Marschall“ fort. Die Polarforschung erscheint geradezu als wissenschaftliches Komplement des Deutsch-Französischen Krieges, also als Gegenstück zur militärischen Reichseinigung. Hahn folgte mit seiner bellizistischen Ausdeutung der erwähnten kleindeutsch-preußischen Meistererzählung, wonach die Forschungsreise die Nationsgründung auf kultureller Ebene vorwegnahm. Dass die von ihm adressierte Unternehmung der k. u. k. Offiziere Payer und Weyprecht indessen ein primär habsburgisches Unterfangen war, das maßgeblich von den liberalen Eliten des Vielvölkerstaates gefördert wurde, reflektierte er nicht.[8]

Stattdessen frohlockte er: „Welch ein Triumf! Was den Engländern, Rußen, Norwegern, Schweden und Amerikanern so lange Jahre nicht gelungen, den Deutschen scheint es vorbehalten zu sein, das große Werk zu Ende zu führen“. Ganz zeittypisch deutete er die Polarfahrt als internationalen Wettstreit, dessen Ausgang vorausbestimmt war: Im Stile einer Manifest Destiny schien es der deutschen Nation „vorbehalten“ zu sein, den Pol zu erreichen. Mit der idiomatischen Wendung „Die Letzten werden die Ersten sein!“ wurde das deutsche ‚Schicksal‘ religiös aufgeladen und überhöht: Analog zur bevorstehenden Umkehr der irdischen Verhältnisse im biblischen Kontext sollte Deutschland endlich die ihm so lange verwehrte Weltgeltung erlangen.

Das Bild des Wettstreits verdichtete sich weiter zu einer chauvinistische Züge aufweisenden Lobpreisung deutscher Überlegenheit: „Die Furcht und Feigheit vor scheinbar unübersteiglichen Hindernissen anderer Nationen, ein Unternehmen nicht weiter zu verfolgen, gibt den Deutschen um so mehr Muth, jene mit Beharrlichkeit zu besiegen.“ In dieser Äußerung zeichnet sich bereits deutlich die Transformation des deutschen Nationalismus ab. War dieser anfangs eine eher progressive, gegen die aristokratische Herrschaftsordnung gerichtete Oppositionsideologie, wandelte er sich nach der Reichsgründung zur konservativen Legitimationsgrundlage des neuen Nationalstaates. Dieser Reichsnationalismus definierte sich maßgeblich über innere und äußere Feindbilder.

Petermann persönlich vertrat mutmaßlich andere Ansichten, verstand er sich doch als wissenschaftlicher „Kosmopolit“.[9] So setzte er sich gegenüber seinen Mitstreitern dafür ein, dass an der zweiten Expedition von 1869/70 der britische Astronom Ralph Copeland (1837–1905) teilnehmen konnte. Auch gehörte Petermann seit seiner Zeit in Großbritannien der Royal Geographical Society an. Als diese ihm 1868 ihre höchste Auszeichnung – die Founder’s Medal – verlieh, betonte er in seiner Dankesrede die supranationale Bedeutung der Geographie als „most universal of human inquiries“.[10] Gerade die Mitglieder der geografischen Vereine und Gesellschaften verstanden sich zumindest bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts weithin als Teilnehmer eines weltumfassenden europäischen Projekts, und kartografische Verlagshäuser wie Perthes agierten auf einem wachsenden internationalen Markt für Geomedien. Diesem grenzüberbrückenden Wissenschaftsideal, das sich aus der älteren Idee einer europäischen Gelehrtengemeinschaft speiste, stand eine zunehmende Nationalisierung der Wissenschaften gegenüber. Nationalismus und die Idee universeller Gelehrsamkeit ließen sich aber bis zu einem bestimmten Grad übereinbringen, indem nationale Errungenschaften als Beitrag zu einem übergeordneten Ziel, zum Menschheitsfortschritt, gedeutet wurden. Erst mit der Selbstmobilisierung vieler Intellektueller im Ersten Weltkrieg wurde dieser Widerspruch unüberwindbar.[11]

Auf die Lobpreisung folgte der eigentliche Kernteil des Schreibens, die erwähnte Liste von „Ideen und Polarträumen“. Hahns erster Wunsch war, das noch zu entdeckende „höchste, letzte Land“ im Norden nach Petermann zu benennen. Petermann selbst hatte solchen Gedankenspielen Vorschub geleistet, indem er betonte, wie prestigeträchtig es sei, die Arktis mit einer „Deutsche[n] Nomenklatur“ zu versehen.[12] Die Vergabe von Toponymen war ein gängiges Mittel, um sowohl persönliche Verbundenheiten als auch nationale Ansprüche auszudrücken. Den Namen des langjährigen Präsidenten der Royal Geographical Society, Roderick Murchison (1792–1871), tragen beispielsweise dutzende „Entdeckungen“ in den ehemals dem britischen Empire einverleibten Gebieten.[13] Ebenfalls auffällig ist, dass Hahn die Existenz einer Landmasse am nördlichsten Punkt der Erde geradezu vorauszusetzen scheint. Dass in der Nähe des Pols immer wieder Landmassen imaginiert wurden, hatte eine bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition und war außerdem Ausdruck einer öffentlichen Erwartungshaltung. Entdeckungen, die nur Wasser und Eis umfassten, waren zu abstrakt für große Teile der europäischen Öffentlichkeit. Auch in vielen von Petermanns Karten ist eine über den Pol reichende Landbrücke abgebildet. Nach der Rückkehr der erwähnten Österreichisch-Ungarischen Nordpolarexpedition entfaltete sich beispielsweise im Habsburgerreich ein imperialer Diskurs um das unbewohnbare Franz-Josef-Land und machte es zum Gegenstand einer „imaginierten“ Kolonialisierung. Das junge deutsche Kaiserreich hatte sich durch entsprechende Toponyme bereits in die grönländische Ostküste „eingeschrieben“. In englischen und US-amerikanischen Arktis-Diskursen spielte der imperiale Aspekt dagegen eine untergeordnete Rolle.[14]

In Hahns imperialistischer Phantasie blieb die Aneignung der Arktis allerdings nicht auf eine symbolische Ebene beschränkt. Durch die Errichtung „einige[r] solide[r] Blockhäuser“ sollte das zu entdeckende nördliche Land für eine „Überwinterung oder für einen längern Aufenthalt“ vorbereitet und somit regelrecht kolonisiert werden. Der bis dato so unüberwindbar wirkende arktische Raum sollte europäischen Ordnungsvorstellungen ferner durch eine „Telegrafenlinie über Land und Meer bis Hammerfest“ unterworfen und in ein beherrschbares Territorium transformiert werden. Mit derartigen Vorschlägen war Hahn keineswegs allein. All diesen Phantasien ist die Überzeugung gemeinsam, die widerspenstige „Natur“ mit Hilfe der aus der Sicht des 19. Jahrhunderts unaufhaltsamen wissenschaftlichen und technischen Weiterentwicklungen kontrollieren zu können.

Hahn war jedoch nicht nur Kommentator der deutschen Arktis-Kampagne, sondern wollte auch aktiv teilnehmen. Als er Petermann kontaktierte, hatte er bereits einen Fortsetzungsartikel über die zweite „deutsche“ Expedition von 1869/70, der in der von Petermanns Mitstreiter Otto Ule herausgegebenen Zeitschrift Die Natur erschienen war, ins Spanische übertragen und in der einflussreichen liberalen Tageszeitung El Siglo Diez y Nueve publiziert.[15] Darüber hinaus schlug er vor, ein „Charakterstück für Piano“ zur Erinnerung an die Grönland-Expedition 1869/70 zu komponieren und in einer beachtlichen Auflage von 10.000 Exemplaren drucken zu lassen. Für die Ausgestaltung empfahl er die Kombination von „Malerei“ und „Dichtkunst“, auch eine Karte sollte nicht fehlen, „um dem Publikum ein möglichst vollständiges und intereßantes Dokument zu übergeben“. Auch plante er, die Polar-Kasse durch ein Subskriptionsverfahren „um einige tausend Thaler zu bereichern“.

Völlig abwegig erscheint diese Idee nicht. Im Habsburgerreich setzte 1874 eine vielgestaltige Kommerzialisierung der Arktis ein, wobei auch mehrere thematische Kompositionen entstanden. Vermutlich sollte das Werk auch zur moralischen und charakterlichen Erziehung des Publikums beitragen, indem es den „allgemeinen UnternehmungsGeist, den unaufhaltsamen Fortschritt, dem rastlosen Streben uneigennütziger edler Männer“ exemplifizierte. Außerdem ist der Vorschlag, ein Musikstück zu schaffen, im Kontext der vielfältigen Inszenierungspraktiken zu sehen, die fest in der europäischen Medienkultur des 19. Jahrhunderts verankert waren und die wissenschaftlichen Fortschritt und Wissensakkumulation öffentlichkeitswirksam als Spektakel präsentierten: Vorträge und Lesungen, Paraden und Umzüge, Ehrenbankette und Empfänge, Ausstellungen und Shows, Konzerte und Theateraufführungen waren nur einige der medialen Formate, mittels derer die Kolonialmächte ihre zivilisatorische Fortentwicklung feierten und demonstrierten.[16] Beispielhaft lässt sich das wiederum an der Österreichisch-Ungarischen Nordpolarexpedition zeigen: Mit der Ankunft der Arktis-Fahrer in Wien im September 1874 begann eine Reihe mehrwöchiger Spektakel, die eine gesellschaftliche Integrationswirkung im Vielvölkerstaat entfalteten.

Hahn zielte mit dieser Publikation jedoch nicht nur auf Spenden des in Mexiko lebenden deutschen Publikums ab, sondern hoffte auch, „viele Mexikaner für Beiträge zu gewinnen“. Als gleichwertige Partner betrachtete er Mexikaner allerdings nicht, wenngleich er ihnen augenscheinlich Sympathien entgegenbrachte. In einem vorausgegangenen Brief hatte er unter Rückgriff auf verbreitete Stereotype betont, dass es den mexikanischen Zeichnern, die er für seine eigenen Forschungsreisen anstellte, „an Praxis und Ausdauer“ mangelte.[17] Vermutlich waren sie für Hahn eher subalterne Vollstreckungsgehilfen, die am Erfolg in „höchste[r] Bewunderung für das deutsche Volk“ teilhaben sollten. Die versuchte Integration Mexikos war vermutlich auch dem Glauben an eine zivilisatorische Mission geschuldet.

End- und Kulminationspunkt der Hahn’schen Phantasien war, wie eingangs erwähnt, das Hissen der deutschen Flagge am Pol. Der Deutsche, dem dies gelänge, sollte neben einem Preisgeld von 1.000 Reichstalern auch „einen doppelten Kranz, einen von deutschem Eichenlaub und einen von mexikanischem Lorbeer“ erhalten. Auch im Moment des deutschen Erfolges war Mexiko in Form des pflanzlichen Attributes präsent. Die hier zu Tage tretende Idee eines von nationalen Rivalitäten befeuerten „Wettlaufs“, der durch das Aufstellen einer Flagge entschieden wird, erwies sich als überaus wirkmächtig und gipfelte schließlich im bis heute angezweifelten Erreichen des Nordpols durch Robert Peary 1909. Trotz der Vereinnahmung für nationale Zwecke, die sich besonders in der Bewerbung und retrospektiven Stilisierung von Forschungsvorhaben niederschlug, ist erneut darauf hinzuweisen, dass die Reisen selbst oft auf internationaler Zusammenarbeit beruhten. Die Geschichte der Polarforschung lässt sich, trotz aller nationalen Rhetorik, nur in europäischen und internationalen Bezügen verstehen. Nur rund 15 Jahre nach den von Petermann mitinitiierten Expeditionen war das Nordpolarmeer Schauplatz einer multilateralen Wissenschaftskooperation. Auf Initiative des bereits erwähnten Leiters der Österreichisch-Ungarischen Nordpolarexpeditionen, Carl Weyprecht, fand 1883 das erste internationale Polarjahr statt. Gemeinsam mit den USA errichteten verschiedene europäische Staaten Messstationen in der Arktis. Anders als bei der von Petermann verkörperten explorativen Geografie stand nun nicht mehr das „Entdecken“, sondern die systematische Erhebung von Daten im Vordergrund.[18]

Doch zurück zu Hahn: Den wichtigsten Beweggrund für sein Engagement nannte er erst am Ende des Briefes. Er befand sich offenbar in finanziellen Schwierigkeiten und hoffte, dass die Arktis-Komposition ihm „gute Beisteuer liefere“. Hoffnungsvoll appellierte er an Petermann, dass dieser auf seine „Idee eingehen und die Sache prüfen wird, um zu sehen, was sich praktisch dafür ausführen läßt“. Nun erklärt sich auch der ehrerbietige, ja geradezu schmeichlerische Ton, den Hahn gegenüber Petermann anschlug. Das Schreiben war im Grunde eine Bewerbung, den offiziellen Soundtrack zur deutschen Polarforschung zur komponieren. Dass sich Hahn durchaus selbstbewusst an einen bekannten Herausgeber wie Petermann wandte, ist dadurch zu erklären, dass er sich selbst als Teil der Scientific Community verstand und auch durchaus so wahrgenommen wurde, wie Nachrufe belegen.[19] Hahn hatte als Botaniker Forschungsreisen unternommen und das gesammelte Pflanzenmaterial nach Europa übersandt. In den 1870er-Jahren lebte er in Mexiko-Stadt, wo eine kleine, aber einflussreiche deutsche Gemeinde existierte.[20] Innerhalb der gebildeten Oberschicht der Hauptstadt scheint Hahn gut vernetzt gewesen zu sein. Er verfügte über Kontakte zur liberalen Presse, war Mitglied der Sociedad mexicana de Geografía y Estadística und machte sich als Komponist einen Namen.

Offenbar gelangte das musikalische Projekt aber nicht zur Ausführung. Vielleicht kam Hahns Tod der Umsetzung zuvor. Grundsätzlich scheint er aber durchaus in der Lage gewesen zu sein, ein solches Vorhaben zu realisieren. So hatte der überzeugte Vegetarier einen „Festmarsch“ für den 1867 in Nordhausen gegründeten Verein für Naturgemäße Lebensweise komponiert, dem er von Mexiko aus beigetreten war. Das Stück wurde in Leipzig gedruckt und den Mitgliedern überreicht.[21]

Zusätzlich zur offenkundigen Absicht, sich als Komponist zu profilieren, war der Brief mutmaßlich auch ein Akt der Selbstverständigung. Gerade als sich im Zuge der Gründung des Deutschen Kaiserreichs die Verhältnisse grundlegend wandelten, bemühten sich viele Ausgewanderte, die Verbindung zu ihren Herkunftsregionen ostentativ zu stärken. In der Praktik des Schreibens versuchte Hahn, sich als Teil der zunehmend fremder werdenden Heimat zu inszenieren und Selbstwirksamkeit zu entfalten. Dabei gab er die verbreiteten nationalen Argumentationsmuster nicht einfach nur wieder. Indem er Mexiko integrierte, entwickelte er seine eigene Vision der Aneignung der Arktis. Auf diese Weise schrieb Hahn selbst am europäischen Projekt des Kolonialismus mit.

Überdies verdeutlicht die Quelle, dass die Leser wissenschaftlicher Magazine und Zeitschriften sich nicht als passive Rezipienten verstanden. Hahn wurde durch seine konkreten Handlungsvorschläge zum Akteur, der die Polarfahrt zu beeinflussen suchte. Die Verbreitung wissenschaftlicher Vorhaben und Ergebnisse war kein Top-down-Prozess im Sinne einer einseitigen Popularisierung von Wissen. Rezipienten und Wissenschaftsakteure interagierten auf unterschiedliche Weise und wurden so zu „Ressourcen füreinander“, die sich wechselseitig mobilisieren ließen.[22] Populäre Forschungsreisende und Wissenschaftsorganisatoren wurden vermutlich häufig mit Vorschlägen wie denen Hahns konfrontiert. In Petermanns Nachlass in der Sammlung Perthes findet sich eine ganze Reihe solcher Mitteilungen.[23] Bereits zu früheren Zeitpunkten lässt sich dieses Phänomen in Europa beobachten: Der britische Naturforscher und langjährige Präsident der Royal Society Joseph Banks (1742–1820) etwa erhielt zahlreiche solcher Briefe, die er selbst unter „volunteers“ rubrizierte. Die Schreiben dieser mitunter als Claqueure und Projektemacher belächelten Akteure lohnen sicherlich einer eingehenderen Betrachtung, versprechen sie doch Einsichten in das Verhältnis zwischen den Protagonisten der sich gerade ausdifferenzierenden Wissenschaften und einer zeitschriftenlesenden Öffentlichkeit.[24]

Leider ist unklar, wie Petermann auf Hahns Ansinnen reagierte. Zumindest aber muss der Kartograph eine Antwort erwogen haben, denn er sortierte den Brief in ein Konvolut mit dem Titel „Polar-Angelegenheiten“ ein. Er legte ihn nicht etwa unter der tatsächlich vorhandenen Kategorie „Komisches“ ab, sondern stecke ihn in einen Umschlag mit der Aufschrift „Allerlei, noch aufzuheben, für Antworten“. Das Schreiben war für Petermann also vermutlich mehr als nur eine Skurrilität. Fest steht aber, dass sich Hahns nationalistische „Polarträume“ nicht realisierten.[25] Allerdings gibt es eine kleine Ausnahme: Während der Österreichisch-Ungarischen Nordpolarexpedition wurde bei der Erkundung Franz-Joseph-Lands eine vermeintliche Landmasse im Norden des Archipels gesichtet, die von Julius Payer den Namen Petermannland erhielt. Hahn, der 1873 starb, sollte die Rückkehr der Expedition nicht mehr erleben. Und das neuentdeckte „nördlichste[] Land der Welt“[26] stellte sich später als nicht existent, als Sinnestäuschung heraus und verschwand nach einigen Jahren wieder von den Karten und Globen.



[1] Essay zu der Quelle: Brief von Luis Hahn an August Petermann betreffend einen Bericht einer Nordpolarmeer-Expedition (10.02.1872), [Transkript], in: Themenportal Europäische Geschichte, 2023, <https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-77448>.

[2] Luis Hahn an August Petermann, Mexiko, 10. Februar 1872, Sammlung Perthes Gotha, SPA ARCH PGM 540/26, unpaginiert. Alle Zitate, soweit nicht anders vermerkt, stammen aus der hier abgedruckten Quelle.

[3] Christian Holtorf, Zum Pol. Positionen der Arktis in Raum und Zeit, in: Holt Meyer / Susanne Rau / Katharina Waldner (Hrsg.), SpaceTime of the Imperial (RaumZeitlichkeit, 1), Berlin 2016, S. 220–244, hier S. 224–226.

[4] In kondensierter Form finden sich Petermanns frühe Theorien in folgender, von ihm selbst verlegter Broschüre: August Petermann, The Search for Franklin. A Suggestion submitted to the British Public, London 1852; zur Franklin-Expedition und der anschließenden Suche vgl. Russel A. Potter, Finding Franklin. The Untold Story of a 165-year Search, Montreal 2016.

[5] Zu den PGM vgl. Imre Josef Demhardt, Der Erde ein Gesicht geben. Petermanns Geographische Mitteilungen und die Entstehung der modernen Geographie in Deutschland, Gotha 2006; zur Profilierung der Firma Perthes als Fachverlag für Geomedien vgl. jüngst Jenny Bryś, Justus Perthes Gotha – die Profilierung zum kartographischen Verlag 1816 bis 1853, in: Archiv für die Geschichte des Buchwesens 74 (2019), S. 19–54.

[6] August Petermann, Die Erforschung der arktischen Central-Region durch eine Deutsche Nordfahrt, in: PGM-Ergänzungsheft 16 (1865), S. 1–14, hier S. 6.

[7] Zur Geschichte der deutschen Polarfahrt und der Rolle Petermanns vgl. Reinhard A. Krause, Die Gründungsphase deutscher Polarforschung 1865–1875, Bremen 1992; David Thomas Murphy, German Exploration of the Polar World. A History 1870–1940, Lincoln 2002. Speziell zur nationalistischen Ausdeutung der deutschen Polarfahrten vgl. Tobias Nanz, Das Deutsche Reich am Nordpol, in: Sebastian Lentz / Ferjan Ormeling (Hrsg.), Die Verräumlichung des Welt-Bildes. Petermanns Geographische Mitteilungen zwischen „explorativer Geographie“ und der „Vermessenheit“ europäischer Raumphantasien (Friedenstein-Forschungen; 2), Stuttgart 2008, S. 89–98, hier S. 96f.; Elias Angele, „Es ist wahr, das Deutsche Volk ist ein wissenschaftliches Volk …“. Die Anfänge der Polarforschung als deutsch-nationale Unternehmung, in: Eva Schöck-Quinteros / Anna Stock-Mamzer / Christian Salewski (Hrsg.), Vom Eis gebissen – im Eis vergraben. Geschichten aus der deutschen Polarforschung, Bremen 2018, hier S. 23–59.

[8] Vgl. Stephen Walsh, Liberalism at High Latitudes. The Politics of Polar Exploration in the Habsburg Monarchy, in: Austrian History Yearbook 47 (2016), S. 89–106, hier S. 100–105.

[9] August Petermann an Emil von Roon, Briefentwurf, Gotha, o. D. [Winter 1865], SPA ARCH PGM 540/14, Bl. 2–3.

[10] Presentation of the Royal Awards, in: Proceedings of the Royal Geographical Society of London, 12.4 (1867–1868), S. 213–218, hier S. 216.

[11] Zum Verhältnis von Wissenschaft und Nation vgl. Ralph Jessen / Jakob Vogel, Einleitung. Die Naturwissenschaften und die Nation. Perspektiven einer Wechselbeziehung in der europäischen Geschichte, in: dies. (Hrsg.), Wissenschaft und Nation in der europäischen Geschichte, Frankfurt am Main 2002, S. 7–37; Mitchell G. Ash / Jan Surman, The Nationalization of Scientific Knowledge in Nineteenth-Century Central Europe: An Introduction, in: dies., The Nationalization of Scientific Knowledge in the Habsburg Empire, 1848-1918, Basingstoke 2012, S. 1–29; zu den geografischen Gesellschaften auch Iris Schröder, Das Wissen von der ganzen Welt. Globale Georgraphien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790–1870, Paderborn 2011, S. 64f.

[12] August Petermann, Die deutsche Nordpol-Expedition, 1868, PGM 14 (1868), S. 207–228, hier S. 208.

[13] Robert A. Stafford, Scientist of Empire: Sir Roderick Murchison, Scientific Exploration and Victorian Imperialism, Cambridge 1989.

[14] Johann Schimanski / Ulrike Spring, Die Passagiere des Eises. Polarhelden und Arktische Diskurse 1874, Wien 2015, S. 448–453.

[15] Otto Ule, Die Erlebnisse der zweiten deutschen Nordpolarexpedition, in: Die Natur 19 (1870), S. 313–316, S. 321–324, S. 329–332, S. 337–340. Die spanische Version erschien als Fortsetzungsartikel „Sucesos de la segunda expedición alemana al polo ártico“, por Otto Ule, traduoido del periódico aleman „Die Natur”, para el „Siglo XIX,” por Luis Hahn”, in: El Siglo Diez y Nueve, 27. September 1871, S. 2f.

[16] Zur Inszenierung von Wissenschaft vgl. Kristin Becker, Affe, Mond und Meer. Inszenierungen von Wissen und Wissenschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Berlin 2014; Stefanie Samia, Inszenierte Wissenschaft. Zur Popularisierung von Wissen im 19. Jahrhundert, Bielefeld 2014; zur Inszenierung der Rückkehr der Österreichisch-Ungarischen Nordpolarexpedition als Spektakel vgl. Schimanski, Passagiere des Eises, S. 93–182.

[17] Luis Hahn an August Peterman, Mexiko, 29.10.1871, Sammlung Perthes Gotha, SPA ARCH PGM 540/26, unpaginiert.

[18] Susan Barr / Cornelia Lüdecke (Hrsg.), The History of the International Polar Years (IPYs), Berlin 2010.

[19] Eduardo E. Zárate, Luis Hahn, in: El Siglo Diez y Nueve, 15. September 1873, S. 3; „Personalnachrichten“, in: Botanische Zeitung 32 (1874), Sp. 335f; Art. „Hahn, Ludwig (?–1873)“, in: Jan-Peter Frahm / Jens Eggers (Hrsg.), Lexikon deutschsprachiger Bryologen, 2. Aufl. Bonn usw. 2001, S. 161.

[20] Zur deutschen Gemeinde in Mexiko-Stadt vgl. Jürgen Buchenau, Blond and Blue-Eyed in Mexico City 1821–1975, in: Krista O’Donnell / Renate Bridenthal / Nancy Reagin (Hrsg.), The Heimat Abroad. The Boundaries of Germanness (Social History, Popular Culture, and Politics in German), Ann Arbor, S. 85–110.

[21] Luis Hahn, Festmarsch und Waldscene für Pianoforte componirt und seinem Freunde Eduardo Baltzer sowie allen Vegetarianern gewidmet. Zur Erinnerung an die erste Versammlung des Deutschen Vereins für naturgemässe Lebensweise zu Nordhausen im Mai 1869, [Leipzig] o. J.

[22] Sybilla Nikolow / Arne Schirrmacher, Das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit als Beziehungsgeschichte, in: dies. (Hrsg.), Wissenschaft und Öffentlichkeit als Ressourcen füreinander. Studien zur Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2007, S, 11–36.

[23] Philipp Felsch, Wie August Petermann den Nordpol erfand, München 2010, S. 177–181.

[24] Für diesen Hinweis danke ich Sünne Juterczenka (Georg-August-Universität Göttingen), die sich in ihrem Habilitationsprojekt mit dem Einfluss der Pazifikexpeditionen des 18. Jahrhunderts auf das europäische Geschichtsdenken befasst.

[25]Für den Hinweis auf diese Einsortierung – wie auch für zahlreiche weitere Anregungen – danke ich herzlich Sven Ballenthin, (Forschungsbibliothek Gotha, Sammlung Perthes).

[26] Julius Payer an August Petermann, Hamburg, 22.09.1874, Sammlung Perthes Gotha, SPA ARCH PGM 082/3, Bl. 387.



Literaturhinweise:

  • Philipp Felsch, Wie August Petermann den Nordpol erfand, München 2010.
  • Reinhard A. Krause, Die Gründungsphase deutscher Polarforschung 1865–1875, Bremen 1992.
  • Johann Schimanski / Ulrike Spring, Die Passagiere des Eises. Polarhelden und Arktische Diskurse 1874, Wien 2015.
  • Iris Schröder, Das Wissen von der ganzen Welt. Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790–1870, Paderborn/München/Wien 2011.

Quelle zum Essay
Polarpost aus Mexiko. Inszenierung und Aneignung von Wissenschaft im 19. Jahrhundert
( 2023 )
Zitation
Brief von Luis Hahn an August Petermann betreffend einen Bericht einer Nordpolarmeer-Expedition (10.02.1872), [Transkript], in: Themenportal Europäische Geschichte, 2023, <www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-77448>.
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